Schweitzer Fachinformationen
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Die Musik ist zu laut, der Raum zu überfüllt, und es fühlt sich an, es seien mehr Menschen in diesem Haus, als eigentlich hineinpassen. Die tiefen Basstöne lassen meinen Körper vibrieren. Ich habe eine ganze Weile in der Ecke gestanden: Jetzt hole ich tief Luft und schiebe mich durch die Fremden hindurch.
Ich schaue auf meine Hand. Party, steht dort in dicken schwarzen Buchstaben.
»Das sehe ich«, sage ich zu meiner Hand, obwohl ich nicht weiß, warum ich hier bin.
Die Luft ist stickig, es riecht nach Schweiß und Alkohol und Parfüm, was zusammen eine ekelerregende Mischung ergibt. Ich muss hier raus. Ich will frische Luft schnappen. Ich will mich an eine Brüstung lehnen und aufs Meer starren. Das Meer ist draußen vor diesem Haus.
»Hi, Flora«, sagt jemand. Ich erkenne die Person nicht. Es ist ein hochgewachsener, magerer Junge ohne Haare.
»Hallo«, erwidere ich mit so viel Würde, wie ich aufbringen kann.
Der Junge trägt Jeans. Alle Jungs hier und die meisten Mädchen tragen Jeans. Ich dagegen trage ein schimmerndes weißes Kleid mit abstehendem Rock, dazu ein Paar gelbe Schuhe, die noch nicht einmal hübsch sind und die mir nicht richtig passen.
Vermutlich habe ich mich angezogen für das, was ich mir unter einer Party vorstelle. Jetzt bin ich die einzige Person, die völlig peinlich aussieht. Dieses Gefühl kommt mir bekannt vor.
Als ich jünger war, liebte ich es, mich für Partys anzukleiden, und die Leute umarmten mich und sagten mir, ich sähe aus wie eine Prinzessin. Aber ich bin nicht mehr ein kleines Mädchen. Wenn ich einen Stift zur Hand hätte, würde ich es auf meinen Arm schreiben, um es mir zu merken: »Ich bin älter, als ich glaube.« Ich sollte keine Partykleider mehr tragen, sondern Jeans. Das sollte eine meiner Regeln werden. Ich blicke in meine Hand. Ich bin 17, steht dort. Ich schaue erneut an mir herunter. Ich sehe aus wie ein Teenager, aber ich fühle mich nicht wie einer.
»Willst du etwas trinken?« Mit einem Nicken deutet der Junge auf einen Tisch mit Plastikbechern und Flaschen mit Alkohol.
Ich schaue auf mein Handgelenk. Keinen Alkohol trinken steht dort. Aber alle hier trinken Alkohol.
»Ja, bitte«, sage ich, um zu sehen, was passiert. Meine Hand informiert mich weiter: Drake geht weg. P's Freund. Diese Party findet statt, weil jemand fortgeht. Paiges Freund. Arme Paige. »Von dem Roten, bitte.«
Ich feuchte meinen Finger an und rubbel an dem Keinen Alkohol trinken herum, bis die Wörter unleserlich geworden sind.
Der große Junge reicht mir einen bis zum Rand mit Wein gefüllten Plastikbecher. Beim ersten Schluck zucke ich zusammen, doch einen Becher mit Alkohol in der Hand zu halten, gibt mir das Gefühl, hierher zu gehören. Also stürze ich mich erneut ins Getümmel und halte nach Paige Ausschau.
Ich bin siebzehn. Dies ist eine Party. Drake geht fort. Drake ist Paiges Freund.
Eine Frau legt mir eine Hand auf den Arm und stoppt mich. Ich drehe mich zu ihr um. Sie hat weißblonde Haare, die fransig geschnitten sind, und ich weiß, dass sie älter ist als alle anderen hier, weil sie Falten im Gesicht hat. Sie ist Paiges Mum. Ich weiß nicht, warum, aber sie mag mich nicht.
