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Geborgt ist noch lange nicht geschenkt!
Als Gloria French nach Piddlebury zieht, ist sie dort auf Anhieb beliebt. Sie scheint eine Wohltäterin par excellence zu sein, die Spenden für die Kirche sammelt und sich um die älteren Menschen kümmert. Aber sie hat leider auch die schlechte Angewohnheit, sich Dinge zu »leihen«, ohne sie zurückzugeben. Da wundert es niemanden, dass sie eines Tages tot aufgefunden wird, augenscheinlich vergiftet. Die Dörfler trauern nicht allzu sehr um Gloria. Gemeinderat Jerry Tarrant beauftragt dennoch Agatha Raisin, den Mörder zu finden. Aber das ist leichter gesagt als getan! Das Dorf ist unheimlich, und die Einwohner scheinen nicht zu wollen, dass Agatha dem Täter auf die Spur kommt ...
Privatdetektivin Agatha Raisin bekam die Rezession deutlich zu spüren. Die Fälle, die das täglich Brot der Detektei darstellten - Scheidungen, ausgerissene Teenager, sogar entlaufene Hunde und Katzen -, wurden immer rarer, weil sich die Leute lieber gratis Hilfe bei der Polizei holten oder in unglücklichen Ehen ausharrten, ehe sie Agatha dafür bezahlten, Beweise für Untreue zu beschaffen.
Ihr Personal in der Detektei bestand aus zwei jungen Leuten, Toni Gilmour und Simon Black, dem pensionierten Polizisten Patrick Mulligan, dem älteren Phil Marshall sowie der Sekretärin Mrs Freedman.
Obwohl die Zeiten schlecht waren, brachte Agatha es nicht übers Herz, einen von ihnen zu entlassen. Sie verbrachte mehr Zeit in ihrem Cottage im Cotswolds-Dorf Carsely, rauchte, trank Gin Tonic und spielte mit ihren Katern Hodge und Boswell. Ihr Ex-Mann, James Lacey, dem das Cottage nebenan gehörte, schrieb Reisebücher und war oft unterwegs; ihr Freund, der Police Detective Bill Wong, hatte zu viel zu tun, um sie zu besuchen, und ihr anderer Freund, Sir Charles Fraith, hatte sich seit über einem Monat nicht mehr bei ihr gemeldet.
Also machte sie sich eines sonnigen Morgens statt ins Büro auf den Weg zum Pfarrhaus, um ihre engste Freundin zu besuchen, die Vikarsfrau Mrs Bloxby. Die beiden Frauen könnten kaum unterschiedlicher sein.
Mrs Bloxby kleidete sich altmodisch »damenhaft« mit schlichten Röcken und Blusen im Sommer und verwaschenen Wollkleidern im Winter. Sie hatte braunes Haar, sanfte Augen und sehr schöne Hände. Agatha hatte kleine Augen, die an die eines Bären erinnerten, und ein rundes Gesicht, sehr gesunde Haut und hielt ihr schimmernd braunes Haar kurz geschnitten. Ihre Figur war nicht übel, abgesehen von ziemlichen Rundungen um die Taille, und sie hatte sehr hübsche Beine.
»Kommen Sie rein, Mrs Raisin«, sagte Mrs Bloxby. »Ich habe eben Kaffee aufgebrüht. Wir können uns in den Garten setzen.« Die Frauen siezten sich, wie es in dem mittlerweile aufgelösten Landfrauenverein Sitte gewesen war.
Agatha nahm auf einem der Stühle im sonnigen Pfarrhausgarten Platz. Hinter der Gartenmauer lag der Friedhof, der die Detektivin, die Anfang fünfzig war, mit seinen moosbewachsenen Grabsteinen brutal an die Endlichkeit des Lebens erinnerte.
Mrs Bloxby kam mit einem Tablett heraus, auf dem sich Kaffee und ein Teller Eccles-Cakes befanden. »Die habe ich heute Morgen gebacken«, sagte sie.
»Ich würde ja gern einen nehmen, aber ich darf nicht«, antwortete Agatha finster. »Das ganze Nichtstun schlägt mir direkt auf die Hüfte. Ach, was soll's!«
Sie nahm einen der kleinen Kuchen auf und biss hinein.
