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Sardinien, 1937: Ein Sonderauftrag führt Jack Kelley und Otto Keller von der Lost Cargo Company nach Monte Carlo, wo sie eine Kiste unbekannten Inhalts an Bord nehmen sollen. Doch sie sind nicht die Einzigen, die hinter der Fracht her sind. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, das Jack und Otto von Spanien über England bis nach Norwegen führt, auf der Spur einer sagenumwobenen Kraftquelle und verfolgt von der deutschen Legion Condor, dem britischen Geheimdienst - und einer atemberaubend schönen Frau, die ein uraltes Geheimnis hütet.
In aller Eile hatte sich Jack angezogen.
Nicht, dass er sich jetzt viel wohler fühlte - sein Schädel dröhnte immer noch, und sein leerer Magen rebellierte. Aber immerhin sah er jetzt in seinen beigen Fliegerhosen und mit der ledernen Schott A2 über dem zerknitterten Hemd halbwegs wie ein Mensch aus.
Zusammen mit Otto ging Jack den Pier hinab. Die Sonne war hell und stechend und nur durch die getönten Gläser der Sonnenbrille zu ertragen. Auch wenn es angesichts des unerwarteten Besuches vermutlich mehr als angemessen gewesen wäre - den Colt Army 1911 hatte Jack vorsorglich im Hotelzimmer gelassen. Er wollte nicht, dass die Sache außer Kontrolle geriet. Zumal die Kleiderschränke auf der Jacht die sehr viel überzeugendere Artillerie hatten.
Mit zu Schlitzen verengten Augen sahen die Kerle ihnen entgegen. Ehemalige französische Fremdenlegionäre, die nun im privaten Auftrag arbeiteten und denen es auf ein Menschenleben mehr oder weniger nicht ankam. In Bizerte hatten Jack und Otto bereits das Vergnügen mit den Gentlemen gehabt .
»Ahoi«, rief Jack ihnen zu, um gute Laune bemüht. »Ist es gestattet, an Bord zu kommen?«
Einer der Ballermänner, dem Akzent nach ein Belgier, rief sie zu sich herüber. Jack warf Otto einen vielsagenden Blick zu, dann passierten sie die schmale Planke und gingen an Bord. Sie hatten das Deck kaum betreten, als ein vierschrötiger Kerl daherkam, mit einem Kinn wie ein Kassenschrank, und sie nach Waffen durchsuchte.
»Jungs«, meinte Jack gedehnt, »wir hatten schon das Vergnügen mit eurem Boss. Glaubt ihr wirklich, wir wären so dämlich, eine Knarre mitzunehmen?«
Die Gorillas verrieten nicht, wie dämlich sie Jack und Otto fanden. Während die einen sie in Schach hielten, machte der andere seine Arbeit.
»Sie sind sauber«, erklärte er schließlich gleichmütig.
»Natürlich sind wir das.« Jack grinste breit. »Wir sind doch unter Freunden, oder etwa nicht?«
»Bien sûr«, sagte eine nur zu vertraute Stimme - und aus dem Niedergang, der unter Deck und in den Salon des Schiffes führte, wälzten sich ungeheure Körpermassen, die von einem dunkelgrünen Samtbademantel und dem dazugehörigen Gürtel nur mühsam in Zaum gehalten wurden.
Der Kopf, der ohne Hals darauf zu sitzen schien, war ebenso rund wie der Körper selbst; kleine schwarze Augen stachen daraus hervor, so heiter und verzeihend wie die eines Raubfisches. Auf seinem spärlich behaarten Haupt saß der unvermeidliche Fes, der sein Markenzeichen war.
Dies war Emile Rochas.
In Nordafrika und im südlichen Mittelmeerraum besser bekannt als l'araignée - die Spinne.
