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BIS ANS ENDE DER WELT Donovan Kelly hat bereits viel Leid in seinem Leben gesehen, doch das Schicksal der hübschen Eve und ihrer jüngeren Geschwister geht dem hartgesottenen KGI-Agenten unerwartet nahe: Die drei sind auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Stiefvater, der ihnen die Hölle auf Erden bereitet hat. Sie trauen daher nichts und niemandem! Und Eves raue Schale, unter der sich so viel Schmerz und Verletzlichkeit verbirgt, lässt Donovan nicht kalt. Er setzt alles daran, die Geschwister in Sicherheit zu bringen, ihnen Hoffnung zu schenken und Eves Herz für sich zu gewinnen. Doch da zieht ein gefährlicher Sturm auf, der alles zunichtemachen könnte ...
Rusty seufzte. Erneut fragte sie sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, den Jungen als Teilzeitkraft einzustellen. Eigentlich brauchten sie keine Hilfe im Laden. Frank war weiterhin jeden Tag dort - trotz der Vorhaltungen seiner Familie, er solle es nach seinem Herzinfarkt langsam angehen lassen. Sie selbst half auch mit, wenn sie in den Ferien daheim war, außerdem gab es genügend Kellys, die jederzeit gern alles stehen und liegen ließen, um ihnen zu Hilfe zu eilen.
Dennoch . Sie hatte einfach nicht Nein zu dem Jungen sagen können. Vielleicht war der Grund dafür die stille Verzweiflung in seinen Augen gewesen. Sie hatte einen Blick - und ein Gefühl bemerkt -, die ihr beide nur zu gut bekannt waren.
»Aber die Gnade Gottes - und der Kellys - leitet mich«, murmelte sie lächelnd.
Zweifellos würde sie noch immer bei ihrem Nichtsnutz von einem Stiefvater in einem heruntergekommenen Wohnwagen wohnen und von der Hand in den Mund leben, hätte Marlene Kelly sie nicht bei sich aufgenommen. Wobei, nein, bei ihrem Stiefvater würde sie nicht mehr wohnen. Irgendwann wäre sie weggelaufen und würde sich jetzt vermutlich auf der Straße herumtreiben und sich prostituieren, um zu überleben.
Eine lange verdrängte Erinnerung bahnte sich ihren Weg an die Oberfläche, und Rusty lief ein Schauder über den Rücken. Es war eine schmerzvolle, demütigende Erinnerung. Marlene Kelly war eine Heilige. Ein Engel. Jeden Tag dankte Rusty Gott für Marlene und Frank.
Ihnen hatte sie zu verdanken, dass sie auf die Universität gehen konnte. In einem Jahr würde sie das College beenden. Mit einem richtigen Abschluss! Sie hatte ein Leben. Aussichten. Alles, was sie sich nie hatte vorstellen können.
Aber das Beste war, dass sie eine Familie hatte. Eine grundsolide, riesige, anhängliche, sie rückhaltlos unterstützende Familie. Sie war eine Kelly. Marlene und Frank hatten sogar einen Rechtsanwalt eingeschaltet, damit sie offiziell ihren Namen ändern konnte. Jetzt hatte sie auch wieder eine Geburtsurkunde, einen Sozialversicherungsausweis und Sonstiges. Rusty Kelly.
Okay, ihr Vorname klang blöd und kitschig mit dem Nachnamen Kelly. Aber vorher hatte sie den völlig normalen und langweiligen Namen Barnes getragen. Marlene hatte sie adoptieren wollen, obwohl sie schon volljährig gewesen war, damit sie sich hundertprozentig zum Kelly-Clan zugehörig fühlen konnte.
Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen. Zu wissen, dass sie von allen Kellys akzeptiert und geliebt wurde - inklusive ihrer großspurigen und überfürsorglichen Brüder -, war für Rusty genug. Dass sie zur Universität gehen und sich dort als Rusty Kelly vorstellen konnte, war noch immer ein Gefühl, das sie überwältigte und ihr zuweilen die Tränen in die Augen steigen ließ. Dabei hatte sie sich doch geschworen, nie wieder zu weinen! Jenes Leben hatte sie hinter sich gelassen - all den Schmerz und die Peinlichkeiten, die die ersten fünfzehn Jahre ihres Lebens überschattet hatten.
