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»Die Mona Lisa ist nichts gegen dich.« Mit einem aufmunternden Lächeln stupste ich Riley, dem Leadsänger der Band Obsidian, mit dem Pinsel gegen die Nase und entlockte ihm damit wenigstens ein kleines Schmunzeln. Er wirkte angespannt. Kein Wunder! Es waren nur noch knappe zwanzig Minuten bis zum Showdown. Im Hintergrund lief Rileys Lieblingsmusik von Linkin Park, aber auch die konnte ihn anscheinend an diesem Abend nicht beruhigen.
»Ich bin nur konzentriert«, gab er verhalten zurück und warf mir aus seinen unverschämt dunklen Augen einen kurzen Blick zu.
»Du bist nervös«, stellte ich fest.
Er grinste gequält. »Nicht mehr als sonst auch. Es ist eher der Abschiedsschmerz ...«
Seit einem guten Jahr tourte die Band nun schon quer durch die Staaten, und ich war als Make-up Artist
fast seit Anfang an dabei. Wir alle waren in den letzten Monaten zu einem festen Team zusammengewachsen, es fühlte sich an wie eine Familie. Die ganze USA-Tour war so gut gelaufen, dass die Plattenfirma kurzerhand noch etliche weitere Konzerte anberaumt hatte. Also war ich mit der Band das letzte halbe Jahr auch noch durch Länder wie Italien, Deutschland, Brasilien, Spanien und Schweden getourt. Sie hatten Interviews gegeben, unzählige Fernsehauftritte hinter sich gebracht und unzählige Fans mit ihrer Musik und den zahlreichen Auftritten glücklich gemacht. Heute Abend gaben sie nun das wirklich allerletzte Konzert in New York im weltberühmten Madison Square Garden. Und obwohl ich einerseits froh war, dass in wenigen Tagen der Alltag wieder in mein Leben einziehen würde, war ich traurig, diese Familie verlassen zu müssen.
»Ja, das kann ich nachvollziehen«, sagte ich also und legte die letzte Puderschicht über sein zugegeben wunderhübsches, markantes Gesicht, das ich mittlerweile so gut kannte, aber noch immer nicht jede Mimik darin deuten konnte.
»Geht's dir auch so?«, fragte er und schloss die Augen, als ich meinen Quast darüber streichen ließ.
»Ja, schon«, gab ich zu. Nach einem letzten prüfenden Blick legte ich den Pinsel zurück auf die Ablage und sah Riley über den Spiegel hinweg an. Ich konnte mich kaum sattsehen an ihm und bedauerte es tatsächlich, dass es heute das letzte Mal sein würde, dass ich ihm so nahe war. Auch wenn diese Nähe nur eine berufliche war, aber das waren die Momente, die mir für immer in Erinnerung bleiben würden.
»Danke, Cookie«, bedankte er sich wie immer artig und warf mir dieses jungenhafte Grinsen zu, das ich so sehr mochte. »Und? Was wirst du am meisten vermissen?«
»Dass du mich Cookie nennst«, meinte ich lachend. Das würde ich wirklich vermissen. Riley hatte mir diesen Spitznamen gleich nach unserer ersten Begegnung verpasst, als ich mit einer großen Schale Cookies bewaffnet in seine Garderobe gekommen war. Ich war damals so nervös gewesen, auf den Leadsänger der angesagtesten Band der USA zu treffen, dass ich tatsächlich versucht hatte, ihn damit zu beeindrucken. Seitdem nannte er mich hin und wieder so, was ich nervig und süß zugleich fand.
»Und was noch?«
Ich verkniff mir die Antwort, die mir als Erstes durch den Kopf schoss, und tat stattdessen so, als müsste ich angestrengt überlegen. »Du verlangst ernsthaft, dass ich mich zwischen dem leckeren Essen, den durchgelegenen Hotelbetten und der immerwährenden Geräuschkulisse entscheide? Das kann ich nicht. Aber was ist mit dir? Was wirst du vermissen? Und jetzt sag nicht, die Groupies«, versuchte ich zu witzeln. Eigentlich hätte es sich originell anhören sollen, aber noch während ich die Worte aussprach, merkte ich, dass nicht nur das Urteil, das ich mir damit über ihn erlaubte, sondern auch mein Tonfall völlig daneben war. Ich sprach wie eine eifersüchtige Freundin und begriff im selben Moment, dass ihn dies ebenso wenig amüsierte wie mich. Er kniff die Augen fester zusammen und runzelte die Stirn.
»Oh, Mist ... Sorry. Das war blöd«, entschuldigte ich mich daher schnell. Was gab mir das Recht, ihm seine Affären vorzuwerfen? Nichts. Es ging mich überhaupt nichts an.
»Ja, das war es.« Er sah zu mir hoch. Seine braunen Augen funkelten dunkler als sonst. Ich hatte ihn verärgert.
»Ich sagte doch, es war nicht so gemeint.«
»Schon gut. Das ist eben dein Eindruck von mir. Riley Edwards, der Groupies-vögelnde Rockstar«, brachte er mit einem trockenen Lachen heraus.
»Nein. Nein, so ist das nicht. Ich ...« Ich trat einen Schritt zurück und hob hilflos die Arme. Wie kam ich aus der Nummer nur wieder raus? Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Ich kramte nach Worten, die das Gesagte Lügen straften, aber ich fand keine.
