Schweitzer Fachinformationen
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Osteopathische Manipulationstechniken werden meist in zwei große Gruppen unterteilt, in die strukturellen Techniken und die funktionellen Techniken. Dabei geht es, unabhängig von der Technik, im Wesentlichen immer darum, eine Störung der Gelenkmobilität zu beseitigen, die je nach Therapeut und Schule mit unterschiedlichen Begriffen versehen wird, z. B. als Fixierung, Dysfunktion, Bewegungseinschränkung. Allen Manipulationstechniken ist gemein, dass sie die Mobilität im Gelenk verbessern wollen, meist um lokal zur Schmerzreduktion beizutragen oder den Körper wieder in ein besseres Gleichgewicht zu bringen. Zudem sind Gelenkmanipulationen auch Teil eines globalen Therapieansatzes, die damit die Grenzen einer rein lokalen Handlung überschreiten.
Geht es bei der Behandlung nicht mehr um einfache Dysfunktionen, sondern um schwere Gelenkpathologien – man denke nur an invalidierende Arthrose, Arthritis oder Gelenkentzündungen, sind dem manuellen Ansatz oftmals Grenzen gesetzt. Auch im Hinblick darauf, dass manchmal sogar die Form der Gelenkflächen oder die Gelenkarchitektur völlig verändert wird, wie etwa nach schweren Brüchen oder als Folge von massiven chirurgischen Eingriffen im Bewegungsapparat. Bei diesen Patienten sind die üblichen Manipulationstechniken nur begrenzt einsetzbar oder erweisen sich als ungeeignet. Gerade in diesen Fällen kann der hier gezeigte neue Ansatz die konventionellen Manipulationstechniken, wie etwa die Thrusts, ersetzen oder sinnvoll ergänzen.
Unser Ansatz findet auch in der Pädiatrie und der Geriatrie ein interessantes Anwendungsgebiet. Die präzisen und schmerzfreien Techniken können ebenso gefahrlos wie wirkungsvoll bei Kindern und älteren Menschen angewendet werden. Zudem ist unser Ansatz auch bei komplexen Fällen mit hoher Schmerzintensität oder bei Gelenken, die als „fragil“ oder „empfindlich“ gelten, einsetzbar. Ziel ist es, die Schmerzen des Patienten zu lindern oder ihn davon zu befreien und eine zufriedenstellende Gelenkfunktion herzustellen, ohne dabei die für unsere Berufspraxis so wichtige Ganzheitlichkeit außer Acht zu lassen.
Osteopathie und Manualmedizin werden seit vielen Jahren sowohl in der Diagnose als auch in der Behandlung von Gelenken von der Vorstellung eines knöchernen Modells beherrscht. Denn Osteopathen konzentrieren sich bei Gelenken sehr stark auf den knöchernen Aspekt. Damit entspricht ihre Sicht des Gelenks in gewisser Weise einer „radiologischen“ Sicht.
Vereinfacht gesagt, ist das Gelenk der Kontaktpunkt zwischen zwei Knochen, die von einem Knorpel bedeckt werden und mehr oder weniger kongruent sind. Andere Bestandteile des Gelenks spielen dabei meist eine untergeordnete Rolle. Dieser, durch eine reduktionistisch biomechanische Sicht gekennzeichneten Präsentation des Gelenks werden meist noch die Bewegungsachsen und -ebenen hinzugefügt, auf denen die Manipulationen basieren.
Die Gelenktechniken konzentrieren sich somit sowohl bei den Tests als auch bei den Korrekturen auf die „Formbeziehungen“ zwischen Knochen und Knorpel.
Wir betrachten das Gelenk als eine Struktur mit mehreren Untersystemen, deren Wechselwirkungen ein komplexes Ganzes entstehen lassen. Eine gute Gelenkfunktion erfordert nicht nur, dass jedes Untersystem integriert wird, sondern auch, dass die einzelnen Untersysteme miteinander kooperieren.
Wir unterscheiden sieben Untersysteme, die zur Gelenkfunktion beitragen. Dabei können bestimmte anatomische Strukturen einem oder mehreren Untersystemen zugeordnet werden. Wir konzentrieren uns zunächst auf diese Funktionen und nicht auf die anatomischen Strukturen (Abb. 1.1).