Mrs Bloxby musterte ihre Freundin besorgt. Sie konnte schlecht beten, Gott möge Agatha einen Fall schicken, denn das würde beinahe zwangsläufig Unglück für andere bedeuten. Obendrein klagte ihr Mann oft, wie närrisch es war, wenn Menschen um sehr Spezifisches beteten. Doch Mrs Bloxby fand oft allein den Versuch tröstlich, denn natürlich könnte die Antwort »Nein« lauten, aber vielleicht geschah ja etwas.
Scotland Yard hatte einmal behauptet, manche Leute wären die prädestinierten Mordopfer; allerdings konnte Mrs Bloxby unmöglich ahnen, dass genau so jemand in einem Dorf unweit von Carsely lebte: eine Witwe, die solch einen Hass auf sich zog, dass sie ermordet wurde und Agatha Raisin damit einen neuen Fall bescherte.
Mrs Gloria French wohnte in Piddlebury, einem charmanten Dorf voller alter Cottages, das sich in die Cotswolds-Hügel schmiegte. Sie war eine burschikose Witwe mit blond gefärbtem Haar, rosigen Wangen und einem lauten Lachen. Das Dauerlächeln ihres breiten Mundes erreichte nie ganz die auffallend blassblauen Augen. Kürzlich war sie aus London in die Cotswolds gezogen und hatte sich mit großem Elan ins Dorfleben gestürzt.
Sie backte Kuchen für das Women's Institute, trug die Kirchenzeitung aus und organisierte Partys, um Geld für die Reparaturen an der alten Kirche aufzutreiben. Mit anderen Worten: Sie war unermüdlich in ihrem Engagement.
Glorias Cottage war reetgedeckt und hatte alte Gitterfenster, wobei Letztere neu eingebaut worden waren, da Gloria fand, einfache moderne Fenster wären nicht Cottage-mäßig. Zwischen der Blütenpracht vor und hinter dem Haus standen bunte Gartenzwerge aus Plastik.
Drinnen waren Wohnzimmer und Küche mit reichlich Kupferkochgeschirr und unechtem Pferdezaumzeug dekoriert. An den Wänden hingen schlechte Aquarelle, war Gloria doch eine begeisterte Hobbymalerin. »Wenn Sie sehr brav sind«, sagte sie gern, »schenke ich Ihnen eines meiner Bilder.« Leider hofften die undankbaren Dorfbewohner ausnahmslos, sie würden niemals für brav genug befunden werden.
Gloria bevorzugte enge Kleider aus schimmerndem Stoff über einem Bodystocking, was ihre Figur wie in eine Wurstpelle gequetscht wirken ließ. Und sie war wild entschlossen, wieder zu heiraten. Deshalb flirtete sie erbarmungslos mit den wenigen verfügbaren Männern im Dorf, ausgenommen Jerry Tarrant, Kirchenvorstand, der die Menge an Parfüm, die sie auftrug, einmal mit den Worten kommentiert hatte: »Wir sollten nur eine leichte Note wahrnehmen, wenn wir an Ihnen vorbeigehen, und nicht das Gefühl haben, als würden wir von einer Duft-Dampfwalze überrollt.« Und das bloß, weil Gloria sich täglich von Kopf bis Fuß mit L'Air du Temps einsprühte.
Jeder hoffte, dass sie mit der Zeit zur Ruhe kommen würde, waren die Dorfbewohner doch schon an einige Neuzugezogene gewöhnt, die versucht hatten, alles an sich zu reißen und sich mit Verve auf das einzulassen, was sie für authentisches Dorfleben hielten.
Der Vikar Guy Enderbury hingegen war entzückt über ihre Bemühungen. Nicht nur trieb Gloria eine beachtliche Menge an Spenden für die Kirchenrenovierung ein, sie las auch noch den alten Leuten vor und fuhr mit ihnen einkaufen.
Er verstand nicht, warum sie beständig unbeliebter wurde. Deshalb wandte er sich an seine Frau Clarice.
Und die erklärte ihm: »Sie ist aufdringlich, aber das ist es nicht allein. Sie leiht sich Sachen und gibt sie nicht zurück. Und wenn die Leute nachfragen, schwört sie Stein und Bein, dass die Dinge ihr gehören.«
Was der Wahrheit entsprach. Die einzelnen Gegenstände waren nicht Besonderes, eine Teekanne hier, ein Messerset da, solche Sachen.
