Schweitzer Fachinformationen
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Die Liebe steckt voller Rätsel!
Vielleicht verbindet Vera und Stanley nicht mehr als eine enge Freundschaft. Vielleicht sollten sie endlich akzeptieren, dass sie es nicht lange miteinander aushalten. Aber vielleicht halten sie es alleine noch viel weniger aus. Ganz sicher ist es mehr als ein Zufall, dass ihre Wege sich immer wieder kreuzen. Denn da gibt es diese Kreuzworträtsel mit den versteckten Botschaften, die sie immer wieder zueinander führen - und vielleicht auch zu einem Lösungswort mit fünf Buchstaben: LIEBE vielleicht?
»Ich habe mich innerhalb von zwanzig Sekunden in dieses Buch verliebt, und ich schwöre - mit erhobener rechter Hand, die linke auf einem Jane-Austen-Roman -, dass Jeff Bartsch Ihr neuer Lieblingsautor wird.« Elinor Lipman, New-York-Times-Bestsellerautorin
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An einem ruhigen Herbstabend des Jahres 1962, zweieinhalb Jahre nach dem Buchstabierwettbewerb, saß Stanley in seinem Sessel in der Lobby des Hawthorne Hotels und schlug in seinem Notizbuch eine leere Seite auf. Dann zog er sechzehn senkrechte Linien und weitere sechzehn waagrecht darüber, sodass Kästchen entstanden. Darunter schrieb er eine Liste von Lösungswörtern zu dem Thema, das er für sein Kreuzworträtsel ausgesucht hatte, und notierte sich Ideen für Fragen dazu.
Sein Stift kratzte über das Papier, als er zuerst die längsten Wörter in die Kästchen eintrug. BLITZKRIEG schrieb er in die waagerechte Zeile rechts oben. Die dazugehörige Umschreibung, die er sich notierte, lautete: »Aggressiver Angriff bei einem Gewitter auftretender elektrischer Entladungen«.
Stanley, der schon seit vielen Jahren Kreuzworträtsel löste, wusste, dass die diagonale Symmetrie eine der Grundregeln bei der Erstellung eines Rätsels war. Daher gehörte in die waagrechten Kästchen links unten ein Wort mit ebenfalls zehn Buchstaben. RASSENHASS schrieb er. Den dazugehörigen Hinweis hatte er bereits: »Was die Nazis geschürt haben«. Er begutachtete sein Werk rund um das Dritte Reich und die Nazis, die ihm seinen Vater genommen hatten.
Mit seinen achtzehn Jahren war Stanley einen Meter fünfundsiebzig groß und konnte es in puncto Intelligenz sicher mit jedem in Washington aufnehmen. Er war so unglaublich neugierig, dass es fast schon gefährlich war, aber was ihm fehlte, war Weisheit. Sein Gehirn schmerzte, so vollgestopft mit Wissen war es, und dennoch fühlte sich alles verkehrt an. Sein Vater war tot, er war ums Leben gekommen, noch bevor Stanley geboren worden war, und ohne ihn fühlte sich alles falsch an, wirklich alles: jeder Aufsatz, den er schrieb, jedes Buch, das er las, jedes Rätsel, das er sich ausdachte oder löste, jeder Blick von seiner Mutter, jedes Tennismatch, das er spielte, sogar das Mittagessen.
Alles - bis auf den Zeitungsstand im Hotel. Er wirkte in der prunkvollen Empfangshalle wie ein Segelschiff, das in einer Bucht vor Anker lag. Er war das tonnenschwere Flaggschiff aller Zeitungsverkäufer. Mit seinen Säulen an allen vier Ecken und dem Himmel darüber, von dem heraldische Cherubim die neuesten Nachrichten hinausposaunten, erinnerte er Stanley an den Baldachin im Petersdom. In der Encyclopaedia Britannica hatte er unter dem Stichwort »Vatikan« ein Foto davon gesehen. Vom Vatikan hatte er sich durch W wie Wyoming und X wie Xerxes und Y wie Yamswurzel und Z wie Zambia gearbeitet und danach seiner Mutter einen Aufsatz mit einer abschließenden enzyklopädischen Zusammenfassung überreicht, womit die Aufgabe, die sie ihm als Zehnjährigem gestellt hatte - die gesamte vierundzwanzigbändige Ausgabe von A bis Z zu lesen -, beendet war.
