Schweitzer Fachinformationen
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»Dieser Roman wird dich bis in deine Träume verfolgen.« Claire Fuller
In Osaka verpassen Jake und Mariko ihren Flug. Sie kennen sich nicht, aber entdecken beim Abendessen eine verstörende Gemeinsamkeit: sowohl Jakes beste Freundin als auch Marikos Zwillingsbruder starben unter den gleichen unheimlichen Umständen. 6.000 Meilen voneinander entfernt.
Beide sind in den Tagen vor ihrem Tod einer mysteriösen Fotografin begegnet. Die hinter sich her eine Spur von brutalen, erschreckend ähnlichen Todesfällen zieht und die von Japan nach Berlin, von London in die glühenden Weiten der amerikanischen Badlands führt. Jake folgt dieser Spur. Und er trifft auf die, die zurückgelassen wurden: verwirrt, ungläubig und doch fest überzeugt von dem, was sie gesehen haben. Gezeichnet von einem Grauen, das viel tiefer geht als der Tod. Ihre Geschichten führen Jake in die Wüste New Mexikos - zu einem Showdown, der tief ins Mark trifft.
Old Soul rührt an unsere panische Angst davor, dass das Leben endet, mit einem subtilen, beklemmenden Horror, der in der Dunkelheit seine wirkliche Form annimmt und uns Seite um Seite von innen auffrisst.
I
Die dunkelhaarige Frau tritt mit zwei vollen Tüten vor der Brust aus dem Tankstellenshop hinaus ins blendende Sonnenlicht. Sie geht auf den alten Toyota an der Zapfsäule zu. Auf dem Beifahrersitz wickelt das Mädchen mit beunruhigtem Blick in den Seitenspiegel ihre Locken um den Finger, zupft sie in Form. Die Frau geht zum Kofferraum, stellt die braunen Papiertüten mit Würstchen, Marshmallows, Insektenspray, Schmerztabletten, Tampons und anderen Dingen, die man für eine Nacht benötigt, hinein. Sie gräbt eine kalte Cola Light und Juul-Pods für das Mädchen aus einer Tüte, dann schlägt sie den Kofferraum zu und lässt die Leere auf sich wirken, die sich in alle Richtungen ausdehnt. Meilenweit nur dürres, flaches Land, darüber der strahlendblaue Himmel und die erbarmungslose Sonne. Sie steigt auf der Fahrerseite ein. Das Mädchen wendet sich von seinem Spiegelbild ab und jammert: Meine Haare sehen echt beschissen aus. Ausgerechnet heute.
Deine Haare sind perfekt, beruhigt sie die Frau. Manche Frauen würden für deine Naturlocken über Glasscherben robben.
Das Mädchen strahlt dankbar unter der Lockenpracht. Es hat ein rundes, ungewöhnliches Gesicht. Engelsgleich, mit einem schmalen, spitzen Kinn. Vorhin im Hotelzimmer hat die Frau zugesehen, wie das Mädchen sich für den Ausflug zurechtmachte, seiner Haut mit Billigkosmetik aus dem Drugstore einen »taufrischen Look« und »Glow« verlieh, sich die Lippen rosa anmalte, die Augenbrauen mit einem winzigen Pinsel und verschiedenen Brauntönen voller schminkte. Die Frau gibt dem Mädchen die kalte Cola und die Pods.
O mein Gott, danke! Was bekommst du von mir?
Wieder dieses strahlende Lächeln. Ihre weit auseinanderstehenden grauen Augen haben einen dunklen Ring um die Iris. Natürlich weiß sie, dass die Frau nicht einen Cent von ihr verlangt.
Das Mädchen heißt Rosa. Rosa. Rosy. Rosy-lee. Der Name passt zu ihrer fülligen Figur und den federnden Locken. Der Stoff ihres blauen Baumwollsommerkleids spannt über den Brüsten, die Spaghettiträger schneiden an den Schultern ein. Man würde sie als pummelig beschreiben, wäre da nicht diese tiefe Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, die sie ausstrahlt. Wenn die Frau die Kamera auf sie richtet, wirft sie sich aus einem exhibitionistischen Reflex heraus in eine neckische, zweifellos durch unzählige Selfies perfektionierte Pose: Duckface, schief gelegter Kopf, verführerischer Blick. Und die Frau lässt sich hinter der Kamera verführen, findet das Mädchen zu ihrer eigenen Verärgerung so unwiderstehlich, dass sich Begierde in ihr regt (die sie durch langjährige Erfahrung zum Glück im Zaum zu halten weiß).
Die Frau schnallt sich an. Bist du so weit?
Das Mädchen hüpft förmlich auf dem Sitz. Ihre Begeisterung ist Teil ihres Charmes.
Ich freue mich wahnsinnig auf unseren Ausflug. Ich bin noch nirgends gewesen, seit ich hier bin.
Hat deine Schwester dir nicht die Sehenswürdigkeiten gezeigt? Den Shiprock-Vulkan? Die Azteken-Ruinen?
Machst du Witze? Das Einzige, was Lizzy mir gezeigt hat, ist der Supermarkt, damit ich mir selber Essen kaufen kann und nicht ihres klaue. Sie fährt mich nicht mal zur Arbeit, wenn ich zu spät dran bin.
Die Frau macht ein mitfühlendes Gesicht und lächelt.
Das machen wir heute mehr als wett.
