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Die Konfessionskunde betrachtet Leben und Lehre der christlichen Kirchen. Sie ist eine Disziplin der theologischen Wissenschaft, die sich vorwiegend in historischer, systematischer, praktischer und phänomenologischer Perspektive mit den christlichen Kirchen der Gegenwart befasst. Sie arbeitet deskriptiv und ist bestrebt, die wesentlichen Merkmale der jeweiligen Kirchen zu erfassen und darzustellen. Darum wählt sie einen möglichst umfassenden Zugang zu ihrem Gegenstand. Zwar ist es erkenntnistheoretisch unmöglich, einen objektiven Standpunkt "über" den existierenden Kirchen einzunehmen, doch strebt die Konfessionskunde an, jede Kirche so zu erfassen, dass sich sowohl die beschriebenen Kirchen in ihrem Selbstverständnis wiederfinden können als auch wesentliche Außenwahrnehmungen in die Charakteristik einfließen. Sie gestaltet ihre Darstellung - so gut es geht - neutral und enthält sich jeglicher Wertungen.
Der Begriff KonfessionskundeDer Begriff "Konfessionskunde" leitet sich vom Begriff der Konfession (lat.: 'Anerkennung'; 'Eingeständnis'; im theologischen Sinn: 'Bekenntnis') ab. Damit ist die Zustimmung zu einer bestimmten Haltung bezeichnet. Mit einem Bekenntnis legt man Zeugnis ab und bekennt sich zu einem bestimmten Glauben. Dieser Glaube ist dabei in der Regel in bestimmten Texten fixiert, in Glaubensbekenntnissen oder Glaubensgrundsätzen.
Da verschiedene Kirchen verschiedene Glaubensgrundlagen haben, unterscheiden Glaubensaussagen in ihren verschiedenen Wertigkeiten die Kirchen voneinander und haben daher eine integrierende Funktion nach innen und eine ausschließende Funktion nach außen. Wer ein bestimmtes Glaubensbekenntnis mitsprechen kann und dessen Inhalt "glaubt", gehört dazu, wer es nicht als einen angemessenen Ausdruck seines Glaubens akzeptiert, gehört nicht zur entsprechenden Gemeinschaft oder Bewegung. So bildeten sich innerhalb des Christentums im Laufe der Geschichte bis heute verschiedene Gruppen, die sich in und als "Kirchen" zusammenfinden.
Da manche Kirchen ihr Selbstverständnis nicht in Bekenntnistexten adäquat ausgedrückt sehen und es ihnen widerstrebt, Bekenntnisse zu benennen, die sie von anderen Kirchen unterscheiden (z.B. die Orthodoxe Kirche), kann der Begriff der Konfession nicht auf alle Kirchen in gleichem Maße angewendet werden. Genuin ist "Konfession" ein lutherischer Terminus, da sich die Lutherischen Kirchen durch eine ausweisbare Phase der Bekenntnisbildung im 16. Jahrhundert auszeichnen, die auch durch eine Textsammlung (die lutherischen "Bekenntnisschriften") abgeschlossen und fixiert wurde.
SymbolikVon diesem speziellen Zugang, die Bekenntnisse (griech.: Symbola) als Identifikationsmerkmale einer Kirche anzusehen, leitet sich der Begriff der Symbolik als Vorläufer des Fachs Konfessionskunde ab. Da inzwischen erkannt wurde, dass die Bekenntnisse lediglich (und teilweise unvollständig) die Lehre einer Kirche wiedergeben, aber die Eigenart der Kirche nicht zwingend erfassen, vergrößert die Konfessionskunde im Vergleich zur Symbolik ihren Untersuchungsgegenstand. Weil also nicht nur das Bekenntnis die Konfession beschreibt, scheint der Begriff "Kirchenkunde" als alternativer Begriff zur Konfessionskunde angeraten. Durch ihn wird die vermeintliche Engführung auf die Lehre einer Kirche vermieden, allerdings wirft dieser Begriff die Frage auf, wie Gruppierungen, die keine Kirche sein wollen, erfasst werden können. Weder "Konfessionskunde" noch "Kirchenkunde" sind also in der Lage, jede christliche Gruppe gleichermaßen adäquat zu erfassen.