»Emile.« Jack setzte ein entwaffnendes Lächeln auf - auch wenn ihm eher nach Kotzen war. »Welch unerwartetes Vergnügen an diesem entlegenen Plätzchen!«
»Es ist ein Rattenloch«, meinte Rochas mit despektierlichem Blick zum Ufer, wo die aus Stein, Wellblech und morschem Holz errichteten Baracken den Hang hinaufwucherten. »Ist es schon immer gewesen. Anständige Leute kommen nicht hierher, das macht es zu einem idealen Versteck.«
»Schön, dass es Ihnen gefällt.« Jack nickte. »Ist es auch erlaubt zu fragen, welchem günstigen Wind wir diesen Besuch zu verdanken haben?«
»Jack, mein Junge.« Rochas hatte seine Massen vollständig auf Deck gezwängt. Mit einem Seufzen ließ er sich auf dem riesigen, orientalisch gemusterten Diwan nieder, der dort eigens für ihn errichtet worden war. »Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich nicht rein zufällig hier gelandet bin?«, fragte er mit jenem starken französischen Akzent, den er sorgfältig kultivierte. »Ich verbringe die Sommermonate gerne auf dem Wasser, wie du weißt.«
»Klar«, knurrte Otto halblaut und vorsorglich auf Deutsch, »du bist ja auch ein skrupelloser Halsabschneider, der mit dem Elend anderer Leute ein Vermögen verdient.«
»Ruhig, Oz, sonst haben wir hier sehr schnell ausgezaubert«, raunte Jack ihm mit Blick auf die schussbereiten Thompsons zu. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein vielbeschäftigter Mann wie Sie etwas dem Zufall überlässt«, sagte er dann laut und an Rochas gewandt.
»Da hast du recht.« Rochas schnipste mit der goldberingten Rechten, worauf ein mit Pluderhosen bekleideter Diener auftrat und ihm Eiswasser brachte. Rochas trank einige Schlucke, Schweiß glänzte dabei auf seiner breiten Stirn. »Setzt euch, meine Freunde«, forderte er Jack und Otto dann auf.
Die beiden tauschten Blicke.
Ein Gangster vom Schlag eines Emile Rochas war schon übel genug, wenn er sein wahres Gesicht zeigte. Diese zur Schau gestellte Freundlichkeit jedoch war geradezu furchterregend. Irgendetwas führte er im Schilde, das stand fest.
Jack und Otto kamen der Aufforderung nach und setzten sich auf die beiden Decksstühle, die dem Diwan gegenüber aufgestellt waren. Rochas' Schießmänner ließen sie dabei keinen Moment aus den Augen.
»Eine kleine Erfrischung?«, fragte Rochas.
»Nein, danke.« Jack schüttelte den Kopf.
»Warum so misstrauisch? Ihr müsst wissen«, eröffnete Rochas ihnen mit einer Miene, die so feierlich war wie falsch, »ich bin sehr zufrieden mit euch. Zugegeben, nach dieser Sache in Gibraltar** war ich ziemlich enttäuscht, und es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte euch Betonschuhe verpassen lassen und euch auf den Meeresgrund geschickt. Aber es hat sich wieder einmal gezeigt, dass Nachsicht und Milde reifere Früchte tragen als rohe Gewalt.«
»Hört, hört«, brummte Otto.
»Zugegeben, zuerst hatte ich den Verdacht, dass ihr abhauen und mich um die zehntausend Dollar prellen wolltet, die ihr mir noch schuldet. Aber als die Ehrenmänner, die ihr beide nun einmal seid, seid ihr zu mir zurückgekehrt und arbeitet nun schon . wie lange für mich?«
»Etwas über sechs Monate«, erwiderte Jack. Dass Otto und er tatsächlich vorgehabt hatten, sich abzusetzen und nur aus dem einen Grund nach Nordafrika zurückgekehrt waren, weil die Notwendigkeit sie dazu gezwungen hatte, überging er geflissentlich.