Sie fahren von der Tankstelle auf den einsamen Highway 371. Entlang am östlichen Rand des Navajolands, durch eine Wüstenlandschaft mit verdorrten Gräsern, Steppenbeifuß und Kreosotbüschen, trocken genug, um in Flammen aufzugehen. Das Mädchen dampft sein Mango-Liquid, und ein synthetischer, ekelhaft süßer Geruch breitet sich im Wagen aus. Sie trinkt einen Schluck aus der Coladose, die zwischen den nackten Knien klemmt, plaudert über Astrologie, Tarot und psychometrische Tests. Sie erklärt der Frau, inwieweit ihr Sternzeichen Skorpion mit Aszendent Waage und Mondzeichen Widder den Verlauf ihres bisheriges Leben beeinflusst hat. Erzählt von den drei Tarotkarten, die sie heute Morgen gezogen hat, und was die Hohepriesterin, der Hierophant und die umgekehrte Zehn der Schwerter bedeuten. Von den Multiple-Choice-Tests im Internet, die alle ergeben haben, dass sie eine Empathin, eine Entdeckungsreisende, eine ENFP-Persönlichkeit ist. (Du bist eine INFJ-Persönlichkeit, sagt sie zu der Frau, das habe ich gleich gemerkt.) Die Frau schwankt zwischen Zuneigung, Unverständnis und Gereiztheit, während sie nickt, Erstaunen simuliert und lächelt, obwohl ihre Beschwerden stärker geworden sind (das Fieber, ausgelöst durch eine Harnwegsinfektion, die heftig juckende Kandidose tief in ihrer Vagina).
Rosa bläst Mangodampf in den Wagen und kommt zu ihrer neusten großen Leidenschaft: dem Gesetz der Anziehung. Ob die Frau weiß, wie es funktioniert? Also, auf Quantenebene? Die Frau gibt zu, dass sie keine Ahnung hat, und das Mädchen zeigt mit der E-Zigarette wie ein in Räucherstäbchenrauch gehüllter Guru auf das Armaturenbrett und sagt:
Siehst du das Armaturenbrett?
Na klar.
Also, eigentlich ist es gar nicht da.
Ach?
Weil es so etwas wie feste Materie gar nicht gibt! Nur elektromagnetische Kräfte, die winzig kleine Quantenteilchen zusammenhalten. Und Quantenteilchen existieren nur, wenn man sie sucht. Sie werden erst sichtbar, wenn wir sie beobachten.
Durch den Beobachter werden sie . real?
Bingo. Genauso funktioniert das Gesetz der Anziehung. Nur makroskopisch. Unsere Gedanken sind Wellen aus elektromagnetischer Energie, die wir ins Universum schicken. Und diese Signale ziehen Dinge an, die auf derselben Frequenz schwingen. Wenn du also einen positiven oder negativen Blick auf die Welt hast, ziehst du eine positive oder negative Realität an.
Gleiches zieht Gleiches an?
Das Mädchen nickt grinsend.
Ich wusste, dass du das verstehst. Total INFJ eben. Unser Geist erschafft unsere Realität. Wenn du Angst hast, dich mit Covid anzustecken, bekommst du es wahrscheinlich auch. Alles reine Quantenphysik.
Die Frau lächelt. Das Mädchen ist gar nicht so dumm. Aber wie so viele andere ist sie im Netz in den Strudel pseudowissenschaftlichen Unsinns geraten und als treue Jüngerin wieder aufgetaucht.
Wow. Klingt irre kompliziert.
Das Mädchen sieht die Frau aus seinen rauchgrauen Augen freundlich und aufmunternd an.
Ja, das ist alles schwer zu verstehen. Aber wenn du erst mal durchblickst, ist es der Wahnsinn. Es hat mein Leben verändert.
Dann macht das Mädchen mit schüchternem Lächeln ein Geständnis: Sie hat das Gesetz der Anziehung benutzt, um die Frau zu manifestieren. Vor drei Tagen war sie noch verzweifelt über die riesige Kluft zwischen ihrem Traum von einem eigenen YouTube-Kanal und der beschämenden Wirklichkeit. Wie sollte aus der siebzehnjährigen Schulabbrecherin, die bei ihrer Schwester auf dem Sofa schlief, »Aurora Rose« werden, eine spirituelle Influencerin, die den Menschen das Gesetz der Anziehung erklärt und sie erleuchtet? Wie sollte sie mit der Loserkamera ihres iPhones Videos drehen? Aber dann hatte sie sich zurechtgewiesen: Verhalte dich nicht wie ein beschissenes Opfer, und ein Mantra gesprochen: Ich bin kein Opfer. Das Universum wird mich beschützen, und ich werde mit dieser Situation fertig. Ein Mantra wie ein Wiegenlied, das sie schließlich einschlafen ließ. Dann, gleich am nächsten Tag, als sie ein Hotelzimmer saubermachte und schwungvoll ein frisches Laken über die Matratze warf, kam diese extravagante, dunkelhaarige Frau im Frotteebademantel aus dem Bad, und sie hatte sofort eine Verbundenheit, eine magnetische Anziehung verspürt.
Ich habe diese Anziehung auch gespürt, sagt die Frau. Ich sah deinen einzigartigen Look und wusste sofort, dass du etwas ganz Besonderes bist.
Zuerst dachte ich, du verarschst mich, sagt Rosa lachend. Eine Fotografin aus Berlin, die mich fotografieren will, so eklig verschwitzt in meiner Zimmermädchenuniform.
Überhaupt nicht. Und die Fotos haben nur bestätigt, wie hinreißend du bist. Für mich stand sofort fest, dass wir zusammenarbeiten müssen, darum habe ich dich zum Mittagessen eingeladen. Und als du dann von deinem hellseherischen YouTube-Kanal .
Spirituellen, berichtigt das Mädchen. ...
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