»Flora«, schreit sie, um sich über die Musik hinweg verständlich zu machen. Sie lächelt mit dem Mund, aber nicht mit den Augen. Ich mache es genauso. »Flora. Du bist hier, und es geht dir gut.«
»Ja«, schreie ich zurück und nicke heftig.
»Dann gebe ich deiner Mutter Bescheid. Sie hat mir bereits drei SMS geschickt und sich nach dir erkundigt.«
»Okay«, sage ich.
»Dave und ich verschwinden jetzt. Kommst du klar?« Sie wird ein bisschen gemein. »Ich weiß, dass du immer jemanden brauchst, der auf dich aufpasst.«
»Ja, natürlich.«
Sie sieht mich einen Moment an, dann wendet sie sich ab und geht davon. Diese Frau ist Paiges Mum, und dies ist ihr Haus.
Die Musik verstummt, und ich seufze erleichtert. Sie war viel zu laut. Doch sofort setzt ein neues Lied ein, und jetzt hüpfen die Leute um mich herum auf und ab und »tanzen« auf eine Art, die ich unmöglich nachmachen kann. Sie freuen sich ganz offensichtlich über den neuen, lebhafteren Song.
»Leg die Pixies wieder auf!«, brüllt jemand direkt neben meinem Ohr. Ich zucke zusammen und verschütte Rotwein auf mein Kleid. Es sieht aus wie Blut.
Ein Mädchen weicht zurück und tritt mir auf den Fuß. Sie hat sehr kurzes Haar, riesige Ohrringe und trägt hellen, glänzenden Lippenstift, der ihren Mund wie eine Wunde aussehen lässt.
»Sorry«, sagt sie und wendet sich wieder ihrer Unterhaltung zu.
Ich muss hier weg. Partys sind nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte, mit Spielen und Kuchen. Paige sehe ich auch nirgends: Ich habe niemanden, mit dem ich reden kann.
Ich schiebe mich zur Tür, dem Geruch des Meeres und dem Geräusch der Nicht-Musik entgegen, ich will nach Hause, als ein klingelndes Geräusch ertönt und ein »Schhh« sich im Raum ausbreitet. Alle Gespräche kommen abrupt zum Erliegen, und ich bleibe stehen und wende mich in dieselbe Richtung wie alle anderen.
Ein Junge steht auf einem Stuhl: Drake ist Paiges Freund, und Paige ist meine beste Freundin. Mit Paige fühle ich mich sicher: ich habe sie kennengelernt, als wir vier Jahre alt waren und in die Schule kamen. Sie hatte ihre Haare zu Zöpfen geflochten, genau wie ich, und wir waren beide nervös. Ich erinnere mich noch daran, wie wir Gummitwist auf dem Pausenhof spielten. Ich erinnere mich, wie wir gemeinsam lesen lernten, ich konnte es bereits und half ihr. Als wir älter wurden, half ich ihr bei den Hausaufgaben, und sie schrieb kleine Theaterstücke, die wir aufführten, und entdeckte Bäume, auf die wir klettern konnten. Ich erinnere mich, wie wir in unserem letzten Grundschuljahr ganz aufgeregt waren, weil wir bald in die Sekundarschule kommen würden. Ich kenne Paige sehr gut, und als ich sie jetzt entdecke, bin ich überrascht, dass sie erwachsen ist. Das bedeutet, dass Drake ihr richtiger Freund ist, nicht nur so ein alberner Kinderfreund.
Drake hat, wie ich feststelle, dunkle Haare und eine Brille mit dunkler Fassung. Er trägt Jeans, wie alle anderen auch. Mir kommt er unbekannt vor.
