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Eine jahrhundertealte Legende, ein magisches Portal und eine abenteuerliche Reise: Mitreißender Lesestoff für alle Fans asiatischer Fantasy
In zehn Tagen ist Yukis 13. Geburtstag und eigentlich wollte sie ihn mit ihrem besten Freund verbringen. Doch nun ist sie umgezogen und in der neuen Schule hat sie keine Freunde. Als sie für den Geschichtsunterricht ihre japanischen Wurzeln erforschen soll, wendet Yuki sich mangels eigener Großeltern kurzerhand an Momo, die betagte Inhaberin des Antikladens "Rising-Sun-Emporium". Unter den dortigen Schätzen befindet sich ein alter Messingspiegel, der angeblich einst der berühmten japanischen Schriftstellerin Sei Shonagon gehörte. Legenden besagen, dass der Spiegel ein Portal ins mittelalterliche Japan sei, das sich nur alle hundert Jahre öffne. Als im Spiegel eine Frau mit langem, tiefschwarzem Haar und fließenden Seidengewändern erscheint und Yuki zu sich winkt, weiß sie, dass sie nur eines tun kann: durch das Portal in die unbekannte Welt zu treten. Warum hat die Frau ausgerechnet sie in die fremde Welt gelockt? Und wird es Yuki gelingen, den Weg zurück in ihre Welt zu finden?
Ein spannendes Fantasy-Abenteuer, inspiriert von Alice im Wunderland und Der Zauberer von Oz, das Leser:innen in die Welt des mittelalterlichen Japan entführt.
Yuki Snow hatte bloß noch einen einzigen Umschlag übrig. Mit zwanzig hatte sie angefangen: an jenem heißen Augustnachmittag, als sie ihr Heim im San Fernando Valley verloren hatte. Der große Umzugswagen mit ihren Habseligkeiten war in Richtung des neuen Hauses in Santa Dolores abgefahren, und da hatte ihre Mutter ihr und ihrem besten Freund Julio Geschenktüten mit bereits frankierten und adressierten Umschlägen und besonderem Briefpapier überreicht: über Yukis Bögen schlich oben ein Löwe, auf Julios streckte sich in der unteren rechten Ecke ein Tiger. Ihr ganzes Leben lang hatten Julio und Yuki Tür an Tür gewohnt. Außerdem hatten sie am selben Tag Geburtstag. Es hatte ihnen immer Spaß gemacht, einander auf altmodischem Weg Botschaften zu schicken: Sie hatten mit Taschenlampen gemorst, mit rauschenden CB-Geräten gefunkt und sich mit unsichtbarer Tinte Nachrichten geschrieben. So war Yukis Mutter auch auf das Briefpapier gekommen. Yuki und Julio hatten sich voneinander verabschiedet: Sie hatten die Fäuste gegeneinandergestoßen und dann mit den Händen geflattert. Soweit sie sich zurückerinnern konnten, hatten sie es so gemacht.
Doch nun, nur einen Monat später, saß Yuki zwölf Minuten vorm Klingeln im Englischunterricht und war sich deutlich bewusst, wie sehr ihre Freundschaft aus dem Gleichgewicht geraten war. Sie schrieb schon ihren zwanzigsten Brief an Julio, hatte von ihm aber erst zwei bekommen. Einer hatte die Zeichnung eines Videospielcharakters enthalten, den er entworfen hatte. Der andere war der Ausdruck einer Zehnfinger-Übung aus dem Computerkurs. Ihm waren eine Reihe Tippfehler unterlaufen, und er hatte wohl gedacht, sie würde sich darüber kaputtlachen: Wir sind solchet Zeug wie der zu Räumen, und dies kleine Leben umfasst ein Schaf. Ich bin greizzzt, Herr: habt Gedulk mit mir; mein alter Kopf ist schwindel Licht. Julio hatte als »Tastaturpoet« unterschrieben und ein PS hinzugefügt: Wenn ich mal nicht der neue heiße Kandidat für die Buena-Vista-Schülerzeitung bin . Haha!
