Schweitzer Fachinformationen
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Sie hat sich mit der Gestaltung der Station beschäftigt. Viele Bilder sind entstanden. Von einem Gang. In unterschiedlichen Versionen. Von Kreuzungen, die sie gestaltet hat. Quartieren mit Einrichtung, in verschiedenen Farben und Aufteilungen. Fast von allem, was Kalia in der Basis gesehen hat. Den Hangar hat sie gezeichnet, aber nicht verändert. Er ist groß, pragmatisch und technisch nüchtern. Das fühlte sich von Anfang an stimmig an, als sie auf der Station eintraf. Von dem Ereignis, wie der Transporter durch das Feld fliegt, hat sie Zeichnungen erstellt. Auf der einen Seite die Sterne vor dem Dunkel des Weltraums. Unten einen Schleier, der unsere Welt darstellt und der Raumer, wie er halb in dem Feld aus Energie verschwindet. Nur sein Heck ist sichtbar mit den Antriebsteilen, die man vor seinem normalen Grau erkennt. Dort, wo das Energiefeld die Außenhaut der Einheit berührt, hat Kalia einen hellen Ring um ihn gezeichnet. So, als ob das Schirmfeld mit der Oberfläche in Wirkung tritt. Erst später hat sie gelernt, dass dieser Ring besteht. Das Feld reinigt die Haut von Fremdkörpern, könnte dabei den gesamten Transporter durchdringen. Würde dann aber auch die Menschen im Inneren als fremd einstufen und reinigen. "Das", so überlegt sie seitdem häufiger, "wäre wohl kontra-produktiv."
Genauso hatte die Umgebung der Station auf sie gewirkt. Bedrückend, kalt und leer. Deswegen lebt sie immer noch mit Tara in einem Quartier und es scheint beide Frauen nicht zu stören. Sie kommen gut miteinander aus und manches Mal wirkt es, als sei eine bestimmte Vertrautheit entstanden. Sie fühlt sich an, wie eine kleine Pflanze. Ein Setzling, der seine ersten Triebe durch den Boden drückt und die Luft erreicht. Sie hatten darüber gesprochen, wieder in getrennte Räume zu ziehen. Als Kalia sich beruhigt hatte und begann, ihr Quartier anzunehmen. Als sie verschiedene Dinge ausprobiert hatte und mit der Station warm wurde. Sie findet, dass diese Formulierung gut gegen die anfänglich empfundene technische, kalte Leere passt. Aber Tara war der gleichen Meinung wie unsere Künstlerin. Das Zusammenleben gab ihnen etwas, das sie nicht missen wollten. Kalia erinnert sich, dass die anderen aus der Gruppe das nicht kommentiert haben, es sie nicht stört und ihre Arbeit nicht behindert. Alle akzeptierten ihre Reaktion auf die Station als normal und die Lösung des Zusammenziehens. Niemand ist jetzt gegen diese junge Pflanze, die ihre Triebe in die Luft recken möchte. Wie viel Kraft sie hat, weiß Kalia nicht. Und denkt nicht darüber nach. Sie lässt den Dingen lieber ihren Lauf, wie das beim Zeichnen geschieht. Und beobachtet, sich und andere.
Die Gedanken um die Art ihres Zeichnens und des Empfindens führen sie zu ihren Eltern. Ihre Mutter ist schon lange als Künstlerin aktiv und hat Kalia viele ihrer Techniken beigebracht. Diese hat sie dann auf ihre Art angewendet und verfeinert, sich irgendwann auf das Zeichnen konzentriert. Sie lächelt, als sie sich erinnert. Das hält an, als sie daran denkt, dass ihre Eltern bald in der Station eintreffen werden. "Es wird das erste Mal sein", überlegt sie. "Das meine Mutter in einem technischen Wesen unterwegs ist." Vorher hatte ihre Mama nie Transporter und ähnliche Systeme genutzt. Keine technischen Einheiten betreten, die so ausgelegt waren. Sie hielt sich in der Natur und in Gebäuden auf, die nicht selbst aktiv waren. Der Umgang mit technischem Leben war ihr vertraut, aber darin zu wandeln oder zu leben? Das war eine Vorstellung, die diese Frau ängstigte. Der jungen Tochter fällt das Bild eines Wales ein, in dem sie unterwegs ist. So hatte ihre Mutter es beschrieben, als ob sie durch die Därme und Adern dieses riesigen Wesens liefe. "Nun, viel anders ist es in dieser Station nicht", denkt sie. "Selbst, wenn die Station die Gänge nun anpasst, sie im Design so ändert, dass biologisches Leben sich hier wohlfühlt. Es sind doch die Adern und Gedärme der Station." Ihr kommt die Frage, ob die Menschen dann Parasiten sind, die sich in dem Wesen bewegen. Das fühlt sich nicht gut an, nicht passend. Und die Frau überlegt weiter: "Wir sind vielleicht Parasiten, aber keine negativen. Eigentlich spiegelt sich nur das Prinzip des biologischen Lebens. In meinem Körper leben viele Einzeller, ohne die mein Körper nicht funktioniert. Und so ist es in der Station, die wir mit unserem Sein bereichern, weiter gestalten und entwickeln. Es ist eine Symbiose, die wir erreicht haben." Ihr fällt auf: "Nur, dass diese weitergeht, als die der Einzeller mit meinem Körper. Von denen weiß mein Körper, aber mein bewusstes Denken nicht. Der Körper tauscht Daten mit ihnen, aber das Denken kann das nicht erfassen. Dahingegen ist die Station unserer Anwesenheit vollkommen bewusst, weil sie nichts Unbewusstes kennt." Kalia findet, dass das eine Weiterentwicklung des Lebens selbst sein kann, indem die Basis mehr Bewusstsein hat als die Menschen. "Aber", überlegt sie, "ihr fehlt das, was ich als Fantasie in meinen Bildern nutze. So habe ich die Gestaltung der Gänge geändert und die Station nahm diese Bilder auf, erzeugte die Veränderung. Damit mein bewusster Teil prüft, wie das wirkt und der unbewusste Teil weitere Veränderungen erwägt." Hier schließt sich der Kreis ein wenig für die junge Frau. Indem das biologische Leben mit dem, was wir Menschen als Emotionen und Ideen aus dem Datenaustausch der Zellen nehmen, das technische Leben bereichert, die Gestaltung der Station weiter zu verändern, damit die Symbiose besser funktioniert.