Er überfliegt die Menge. Als sich unsere Blicke treffen, lächelt er kurz und schaut dann fort. Das bedeutet, dass wir uns kennen, selbst wenn ich mir dessen nicht bewusst bin. Neben seinem Stuhl steht ein blondes Mädchen und blickt zu ihm auf. Sie steht zu nah bei ihm. Ich glaube, ich habe sie schon einmal gesehen. Sie sollte ihn nicht so anschauen, nicht, wenn er Paiges Freund ist.
»Hey - danke, Leute, dass ihr, ihr wisst schon, vorbeigekommen seid«, sagt er in Richtung der jungen Leute, die dichtgedrängt im Raum stehen. »Ich hatte eigentlich gar keine richtige Party erwartet. Ich meine, ich war nur etwa fünf Minuten in der Stadt. Okay, fünf Monate, um genau zu sein. Es war super hier, bei Tante Kate und Onkel Jon, und ich hätte nie damit gerechnet, in der Zeit einen ganzen Haufen neuer Freunde zu finden. Ich hatte gedacht, Cornwall sei nur ein kleiner Außenposten von London, und dass ich hier mit Doppeldeckerbussen fahren und, na ja, scheußliches britisches Essen verputzen und ein Fußballhooligan werden würde. Stattdessen hatte ich hier eine echt geile Zeit. Wir bleiben in Verbindung! Wenn irgendeiner von euch nach Svalbard kommen und mich in der geilsten Gegend der Erde besuchen will, bitte, gerne. Ich habe davon geträumt, für immer dort zu leben, und bin so froh, dass ich jetzt die Gelegenheit dazu habe. Aber das soll nicht heißen, dass Cornwall nicht super wäre, denn das ist es.«
Hinter mir sagt jemand leise: »Er sollte noch etwas länger von der Arktis schwärmen«, und jemand anders lacht.
Ich habe ein Smartphone in der Hand und mache damit ein Foto von ihm, damit ich mich daran erinnere, warum ich hier bin. Ich weiß nicht, was Svalbard bedeutet. Es ist ein merkwürdiges Wort, aber ich merke, dass er es mag.
Ich trinke den letzten Schluck Wein, der immer noch fürchterlich schmeckt, und schaue mich um, ob es mehr davon gibt. Mir ist etwas übel.
»Natürlich«, fährt er fort, »hatte ich wahnsinniges Glück, die wunderschöne Paige kennenzulernen.« Er schweigt und lächelt und wird ein wenig rot.
Die Person hinter mir murmelt: »Vom Aussehen her ist er absolut nicht ihre Liga.« Es folgt ein zustimmendes Schnauben.
»Und durch sie«, fährt Drake fort, »habe ich viele von euch supernetten Leuten kennengelernt. Ich werde euch vermissen. Wie dem auch sei. Danke an alle, und wir hören voneinander. Ich werde für euch ein paar Schneebilder bei Facebook hochladen. Ich glaube, das war's dann. Ach ja, vielen Dank an Paige und Yvonne und Dave, dass wir in ihrem Haus feiern dürfen. Dabei wollte ich einfach nur in den Pub gehen. Cheers, Leute, und versucht, das Haus nicht zu zerlegen.«
Müder Applaus kommt auf, als er unbeholfen vom Stuhl klettert. Jeder hält einen Drink in der Hand und klatscht merkwürdig unfröhlich.
Ich versuche mir zusammenzureimen, was er gerade gesagt hat. Er geht fort. Er geht irgendwohin, wo es Schnee gibt, und er freut sich darauf. Er war für fünf Monate hier in Penzance, und er hat Tante Kate und Onkel Jon besucht. Paige hat diese Party für ihn arrangiert.
Paige steht in einer Ecke mit einer Gruppe von Leuten. Sie blickt auf und fragt mich mit einer bloßen Bewegung der Augenbrauen, ob es mir gutgeht. Ich signalisiere ihr zurück, dass mir nichts fehlt.
Paige ist wunderschön. Sie hat langes, schwarzes Haar, das dick und leicht lockig ist, und seidige Haut. Wenn sie...
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