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London 1939: Die junge Poppy wird von ihren Eltern an die Küste Englands geschickt, um den Kriegswirren in London zu entgehen. Poppy wird von der wohlhabenden Familie Carroll aufgenommen und fühlt sich in eine andere Welt versetzt: lebte ihre Familie in London in einfachsten Verhältnissen, so ist ihr neues Zuhause mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet. Doch dann schlägt das Schicksal unbarmherzig zu und Poppy muss ihr neues Heim wieder verlassen und in das zerbombte London zurückkehren. Zerrissen zwischen der Sehnsucht nach Dorset und der Freude wieder bei ihrer Familie zu sein, wird Poppy erneut vom Schicksal geprüft ...
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London und Barton Lacey, Dorset, in der Zeit zwischen August 1939 und Juni 1944
Das Seufzen der Dampflok, die aus dem Bahnhof tuckerte, war das Traurigste, das Poppy jemals gehört hatte. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, nicht zu weinen, als mit Waterloo Station ihre letzte Verbindung zum Londoner East End und ihrem Zuhause in der diesigen Nachmittagssonne verschwand.
Die Frau, die für die Schüler verantwortlich war, war nicht ihre Lehrerin, und bevor sie in Waterloo in den Zug gestiegen waren, hatte die furchteinflößende Dame sie gewarnt, dass mit ihr nicht zu scherzen sei. Sie sollten sie mit Mrs. Hicks anreden, und wehe dem, der sie Miss nannte! Aber wundersamerweise war niemand während ihrer dreistündigen Reise in diese Falle getappt. Jetzt ließ Mrs. Hicks sie alle auf dem Bahnsteig antreten, um ihre Namen aufzurufen. Es herrschte Schweigen, woran Poppy merkte, dass die anderen Kinder genauso müde, hungrig und verängstigt waren wie sie selbst. Mrs. Hicks war eine dicke Frau, und die Knöpfe an ihrer Bluse liefen ständig Gefahr, in alle Richtungen davonzuspringen, wenn sich ihr üppiger Busen unter ihren ungeduldigen Seufzern hob und senkte. Ihr Tweedrock spannte über dem beachtlichen Bauch, und als Bobby Moss sie gefragt hatte, ob sie ein Baby da drin habe, hatte er sich prompt eine Ohrfeige eingefangen. Das hatte ihn eine Weile ruhig gestellt, sehr zu Poppys Erleichterung, denn er hatte sie die ganze lange Fahrt über gehänselt und an den Haaren gezogen. Doch er hatte ihr auch ein wenig leidgetan, wie er dann in einer Ecke des Waggons gekauert und sich das Ohr gehalten, geschnieft und sich die Nase am Ärmel abgewischt hatte.
»Poppy Brown, hör auf zu träumen und geh mit den anderen auf den Vorplatz, wo der zuständige Beamte euch, wie er es für angemessen hält, einquartieren wird.« Mrs. Hicks' durchdringende Stimme hallte durch den leeren Bahnhof, als Poppy sich neben Bobby in Bewegung setzte. Durch die Schalterhalle wurden sie nach draußen auf den Vorplatz geführt. Sie waren etikettiert wie Päckchen und trugen ihre wenigen Habseligkeiten in braunen Papiertüten, zusammen mit dem Objekt in der Schachtel, das, obwohl Vorschrift und jedem ausgehändigt, geheimnisvoll geblieben war: einer Gasmaske. Einige Kinder schluchzten jämmerlich; andere ließen den Kopf hängen und starrten auf ihre Stiefel, während ein paar der älteren Jungs rauften wie Wolfsjungen, die versuchen, in ihrem Rudel eine Rangordnung durchzusetzen.
