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Des Morgens erhebt vom Schwefelbett sich Der Teufel im ersten Licht und sieht nach seinem kleinen Hof, der Welt, wie es dort wohl um sein Vieh bestellt.
ROBERT SOUTHEY
Police Sergeant Hamish Macbeth sollte jenen schönen Frühlingstag nie vergessen.
Es war der Tag, an dem der Teufel nach Lochdubh kam.
Hamish schlenderte in dem winzigen Highland-Dorf am Ufer entlang und freute sich, einen Moment seinem effizienten Untergebenen zu entkommen, Police Constable Willie Lamont, einem Bluthund auf zwei Beinen. Obwohl seine Beförderung zum Sergeant mehr Gehalt bedeutete, hatte sie ihm leider auch diesen übereifrigen Polizisten beschert, der Hamishs beschauliches Leben und Heim empfindlich störte. Obendrein war Willie ein Sauberkeitsfanatiker, und Hamish war es leid, immerzu Desinfektionsmittel zu riechen.
Es war sonnig und warm, was im März in den Highlands selten vorkam. Schnee glitzerte auf den zwei Berggipfeln, die sich über dem Dorf erhoben, und Loch Lochdubh lag ruhig und glatt in der Morgensonne. Torfrauch stieg aus den Schornsteinen der Cottages auf, und Möwen gingen in den Sinkflug und tauchten ins Wasser ein.
Dann sah Hamish ihn vor dem ehemaligen Lochdubh Hotel, das immer noch zum Verkauf stand. Es war ein alter, verbeulter Bus, der zu einem Wohnmobil umgebaut war. Irgendwann war der Wagen wohl in psychedelischen Farben bemalt worden, aber die waren längst zu Pastelltönen verblasst und von braunen Roststreifen durchzogen.
Hamish ging hin und klopfte an die Tür, die sogleich aufgerissen wurde. Ein hochgewachsener Mann lächelte Hamish von oben an. Er war unglaublich gut aussehend, hatte pechschwarzes Haar mit einem spitzen Ansatz auf der Stirn und grasgrüne Augen ohne den kleinsten Sprenkel von Braun. Sein Gesicht und seine Arme waren goldbraun gebrannt. Er trug ein blau-weiß kariertes Hemd und eine Jeans, die sich an seine langen, muskulösen Beine schmiegte.
»Hier dürfen Sie nicht parken«, sagte Hamish und fragte sich, warum er diesen gut aussenden Mann auf Anhieb so wenig leiden konnte.
»Ich bin ein Nichtsesshafter«, antwortete der Mann in sehr kultiviertem Englisch. »Mein Name ist Sean Gourlay.«
Hamishs Züge verhärteten sich. Früher hätte man Sean einen »Hippie« genannt. Jetzt gehörte er zu der wenig liebenswerten Gruppe von Leuten, die sich euphemistisch als »Nichtsesshafte« bezeichneten: eine umherziehende Horde, die mit ihren schrottreifen, nicht zugelassenen Fahrzeugen, ihrem Schmutz, den Drogen und ihren Hunden über Orte wie Stonehenge herfielen. Manche wohlmeinenden Seelen, deren Land niemals in eine Müllkippe verwandelt und deren Schafe nie von Hunden gerissen worden waren, dichteten den Nichtsesshaften eine romantische Aura an. Diese nomadischen Faulenzer behaupteten, »Nichtsesshafte« oder »neue Nichtsesshafte« zu sein, um für sich dieselben Privilegien und Campierrechte zu fordern, wie sie Sinti und Roma oft seit Jahrhunderten zugestanden wurden. Die »Nichtsesshaften« wähnten sich diesen Bevölkerungsgruppen nämlich gleichgestellt. Hamish hatte nichts gegen Sinti oder Roma und kannte alle, die hier gelegentlich durchzogen. Doch Möchtegerns wie Sean Gourlay konnte er nicht ausstehen.
»Sie sind kein Roma«, erklärte er, »und haben deshalb keine Sonderrechte. Dies ist Privatbesitz.«
Eine junge Frau drängte sich neben Sean an die Tür. Sie hatte strähniges, von der Sonne ausgeblichenes Haar, ein kleines, schmutziges Gesicht und einen dünnen Körper. »Verzieh dich, Bulle«, sagte sie. Sie sprach mit einem keh ligen Glasgow-Akzent.
Hamish ignorierte sie. Er redete mit Sean. »Ich kann Ihnen einen Platz oben im Moor zeigen, wo Sie campieren dürfen.«
Sean schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Aber ich mag dieses Dorf.«
»Ich auch«, erwiderte Hamish, »deshalb befehle ich Ihnen weiterzufahren. Zeigen Sie mal Ihren Führerschein.«
Ein Schwall von Kraftausdrücken barst aus dem jungen Mädchen. Sean griff in seine Gesäßtasche und zog einen sauberen neuen Führerschein hervor, der erst vor wenigen Monaten ausgestellt worden war. Nun sprang die junge Frau aus dem Bus. Sie war sehr klein und hüpfte fluchend und schreiend vor Hamish auf und ab. »Bulle« war noch die höflichste Schmähung, die ihr über die Lippen kam.
Derweil strahlte Sean eine merkwürdige, beinahe finstere Anziehungskraft aus. Er beachtete das Mädchen überhaupt nicht, und Hamish stellte fest, dass er selbst es ebenfalls ignorierte. Er prüfte Seans Versicherung und die Steuerplakette auf dem Bus. Beides war in Ordnung.