Wäre sie eine weniger Furcht einflößende Erscheinung, würden die Leute aufhören, ihr irgendetwas zu leihen; doch stand sie direkt vor ihrer Haustür, gaben sie oft nach, um sie schnellstens wieder loszuwerden.
Während Agatha mit Mrs Bloxby beim Kaffee saß, trug Gloria eine zweite Schicht roten Lippenstift auf ihren breiten Mund auf und begab sich zu Peter Suncliffs Cottage. Peter war Ingenieur im Ruhestand, verwitwet, in den frühen Sechzigern und hatte schlohweißes, dichtes Haar und ein faltiges Gesicht. Bei Gloria stand er ganz oben auf der Liste potenzieller Ehemänner.
Er öffnete die Tür und blickte auf Gloria herab. »Was?«, fragte er schroff.
»Der Vikar kommt zu Besuch, und mir ist der Sherry ausgegangen«, antwortete Gloria. Sie versuchte, sich an ihm vorbei in sein Cottage zu drängen, doch er versperrte ihr den Weg. »Ich habe mich gefragt, ob Sie mir eine Flasche leihen könnten.«
»Ist nicht nötig«, entgegnete Peter. »Der Dorfladen hat noch geöffnet, oder haben Sie das vergessen? Die verkaufen Sherry, falls Sie das auch nicht mehr wissen.« Und mit diesen Worten knallte er ihr die Tür vor der Nase zu.
Verdutzt drehte Gloria sich um. Dann dachte sie, dass er wahrscheinlich schüchtern war und sich nicht traute, seine Gefühle zu zeigen.
Sie wollte eben gehen, da fing Jenny Soper sie ab. Jenny war gleichfalls Witwe, klein und zierlich mit einer hübschen Figur, einem runden Gesicht mit Wangengrübchen und lockigem schwarzen Haar. »Ah, Gloria«, sagte sie. »Wissen Sie noch, dass Sie sich eine Tüte Mehl von mir geliehen hatten? Könnten Sie mir die bitte ersetzen?«
»Was? Ach das? Was ist schon eine Tüte Mehl unter Freundinnen?«
»Wir sind nicht befreundet«, erwiderte Jenny.
Gloria ignorierte sie und marschierte zum Dorfladen.
»Hören Sie mal«, rief Jenny, »ich will, dass Sie mir das Mehl ersetzen. Kaufen Sie jetzt eine Tüte und geben Sie sie mir!«
»Nein, ich habe im Moment nicht genug Geld bei mir«, sagte Gloria. »Also wirklich, Jenny! Was für Theater wegen einer Tüte Mehl!«
»Sie sind eine gierige Kuh!«, schimpfte Jenny. »Ach, ich wünschte, jemand würde Sie umbringen!« Sie stapfte von dannen.
Gloria schaute strahlend in die Runde der erschrockenen Dorfbewohner im Laden. »Die gute Jenny«, bemerkte sie kopfschüttelnd. »Aber da kann man mal sehen, was die Menopause bei manchen Frauen anrichtet.«
»Für die ist sie zu jung«, widersprach die alte Mrs Tripp. »Menopause, von wegen! Und kommen Sie nicht wieder zum Vorlesen zu mir, haben Sie verstanden?«
Gloria blickte sie entsetzt an. Stundenlang hatte sie der müffelnden Alten vorgelesen! »Außerdem«, ergänzte Mrs Tripp und bewegte sich mittels zweier Gehstöcke ein Stück vor, »haben Sie doch längst die Wechseljahre hinter sich, würde ich sagen.«
Gloria wollte ihren Ohren nicht trauen. Sie war Anfang fünfzig und bildete sich ein, mindestens zehn Jahre jünger auszusehen. Unverdrossen lächelte sie die aufmerksam beobachtenden Dorfbewohner an. »Die Hitze scheint heute Morgen allen zuzusetzen.«
Die anderen kehrten ihr den Rücken zu. Gloria war nicht gerade empfindsam, doch selbst sie fühlte eine gewisse Bedrohung in der...
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