Schweitzer Fachinformationen
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Nach weiteren fünfzehn Minuten auf sonnigen, mit Bäumen gesäumten Straßen und Feldern mit langem Gras, auf denen verstreut Silberahorn, Eschen und Eichen standen, sah er das Schild - Eldon, Oakland County, Bevölkerung: 1024 - und eine Abzweigung.
Nach einigen weiteren Minuten sah er die ersten Häuser, dann noch mehr Häuser und schließlich fuhr er in die Innenstadt von Eldon. Er lächelte, als er verlangsamte, und freute sich, dass alles genauso wie auf den Bildern aussah.
Er fühlte sich, als wäre er in eine Zeit und an einen Ort zurückgereist, wo die Menschen sich anlächelten und sich zuwinkten, die Straßen breit waren, und die Sonne ständig in jede Ecke schien.
Er bemerkte, dass ihn jemand hinter einem Fenster beobachtete und winkte kurz, aber die Gardinen wurden schnell zugezogen. Nun ja, vielleicht lächelten und winkten nicht alle.
Er lachte leise. »Verdammte Auswärtige.«
Mitch hielt vor den Ratsstuben, gegenüber dem örtlichen Museum. Er hatte die Namen einiger Kontaktpersonen erhalten - Karen, die Vizebürgermeisterin, Shelly, seine künftige Assistentin, und Dr. Ben Wainwright, neunundsiebzig Jahre alt, der in den Ruhestand gehen wollte und der Grund für sein Hiersein war.
Es gab keine Parkuhren und keine Straßenschilder, was ihn sogar noch breiter lächeln ließ. Das war definitiv ein Vorteil gegenüber großen Städten, wo Autos als Feind gesehen wurden und sie zu parken, ein Privileg der Reichen und Glückspilze war.
Er sah über die Straße. »Zuerst einmal die Vizebürgermeisterin Karen.« Er schob die Fahrertür mit der Schulter auf und überquerte auf dem Weg zu den Ratsstuben die fast leere Straße. Es war ein quadratisches Gebäude aus den 1960er-Jahren, das eins der wenigen war, die vollkommen weiß gestrichen waren.
Mitch ging direkt auf die Frau am Empfang zu, der sich neben einer Eichenholztreppe befand, die vom Set des Films Vom Winde verweht hätte stammen können.
»Hi.« Er schenkte der Empfangsdame sein charmantestes Lächeln.
Sie erwiderte das Lächeln, zwinkerte mit beiden Augen, um die sich dabei Fältchen bildeten, und hob einen Finger, während sie ihr Telefongespräch beendete.
Sie legte auf und sah hoch. »Dr. Taylor.« Es war keine Frage, sie zog die Brauen bis zur Hälfte der Stirn hoch.
»Schuldig.« Mitch hob die Hände, war aber immer noch etwas überrascht, dass sie ihn erkannt hatte.
»Ich bin Gladys, und wir haben Sie erwartet.« Sie strahlte wie ein Schulmädchen. »Sie sehen genauso nett wie auf den Bildern aus. Wie ein junger Ben Affleck.«
»Danke, nur nennen Sie mich nicht Ben Affleck.« Mitch lachte leise. »Äh, ist die Vizebürgermeisterin da?«
»Ja, aber sie könnte noch in einer Besprechung sein. Ich prüfe mal, ob sie frei ist.« Gladys drückte einen Knopf auf ihrer Telefonanlage, sprach ein, zwei Sekunden leise, drehte sich dann zu ihm um und nickte. »Sie haben Glück, sie kommt runter.«
Oben öffnete und schloss sich eine Tür, dann war das Klicken von Absätzen auf Linoleum zu hören. Aus irgendeinem Grund zog Mitch automatisch den Bauch ein.
Karen Powell kam die Treppe hinunter, die dunklen Augen auf ihn gerichtet, und sie lächelte nicht, bis sie direkt vor ihm stehen blieb. Das Erste, was ihm auffiel, war, dass sie winzig war, höchstens eins-sechzig groß. Das Nächste, was er bemerkte, war, dass sie fast zu leuchten schien, zumindest für ihn.
Ganz ruhig, Junge, dachte er, als er spürte, dass sich seine Wangen röteten.
Sie streckte die Hand aus. »Dr. Taylor, schön, Sie persönlich kennenzulernen. Online Meetings sind so unpersönlich.«
»Danke gleichfalls.« Er schüttelte ihr die Hand und stellte fest, dass sie zwar klein war, aber einen festen Griff hatte. Und statt der weichen Haut, die er erwartet hatte, schienen ihre Handflächen etwas schwielig zu sein. Fitnessstudio-Junkie, oder sie besitzt vielleicht ein großes Grundstück, überlegte er.
Sie neigte den Kopf. »Haben Sie unsere kleine Oase ohne Probleme gefunden?«
Er lächelte. »Ja. Und Eldon ist so schön, wie ich es erwartet habe. Es ist mir ein Vergnügen, hier zu sein, Vizebürgermeisterin. Oh, und bitte nennen Sie mich Mitch.«
»Nur, wenn Sie mich Karen nennen.« Sie musterte ihn. »Sind Sie nur vorbeigekommen, um Hallo zu sagen, oder gibt es etwas, das ich für Sie tun kann?«
»Ich bin auf dem Weg zu Dr. Wainwright, um ihn wissen zu lassen, dass ich angekommen bin. Als ich hier vorbeifuhr, habe ich mich gefragt, ob Sie da sind.«
»Gut«, sagte sie. »Sie werden Ben mögen, er ist seit Jahren mein Hausarzt. Da er bald in den Ruhestand geht, denke ich, dass ich in Zukunft zu Ihnen kommen werde.«
»Sie und Ihre Familie?«, fragte er.