All das war wie fortgeblasen gewesen, als Marlene sie liebevoll auch offiziell in den Kelly-Clan aufgenommen hatte.
Seufzend betrachtete Rusty Travis Hansen - falls das sein richtiger Name war -, der in einem der Gänge stand. Zum wiederholten Mal fragte sie sich, auf was sie sich da eingelassen hatte.
Er war genauso alt wie sie selbst damals, als sie bei den Kellys eingebrochen war, wo sie nur nach etwas zu essen gesucht hatte. In seinen Augen erkannte sie dieselben dunklen Gefühle. Traurigkeit. Am schlimmsten von allem aber . Angst.
Als würde er ihren kritischen Blick spüren, hob Travis, der gerade Waren in die Regale räumte, den Kopf. Sofort wirkte er verunsichert. Der arme Junge war völlig unfähig, seinen Gesichtsausdruck zu kontrollieren. Rusty schloss daraus, dass er noch wenig Erfahrung hatte. Was immer ihn in Franks Laden getrieben haben mochte, konnte noch nicht lange zurückliegen.
»Stimmt was nicht?«, fragte er vorsichtig.
Er mochte fünfzehn sein - das hatte er ihr gegenüber behauptet -, aber er wirkte um Einiges älter. Er war deutlich größer als die meisten Fünfzehnjährigen, hatte mehr Muskeln und war recht kräftig, nicht so schlaksig wie so viele Jungs dieses Alters. Vermutlich hatte er schnell erwachsen werden müssen, weshalb er jetzt reifer wirkte als seine fünfzehn Jahre.
Rusty konnte das sehr gut nachvollziehen, schließlich war sie schon mit zehn gezwungen gewesen, erwachsen zu werden. War sie eigentlich jemals wirklich ein Kind gewesen?
»Gar nichts«, erwiderte sie fröhlich. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Unsicherheit nicht so auffällig war wie die des Jungen. »Ich habe nur gerade gedacht, wenn du mit dem Regal fertig bist, könnten wir Mittag essen gehen. Ein paar Häuser weiter ist ein Sandwichladen. Hast du Hunger?«
Das Aufblitzen seiner Augen verriet ihr, dass er tatsächlich hungrig war. Sie fragte sich, wann er wohl zuletzt etwas Anständiges gegessen hatte. Aber sie wollte nicht fragen, denn vermutlich würde er dann einfach fortlaufen.
»Ich . ähm . ich habe meine Geldbörse zu Hause liegen lassen«, stammelte er. »Aber ich kann Ihnen das Geld morgen zurückgeben. Jedenfalls, wenn ich morgen kommen soll.«
Rusty verzog das Gesicht. Sonntags blieb Franks Haushaltswarenladen zu. Das war der Kirchen- und Familientag. Aber Travis brauchte nicht zu wissen, dass Frank bei der Vorstellung, einer seiner Angestellten würde am Sonntag arbeiten, der Schlag treffen würde. Rusty hatte bereits beschlossen, dem Jungen wenn nötig etwas von ihrem eigenen Geld zuzustecken.
»Sonntags füllen wir immer auf«, erwiderte sie und hoffte, Gott würde ihr diese himmelschreiende Lüge verzeihen. »Der Laden ist geschlossen, aber ich könnte dich morgen durchaus ein paar Stunden brauchen, falls du Zeit hast.«
Seine Schultern sackten vor Erleichterung ein wenig hinunter. »Klar, kein Problem. Ich kann um acht kommen und so lange bleiben, wie Sie mich brauchen.«
Rusty nutzte die Gelegenheit, seine Reaktion genau zu beobachten. »Hat deine Mom auch sicher nichts dagegen? Ich meine, die meisten Leute hier in der Gegend gehen in die Kirche und verbringen den Tag mit ihrer Familie. Ich würde nicht gern einen guten Mitarbeiter verlieren, nur weil deine Mutter sauer ist, dass du arbeitest.«
Sein Gesicht verwandelte sich in eine undurchdringliche Maske, aber als er antwortete, flackerte kurz etwas in seinen Augen auf.