Diese Überlegungen bringen Kalia zurück zu der Frage, wie ihre Mutter sich fühlen wird, und ihr Vater. Sie überlegt, dass er keine Themen damit haben dürfte, weil er ein Android ist. Nicht ihr leiblicher Vater, aber schon so lange in ihrem Leben, dass sie ihn so nennt und sieht. Er wird die Basis funktional bewerten und ist durch seine Einbindung in das Netz des technischen Lebens und den Fakt, dass ihm alles bewusst ist, mit sämtlichen Details der Station vertraut. Ihr Vater hat sich gleichzeitig immer für die Kunst der beiden Frauen in seiner Familie interessiert. Anfangs eher technisch, später in einer Art, die seine individuellen Züge beeinflusst hat. Wie alle Androiden hat er sich häufig kurzfristig vom Netz getrennt und eigene Individualität ausgebildet, wie sein elektronisches Gehirn Muster und Daten verarbeitet. Die Art ihres Vaters, so erinnert sich seine Tochter, war durch die Bilder geprägt worden. Durch die Art, wie Mutter und Kind die Dinge sehen, empfinden und in den Zeichnungen darstellen. "Die unscharfen Felder in meinen Zeichnungen konnte Vater anfangs gar nicht nachvollziehen", denkt sie. "Aber mit der Zeit hat er seine Verarbeitung geändert und immer besser nachvollzogen, was sie für mich bedeuten. Wie ich versuche, Dinge zu durchdringen, bevor ich sie im Detail und scharf zeichnen kann." Ein Schmunzeln läuft über das Gesicht mit den lebhaften Augen, als sie sich erinnert. Ihr Vater hatte erst lernen müssen, die Dinge wie ein Mensch wahrzunehmen. Für ihn waren die Grenzen der menschlichen Sinne nicht maßgebend, weil er durch das Datennetz seine eigene Sicht mit der von vielen anderen technischen Wesen kombinieren kann und damit alles umfänglicher betrachten konnte. Er erschuf Methoden mit Kalia, seine Wahrnehmung auf das Niveau der Tochter zu reduzieren und konnte dann die Unschärfen erkennen. Seinem System fehlten schlicht die Daten, diese Stellen zu durchdringen. Letztlich half das Wissen in der Symbiose aus höher entwickeltem biologischem und technischem Leben dem gemeinsamen Verstehen und Vorgehen.
Aus diesen Gedanken weckt sie ein Signal ihres Datenmoduls. "Das ist meine Verbindung zum Datennetz. Begrenzt durch die Sinne, die ich habe", denkt sie und reagiert auf den Hinweis. "Deine Eltern befinden sich im Anflug auf die Station. Die Zeit reicht, dass Du sie im Hangar begrüßen kannst, wenn Du möchtest." Das war die Stimme ihres Moduls und natürlich will Kalia ihre Eltern ankommen sehen. Ihrer Mutter den Schock ersparen, den die Basis auf sie hatte. "Wird es für sie genauso sein?" Diese Frage fällt ihr ein, als sie ihre Schuhe anzieht. "Schließlich habe ich ihr von meinen Erlebnissen erzählt und ihr die Bilder gezeigt. Sie konnte sich Eindrücke der Station aus dem Netz selbst abrufen und anschauen. Was wir vorher nicht konnten." Das Netz hatte in Abstimmung mit der Gruppe diese Daten vorenthalten, weil man die Wirkung umfangreich beobachten wollte. Wertvolle Daten, die nicht verfälscht werden sollten.
Mit den Gedanken im Kopf macht sich die Künstlerin auf den Weg und folgt den Hinweisen des Datenmoduls zu einem Hangar. Einem anderen als dem, in dem sie angekommen waren. Einem, der näher an ihrem Quartier liegt. Er war zu der Zeit nicht fertiggestellt. Oder war der Weg bewusst länger gewählt worden, um die Wirkung der Station zu messen? Ein Hinterfragen, um zu verstehen. Kein Argwohn.
Als sie den Hangar erreicht, setzt der Transporter mit Kalias Eltern an Bord soeben auf. Er hat ein Energiefeld durchdrungen, das den großen Raum vom Weltraum trennt. Dabei wurde seine Oberfläche gereinigt und ein Test...
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