Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Im abgelegenen schottischen Fischerdorf Stoyre ist etwas im Gange. Die Einwohner verhalten sich irgendwie äußerst ... merkwürdig. Bei einem Routinebesuch findet Dorfpolizist Hamish Macbeth den Pub leer vor, während die Kirche unerwartet voll ist - und die Atmosphäre durchdrungen von Angst. Dann wird ein Ferienhaus durch eine Explosion dem Erdboden gleichgemacht, was die Einheimischen als »höhere Gewalt« bezeichnen. Hamish hat da allerdings eine andere Theorie. Mit Hilfe der scharfsinnigen Journalistin Elspeth Grant gibt er alles, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Können die beiden den merkwürdigen Vorkommnissen auf den Grund gehen und herausfinden, was in Stoyre wirklich los ist?
Auf meinen vielen Reisen ist mir kein Schotte begegnet, der von Verstand war. Ich glaube, jeder in dem Land, der welchen besitzt, verlässt es, so schnell er kann.
FRANCIS LOCKIER
Propaganda funktioniert, wie jedes Schulkind weiß, nach der Methode, dass man immer wieder das Gleiche sagt, ob wahr oder falsch, und die Leute fangen schließlich an, es zu glauben.
Hamish Macbeth, der Police Constable von Lochdubh und Umgebung, war bis vor Kurzem ein glücklicher, zufriedener Mann ohne jedweden Ehrgeiz gewesen. Was alle, sogar die Stubenhocker und Erfolglosen, als eine Form von Geistesstörung betrachteten. Obendrein lagen ihm mehrere Leute seit Jahren in den Ohren, er solle sich mal am Riemen reißen, etwas aus seinem Leben machen, sich um eine Beförderung bemühen und das Faulenzen lassen. Was bis vor einer kleinen Weile schlicht an ihm abgeperlt war.
Doch dann hatte Elspeth Grant, ihres Zeichens Reporterin beim Lokalblatt, in den Chor eingestimmt. Es war ihre Art, Hamish mit so etwas wie liebevoller Verachtung auszulachen, wenn er sich durchs Dorf schnorrte, die ihm unter die Haut ging. Ihr mildes Staunen darüber, dass er sich nicht »verbessern« wollte, addierte sich zu all den anderen ähnlichen Bemerkungen der vergangenen Jahre hinzu und arbeitete in ihm, als wäre er einem Propagandafeldzug ausgesetzt gewesen, sodass er begann, sich rastlos und unzufrieden zu fühlen.
Hätte er neben den Schreibarbeiten zu Schafsbädern und dem gelegentlichen Verwarnen von Wilderern noch irgendetwas anderes zu tun, würden ihn Elspeth Grants Kommentare vielleicht weniger wurmen. Und Elspeth war attraktiv, auch wenn er sich das nicht eingestand. Und selbst wenn er es täte: Seine bisherigen Frauenprobleme reichten ihm allemal für den Rest seines Lebens.
Er fing an, Reisemagazine im Fernsehen anzuschauen und sich vorzustellen, wie er über weiße Sandstrände spazierte oder hoch oben in den Bergen des Himalaya war. Ihn ärgerte, dass er seinen gesamten Urlaub bisher in Schottland verbracht hatte.
Eines sonnigen Morgens beschloss er, dass es Zeit wurde, wieder mal seinen Zuständigkeitsbereich abzufahren, der einen recht großen Teil von Sutherland abdeckte. Hamish beschloss, das Dorf Stoyre oben an der Westküste zu besuchen. Es war eher ein Weiler als ein Dorf. Dort gab es keine Verbrechen. Aber, erinnerte er sich, ein guter Polizist sollte hin und wieder sogar in dem Ort nach dem Rechten sehen.
Nach einem sehr verregneten Winter und einem scheußlichen Frühling war eine Phase von idyllischem Wetter in den Highlands eingekehrt. Die hohen, zerklüfteten Berge verschwammen im Hitzeflirren. Die Luft, die durch das offene Seitenfenster des Polizeiwagens hereinwehte, war geschwängert vom Duft nach wildem Thymian, Salz, Grauheide und Torfrauch.