Das fand er witzig, weil sie die Schriftstellerin war. Ihre regelmäßige Kolumne in der Schülerzeitung Der Snowdown war von allen immer begierig gelesen worden, und mit neun Jahren hatte sie ihre viel älteren Konkurrenten beim Wunderland-Slam an der California State University beeindruckt. Das war zwei Monate vor dem Tod ihres Vaters gewesen. Er hatte Philosophiekurse auf der Grundlage der Romane Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln gegeben und war Mitbegründer des alljährlichen Dichterwettstreits für Oberstufenschüler gewesen. Yuki war als seine Gehilfin mitgekommen. Die Teilnehmer hatten immer zehn Minuten Zeit, um Gedichte zu verschiedenen Stichworten aus den Alice-Büchern zu schreiben, die sie dann auf der Bühne vorlasen. Immer die Hälfte kam in die nächste Runde weiter, bis nur noch zwei Finalisten übrig waren. Yuki hatte aus Spaß auch ein Gedicht zum ersten Stichwort »mampfen Schnatterrind« geschrieben. Die Schiedsrichter hatten es so gut gefunden, dass sie plötzlich von der Gehilfin ihres Vaters zur Teilnehmerin am Wettbewerb geworden war. Sechs Runden später war sie im Finale gegen einen Elftklässler namens Ferny Bloom angetreten. Ihre Aufgabe war gewesen, eine Antwort auf die Frage zu geben, ob ein Rabe und ein Schreibtisch einander glichen. Yuki hatte geschrieben:
Ja krah! Denn sehen nicht im Flug die
aufgespannten Schwingen
wie eine Schreibtischplatte aus?
Ja krah! Denn kann nicht eine Schublade
ein Nest sein
und also eine Schwärmerei enthalten?
Ja krah! Denn nahm nicht Edgar Allan Poe
einst Platz an einem
und schrieb dann
Nimmermehr?
Ihr Vater hatte vor Stolz gestrahlt, als Yuki das Gedicht auf der Bühne vorgetragen hatte. Hinterher hatte er gesagt: »Was für ein Schmaus, Fliege!« Das war ihr Alice-Insider. Es war der schönste Tag in Yukis bisherigem Leben gewesen - zum ersten Mal hatte sie wirklich geglaubt, sie könnte eine großartige Schriftstellerin werden. Aber an der Juana-Maria-Schule in Santa Dolores wusste niemand etwas von ihrem Erfolg beim Wunderland-Slam oder ihrer Kolumne. Falls Yukis Tisch in ein Kaninchenloch stürzte oder von einem Tornado davongewirbelt wurde - würden ihre Mitschüler es überhaupt merken? Wohl eher nicht.
Yuki kaute auf ihrer Stiftkappe und warf Ms. Ghosh einen Blick zu. Ihr graues Haar glich einem Helm, und sie hatte eine Eieruhr auf dem Lehrertisch stehen. Wäre Yuki noch an ihrer alten Schule im Valley gewesen, hätte sie jetzt Gedichte, angelehnt an Emily Dickinson, geschrieben - mit vielen kurzen - Zeilen - und Gedankenstrichen - so etwa - und an einer ihrer unverkennbaren Top-5-Listen für ihre nächste Kolumne gearbeitet. Aber hier gab es keine Schülerzeitung, und Ms. Ghosh verstand es, die Sprache jeder Poesie zu berauben: Sie ließ sie Sätze gliedern und Syntaxbäume erstellen. Yuki war mit dem Arbeitsblatt längst fertig. Ihre Klassenkameraden offenbar auch, denn alle beugten sich über ihre Smartphones.
Yuki hatte noch keins, was ihr wirklich peinlich war. Nicht dass es jemanden gegeben hätte, mit dem sie sich hätte schreiben können. In der neuen Schule hatte sie sich noch mit niemandem angefreundet. Als ihre Mutter sie gefragt hatte, wen sie zu ihrer Geburtstagsfeier einladen wollte, hatte sie sich sehr zusammennehmen müssen, um ruhig zu antworten: »Niemanden. Ich will bloß das Übliche mit Julio machen.« Jedes Jahr aßen Yuki und Julio zusammen Tempura und Tamales. Manchmal behaupteten sie, Cousin und Cousine zu sein, und dann glaubten die Leute ihnen: Sie hatten beide dichtes dunkelbraunes Haar und olivfarbene Haut und wurden im Sommer schnell braun.
