Schweitzer Fachinformationen
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Nach dem kurzen historischen Abriss zu Freizeit und Reisen wird in diesem Kapitel ein neuzeitliches Lebensmodell dargelegt, das die Lebensbereiche Arbeit, Wohnen, Freizeit und Reisen im Gesamtzusammenhang darzustellen versucht.
Die schematische Darstellung (vgl. Abb. 2) gibt eine Art Gesamtsystem unserer westlichen Gesellschaft wieder. Im Innern ist der skizziert, den der Berner Tourismusprofessor Krippendorf in (1984, S. 24f.) ausführlich beschrieben hat. Der Zirkel dieser Pendelbewegung zwischen Alltag und Gegenalltag setzt beim Menschen und seinen dreigeteilten Lebensbereichen Arbeit, Wohnen und Freizeit an.
Von Zeit zu Zeit erfährt dieser Alltag eine Öffnung nach aussen: Der moderne Mensch verbringt rund einen Drittel seiner Freizeit als mobile Freizeit auf Reisen. Dieser Ausflug in den Gegenalltag ist durch besondere Beeinflussungen, Motive und Erwartungen gekennzeichnet. Die Reiseziele bilden den Gegenpol zur Alltagswelt. Sie stellen den Gegenalltag dar. Interessant sind hier besonders das Verhalten und Erleben der reisenden Menschen, die Situation der bereisten Menschen und ihrer Umwelt, die Begegnung zwischen den Reisenden untereinander sowie mit den Bereisten. Diese Begegnung kann positive oder negative Folgen und Rückwirkungen auf Land und Leute der bereisten Gebiete sowie auf die Alltagssituation der Reisenden haben.
Das Gefüge Arbeit-Wohnen-Freizeit-Reisen ist in einen grösseren Rahmen eingebettet und wird von da aus gestaltet und beeinflusst. Hier lassen sich vier grosse Kraftfelder unterscheiden, die untereinander wiederum durch ein vielfältiges Netz von Wechselwirkungen verknüpft sind:
Sozio-kulturelles Subsystem: Gesellschaft und ihre Werthaltungen
Ökonomisches Subsystem: Wirtschaft und ihre Strukturen
Ökologisches Subsystem: Natürliche Umwelt und ihre Ressourcen
Politisches Subsystem: Staat und seine Politik
In ihrer Gesamtheit stellen diese Teilsysteme gewissermassen das Bühnenbild dar, in welchem sich unser Leben abspielt. Die Abbildung bringt zum Ausdruck, welches die allgemeine Entwicklungsrichtung oder der Trend in diesen vier Teilbereichen in den letzten Jahrzehnten gewesen ist:
In unserer Gesellschaft sind die Werte des von den Werten des verdrängt worden: Besitz, Eigentum, Vermögen, Konsum, Egoismus stehen vor Gemeinsamkeit, Toleranz, Genügsamkeit, Sinn, Bescheidenheit, Ehrlichkeit.
Die Wirtschaft ist gekennzeichnet durch eine sich verstärkende Konzentrationsbewegung, ein Überhandnehmen von globalisierten Grossbetrieben und Konzernen mit immer mehr Wirtschaftsmacht auf Kosten der Selbständigkeit von Klein- und Mittelbetrieben. Weitere Merkmale im ökonomischen Bereich sind die immer stärkere Arbeitsteilung und Spezialisierung sowie die digitale Transformation.
Die Umwelt wird behandelt und genutzt, als ob die Ressourcen unversiegbar und unendlich wären. Wissenschaft und Technik finden immer wieder neue Mittel, um die Grenzen der Belastbarkeit des Ökosystems hinauszuschieben. Negative Nebenwirkungen des Wirtschaftswachstums wie Luft- und Wasserverschmutzung, Bodenbelastung, Emmission von Klimagasen wie CO2 oder der Druck auf die Biodiversität usw. werden als beherrschbar und dehnbar angenommen.
Schliesslich gibt es kaum ein Industrieland, in dem trotz Liberalisierungsbestrebungen die staatlichen Einflüsse und in ihrem Gefolge auch die Tendenz zu mehr Zentralismus in der Staatspolitik nicht zugenommen hätten. Der Staat wird gezwungen, eine immer kostspieligere Infrastruktur bereitzustellen (Verkehr, Versorgung und Entsorgung) und gleichzeitig Regulierungsmechanismen zu entwickeln. Auch weiten sich die staatlichen Dienstleistungen (Public Service) wie Gesundheitsdienst, Erziehung, Inklusion, Unterstützung von benachteiligten Gruppen, Schutz der bedrohten Umwelt usw. tendenziell aus. Es sind soziale Leistungen, die niemand sonst übernehmen kann.
