Schweitzer Fachinformationen
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Auf dem Land lebt es sich einfach gesünder, denn das Bewegen in der Natur, der Aufenthalt im Wald, das Essen aus dem eigenen Gemüsegarten und das soziale Miteinander haben gesundheitliche Effekte, die inzwischen auch wissenschaftlich belegbar sind. Der Anblick eines Gartens bzw. der von frischem Grün vor dem Haus fördert die gute Laune und kann die Selbstheilungskräfte aktivieren. Professor Freerk Baumann kennt all diese Vorteile und zeigt uns, wie heilend das Leben mit und in der Natur sein kann.
Ach, die unbeschwerte Kindheit auf dem Lande verursacht in unserer Vorstellung und Fantasie Gänsehaut: Abenteuer, Natur entdecken, Spielen ohne Kontrolle, Freiheit ohne Grenzen, unendliche Weiten, Wild- und Haustiere, Entdeckungstouren und so weiter. Der Gedanke daran erzeugt romantisierende, sehnsüchtige Bilder, die Klassiker wie »Michel aus Lönneberga«, »Wir Kinder aus Bullerbü«, »Heidi« oder »Fünf Freunde« bedienen und nicht selten bis in das Erwachsenenalter für das Landleben schlechthin stehen. Stadtkinder - so das Klischee - sind die weltgewandten Coolen, Dorfkinder die von der Außenwelt abgehängten Landeier.
Jenseits allen Schwarz-Weiß-Denkens und abgesehen von den zahlreichen Klischees gibt es einige Dinge, die man als Kind nur machen kann oder nur kennt, wenn man auf dem Land aufgewachsen ist, so zum Beispiel:
- durch das wenige Streulicht viel mehr Sterne als in der Stadt sehen
- als Mutprobe an den Stromzaun fassen
- endlose Weiten und Wege erkunden und jede Abkürzung kennen
- mit dem Zelt im Garten übernachten
- Lagerfeuer machen
- Baumhäuser und Waldhütten bauen
- eine Astschaukel bauen
- auf Bäume klettern (und auch mal runterfallen)
- vom Bauern gejagt werden, weil man versucht hat, eine Kuh umzuschubsen (was gar nicht funktioniert)
- durch das Mais- oder Kornfeld rennen oder dort Verstecken spielen
- auf einen Strohballen klettern
- im Bach oder Teich schwimmen gehen
- Milch und Eier frisch und direkt vom Bauernhof abholen
- Glühwürmchen fangen (oder sie überhaupt sehen)
- draußen spielen, bis man zum Essen gerufen wird
- Dorffeste, die Highlights des Jahres, feiern
- beim Kindergeburtstag Schnitzeljagden oder Schatzsuchen im Freien erleben
- fast jeden, der einem über den Weg läuft, kennen und ihn grüßen
- im Dorfladen des Bauernhofs das Obst und Gemüse erst testen dürfen, bevor es gekauft wird
- Früchte direkt vom Baum und Beeren direkt vom Strauch essen
Sicherlich hat sich die Art und Weise, auf dem Land aufzuwachsen im Vergleich zu vor einigen Jahrzehnten verändert. So machen die Landkinder von heute vermutlich nicht mehr die gleichen Dinge wie ich als Kind. Eine Entwicklung, an der neue Medien, Handys, Computer und das Internet ihren Anteil haben.
Wie bin ich auf dem Land aufgewachsen? Auf jeden Fall in dem meiner Meinung nach schönsten Dorfe der Welt: Lückert. Dieses Dorf mit heute 104 Einwohnern liegt im schönen Rheinland, umgeben von riesigen Wäldern, unzähligen Bächen und einer unberührten Natur.
Ob bei schönstem Sonnenschein oder bei starkem Regen - ich musste immer mit Freunden, Bruder und Schwester vor die Tür. Als wir erwachsen wurden, verstanden wir, dass Natur und menschliches Leben eins sind, und das bereits seit Jahrtausenden. Beide Bereiche sind voneinander abhängig, und stehen sie im Einklang, erzeugen sie Zufriedenheit, Glück und Ruhe. Trennung von der Natur bedeutet Entfremdung - und damit Stress! Der Jahreszeitenwechsel mitten in der Stadt kann nur schwer mit den eigenen Augen beobachtet werden, und lässt sich allein am Temperaturwechsel und dem Auf- und Abbau des Weihnachtsmarktes ausmachen. Meine Lieblingsjahreszeit ist der Winter, weil der Schnee die Landschaft verzaubert, der Klang sich ändert und alles so rein aussieht. Haben Sie jemals bemerkt, dass ein gesprochenes Wort in einem Schneegestöber ganz anders klingt als im Sommer, wenn die Sonne scheint?
In Lückert unternahmen wir Kinder regelmäßig Ausflüge in den Wald, die sich mal nur über den Nachmittag nach der Schule und manchmal über mehrere Tage erstreckten. Abenteuer schlechthin waren unsere Nachtwanderungen, Schatzsuchen oder Schnitzeljagden auf mehreren Hektar Land. Jeden Sommer campten wir viele Tage im Wald, wanderten und schwammen in den Seen. Und selbst wenn dies eine dumme Mutprobe war, haben wir natürlich auch Kuh- und Hühnermist probiert. Man hat grundsätzlich das Gefühl, dass die Uhr auf dem Lande langsamer läuft. Ich erinnere mich noch daran, wie erschöpft wir als Kinder waren, als wir die ganze Zeit in der freien Natur verbrachten, wie wir bequem und warm im Bett einschliefen. Fernsehen und Computer spielten bei uns keine Rolle. Ja, wir lebten nicht in der Hightech-Ära, aber wir waren reich, reich an Leben, reich an Erfahrung und reich an Kindheit.