Poppy hätte gern geweint wie Colin, der Junge in der abgerissenen Kleidung neben ihr, der sich in die Hose gemacht hatte. Verständlicherweise hatte er nun Angst, dass es auffiele. Poppy tätschelte ihm die Schulter. »Schon gut«, flüsterte sie. »Sie bringen uns bestimmt irgendwohin, wo es nett ist, und wir bekommen einen leckeren Tee.« Sie glaubte es selbst nicht, aber sie wollte nicht zugeben, dass sie eine Heidenangst hatte. Sie hob den Kopf und reckte das Kinn vor. >Auf in den Kampf!<, sagte ihr Großvater immer, wobei er seine Pfeife aus dem Mund nahm und ins Kaminfeuer spuckte, wie um die Bedeutung seiner Worte zu betonen. Und zum Abschied hatte er ihr mitgegeben: »Lass dich von den Landleuten bloß nicht ins Bockshorn jagen, mein Liebling! Wenn das einer von denen versucht, komme ich mit dem nächsten Zug und werd's dem zeigen. Kopf hoch, Poppy. Du stammst aus einer Familie von tapferen Soldaten, vergiss das nicht!«
Poppy fühlte sich nicht wie ein tapferer Soldat - sie fühlte sich gerade überhaupt nicht tapfer. Mrs. Hicks war verschwunden. Vielleicht hatte sie einen Keks zu viel gegessen und war irgendwo außer Sichtweite geplatzt. Ein Mann mit Klemmbrett hatte sie ersetzt. Er trug eine Schildpattbrille, durch die er sie alle ansah wie eine kurzsichtige Eule.
»Ich bin Mr. Walker«, verkündete er, als wäre das etwas, das sie wissen müssten. »Ich bin der für euch zuständige Quartiermeister, und ich finde für euch eine Bleibe, wo ihr es gut haben werdet.« Er wandte sich einer kleinen Menschengruppe zu, die sich hinter ihm versammelt hatte. Niemand davon sah besonders begeistert aus, ein Kind aus dem East End aufzunehmen, und die bunt zusammengewürfelte Reihe, die die Kinder gebildet hatten, geriet noch mehr aus den Fugen, als sich einige tränenüberströmt zu Boden plumpsen ließen und andere sich übergaben. Wahrscheinlich alles Angst, dachte Poppy, als sie die zukünftigen Gastgeber musterte und sich Mutters letzte Worte in Erinnerung rief, die bei der tränenreichen Verabschiedung heute Morgen um fünf Uhr dreißig vor dem Schultor gefallen waren.
»Achte auf ihre Schuhe und Hüte, Poppy«, hatte sie ihrer Tochter eingetrichtert. »Gute Schuhe und ein hübscher Hut bedeuten ein sauberes Haus und keine Bettwanzen oder Läuse. Sei ein gutes Mädchen, wasch dich hinter den Ohren und sprich jeden Abend vor dem Schlafengehen dein Gebet. Denk immer daran: Mum und Dad haben dich lieb. Und Joe auch, selbst wenn er das nicht so gut zeigen kann. Gran und Grandad werden dich vermissen. Wir alle werden dich vermissen.«
Poppy sprach ein Stoßgebet, als ihr Blick den einer schmallippigen, kleinen Frau mit Baskenmütze und mürrischem Gesicht kreuzte. Ihre Schuhe waren ausgetreten und mussten dringend geputzt werden. Poppy schaute weg und blickte die Reihe entlang, bis sie zu einem hübschen Paar zweifarbiger Pumps kam, braun und cremefarben. Als sie den Blick hob, bemerkte sie einen feschen braunen Velourshut mit einer langen Feder. Er erinnerte sie an das Filmplakat, auf dem Errol Flynn als Robin Hood zu sehen war. Das Gesicht unter diesem Hut hätte eine weibliche Version des Filmstars sein können, aber die Miene der Frau war weder freundlich noch charmant. Poppy war enttäuscht, als sie Langeweile und Gleichgültigkeit in den braunen Augen erkannte, die sie ohne zu zwinkern ansahen. Aber die Frau hatte gute Schuhe, der Hut war ganz neu, und sie trug ein gut geschnittenes Tweedkostüm mit einer goldenen Brosche am Revers. Poppy gab sich alle Mühe zu lächeln.
Die Dame mit dem Robin-Hood-Hut wandte sich an den Quartiermeister. »Wie heißt diese da?« Sie deutete vage in Poppys Richtung.