Er stand auf, streckte sich und ließ die Halswirbel knacken. Dann atmete er geräuschvoll aus. »Doch, genauso ist es, Tess. Und glaub mir - ich verstehe das. Alle Welt sieht in mir nur den launischen Rockstar, der macht, was er will. Mit wem er will. Warum auch mal hinter die Fassade blicken? Die Dinge hinterfragen?« Er wirkte seltsam ernst.
Ich sah ihn an, sah auf seinen Rücken, den er mir zugedreht hatte, über den sich das enge T-Shirt spannte. Erkannte die Anspannung in seinen Schultern. Sollten wir wirklich so auseinandergehen?
»Hinter die Fassade? Jetzt mal ehrlich, Riley. Gerade das machst du einem nicht leicht.«
»Was meinst du damit?«, knurrte er jetzt.
Ich suchte nach den richtigen Worten. »Ich will dir wirklich nicht zu nahe treten, und ich mag dich wirklich, Riley, aber ... Manchmal, wenn ich denke, dass ich gerade eine andere Seite an dir entdecke, machst du diesen Eindruck mit einem blöden Spruch oder mit ... was auch immer wieder kaputt. Ich habe dann für einen kurzen Moment das Gefühl, dass du den Vorhang fallen lässt, hinter dem du dich verschanzt, und ihn dann sofort wieder zuziehst, weil du gar nicht willst, dass man dich kennenlernt. Richtig kennenlernt.« Puh, jetzt war es raus. Und ich wartete mit angehaltenem Atem auf seine Reaktion.
»Ist das so?«, fragte er nach einigen Sekunden der Stille.
Ich nickte langsam. »Zumindest empfinde ich es so. Ich kenne doch nur den Rockstar Riley Edwards. Den mit den Groupies und Partys und so ... Ich habe doch keine Ahnung, wer du wirklich bist. Aber eigentlich geht es mich ja auch überhaupt nichts an ... Ach verdammt!«, nuschelte ich leise. Gott, das hörte sich so bescheuert an. Ich hob vorsichtig den Blick, als ich ihn leise lachen hörte. Na super, jetzt lachte er mich also aus. Warum hatte ich mich überhaupt auf dieses Gespräch eingelassen? Es interessierte ihn doch gar nicht, was ich über ihn dachte.
»Würdest du das denn ändern wollen?«, fragte er mich wider Erwarten und kam wie in Zeitlupe immer näher.
Mist! Mist! Mist!
Ich konnte ja wohl kaum ehrlich sein und damit zugeben, dass ich nichts lieber wollte, als hinter seine Fassade zu blicken. Denn das würde heißen, dass ich ihn interessant fand. Und dann war ich nicht besser als die anderen Frauen, die Schlange standen, um Riley Edwards näherzukommen. Zudem glaubte ich auch nicht, dass jemals etwas Ernstes mit ihm möglich wäre. Riley war ein Rockstar, wie er im Buche stand. Er ließ keine Party aus, trank Alkohol wie Wasser und vögelte Groupies. Wollte ich mich wirklich mit denen auf eine Stufe stellen? Mit Sicherheit nicht!
Und trotzdem - ab und an hatte er mich einen Blick hinter seine Mauer werfen lassen. Hatte mir von seinen Freunden in San Francisco erzählt, seinen Vertrauten Peg und Eric. Dann blitzte ein wenig der wahre Riley zwischen den Steinen der Mauer durch, die er um sich gezogen hatte. Aber so plötzlich wie diese Momente kamen, waren sie auch schon wieder vorüber. So schnell, dass ich mich jedes Mal fragte, ob ich nur geträumt hatte. Wie auch jetzt.
Ich zwang mich zu einem belanglosen Lächeln und trat einen Schritt zurück. »Glaub mir, Riley - nichts liegt mir ferner«, log ich, in der Hoffnung, dass er das Zittern in meiner Stimme nicht bemerkte. »Ich wollte mich auch überhaupt nicht einmischen, aber du hast gefragt und ...« Hilflos zuckte ich mit den Schultern.
Seine Augenbraue zuckte leicht, ebenso sein Mundwinkel. Ich wusste im selben Moment, dass er mir nicht glaubte, dass ich mich durch meinen abrupten Rückzug verraten hatte. Aber gut, das war jetzt nicht mehr zu ändern. Jetzt war ich ein totales Nervenbündel und wusste gar nicht mehr, wo mir der Kopf stand. So nahe waren wir uns in all den Monaten nicht gekommen. Ja, er hatte anfangs versucht, mich anzubaggern. Aber ich hatte ihn sofort spüren lassen, dass er mit der Tour vielleicht bei seinen Fans und Groupies Erfolg hatte - jedoch nicht bei mir. Ich war stolz auf diesen Job, und auf keinen Fall wollte ich ihn gefährden, indem ich mich mit einem der Bandmitglieder einließ. Never ever. Und trotzdem hatte mir die Zeit, die wir hier etliche Male in der Garderobe verbracht hatten, gezeigt, dass er mir wichtiger war, als ich mir eingestehen wollte. Riley hatte Charme. Verdammt viel Charme, den er auch bereitwillig verteilte. Durch seine lockere, fast kumpelhafte Art wusste ich nie genau, ob er diese Flirterei...
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