Mit diesen wenigen Bemerkungen zu den Rahmenbedingungen unseres Lebens ist bereits Wichtiges angetönt, was in der Grafik nicht zum Ausdruck kommt: So harmonisch, wie es das Schaubild illustriert, funktioniert das System nicht. Im Unterschied zur Abbildung 2 haben in Wirklichkeit nicht alle Elemente das gleiche Gewicht. Die Bereiche sind nicht gleichwertig, die Spiesse nicht gleich lang. Einzelne Pole und Teilbereiche überwiegen auf Kosten anderer.
Die Werthaltungen der Menschen, die Verwendung der Ressourcen und die Politik des Staates sind in den Sog der Wirtschafts- und Wohlstandsentwicklung der Nachkriegsjahre geraten. Damit einher geht eine <Ökonomisierung> aller Lebensbereiche (Arbeit, Wohnen, Freizeit und Reisen). Das wirtschaftliche Wachstum stellt denn auch den eigentlichen Motor dieses neuzeitlichen Systems dar, das uns insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten Arbeit und Wohlstand für viele beschert hat.
Abbildung 2 Neuzeitliches Lebensmodell
Quelle: Krippendorf 1984, S. 29
Seit Mitte der 70er-Jahre mehren sich aber die Anzeichen dafür, dass der ökonomische Wachstumskreislauf «mehr Produktion schafft mehr Arbeit - mehr Arbeit schafft mehr Einkommen - mehr Einkommen ermöglicht mehr Konsum - mehr Konsum erfordert mehr Produktion - mehr Produktion schafft mehr Arbeit - usw.» zunehmend ins Stocken gerät und damit auch das wirtschaftliche System in seinen Grundfesten erschüttert:
Neue Technologien und neu die Digitalisierung machen einen immer grösseren Ausstoss an Gütern und Dienstleistungen mit gleichem oder sogar noch geringerem Einsatz an menschlicher Arbeitskraft möglich. Mehr Produktion bedeutet damit nicht mehr automatisch mehr Arbeit.
Auf der Einkommensseite nehmen die für Konsum verfügbaren Einkommen in den meisten Industrieländern in jüngster Zeit nur noch schwach zu. Diese Entwicklung ist vor allem eine Folge wachsender Kosten im Gesundheits-, Umwelt-, Sozial-, Energie-, Verkehrs-, Wohnbereich etc., die den Staat, die Wirtschaft wie den Einzelnen immer stärker belasten.
Auf der Konsumseite kann man zwar im Zusammenhang mit der Errichtung des europäischen Binnenmarktes und der Osterweiterung zumindest mittelfristig mit einem weiteren Konsumschub rechnen. Dieser dürfte aber durch stagnierende Einkommen, den relativ hohen Sättigungsgrad bei den Konsumgütern des täglichen Bedarfs und den fortschreitenden Wertewandel in Richtung Abkehr von der Überbetonung materieller Werte gedämpft werden.
Schwerwiegende Probleme und Herausforderungen zeichnen sich insbesondere im ökologischen Bereich ab. Die anhaltende Ausbeutung und Belastung der Umwelt zugunsten des Wirtschaftswachstums zeigen gravierende Folgen auf die Lebensgrundlagen Boden, Luft, Wasser, Klima oder Biodiversität, die bereits heute spürbar, aber in ihrer zukünftigen Tragweite kaum ermessbar sind.
Wir haben die Entwicklungen vor allem seit dem 2. Weltkrieg bis weit in die unterschiedlichsten Grenzbereiche hineingetrieben. Die verschiedenen ökonomischen, ökologischen, sozialen und politischen Krisenherde sind mehr als nur zeitlich befristete Schwächeanfälle: Das neuzeitliche System wird in seinen Fundamenten erschüttert. Und die Fortschreibung der bisherigen Entwicklungen gibt kaum Anlass zu Hoffnung.
Umgangssprachlich wird heute unter dem Begriff Arbeit in erster Linie Erwerbsarbeit verstanden. Diese Verengung des Arbeitsbegriffes auf den gegen Entgelt geleisteten Teil der Arbeit geht auf die Industrialisierung zurück, als sich die gewerblich-betrieblich organisierte und gegen Lohn geleistete Arbeit absonderte und zum eigentlichen Zentrum der materiellen Existenz wurde. Mit dieser Entmischung der Tätigkeit in Erwerbsarbeit und andere, unentgeltlich geleistete Tätigkeiten entstand erst der so genannte bzw. die im heutigen Sinn (Rinderspacher 1987, S. 48).
Als Gegenpol zu der durch Erwerbsarbeit gebundenen Zeit entwickelte sich der sogenannte Bereich der Freizeit, der aber keinesfalls mit Nicht-Arbeit gleichzusetzen ist. Der Begriff umfasst:
Erwerbsarbeit: gegen Entgelt geleistete...
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