Auf ein Blatt ihres Blocks schrieb Yuki:
Sie notierte untereinander die Nummern eins bis fünf. Dann starrte sie mit gerunzelter Stirn auf das Blatt hinab. Ihr Vater hatte immer gesagt, wenn man andere zum Lachen bringen konnte, würden sie einem auch zuhören. Aber nichts an ihrem neuen Leben in Santa Dolores war lustig. Im letzten Frühling hatte ihre Mutter wieder geheiratet und dann plötzlich von einem Neuanfang gesprochen. Offenbar musste man dafür in ein anderes Haus ziehen, und die kosteten weniger in Santa Dolores, wo Doug lebte, fünfundvierzig Meilen die Küste hoch. Also hatten Hana (Yuki rief ihre Mutter seit dem Umzugstag bei ihrem Vornamen) und Doug sich dort umgeschaut. Hana hatte immer neue Argumente dafür vorgebracht, wieso das eine gute Idee war. Wollte Yuki nicht am Strand leben? Jeden Tag die frische Meeresluft atmen? Und würde es nicht schön sein, zum Supermarkt zu fahren, ohne sich durch Staus zu quälen? Yuki hatte schließlich eine Liste aufgestellt, wie sie es immer mit ihrem Vater gemacht hatte.
Wenn man am Strand lebt, hat man immer überall Sand - sogar zwischen den Buchseiten!
Das Meer riecht nach Fisch.
Smog ist der allererste Instagram-Filter, ihm sind atemberaubende Sonnenuntergangsfotos zu verdanken (nicht dass ich das aus erster Hand wüsste, da ich die einzige Achtklässlerin auf der Welt ohne Smartphone bin).
Auf dem Weg zum Supermarkt im Stau zu stehen, gibt mir mehr Zeit, bei den Songs im Radio mitzusingen.
Julio ist mein allerbester Freund, und er lebt im Valley.
Ihr Vater hatte ihre Gründe immer gelten lassen, aber bei ihrer Mutter biss sie auf Granit. Ungeachtet ihrer Proteste hatten Hana und Doug ein Haus in Santa Dolores gekauft. Yuki mochte den Strand wirklich nicht, aber sie war trotzdem zutiefst enttäuscht gewesen, dass die beiden nicht einmal einen niedlichen Bungalow am Meer ausgesucht hatten, neben dessen Veranda ein Wegweiser stand: »Hier lang zu den Meerjungfrauen!« Nein, das neue Haus lag sechseinhalb Kilometer landeinwärts zwischen trockenen Hügeln und Zitrusplantagen.
Sie hatte noch fünf Minuten, und da sprudelten die Gründe doch noch aus ihr heraus, wieso die neue Schule abgeschafft gehörte.
Als sie den Brief in den Umschlag gesteckt hatte, ließ Ms. Ghosh sie die Arbeitsblätter nach vorne durchgeben.
»Zu den Hausaufgaben! Ihr sollt ein Interview mit einem Senior oder einer Seniorin führen, mit einem Großelternteil oder einem anderen Verwandten beispielsweise. Redet mit ihnen über eine Erinnerung, die ihnen etwas bedeutet. Dabei könnte es sich um ein bestimmtes Ereignis in ihrem Leben oder ein Andenken drehen. Ihr sollt keine Biografie schreiben, die mit der Geburt beginnt! Konzentriert euch auf eine Sache. Am Montag müsst ihr eure Aufsätze abgeben.«
Yukis Hand schoss in die Höhe.
»Ja, Yuki?« Ms. Ghosh klang alles andere als begeistert.
Seit Yuki gefragt hatte, weshalb Ms. Ghosh kein Bewertungsraster für die Benotung heranzog, wirkte ihre Englischlehrerin stets verärgert, wenn sie mit ihr sprach. Yuki hatte auf ihren ersten Aufsatz 97 von 100 Punkten bekommen. Das Bewertungsraster hätte ihr gezeigt, wieso sie drei verloren hatte. Die Lehrer an ihrer alten Schule hatten es alle so gehalten, hatte sie erklärt, worauf Ms. Ghosh erwidert hatte: »Das hier ist aber nicht deine alte...
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