Der Zeitungsstand war ein freistehendes, autonomes Gebiet aus poliertem Mahagoni, Marmor und Beschlägen, das sich jederzeit für unabhängig erklären, sich vom Hotel abspalten, losmachen und davonsegeln konnte. Zeitungen hingen an Klammern, lagen für den Verkauf gefaltet und gestapelt da oder waren über Holzgriffen eingerollt, sodass man sie wie in einer Bücherei ausleihen konnte. Die Gäste in ihren tiefen Sesseln und mit den aufgeschlagenen großformatigen Zeitungen in den Händen sahen wie Dinghis aus, die in der windstillen Lobby nach Luv drehten. Jeden Morgen rumpelten Lastwagen an die Rampe auf der Rückseite des Hotels. Dann trennte Charlie, der tagsüber für den Zeitungsstand zuständig war, in Weste und Fliege die Schnüre durch, die die Zeitungsbündel zusammenhielten, und hisste die Segel des großen Flaggschiffs: die Washington Post, die New York Times, den Philadelphia Inquirer, den Boston Globe, die Chicago Tribune, die Los Angeles Times, den Charlotte Observer und all die kleineren Blätter zwischen Ost- und Westküste. Charlie zog sie alle auf, und die Entdeckungsreise konnte beginnen, angetrieben von den starken Böen lokaler, nationaler und internationaler Ereignisse.
Stanley wandte sich wieder seinem Rätsel zu und fügte weitere Wörter ein. HEILTHITLER schrieb er. Der Hinweis dazu lautete: »Aufforderung, den Führer in Ordnung zu bringen«. Als Antwort auf die Frage »Religiöses Symbol mit Aufhängern« schrieb er HAKENKREUZ in die Kästchen. Als er die Wörter sorgfältig eingetragen hatte, dachte er über die Anordnung der schwarzen Felder und das Muster nach, das sie bilden könnten.
Als er wieder aufblickte, sah er Albert, Charlies Gegenstück von der Nachtschicht. Er hatte beide Hände flach auf den Marmor gelegt und seine Bifokalbrille an den äußersten Rand seiner Nasenspitze geschoben. Albert lächelte ihm zu und winkte, und Stanley stand auf und ging hinüber, um Hallo zu sagen.
»Guten Abend, Professor«, sagte Albert.
»Hallo, Albert, wie geht's Ihnen?«, erwiderte Stanley so schneidig und elegant wie ein Hollywood-Gangster.
Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber er hatte das Gefühl, dass Albert ihn auf der Suche nach kleinen Veränderungen prüfend beäugte. Seit dem Unentschieden in dem Buchstabierwettbewerb empfand Stanley einen wachsenden Widerwillen gegen seine Bücher. Zum Teil war das die natürliche Folge der Belastungen in seinem Leben und der Tatsache, dass er es als mehr oder weniger beendet betrachtete. Sein ganzes Leben lang hatte er nichts anderes getan, als zu lernen, er war praktisch ein Sklave seiner Bücher gewesen, hatte wie ein abgerichteter Affe funktioniert, um seine neurotische Mutter glücklich zu machen, und die Zukunft, die sie für ihn geplant hatte, würde genau das Gleiche bereithalten. Ehrlich gesagt lernte er sehr gern. Er war regelrecht süchtig nach Wissen, nach Informationen aller Art, ob es sich nun um eine atomare Struktur oder die Meister des japanischen Haiku handelte. Aber er hasste es, quasi nach der Stoppuhr - in seinem Fall dem Küchenwecker - lernen zu müssen, er hasste die monatlichen IQ-Tests. Das Maß war voll.
Andererseits hatte seine Mutter bereits eine großartige, glanzvolle Zukunft für ihn vorausgeplant: Harvard, ein Jurastudium in Harvard, eine Stelle in Washington, der Aufstieg zum Bezirksstaatsanwalt, Umzug nach Virginia, wo er sich um ein Senatorenamt bewerben konnte, dann eine lange, bemerkenswerte Karriere im Senat und ein Ruhestand auf dem Golfplatz. Vielleicht würde sie ihn irgendwann, wenn ihre Knochen spröde und zerbrechlich wie mürbes Gebäck sein würden, sonntagmorgens in Meet the Press sehen.