Kinder, die auf dem Land aufwachsen, insbesondere auf einem Bauernhof, gelten im Allgemeinen als gesünder, ausgestattet mit einem besseren Abwehrsystem und weniger anfällig für Allergien als vergleichbare Kinder, die in der Stadt groß werden. Neue Untersuchungen führen dies auf den Kontakt mit sogenannten Mikroben zurück, die das Immunsystem ankurbeln. Mikroben sind mikroskopisch kleine Organismen, die aus einzelnen Zellen oder Zellaggregaten bestehen. Sie kommen in der Erde, im Wasser, in der Luft und in oder auf anderen Organismen vor und sind demnach besonders in der Natur weit verbreitet. Millionen dieser Mikroorgansimen besiedeln unseren Körper, von denen einige krank machend und wiederum andere durchaus wichtig für die Gesundheit sind. Wir kennen sie vielleicht besser als Viren, Bakterien und Pilze. Es wird davon ausgegangen, dass eine übertrieben hygienische Lebensweise dem Immunsystem schadet und auf diese Weise Allergien leichter entstehen können und Städter häufiger davon betroffen sind als Landbewohner. Wie ist das zu erklären?
Neuere Studien lassen vermuten, dass bei der Entstehung von Allergien die Belastung mit Mikroorganismen eine Rolle spielt. Früher konnten sich Krankheitserreger leichter verbreiten, da man sich den Wohnraum mit Tieren teilte und folglich auch in unmittelbaren Kontakt mit deren Keimen und Bakterien kam. Hygiene und Sauberkeit standen zu damaligen Zeiten noch nicht in dem Maße im Vordergrund wie heute, und in Verbindung mit mangelnden sanitären Anlagen kamen nicht nur Land-, sondern auch Stadtbewohner anhaltend mit einer Fülle von Krankheitserregern in Kontakt. Heute tragen die hygienischen Verhältnisse dazu bei, dass der Gesundheitszustand der Bevölkerung im Vergleich zu damals bedeutend besser ist. Dennoch kann der Kontakt mit Mikroorganismen in einem gewissen Maß für das Immunsystem von Vorteil sein, insbesondere für Kinder. Denn im Normalfall ist das Immunsystem in der Lage, Bakterien, Viren oder Pilze gut abzuwehren und sich gegen Krankheiten zu verteidigen. Zwar spielen beim Immunsystem genetische Faktoren eine Rolle, es lässt sich aber dennoch trainieren. Denn jede neue Infektion führt zur Bekämpfung des neuen Erregers. Heute werden Kinder in allen Lebensbereichen tendenziell vor Schmutz und potenziellen Erregern abgeschirmt (Hygiene-Hypothese), sodass dem jungen Immunsystem das Training fehlt, neue Erreger zu bekämpfen. Je weniger Kinder mit verschiedenen Mikroben in Berührung kommen, desto schwächer ist das Immunsystem, da es nicht gelernt hat, diese erfolgreich abzuwehren. So kann es bei zunächst harmlos erscheinenden Einwirkungen aus der Umwelt, wie Pollen oder Tierhaaren, zu einer Überreaktion kommen, und das Abwehrsystem reagiert mit einer Allergie. Kinder, die auf traditionellen Bauernhöfen aufwachsen, sind in ständigem Kontakt mit Erregern, sei es über Tierkot, Heu oder Staub, wodurch das Immunsystem andauernd angeregt und stimuliert wird und besser vor Asthma, Heuschnupfen und allergischer Sensibilisierung geschützt ist. Infolge des steten Kontakts mit den Mikroorgansimen lernt das Immunsystem, diese zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren.1
Die wichtigsten Orte, an denen sich heutzutage das Immunsystem vor allem schult, das sind der Kindergarten oder die Kindertagesstätte sowie die Grundschule. Wenn meine Kinder aus dem Kindergarten nach Hause gekommen sind, dann hatte ich immer den Eindruck, dass mich jede Woche eine neue Tropenkrankheit heimsucht. Wenn viele Kinder zusammenkommen, begünstigt das den freien Austausch von Keimen, der für das Immunsystem von großer Bedeutung ist. Mit jeder Infektion lernt das Immunsystem fürs Leben. Ein Immunsystem, das nicht (mehr) lernt, ist ein schwaches System. In Corona-Zeiten mache ich mir zunehmend Sorgen, wie sich die Quarantänesituation und die deutlich reduzierten Kontaktzeiten unter den Kindern auf die Qualität des Immunsystems auswirken werden. Es fehlen etwa eineinhalb Jahre Immun-Schulung. Die Hoffnung bleibt, dass die Immunisierung später aufgeholt werden kann, aber sicher ist dies nicht, da der Keim-Kontakt besonders in den frühen Lebensjahren entscheidend ist.
Eine Studie mit über tausend Kindern aus der Schweiz, aus Österreich und Süddeutschland hat gezeigt, wie Kleinkinder, die früh mit Mikroben in Kontakt kommen, ihr Allergierisiko im Vergleich mit Kindern, die in relativ sterilen Umgebungen aufgewachsen sind, minimieren. Der frühzeitige Kontakt mit Tieren und deren Futter sowie der Konsum von unverarbeiteter Kuhmilch wurden als wirksame Schutzexpositionen identifiziert. Bei Kindern mit einer Allergie, wie Asthma oder allergische Rhinitis, war der Kontakt mit Endotoxinen (Zellmembranbaustein von Bakterien) in der Wohnung deutlich geringer als bei Kindern ohne Allergie. In dieser Studie wird ebenfalls der Aspekt aufgegriffen, dass jegliche Infektionen im frühen Kindesalter vor allergischen Erkrankungen...
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