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1059 an Paul Schurek, Güstrow, 6.??Januar 1929
Güstrow i.??M.
Schwerinerstr. 22
6.??1.??29.
Sehr geehrter Herr Schurek,
hoffentlich kommt dieser Dank an die unvollkommen entzifferte Adresse.1
So also haben wir ein Datum gemeinsam2 und wie ich aus Ihrem Buch ersehe, auch das Plattdeutsch.3 Auf Plattdeutsch ließ ich, ein endloser Geschichtenerzähler, in Kinderohren, ein für alle Mal alle Tiere reden.4 | Ein hochdeutsches Tier war ein Unding.
Ich gönne es Ihnen von Herzen, daß Sie, wie ich annehme, viel jünger sind als ich - man möchte sich manchmal eine Überjugend einreden und einen Vorzug vor der hochgelobten Geringjährigkeit buchen, aber, so glänzend es manchmal damit auszusehen scheint, - - der Winter ist ein harter Mann .5
Ich bin in der heutigen Phase meines Lebens wieder einmal nichts als Bildhauer, ein ganz schwerfälliger Briefschreiber und ganz »aus der Kehr«6 | des Zeitgemäßen. Ich hoffe, Sie nehmen vorlieb!
Einen herzlichen Gruß!
Ihr EBarlach
Brief mit Umschlag, 1 DBl. mit 3 beschriebenen Seiten, schwarze Tinte, 21,5??×??13,8 cm; Ernst Barlach Stiftung Güstrow; Barlach 1962; [770]
1Der Brief ist adressiert an »Herrn Paul Schurek / Schriftsteller / Hamburg Fuhlsb.«.
2Schurek wurde am 2.??1.??1890 geboren, genau zwanzig Jahre nach EB.
3In EBs Nachlassbibliothek befindet sich Schureks Fabelsammlung Grisemumm von 1925.
4Eine solche Passage findet sich etwa mit einem Gespräch zweier Fische im Güstrower Tagebuch (GT, 324).
5Anspielung auf Matthias Claudius' Gedicht Der Winter ist ein rechter Mann (1782).
6(Schweiz.) Rundgang, Runde; hier aus dem Tritt sein, vom Weg abkommen.
1060 an Karl Muggly, Güstrow, 10.??Januar 1929
10.??I.??29
Sehr geehrter Herr Muggly,
die Kiste1 ist heute Abend angekommen, da ich morgen nach Kiel reise, so kann ich Ihnen Weiteres noch nicht melden, selbstverständlich außer meinem einstweiligen Dank. Herr Böhmer wird auspacken und schreiben, es wird sich aber wohl fragen, ob die Anbringung bei dem starken Frost nicht aufgeschoben werden muß. | Hoffentlich sind Sie wohlbehalten wieder zurück und haben für sich und die Ihrigen den erhofften Nutzen mitgebracht. Wir müssen im Heidberghäuschen schon gelegentlich ein wenig frieren, was mir besonders für Frau Böhmer, die darunter mehr leidet als Andere, leidtut.
Mit den besten, wenngleich verspäteten Glückwünschen für viel Gutes im neuen Jahr bin ich
Ihr sehr ergebener
EBarlach
Brief, 1 DBl. mit 2 beschriebenen Seiten, schwarze Tinte, 21,9??×??14,1 cm; Ernst Barlach Stiftung Güstrow; Barlach 1968/69; [771]
1Zum Auftrag Mugglys ???1021.
1061 an Willy Hahn, Bad Doberan, 13.??Januar 1929
»Wismar. St. Georgenkirche«
Sehr geehrter Herr Stadtrat,
aus Doberan sende ich eine leibhaftige Ansicht des Däublerturms1 mitsamt dem kolossalen Leibe so dazu gehört. Es ist immer wieder erfrischend hier zu sein. Ich denke auch mit Freude an den Tag in Kiel. Die Reise zieht sich hin, - die Dinge drängen sich heran u. machen sich geltend.
Mit erg. Grüßen an Sie u. Ihre Frau
EBarlach |
13.??I.??29.