Abb. 1.1 Die sieben Untersysteme des Gelenks
Die Bestandteile des Hebelsystems sind Knochen und Knorpel. Knochen sind, mechanisch gesehen, feste, untereinander gelenkig verbundene Hebel. Sie bedingen die Gelenkformen, die durch den subchondralen Knochen, dem eigentlichen Stütz- und Tragwerk des Gelenkknorpels, materialisiert werden. Diese Formen stehen zueinander in mehr oder weniger kongruenten Wechselbeziehungen. Die traditionelle Biomechanik bezieht sich auf diese Beziehungen und leitet daraus die Verbindung zwischen Stabilität und Mobilität ab, die die Bewegungsmöglichkeiten des Gelenks bestimmt.
Eine der wichtigsten Qualitäten dieses Untersystems ist seine Widerstandsfähigkeit. Die Knochen sind die „stabilen“ Elemente des Gelenksystems, die allerdings auch über eine gewisse Elastizität verfügen. Diese Hebel ermöglichen zudem die Übertragung von Belastungen von einem knöchernen Segment auf das andere (Abb. 1.2).
Abb. 1.2 Das Hebelsystem
Der die Knochenenden umgebende Gelenkknorpel ist erstaunlich elastisch, er verfügt aber dennoch über eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Seine besondere histologische Struktur erlaubt es, Belastungen weiterzuleiten, ohne selbst zu leiden.
Die anatomischen Strukturen dieses Systems sind die Gelenkhöhle und ihre Begrenzungen mit folgenden Bestandteilen (Abb. 1.3):
Abb. 1.3 Das Gleitsystem
• Knorpel
• Synovialflüssigkeit
• Synovialmembran
• Kapsel
• Faserknorpel
• Intraartikuläre Drücke
Beim Gleitsystem handelt es sich um Gleitflächen, die in ihrer Gleitfunktion von „Schmiermitteln“ unterstützt werden. Dazu gehören alle periartikulären Gleitstrukturen, wie die Schleimbeutel und die Gleitebenen der Gewebe. Ebenfalls am Gleiten und an der Schmierung beteiligt sind alle intraartikulären Faserknorpel (Labrum oder Meniskus). Diese haben zudem eine Stabilisierungsfunktion.
Die Viskosität der Synovialflüssigkeit ist für das Gleitsystem von herausragender Bedeutung, da die Reibungskräfte von diesen physikalischen Eigenschaften abhängen.
Zum Stabilisierungssystem gehören (Abb. 1.4):
Abb. 1.4 Das Stabilisierungssystem
• Bänder
• Stabilisierende Muskeln (aktive Ligamente)
• Menisci und andere Faserknorpel
Die artikulären Bänder, die meist Verdickungen der Gelenkkapsel sind, sichern die Verbindung und die Stabilität der Hebel und der Gelenkflächen (siehe erstes Niveau). Die Bänder lenken die Bewegung und ihre kollagenen Bestandteile erzeugen große passive Kräfte.
Im Gegensatz dazu erzeugen die periartikulären, auch als aktive Bänder bezeichneten Muskeln aufgrund ihrer Kontraktilität aktive Kräfte
Faserknorpelige Strukturen verbessern die Kongruenz der Gelenkflächen und tragen damit ebenfalls zur Stabilisierungsfunktion bei.
Die Bestandteile der Aktivierungsfunktion sind die mono- und polyartikulären Muskeln. Die Muskeln bilden den Motor des Gelenksystems und stellen dessen Mobilität sicher. Sie erzeugen aktive Kräfte. Im Gegensatz zu den Muskeln des Stützsystems haben sie eher eine dynamische Aufgabe (Abb. 1.5).
Abb. 1.5 Das Aktivierungssystem
Zum Kohäsionssystem (Abb. 1.6) gehören folgende anatomischen Strukturen und Systeme:
Abb. 1.6 Das Kohäsionssystem
• Faszien
• Membranen
Die Faszien sind jene Elemente, die Muskeln unterteilen, sie entweder einzeln umhüllen oder zu Gruppen zusammenfassen. Sie verbinden die Gelenke untereinander, machen sie voneinander abhängig und gliedern sie in Gelenkketten. Die Faszien erzeugen passive Kräfte sowie Druckkräfte innerhalb des Gelenks.
Die Kapsel – sie ist eine hermetisch geschlossene Einheit – bildet mit der Synovialflüssigkeit ein vorgespanntes hydraulisches System. Die Kapselspannung steht im proportionalen...
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