»Wie die Zeit vergeht.« Rochas grinste versonnen, Goldzähne blitzten. »Und anders als damals in Gibraltar habt ihr in all den Monaten gute Arbeit geliefert. Von den zehntausend Dollar Schulden sind gerade mal noch achttausend übrig.«
»Siebentausendzweihundert«, verbesserte Jack. »Wir wollen korrekt bleiben.«
»Natürlich.« Rochas nickte. »Wie würde es euch gefallen, eure Schulden auf einen Schlag zu halbieren?«
Wieder tauschten Jack und Otto Blicke. Wenn ein Schlitzohr vom Schlage eines Emile Rochas von sich aus ein solches Angebot machte, war Vorsicht geboten .
»Worum geht es?«, wollte Otto wissen.
»Oh, dieses deutsche Misstrauen!« Rochas rieb sich die dicken Hände. »Wie habe ich das vermisst!«
»Ist eine berechtigte Frage«, wandte Jack ein.
»Natürlich, und ihr sollt sie selbstverständlich beantwortet bekommen. Ich habe einen neuen Auftrag für euch, ein Flug von Monte Carlo nach Lissabon.«
»Welche Fracht?«
Rochas grinste. »Gehört es nicht zum Berufsethos der Lost Cargo Company, keine Fragen zu stellen?«
Jack schnitt eine Grimasse. Er mochte es nicht, wenn seine eigenen Worte gegen ihn verwendet wurden. Otto würde ihm das wieder ewig vorhalten .
»Es ist nur eine Kiste, die ihr fliegen sollt. Das ist alles.«
»Warum gerade wir?«
»Aus drei Gründen - erstens seid ihr in der Nähe und verfügbar, soweit ich das sagen kann. Zweitens habt ihr Erfahrung mit den Spaniern und kennt die Routen, die derzeit am sichersten sind. Und drittens .«
». stehen wir bei Ihnen noch ordentlich in der Kreide«, vervollständigte Otto.
»Genauso ist es.« Rochas entblößte sein Gebiss noch weiter.
Jack überlegte fieberhaft.
Er versuchte gar nicht erst, dahinterzukommen, worum es sich bei der geheimnisvollen Fracht handeln mochte. Waffen, Gold, Diamanten - es gab kaum ein krummes Geschäft, bei dem Rochas seine kurzen Finger nicht irgendwie im Spiel hatte. Eines stand allerdings fest: Wenn er von sich aus bereit war, dafür dreitausendsechshundert Dollar springen zu lassen, musste für ihn noch sehr viel mehr bei dem Handel drin sein. Oder er stand aus irgendeinem anderen Grund unter Druck, das Geschäft möglichst zügig abzuschließen. Beide Fälle boten eine gute Grundlage, um noch ein wenig zu verhandeln .
»Wir wollen fünftausend«, erklärte Jack rundheraus.
Otto, der auf dem Mundstück seiner Pfeife herumgekaut hatte, verschluckte sich beinahe daran.
Rochas lachte nur.
»Jack, mon ami . du weißt, dass ich dich mag. Du bist ein guter Schmuggler, und ich bin bereit, dir dafür manches zu verzeihen. Aber du solltest es nicht übertreiben, hörst du?«
Aus dem Augenwinkel konnte Jack erkennen, wie die Gorillas ihre Thompsons hoben. Vermutlich hätte keiner dieser Kerle ein Problem damit gehabt, jemanden am hellen Vormittag auf offenem Deck zu erschießen und an die Haie zu verfüttern, von denen es in der Bucht nur so wimmelte. Der Abfälle wegen, die täglich von der Minenkolonie ins Meer gekippt wurden .
»Viertausendfünfhundert«, sagte Jack.
Rochas lachte nur noch lauter und klopfte sich auf die fetten Schenkel. Die Sache schien ihm tatsächlich Vergnügen zu bereiten - wie wenn eine Katze mit der Maus noch ein bisschen spielte, ehe sie sie fraß.
»Okay, okay.« In...
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