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Pak erwachte, als hinten im Hof die Hähne krähten. Er fröstelte unter dem blauen Kain, den er über sich gedeckt hatte, und seine Augen waren noch voll Schlaf. Es war finster in der Kammer, obwohl Puglug, die Frau, die Tür offen gelassen hatte, als sie hinausging. Pak seufzte tief. Er stand ungern auf und ging ungern zur Arbeit. Aber der Tag war günstig, um zu pflügen, so sagte der Kalender, und Pak machte sich von seiner Matte los, gerade als der Kulkul im Dorf die siebente Stunde der Nacht anschlug. Noch eine Stunde, und die Sonne würde aus ihrem Haus treten und den Tag mit sich aus dem Meer bringen.
Noch immer krähten die Hähne mit lautem Spektakel, und Pak lächelte, als er die Stimme seines Lieblings, des roten Hahns, heraushörte. Der war noch zu jung, um zu kämpfen, aber Pak konnte schon die Merkmale an ihm erkennen, die versprechen, dass er ein guter, starker Kampfhahn sein würde. Pak band seinen Kain um die Hüften und zog ihn zwischen den Beinen durch, sodass ein kurzes Lendentuch daraus wurde. Er griff im Finstern über sich nach dem Balken und nahm sein Messer und die Sirihtasche, die er an den Gürtel knüpfte. Der Kain war feucht und kühl vom schweren Nachttau. Pak erinnerte sich dumpf an einen unverständlichen Traum. Er tastete nach der andern Matte auf dem Bambusgestell, das seiner eigenen Ruhebank gegenüberlag. Die Kinder atmeten im Schlaf, Rantung, die Siebenjährige, Madé, die Zweitgeborene, und in der Ecke das Bündelchen mit dem Neugeborenen.
Pak und seine Frau waren sicher gewesen, diesmal einen Sohn zu bekommen. Sie hatten für elf Kèpèngs den Balian befragt, als das Kind sich im Leib der Frau zu bewegen begann, und er hatte ihnen einen Knaben versprochen. Pak hatte Luftschlösser zu bauen begonnen und sich einen schönen Namen für ihn ausgedacht. Er wollte ihn Siang nennen, das Licht und der Tag. Da aber Puglug enttäuschenderweise und ganz unerwartet wieder ein Mädchen geboren hatte, wusste man keinen Namen. Wahrscheinlich würde man sie einfach Klepon nennen, wie vor ihr mehrere Töchter der Familie geheißen hatten.
Noch einmal seufzte Pak, verließ die Kammer, zögerte einen Moment im offenen Vorbau und ging dann die Stufen hinunter in den Hof, mit seinem mageren Schatten vor sich her, und ging zur Mauer. An der Westseite des Grundstücks, wo der Onkel wohnte, war schon die zänkische Stimme von dessen erster Frau zu hören, die mit niemandem Frieden halten konnte. Puglug aber war für zweiundvierzig Tage nach der Geburt des kleinen Mädchens unrein und durfte Pak kein Essen bereiten. Er hatte allen Grund zu seufzen. Er war so satt und voll von Puglug, als wenn sie eine Speise gewesen wäre, von der er zu viel gegessen hatte. Drei Töchter hatte sie geboren und keinen Sohn. Unnütz war sie und gar nicht schön. Er kauerte sich auf die Stufen und schaute misslaunig auf die Frau hinunter, die mit einem Besen den Hof fegte. Der Himmel wurde schon etwas heller hinter den Wipfeln der Kokospalmen, und Pak konnte den schweren Umriss sehen, der sich emsig bückte und bewegte.
Sieh, da kam Lambon von der Küche her, seine junge Schwester, und trug ein Pisangblatt, auf das eine gute Ladung von gekochtem Reis für ihn gehäuft war. Pak griff danach, kauerte sich auf die Stufen und wurde vergnügter. Mit drei Fingern fasste er in den Reis und stopfte sich den Mund voll. Seine Laune besserte sich mit jedem Klumpen, den er schluckte. Puglug hielt einen Augenblick inne und schaute zu dem essenden Mann hin, dem sie kein Essen geben durfte, dann fegte sie weiter. Sie ist eine gute Frau, dachte Pak, den Magen zufrieden mit Reis. Sie ist stark und kann dreißig Kokosnüsse auf dem Kopf tragen. Sie ist fleißig, sie geht zum Markt und verkauft Sirih und Speisen und verdient Geld. Sie kann nichts dafür, dass sie keinen Sohn gebären kann. Die Vorväter haben es so beschlossen. Er wischte seine Finger an dem geleerten Pisangblatt ab, warf es auf die Erde und machte sich mit Sorgfalt daran, seinen Sirih in die Betelnuss zu wickeln und etwas Kalk darauf zu tun. Als er den scharfen Priem im Mund hatte, dass der Speichel aus den Backen gelaufen kam, schien die Welt gut und wohlbestellt. Pak erhob sich, um die Kuh aus dem Stall und den Pflug von der Balé zu holen, wo alles Gerät verstaut war. Lambon, die zu seinen Füßen gesessen und ihm zugesehen hatte, ging zurück zur Küche. Ihre kleine Gestalt sah zierlich aus im Licht der Fackel, und Pak schaute ihr einen Augenblick nach und war stolz auf sie.
Lambon war Tänzerin; bei den Festen tanzte sie mit zwei anderen Kindern den Légong, ganz in goldene Gewänder gekleidet und mit einer goldenen Blumenkrone im Haar. Sie war schön, das konnte selbst Pak sehen, obwohl sie nur seine Schwester war. Sie hatte das Fest der Reife noch nicht gefeiert, und trotzdem standen schon die Dorfburschen vor dem Haus und blähten die Nasenlöcher, wenn sie zierlich vorbeiging. Die ganze Familie hoffte, dass Lambon einen reichen Mann heiraten würde, sobald sie mannbar war.