Hamish atmete tief ein und fühlte, wie die dunkle Unzufriedenheit in ihm abebbte. Verdammte Elspeth! Dies war das wahre Leben. In gleichmäßigem Tempo fuhr er die sich schlängelnde, einspurige Straße entlang nach Stoyre.
Touristen kamen so gut wie nie in den Weiler. Was an einem solch idealen Tag erstaunlich schien, wenn sich die bescheidene Reihe weiß getünchter Häuser an das tiefblaue Wasser des Atlantiks schmiegte. Es gab einen kleinen Hafen mitsamt einer hohen Mauer, in dem drei Fischkutter träge an ihren Ankerketten wippten. Hamish parkte vor dem Pub namens Fisherman's Arms und stieg aus dem Land Rover. Sein seltsam aussehender Hund Lugs mit den großen Ohren, dem rauen Fell und den blauen Augen sprang ebenfalls hinaus.
Hamish schaute sich nach links und rechts um. Das Dorf wirkte wie verlassen und sehr still, geradezu unnatürlich ruhig. Nirgendwo weinte ein Kind, nirgends drangen Radiogeräusche aus einem Cottage, in den kleinen Dorfladen neben dem Pub ging niemand hinein, niemand kam heraus.
Lugs stellte die Nackenhaare auf und knurrte leise.
»Ganz ruhig«, sagte Hamish. Er blickte zum Hügel oberhalb des Dorfes, wo der Friedhof hinter einer kleinen Kirche lag. Vielleicht fand gerade eine Beerdigung statt. Doch auch dort rührte sich nichts.
»Na komm, Lugs.« Hamish öffnete die Tür zum Pub und ging hinein. Hier gab es lediglich einen kleinen, weiß gekalkten Schankraum mit niedrigen Deckenbalken. Die wenigen Holztische waren von Zigarettenbrandmalen vernarbt. Hinter dem Tresen war niemand zu sehen.
»Jemand zu Hause?«, rief Hamish laut.
Zu seiner Erleichterung hörte er, dass sich in den hinteren Räumen jemand bewegte. Ein untersetzter Mann kam durch eine Tür herein. Hamish erkannte Andy Crummack, den Wirt und Besitzer.
»Wie geht's, Andy?«, fragte er. »Sind alle in diesem Dorf tot? Draußen ist ja niemand zu sehen.«
»Ah, Sie sind's. Was nehmen Sie?«
»Nur ein Tonic.« Hamish blickte sich in dem verlassenen Schankraum um. »Wo sind denn alle?«
»Um diese Tageszeit ist es immer ruhig.« Andy goss Tonic aus einer kleinen Flasche in ein Glas.
»Zum Wohl!«, sagte Hamish. »Nehmen Sie auch was?«
»Ist zu früh. Wenn es Ihnen nichts ausmacht . Ich muss meine Bestände prüfen.« Der Wirt ging wieder zur Tür hinter der Bar.
»Einen Moment noch, Andy. Ich bin schon eine Weile nicht in Stoyre gewesen, aber so still habe ich den Ort noch nie erlebt.«
»Wir sind ruhige Leute.«
»Und es ist nichts los?«
»Nein, nichts. Wenn Sie mich dann entschuldigen .« Der Wirt verschwand durch die Tür.
Hamish trank sein Tonic, schob seine Mütze nach hinten und kratzte sich im feuerroten Haar. Vielleicht bildete er es sich bloß ein. Er war seit Monaten nicht in Stoyre gewesen, das letzte Mal im März zu einem Routinebesuch. Allerdings erinnerte er sich, dass da Leute am Hafen geplaudert hatten, und in diesem Pub war es voll gewesen.
Er stellte sein Glas auf den Tresen und trat hinaus in den Sonnenschein. Die Häuser leuchteten weiß im grellen Licht, und das blaue Wasser, das sanft an die Küste schwappte, hatte eine ölige Oberfläche.
Hamish ging in den Dorfladen. »Guten Morgen, Mrs MacBean«, sagte er zu der älteren Frau hinter dem Tresen. »Ruhig heute. Wo sind die Leute alle?«
»Die werden oben in der Kirche sein.«
»An einem Montag? Wird jemand beerdigt?«
»Nein. Wollen Sie was kaufen, Mr Macbeth?«, fragte die Ladeninhaberin.