DenominationUm christlichen Gruppen gerecht zu werden, die keine Konfession sein oder keine Kirche bilden wollen, hat sich vor allem im englischsprachigen Raum der Begriff Denomination ('Benennung') bewährt. Durch seine Neutralität kann er im Gegensatz zur Konfession auch Bewegungen (z.B. die Erweckungsbewegung) und Gruppierungen erfassen, die kein gemeinsames Bekenntnis ablegen wollen oder können. Er kann auch Kirchen bezeichnen, die keine Kirche im engeren Sinne bilden. Allerdings bleibt er aufgrund seiner Neutralität zwangsläufig inhaltlich wenig bestimmt und wird gegenwärtig deshalb auch dazu verwendet, Gruppierungen in anderen Religionen (z.B. im Judentum) zu bezeichnen. Im deutschen Sprachraum konnte er sich als Bezeichnung christlicher Gruppierungen bislang nicht durchsetzen. Deshalb gibt es auch keine Derivate wie "Denominationskunde" o.ä.
Letztlich zeigt sich der Durchgang durch die vorgeschlagenen Bezeichnungen des Fachs wie Symbolik oder Kirchenkunde, dass jeder Begriff die Fülle der Ausgestaltungen von Kirche nicht in gleicher Weise zutreffend beschreiben kann, sodass sich die Beibehaltung des traditionellen Begriffs Konfessionskunde empfiehlt. Er gibt für den deutschsprachigen Raum die Bemühungen dieses Buches treffend wieder.
Regionale und globale KonfessionskundeEine Konfessionskunde nimmt alle christlichen Konfessionen weltweit in den Blick. Dieser globale und transkonfessionelle Blick ist allerdings regional verankert und fokussiert, woraus sich wiederum Einschränkungen bei der Betrachtung ergeben. Die hier vorliegende Konfessionskunde richtet sich an eine deutschsprachige Leserschaft, d.h. sie greift die deutsche historische und kirchliche Situation im Besonderen auf. So ist beispielsweise das v.a. in Deutschland präsente und die deutsche protestantische kirchliche Landschaft konstituierende Landeskirchentum eine regional-spezifische Erscheinung. Im Falle der hier vorliegenden Konfessionskunde sind das Landeskirchen- und das Freikirchentum strukturgebende Größen für die konfessionelle Gliederung evangelischer Kirchen.
In Nordamerika hat das Landeskirchentum keinerlei Relevanz, d.h. eine Konfessionskunde Nordamerikas würde konfessionelle Zuordnungen anders vornehmen.
Weiterhin kommen in dieser Konfessionskunde Kirchen und Gemeinschaften ausführlich zur Sprache, die in Deutschland und im europäischen Raum Relevanz haben. Kleinere Gemeinschaften anderer Regionen und Länder bleiben außerhalb der Betrachtung.
Das Ziel der KonfessionskundeDie Konfessionskunde hat in ihrer Geschichte verschiedene Ziele verfolgt. Dies liegt in der Natur des Faches. Ähnlich wie im persönlich-individuellen Kontext gilt: Man kann sich mit jemandem beschäftigen, um ihn kennenzulernen, um ihm näher zu kommen oder um sich abzugrenzen oder zu bekämpfen.
So diente die Konfessionskunde und ihre Vorläufer entweder dazu, die verschiedenen Kirchen näher zusammenzubringen (Irenik), die eigene Identität gegen andere Kirchen zu verteidigen (Apologetik) oder die eigene Kirche als die überlegene zu erweisen (Polemik).
Konfessionskunde und ÖkumeneGegenwärtig verfolgt die Konfessionskunde das Ziel, Wissen über die jeweiligen Kirchen zu erlangen und zu vertiefen. Sie stellt die Grundlage aller zwischenkirchlichen, interkonfessionellen Dialoge dar, da sie es den Gesprächspartnern überhaupt erst ermöglicht, vor ihrer eigentlichen Arbeit, dem Beitrag zu einem besseren Verstehen der verschiedenen christlichen Kirchen, sich über die Identität, die Eigenarten und die Spezifika ihres Gegenübers in Kenntnis zu setzen. So bereitet die Konfessionskunde den Weg für einen gelingenden Dialog und ist deshalb eine unverzichtbare Voraussetzung für die ökumenische Verständigung und die ökumenische Theologie. Sie stellt das Wissen bereit, das es erlaubt, sich in die jeweils andere Kirche einzufinden. Daher hat sie die Aufgabe, die Kirchen kritisch zu begleiten und die jeweiligen Kirchen mit sich selbst zu konfrontieren, ihre geschichtliche Kontingenz im Bewusstsein zu halten und so die stetige Entwicklung der Kirchen nach innen und nach außen zu fördern.
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