Als Pak aber nun in der aufhellenden Dämmerung in den Hof trat, da blieb er mit offenem Mund stehen. Es sah aus, als wenn während der Nacht die Dämonen hier gehaust hätten. Von der Mauer war an vielen Stellen die Strohdecke weggerissen, die er nach der letzten Ernte mit viel Mühe darauf gebreitet hatte. Unweit der Pforte, der Straße zugewandt, gähnte ein Loch. Ein schwerer Ast war vom Brotfruchtbaum gebrochen und lag quer auf der Erde wie etwas Getötetes. Das Dach, unter dem die Kuh stand, war zur Hälfte abgetragen. Pak starrte all dies ohne Verständnis, aber mit Schrecken an. Er hatte so etwas noch nicht gesehen. Er lief schnell zu seinem Vater hinüber, der alt war und mehr wusste als er. »Wer hat das getan?«, fragte er außer Atem.
Der alte Mann war zahnlos und schwach, ausgesogen von einem Leben mit vielen Anfällen der heißen Krankheit. »Wer hat das getan?«, wiederholte er singend, wie es seine Gewohnheit war. Es gab ihm Zeit, nachzudenken und seine Antwort klug auszuwählen. Pak starrte ihn in ängstlicher Erwartung an. Er spürte ordentlich die bösen Geister über sich, die nachts mit seinem Hof gespielt hatten. »Heute Nacht ist ein Sturm von Westen gekommen«, sagte der Vater. »Der hat es getan. Ich habe die ganze Nacht wach gelegen, und es waren Blitze am Himmel und ein großes Getöse in der Luft.« Er begann ohne Zähne zu lächeln und setzte hinzu: »Der Schlaf alter Leute ist dünn, mein Sohn.«
Paks Angst ließ ein wenig nach. »Vielleicht müsste man Baju, dem Gott des Windes, besondere Opfer bringen?«, murmelte er und starrte das Loch in der Mauer an. Der alte Mann überlegte dies in Muße. »Vor vielen Jahren«, sagte er, »war auch ein solcher Sturm. Da befahl der Pedanda, dass jeder Hof ein Huhn schlachten solle, für Baju; es wurden große Opfer gebracht, und am nächsten Tag warf das Meer ein Schiff aus sich heraus, voll mit Reis und Kokosnüssen, die unter die Gemeinde verteilt wurden.« Pak hörte erstaunt zu. »Bèh!«, sagte er voll Hochachtung. Er prüfte das Loch in der Mauer. »Soll ich ein Huhn schlachten?«, fragte er. Es schien ihm, als wenn alle Dämonen und Geister der unteren Welt jetzt in den unbeschützten Hof eindringen könnten. Der alte Mann, der oft wusste, was man dachte, ohne dass man es aussprach, sagte: »Rufe deinen Bruder. Wir werden das Loch mit Stroh verstopfen, während du auf der Sawah bist. Wenn du heimkommst, kannst du es mit Erde ausfüllen. Es ist auch noch Kalk hier zum Weißen der Mauer. Ein Huhn sollst du schlachten, und wir werden es den Göttern anbieten. Dann aber gehe aufs Feld, denn heute ist ein guter Tag, um zu pflügen.«
Pak wandte sich gehorsam um und war etwas beruhigt durch den gleichmäßigen Singsang des Alten. »Die Frau ist noch unrein und darf nicht opfern«, murrte er nur. »Schlachte du das Huhn, deine Schwestern und meines Bruders Frauen werden die Opfer bringen, und ich werde den Pedanda fragen, wie es richtig ist.«
Paks Herz schlug leichter, denn der Pedanda, Ida Bagus Rai, war ungefähr der klügste Mensch der Welt und nahezu unfehlbar. Sogar der Fürst von Badung schickte nach ihm, wenn er einen Rat brauchte. Pak spuckte seinen Sirih aus und ging zur Küche. »Ihr müsst ein Geschenk für den Pedanda bereiten«, sagte er zu den Frauen. »Es braucht nichts zu Großartiges zu sein, denn Ida Bagus Rai weiß, dass wir arm sind. Lambon soll es hintragen. Und bringt ein weißes Huhn zum Schlachten.«
Puglug, die sehr lange Ohren hatte, war hereingekommen und hatte sich auf ihren Besen gestützt. Plötzlich, ohne dass jemand sie gefragt hatte, begann sie loszulegen. »Was braucht ihr dem Pedanda schwere Geschenke zu bringen, wenn der Balian für drei Papayas ebenso guten Rat gibt? Wenn ich gefragt würde, könnte ich vielleicht auch erzählen, was heute Nacht geschehen ist. Ich hätte es vorhersagen können, denn Babak war erst vorgestern hier und hat mir erzählt, was die Frauen am Markt gesagt haben. Die Schwester von Babaks Mutter hat einen Mann gesehen, der nur ein Bein und das Gesicht eines großen Schweines hatte, und jeder Mensch, der Verstand hat, weiß ja, was das zu bedeuten hat. Wenn man den Balian fragen würde, dann könnte er sagen, dass es am besten wäre, wenn jeder Mann der Gemeinde einen großen Stein nehmen würde und damit zu einem gewissen Haus gehen und eine gewisse Person totschlagen würde, die an allem schuld ist. Ein weißes Huhn schlachten! Dem Pedanda Geschenke bringen! Man könnte glauben, dass wir reiche Leute sind mit vierzig Sawahs. Oder hat mein Mann vielleicht fünfhundert Ringgits unter dem Haus vergraben, dass er zum Pedanda läuft, bloß weil ein kleines Loch in die Mauer gekommen ist. Selbstverständlich, Lambon...
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