Hamish lehnte sich auf den Tresen. »Kommen Sie schon. Mir können Sie es doch erzählen. Was machen alle an einem Montag in der Kirche?«
»Wir hier in Stoyre sind gottesfürchtige Leute«, antwortete sie spitz, »und das vergessen Sie lieber nicht.«
Verdutzt trat Hamish wieder nach draußen. Er wanderte den Hügel hinauf, als die Kirchentüren geöffnet wurden und Leute herausgeströmt kamen. Die meisten waren in Schwarz, wie für eine Beerdigung, gekleidet.
Hamish stand mitten auf dem Weg, als sie nach unten strebten. Er grüßte die, die er kannte. »Morgen, Jock . Herrlicher Tag, Mrs Nisbett .« Und so weiter. Doch die Menge teilte sich vor ihm und schritt schweigend vorbei, bis er schließlich allein dastand.
Er ging weiter hinauf zur Kirche und an ihr vorbei zum Pfarrhaus daneben, dicht gefolgt von Lugs.
Der Pfarrer war eben an der Haustür angekommen. Er war neu, wie Hamish feststellte: ein dünner, nervös wirkender Mann mit einem ausgeprägten Adamsapfel. Sein schwarzer Talar war abgetragen und staubig. Er hatte schütteres, rotblondes Haar, matte Augen und einen kleinen, geschürzten Mund.
»Guten Morgen«, sagte Hamish. »Ich bin Hamish Macbeth, Constable von Lochdubh und auch für dieses Dorf zuständig. Sind Sie neu hier?«
Der Pfarrer drehte sich widerwillig zu ihm um. »Ich bin Fergus Mackenzie«, sagte er im typischen Highland-Singsang.
»Sie scheinen sich gut zu machen«, bemerkte Hamish. »Wenn Sie die Kirche an einem Montagmorgen voll bekommen.«
»Hier gibt es eine starke religiöse Neuerweckung«, erklärte Fergus. »Wenn Sie mich dann entschuldigen .«
»Nein«, konterte Hamish gereizt. »Dieses Dorf hat sich verändert.«
»Zum Besseren. Eine gottesfürchtigere Gemeinde finden Sie nirgends in den Highlands.« Mit diesen Worten betrat der Pfarrer das Haus und knallte Hamish Macbeth die Tür vor der Nase zu.
Zunehmend verärgert kehrte Hamish an den Hafen zurück, der wie zuvor völlig verlassen dalag. Er überlegte, an einige Türen zu klopfen und zu sehen, ob ihm jemand dieses seltsame Verhalten erklären könnte - mit etwas anderem als einer religiösen Wiedererweckung. Doch er entschied sich dagegen.
Stattdessen schaute er den Hügel hinauf zu einem Cottage weit oben. Es war das Ferienhaus des pensionierten Majors Jennings, eines Engländers. Vielleicht war er gesprächiger. Abermals trottete Hamish den Hügel hinauf, vorbei an der Kirche, und klopfte an Jennings' Tür. Es folgte nichts als Stille. Er wusste, dass der Major den Großteil des Jahres in Südengland verbrachte. Wahrscheinlich war er noch nicht wieder hier, denn er kam gewöhnlich erst im Hochsommer.
Als Hamish in den Ort unten zurückkehrte, sah er, dass die Leute wieder unterwegs waren. Dorfbewohner waren im Laden und am Hafen. Diesmal wurde er freundlich gegrüßt. Er blieb bei Mrs Lyle stehen. »Geht hier etwas Seltsames vor?«, fragte er sie.
Sie war eine kleine, rundliche Frau mit kurzen grauen Locken und einer Brille, die weit unten auf ihrer Nase saß. »Was meinen Sie?«
»Es ist eine eigenartige Atmosphäre, und Sie waren alle in der Kirche, dabei ist nicht einmal Sonntag.«
»Das verstehen Leute wie Sie nicht, Hamish Macbeth«, entgegnete sie. »In...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.