Mr. Walker überflog die Liste auf seinem Klemmbrett, aber er runzelte die Stirn, als würden ihn die Namen und Altersangaben der Kinder verwirren. Er trat einen Schritt auf Poppy zu. »Wie heißt du, Kleine?«
»Poppy Brown, Sir.«
»Poppy«, sagte er mit einem angedeuteten Lächeln. »Nach der Mohnblume, stimmt's, Kleine?«
»Nee, Mister. Nach dem Lieblingsparfüm von meiner Mutter. Californian Poppy. Von Woollies.«
Die schicke Dame verdrehte die Augen. »Mein Gott, was für ein Akzent!« Sie musterte Poppy von oben bis unten. »Aber sie ist die Sauberste aus dem ganzen Haufen und alt genug, um sich nützlich zu machen. Sie ist so weit in Ordnung.«
»Du hast Glück, Poppy Brown.« Mr. Walker berührte sie an der Schulter und schob sie sanft in Richtung ihrer Wohltäterin. »Du musst Mrs. Carroll sehr dankbar sein, und ich hoffe, du benimmst dich auf Squire's Knapp wie ein braves Mädchen.«
»Komm mit, Kind.« Mrs. Carroll schritt zu einem großen schwarzen Auto, ihre Absätze klapperten auf dem Beton, und die wippende Feder auf ihrem Hut schien Poppy zu sich zu winken. Sie folgte ihr gehorsam, aber schrak zurück, als ein großer Mann, der von der Schirmmütze bis zu den glänzenden Lederstiefeln komplett schwarz gekleidet war, hervorsprang, um die Autotür zu öffnen.
»Trödel nicht, Mädchen«, sagte Mrs. Carroll ungeduldig. »Steig ein.«
Poppy blickte zu dem Chauffeur auf, aber der starrte einfach geradeaus. Sie kletterte auf den Rücksitz und machte sich in der hintersten Ecke so klein wie möglich. Vom ungewohnten Geruch der Ledersitze und dem nagenden Hunger, der ihren Magen knurren ließ, wurde ihr übel, und sie schloss die Augen. Die Marmeladensandwiches, die Mum ihr früh am Morgen gemacht hatte, waren schon aufgegessen, bevor der Zug am Bahnhof Elephant and Castle gehalten hatte. Das Stück Lebkuchen hatte sie sich bis zum Schluss aufgehoben, es aber mit dem heulenden Grundschulmädchen geteilt, um sie zu trösten. Die Tropfen an der Nase der Kleinen waren jedes Mal länger geworden, je mehr sie geschluchzt hatte.
»Wir fahren direkt nach Hause, Jackson«, sagte Mrs. Carroll gelangweilt. »Ich möchte doch nicht in die Bibliothek.«
Das Auto nahm Fahrt auf, als sie die Ortschaft verließen, und die kühle Brise, die durchs Fenster hereinkam, belebte Poppy so weit, dass sie die Augen wieder öffnen konnte. Sie reckte den Hals, um hinauszusehen.
»Du bist recht klein«, bemerkte Mrs. Carroll und zündete sich eine Zigarette an, die sie gerade in eine grüne Onyx-Zigarettenspitze eingesetzt hatte. »Wie alt bist du?« Sie zog mit sichtlichem Genuss daran und atmete langsam aus, während sie die goldene Zigarettendose und das Feuerzeug wieder in der Handtasche verstaute.
Poppy war beeindruckt. Ihr Dad rauchte auch, aber er drehte sich seine Zigaretten immer selbst und zündete sie mit Swan-Vestas-Streichhölzern an. Manchmal, wenn Mum in der Fabrik eine Bonuszahlung bekam, kaufte sie ihm eine Schachtel Woodbines-Zigaretten als Überraschung. Gran sagte immer, es gehöre sich nicht für eine Lady, auf offener Straße zu rauchen. Poppy fragte sich, was ihre Großmutter wohl über eine Lady sagen würde, die im Auto rauchte.
»Nun?« Mrs. Carroll sah sie von der Seite an. »Hat es dir die Sprache verschlagen, Mädchen?«
»Nein, Miss. Ich bin dreizehn. Im April bin ich dreizehn geworden.«
»Du bist sehr klein für dein Alter. Und du nennst mich...
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