»Das werd ich nicht, Albert«, sagte Stanley leise. »Ich weiß nicht, was ich machen werde, wohin ich gehen oder wovon ich leben werde, aber ich werde kein Professor. Dann könnte ich mich auch gleich beerdigen lassen.« Aber Albert hatte sich bereits abgewandt und war gegangen, um einem Kunden behilflich zu sein, noch bevor Stanley angefangen hatte zu reden.
Stanley kehrte in die Bequemlichkeit seines Sessels zurück und nahm sich wieder sein Rätsel vor. Ins Zentrum schrieb er: DRITTESREICH. Die dazugehörige Umschreibung würde lauten: »Währte doch nicht tausend Jahre«. Dann GESTAPO (Hinweis: »Am Anfang ein übler Geruch, am Ende ein italienischer Fluss«) und FANATISCH (»Von einer Ideologie besessen«). Jetzt musste er nur noch die schwarzen Felder zu einem Muster anordnen und die verbliebenen leeren Kästchen ausfüllen. Er warf einen letzten zufriedenen Blick auf sein gitterförmiges Rätsel, klappte sein Notizbuch zu und kehrte in die William-Henry-Harrison-Suite zurück.
Stanleys Mutter Martha arbeitete für einen Verlag, die Honeythorne Publishing Company, als Korrektorin. Sie bekam in Packpapier eingewickelte Manuskripte, die sie, konzentriert wie eine Gerichtsmedizinerin, mit dem Rotstift auseinandernahm, wobei sie wegen der dort begangenen grammatikalischen Verbrechen immer wieder ungläubig mit der Zunge schnalzte. Gelegentlich schnappte sie sogar hörbar nach Luft, sodass Stanley, der zum Beispiel in die Essays von John Stuart Mill vertieft war, erschrocken zusammenfuhr. Was hatte sie denn jetzt wieder Schockierendes entdeckt? Doch wenn er sie fragte, stellte sich jedes Mal heraus, dass es nichts Schlimmeres war als eine skandalöse Subjekt-Verb-Kombination oder ein verirrter Apostroph, der zwischen zwei Buchstaben steckte wie ein Mohnsamen zwischen den Zähnen.
Drei Monate zuvor, gerade als der Sommer ein paar Gänge herunterschaltete, hatte Stanleys Mutter an dem kleinen Tisch im Wohnbereich ihrer Suite schon auf ihren Sohn gewartet, als dieser von seinem wöchentlichen Hallentennismatch mit Sonny zurückkam. Statt der üblichen Sprachlehrbücher hatte sie eine Reihe von Broschüren von allen Elitehochschulen wie eine Wahrsagerin ihre Karten fächermäßig vor sich ausgebreitet.
»Also, Stanley«, sagte sie, »ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir Harvard mit einem brillanten neuen Studenten beschenken.« Sie schaute auf, ihren gewohnt stechenden Blick mit der Überlegenheit eines Löwenbändigers auf ihren Sohn gerichtet. »Die anderen Bewerbungsunterlagen hier nehmen wir zum Üben.«
»Ich glaube, ich will doch nicht aufs College«, sagte Stanley und fummelte an seinem Tennisschläger herum. Er stellte die gleichbleibend positive Stimmung seiner Mutter gern auf die Probe, unter der sich, wie er wusste, ein tiefer Pessimismus verbarg.
Sie stieß einen entnervten Seufzer aus, als wollte sie sagen: Ich finde deinen Humor gar nicht komisch.
»Ich habe mir überlegt, Kreuzworträtselerfinder zu werden«, fügte er wahrheitsgemäß hinzu, allerdings in einem Ton, der nahelegte, dass er sie nur auf den Arm nehmen wollte.
Martha senkte ihren Blick und zog die Bewerbung an der Harvard-Broschüre unter der Büroklammer hervor. »Harvard,...
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