Sie nickte. »Ja, aber das sind nur ich und Benji - Benjamin, mein zwölfjähriger Sohn.«
Er wartete ein paar Sekunden, ob sie weitere Erklärungen hinzufügen würde, doch das tat sie nicht, und er nahm an, dass es zu früh für ihn war, solche privaten Einzelheiten zu erfahren. »Okay, sehr schön.« Mitch wartete einen weiteren Augenblick und wies dann mit dem Daumen zum Ausgang. »Also, äh, ich gehe dann wohl besser.«
Sie musterte ihn weiterhin mit einem angedeuteten Lächeln, bis ihr plötzlich etwas einzufallen schien. »Hey, dieses Wochenende gibt der Bürgermeister eine Abschiedsfeier für Ben, Sie sind zum perfekten Zeitpunkt eingetroffen. Es wäre lohnend für Sie zu kommen und alle Ihre zukünftigen Patienten zu treffen.«
»Okay, ja. Das klingt wirklich gut.« Er nickte ihr kurz zu und sah zu Gladys, die telefonierte, ihn aber trotzdem beobachtete. »Bis bald, Gladys.«
Die Fältchen erschienen wieder in ihren Augenwinkeln und dieses Mal auch um ihre Nase herum, während sie ihr fröhliches Telefongespräch weiterführte.
Zurück im Auto las er die Straßenschilder der nächsten Kreuzung, um sich zurechtzufinden. Es war Freitag, und er hatte vorgehabt, sich am Wochenende seine Praxis anzusehen, stellte aber fest, dass Wainwrights Praxis nicht allzu weit entfernt war. Er konnte erst den alten Jungen besuchen, und wenn er noch irgendetwas brauchte - Lebensmittel oder Medikamente - bevor er Mitte der Woche eröffnete, hatte er immer noch den Nachmittag, um alles zu erledigen.
Er parkte aus und fuhr die Straße hinunter zur ersten Abzweigung der Dugdale Street. Er fuhr an einem Antiquitätenladen, Gemischtwarenhandlungen und ein paar leeren Coffee-Shops vorbei. Schließlich kam er zu einem gepflegten kleinen Haus mit einem Messingschild vorne: Ben B. Wainwright - Praktischer Arzt.
***
Der Boden bebte.
Nur ein bisschen.
Und jeder, der draußen unterwegs war, hätte es für einen vorbeifahrenden Lastwagen halten können. Oder Einbildung. Aber die örtlichen Taubenschwärme flogen in den Himmel und immer weiter.
»Hier muss es sein«, sagte Mitch und hielt an. Er parkte das Auto für einen Moment und bewunderte das kleine Haus, das dunkelblau gestrichen war, während Zaun und Geländer in Weiß erstrahlten. Es sah aus, als wäre es gut in Schuss gehalten worden, und es war offensichtlich, dass Wainwright stolz auf die Instandhaltung war.
Immer ein gutes Zeichen, dachte er.
Er stieg aus seinem Auto und lächelte. »Mitch, mein Junge, eines Tages wird all das dir gehören.«
Er ging zur Pforte und schob sie auf. Die Angeln quietschten etwas, aber es schloss sich von selbst hinter ihm, als er auf den offenen Eingang zuging. Er trat in den Empfangsbereich und roch Lavendel und Alkohol.
Hinter dem Empfangstisch saß eine junge Frau, den Kopf gesenkt, mit Ohrstöpseln in den Ohren. Mitch nahm an, dass sie medizinische Berichte für Dr. Wainwright transkribierte, aber als er sich ihrem Schreibtisch näherte, hörte er Popmusik aus den Ohrstöpseln dringen und sah, dass ein aufgeschlagenes Magazin vor ihr lag.
Er beugte sich über den Tisch. »Shelly Horton, nehme ich an?«
Sie sah auf, und ihr Blick wechselte plötzlich von gelangweilt zu aufmerksam. Sie schlug das Magazin zu, lächelte ihn strahlend an und zog die Ohrstöpsel heraus.
»Hi. Tut mir leid, kann ich Ihnen helfen?«
»Ich denke schon.« Er erwiderte ihr Lächeln, obwohl ihm die Vorstellung, dass seine potenzielle neue Empfangsdame Patienten ignorierte, nicht gefiel. Wenn es in der Praxis ruhiger war, musste er nicht ganz so streng mit ihr sein.
»Ich bin Dr. Michael Taylor. Ist Dr. Wainwright da?«
Sie stand auf. »Michael, Dr. Wainwright, ja, ja, er ist da.« Sie streckte die Hand aus und lehnte sich über den Empfangstresen, wobei sich ihre Dienstkleidung spannte. »Ich bin Ihre Rezeptionistin, Shelly Horton.«
»Schön, Sie kennenzulernen, Shelly.« Er schüttelte die Hand, die sie ihm hinhielt. »Ziemlich ruhig, was?«
Sie nickte energisch, hielt immer noch seine Hand fest und kam um den Schreibtisch herum. »An einigen Tagen schon. Die Einwohner von Eldon sind im Allgemeinen ziemlich gesund. Außer, es ist Grippesaison.«
»Das ist nicht so gut.« Er lächelte und löste seine Finger aus ihrer Hand. »Wie soll ich meinen Lebensunterhalt verdienen, wenn niemand je zum Arzt geht?«
Sie kicherte, und ihre Augen funkelten ihn an. Sie zeigte mit einem schlanken Finger zu einer Seitentür. »Wollen Sie, dass ich ihn hole? Dr. Wainwright?«
»Klar. Ich bin gerade erst eingetroffen und komme vorerst nur vorbei, um Hallo zu sagen.«
»Dann Hallo.« Sie winkte mit beiden...
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