Schließlich gab er die Papiere zurück und sagte streng: »Jetzt fahren Sie weg.«
Sean grinste. »Gewiss doch, Officer.«
Die junge Frau forderte Hamish auf, etwas anatomisch Unmögliches mit sich anzustellen, bevor sie plötzlich in den Bus zurückhuschte wie ein kleines, behaartes Tier in seinen Bau.
»Achten Sie nicht auf Cheryl«, meinte Sean träge. »Sie ist recht aufbrausend.«
»Und ihr voller Name?«, fragte Hamish.
»Cheryl Higgins, wie der Professor.«
Hamish wartete, bis Sean sich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte und der klappernde Bus wegfuhr. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er da und blickte dem Gefährt nach. Dann schüttelte er den Kopf. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass Sean ihn wütend machte. Wenn die beiden oben im Moor parkten, würden sie nicht lange bleiben. Hamish wusste, dass die Nichtsesshaften gern unter ihresgleichen waren. Es war ungewöhnlich, nur zwei von ihnen und einen alten Bus vorzufinden. Ungewöhnlich war auch dieses gute Wetter. Bald würde der »Lämmerschnee« kommen, der letzte scheußliche Schneefall, der verlässlich im späten Frühling einsetzte und eine Plage für die Schafhirten war.
Hamishs Gedanken kehrten zum Problem PC Willie Lamont zurück. Es würde ihm rein gar nichts ausmachen, einen Helfer zu haben. Alle Polizisten, egal, wie verbrechensfrei ihr Zuständigkeitsbereich war, mussten eine Menge Schreibarbeit erledigen. Allerdings betrachtete Hamish die Polizeiwache als sein Zuhause, und er wünschte, er könnte Willie irgendwo anders im Dorf unterbringen.
Als er zurück in Richtung Wache ging, sah er, dass sein Hund Towser abermals im Garten angebunden war. Der arme Kerl wird dieser Tage immerzu nach draußen verbannt, dachte Hamish. Willie musste die Fußböden schrubben . schon wieder. Er beschloss, rauf zum Tommel Castle Hotel zu fahren, wo seine Freundin Priscilla Hal bur ton-Smythe im Souvenirladen des Hotels arbeitete. Pris cillas Vater, Colonel Halburton-Smythe, hatte sein Heim in ein Hotel umgewandelt, nachdem er große finanzielle Verluste erlitten hatte, weil er sein Geld einem Scharlatan anvertraut hatte.
Das Hotel florierte, denn das Anwesen bot erstklassige Jagd- und Angelmöglichkeiten und lockte mit seinen saftigen Zimmerpreisen die Snobs und Neureichen an, die das arrogante Auftreten des Colonels für ein Zeichen vornehmer Herkunft hielten und nicht für eine Mischung aus Überheblichkeit und schierer Boshaftigkeit, um die es sich in Wahrheit handelte.
Während er Towser losband und mit ihm zum Polizei-Land-Rover ging, dachte Hamish betrübt, dass Willie wie eine Nervensäge von Ehefrau im Haus war. Archie Maclean, der Fischer, verbrachte die meiste Zeit entweder im Pub oder hockte auf der Hafenmauer herum, um von seiner unausgesetzt putzenden Frau wegzukommen.
Die neue Geschenkboutique des Hotels war ein angenehmer Ort, der die besten schottischen Waren anbot: Kristall aus Edinburgh, Caithness-Glas, Silberschmuck, edle Strickwaren sowie viele preisgünstigere Sachen, die Touristen mit nach Hause nehmen konnten - Shortbread, Karamell aus der Region, Reiseführer, Postkarten, Schreibwaren und Stofftiere.
Priscilla trug ihre neue Touristenuniform, die aus einer weißen Rüschenbluse und einem kurzen Schottenrock bestand. Hamish fragte sich, was die Touristen von dieser eleganten Frau mit dem glatten blonden Haar und der fantastischen Figur halten mochten, die wie ein Model aus der Vogue aussah.
Sie lächelte, als sie Hamish erblickte. »Ah, anscheinend hast du gehört, dass ich jetzt eine Kaffeemaschine habe.«
»Ich will nicht schnorren«, entgegnete er, obwohl er genau das fast immer tat. »Aber einen Kaffee nehme ich trotzdem gern.«
»Was führt dich zu mir, Sergeant?«, fragte Priscilla, die zwei Becher Kaffee einschenkte. Neuerdings wurde sie es nie leid, ihn »Sergeant« zu nennen. Hamish wusste, dass sie seine Beförderung als Indiz nahm, dass er endlich zur Vernunft gekommen war und beschlossen hatte, ehrgeizig zu sein.
»Es ist Willie«, antwortete er. »Er putzt mal wieder. Ich kann mich kaum noch bei mir zu Hause aufhalten.«
»Du bist zu gutmütig, Hamish«, erklärte Priscilla streng. »Behaupte dich mal und gib ihm irgendwas anderes zu tun.«
»Na ja, ich hatte überlegt, den Superintendent anzurufen und ihm zu sagen, dass hier nicht genug Arbeit für zwei Leute ist.«
»Und was würde dann passieren?«, fragte Priscilla. »Sie würden die Wache schließen und dich nach Strathbane versetzen, was dir gar nicht gefallen würde. Ich meine, du willst doch nicht wieder degradiert werden, oder?«
»Tatsächlich würde es mir sehr gut passen«, antwortete Hamish, dessen Highland-Akzent ausgeprägter wurde wie stets, wenn er sich ärgerte. »Vor dem letzten Mord hatte ich ein gutes Leben. Ich hätte Blair die Lorbeeren für die Aufklärung einheimsen lassen sollen.« Detective Chief Inspector Blair war der Fluch seines Lebens, dennoch hatte Hamish ihn früher gern das Lob für die von...
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