Postkarte, 1 Bl. mit 2 beschriebenen Seiten, schwarze Tinte, Bildmotiv »Wismar. St. Georgenkirche«, 14,0??×??9,0 cm; Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel; Barlach 1968/69; [772]
1Der Turmstumpf an der Westfassade der St.-Georgen-Kirche in Wismar, in dem EB eine Ähnlichkeit mit Theodor Däublers Physiognomie erkannte: »In Wismar ist ein Däublerturm, der mit den breiten Schultern und dem kurzen Hals« (KS, 491). Im Prosafragment Diario Däubler schildert EB, wie er den Turm mit Däubler besichtigte und die Ähnlichkeit beider feststellte: »Wie er bei Nacht, nach dem Hummermahl in Wismar auf der Treppe lag und die breite Front des Georgskirchenturms (des Däublerturms!) hinauf starrte und ihn apostrophierte: Du sollst den Nordturm in den Nordsturm strecken« (KS, 483).
1062 an Karl Barlach, Güstrow, 15.??Januar 1929
15.??I.??29
Lieber Vetter,
ich mußte die endlich fällige Fahrt nach Kiel auf die knappste Formel bringen und bin somit weder zu den alten Bekannten dort, noch zu Elisabeth1 gekommen, mußte mir auch einen Tag für Neumünster versagen. Ich wäre auch noch nicht gefahren, wenn die nötige Besprechung sich hätte aufschieben lassen und die Ungeduld, durch Augenschein mich von dem endlichen Ausfall des langen u. schweren Mühens um die Gestalt, die ich gewollt, zu überzeugen, hätte gebändigt werden können. |
Du wirst über den ablehnenden Wiederhall2 unterrichtet sein und vielleicht einstimmen. Es ist die zweite meiner großen Arbeiten und die Ablehnung des Domengels hier war dieselbe. Sie wird auch diesen Stoß ausdauern, man wird es gewohnt, hier waren es dieselben Kreise, wie in Kiel, die sich, sozusagen persönlich, getroffen fühlen und mit Behagen Sentenzen formulieren - das Ganze ist abgetan u. ich bin jetzt bei dem Ehrenmal für den Magdeburger Dom.
Hoffentlich ist Dir besser zu Mute - (ich gehe nun zu der Frage nach den persönlichen Zuständen über) besser als mir. Mein Arzt3 hat gewisse nicht unbedenkliche Vermutungen, die noch genauer und umfassender zu prüfen sind, es ist, | um vorwärts zu kommen, erforderlich, daß ich Regeln innehalte, die auf Reisen doch nicht beobachtet werden, bin ich in anregender Gesellschaft, im ungewohnten Hauswesen, so gehts doch schief, man kann die besten Vorsätze haben. Darum muß ich meinen Zufluchtsort im Heidberg hier so festhalten, wie der Ertrinkende seinen Strohhalm. Gäste u. Besucher, die heraus kommen, werden nicht eingelassen, die mich bewachende Freundschaft ist hieb- und stichfest, ich bin in guter Bewahrung.
Hans war vor Kurzem hier, sichtlich gesteigert durch günstigere Gestaltung seiner Berufsangelegenheiten, die einzelnen Umstände scheinen nicht so gar überwältigend vorteilhaft, aber zusammenwirkend kommt ein Impuls zur Wirkung, der ihn zuversichtlich macht, auch scheint die Ehemisere | ihn nicht mehr wie sonst zu drücken, er ist offenbar Herr der Situation geworden, Anwendung drastischer Methoden bewährt sich - sie selbst ist gewillt in Scheidung einzugehen,4 sobald die wirtschaftlichen Abmachungen vollzogen werden können - (siehe Entschädigung der Auslandsdeutschen, die in Buchschulden bestehen!).5
Klaus war kurze Zeit in Ferien hier, die Mächte die Allen überlegen sind, haben ihn in der Mache, er schreibt z.??Z. lyrische Gedichte u. leidet die bewußten Schmerzen. Er fängt auch an mit den Problemen der Jugend umzuspringen, wie man es eben in der Jugend macht - ja, nun wäre es mir lieb, von Deinem Befinden zu hören und wie es Euch miteinander geht.
Ich hatte mir vorgenommen, Dir einen Brief6 Deines Vaters an...
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