»Ich habe keine Mutter. Meine ältere Schwester kümmert sich um unsere jüngere Schwester und um mich. Ich helfe gern aus. Eve . also, sie arbeitet hart. Sie hat sicher nichts dagegen, wenn ich ein paar Stunden arbeite. Wir können das Geld brauchen.«
Rusty speicherte dieses Informationsfitzelchen ab, bohrte aber nicht weiter. Travis fühlte sich außerordentlich unwohl, und sie wollte nicht riskieren, dass er sich verdrückte. Dabei hätte sie nicht einmal sagen können, wieso das eine Rolle spielte. Verdammt, wahrscheinlich wäre es sogar besser, wenn der Junge nicht zu lange bei ihnen herumhing. Wenn Frank herausfand, was sie getan hatte, würde er sich vermutlich fragen, ob sie den Verstand verloren hatte.
»Okay, worauf hättest du Lust? Die machen ein großartiges Clubsandwich. Aber sie haben auch ziemlich üble Würg- und Kotzburger. Bei deiner Größe braucht ein Junge vermutlich das Protein.«
Travis grinste. Es war nur ein kurzes Aufblitzen, aber es ließ die Schatten in seinen Augen für einen Moment in den Hintergrund treten. Doch dann war es so rasch wieder verschwunden, wie es gekommen war, und erneut starrte Rusty ein für seine Jahre viel zu alter Junge an.
»Würg und Kotz?«
Sie lachte. »Ja. Gut ist er trotzdem. Meine Brüder finden ihn so genau richtig, mit viel Bacon und Käse. Außerdem ist er handgemacht. Nicht der Fertigfraß, den man in den Fast-Food-Restaurants bekommt. Hier in der Gegend ist selbstgemachtes Essen eine Frage der Ehre. Also, wie wäre es mit einem guten Würg-und-Kotz-Schinkencheeseburger? Du bist eingeladen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, wo du mir so viel Arbeit abnimmst.«
»Das klingt super. Danke, Rusty. Für alles, meine ich. Das bedeutete eine Menge für meine Schwestern und mich.«
Rusty war versucht, ihn in die Arme zu nehmen und ihm zu sagen, alles würde wieder gut werden. Aber sie widerstand der Versuchung, denn sie wusste, in seinem Alter hätte sie solch eine Geste völlig verstört. Sie hatte lange gebraucht, bis sie begriffen hatte, dass ihr nicht jeder auf dieser Welt wehtun wollte. Und dass Liebe nicht an Bedingungen geknüpft war, sondern freiwillig geschenkt wurde. Ohne Gegenleistungen. Ohne Nebenwirkungen.
Aber ihr tat das Herz weh, wenn sie ihn sah. Sie wusste, was es hieß, Angst zu haben. Hungrig zu sein. Viel zu viel Verantwortung für sein Alter tragen zu müssen. Gott sei Dank gab es Marlene und Frank Kelly und all die anderen.
»Hey, kein Problem, Kleiner. Wie ich schon sagte, wenn du nicht die ganzen Regale einräumen würdest, müsste ich das machen. Frank arbeitet sowieso viel zu viel. Er hatte vor einigen Jahren einen Herzinfarkt. Seine Frau versucht ihn zu bremsen und ihm zu sagen, er soll es langsamer angehen lassen. Aber er ist stur wie ein Maulesel, und deshalb passen wir immer auf, dass er es nicht übertreibt. Du tust mir einen großen Gefallen.«
Travis grinste, dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu, nahm Werkzeuge aus dem Karton am Boden und ordnete sie sorgfältig an den jeweils richtigen...
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