Schweitzer Fachinformationen
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1961
Ich schaue hinauf in den Sternenhimmel auf dem Land. Es ist sehr dunkel hier. Der kleine Bauernweiler verfügt nur über ganz wenige schwache Strassenlaternen. Man stelle sich das vor, es gibt hier mehr Brunnen als Laternen. Übrigens, es gibt hier auch mehr Kühe als Einwohner. Es gibt auch nur wenige Leute hier, die keine Bauern sind. Ich bin einer der wenigen Jungs im Dorf, dessen Vater auswärts in der Industrie arbeitet.
Der ganze Himmel hier ist in klaren Nächten übersät mit Sternen und man kann die Milchstrasse sehen, die ich mir aber im Alter von acht Jahren noch nicht erklären kann. Mit einem alten schweren Jagdfeldstecker meines Urgrossvaters versuche ich die Sterne grösser zu sehen, ohne dass mir das so richtig gelingen will. Sie werden nur heller, bleiben aber trotzdem immer leicht unscharf und sind nicht glänzende Kugeln, wie ich erhofft hatte, denn dass Sterne grosse Zacken haben sollen, wie in den Kinderbüchern, kann ich nicht erkennen. Den Mond kann ich aber damit viel grösser sehen und bin erstaunt wie viele Krater er hat, obwohl ich natürlich damals noch nicht genau weiss, was das sind.
An den Mann im Mond glaube ich schon damals nicht.
Der Russe Gagagrin umkreist als erster Mensch die Erde.
1962
Ein Schulkollege hat ein ganz interessantes Buch, das er mir netterweise ausgeliehen hat. Es heisst 'Helveticus'. Das ist so was wie ein universelles Nachschlagewerk für neugierige Schweizer Kinder. Da drin finde ich Zeichnungen vom Mond, auf welchen viele Krater und sogenannte 'Mare' beschrieben sind. Allerdings kann ich mir unter diesen seltsamen Meeren zu der Zeit noch nichts Konkretes vorstellen. Aber immerhin, das sieht alles sehr interessant aus.
Was ich bei Sternen erkennen kann ist, dass es unterschiedlich helle in etwas unterschiedlichen Farben gibt, alle grundsätzlich weiss, aber mit Gelb- und Blau- oder Rottönen. Einige scheinen in meinen Augen auch leicht zu flackern. Ich kann mir aber das noch nicht erklären. Es gibt aber auch welche, die nicht ganz rund scheinen. Und dann sind da auch die kurz aufblitzenden Sternschnuppen, von denen meine Mutter behauptet, dass wenn man eine sieht, man sich etwas wünschen darf. Man darf es aber niemanden sagen, weil sonst der Wunsch nicht in Erfüllung gehe. 'Ja aber dann nützt es doch auch nichts', denke ich mir dabei.
Im schlauen Buch 'Helveticus' ist auch dieses milchige Band, das sich über den Nachthimmel erstreckt, beschrieben. Es soll die 'Milchstrasse' sein. Dabei fällt mir auf, dass das wirklich irgendwie so aussieht wie damals, als der Bauer Näf eine ganze Transportkanne Milch auf der Strasse verschüttet hatte.
Ich stelle auch fest, dass der Nachthimmel nicht immer genau gleich ausschaut. Das mit dem veränderlichen Mond hat mir mein Urgrossvater erklärt und auch in der Schule war das irgendwann ein Thema, wann der Mond zunehmend oder abnehmend ist, wann Vollmond oder Leermond ist. Doch warum sind die Sterne nicht immer am gleichen Ort?
John Glenn macht einen 5-stündigen Flug in der Mercury Kapsel.
1963
Warum die Sterne nicht immer am gleichen Ort sind, erklärt mir mein Freund Ernst. Er ist einige Jahre älter als ich und interessiert sich sehr für all das da oben. Er sagt: "Nur ein einziger Stern steht immer am genau gleichen Ort, der Polarstern." Wenn wir spät abends in der Nachbarscheune auf die obere Tenne klettern, die unter dem Dachgiebel weit offen ist, kann man einen grossen Ausschnitt des Sternenhimmels in Richtung Westen und Norden sehen. Er spricht vom 'Grossen Bären' und vom 'Kleinen Bären', auch vom 'Grossen Wagen' und von einer 'Kassiopeia'. Die hellen Sterne, die beieinander stehen seien Sternbilder, erklärt er mir. Damit könne man sich am Nachthimmel orientieren, wenn sich dort oben alles dreht. Ich als neugieriger Bub, will natürlich wissen, weshalb sich das alles dreht und warum ausgerechnet dieser 'Polarstern' nicht. Ganz erstaunt bin ich allerdings, als Ernst sagt, dass sich nicht der Himmel sondern die Erde dreht. Er erklärt dann auch was von einer Erdachse, und dass die genau zu diesem 'Polarstern' zeigt. Das sei übrigens der Grund, weshalb nur der immer an der gleichen Stelle am Himmel stehe. Das alles muss ich erst mal verdauen. Ernst erklärt mir geduldig in jeder Nacht, wenn wir oben in der Tenne sitzen, wie das Ganze funktioniert. Dabei zeigt er mir auch einen Weg, wie man am Nachthimmel diesen 'Polarstern' am besten finden kann. Jetzt kommen wieder der 'Grosse Wagen' und diese 'Kassiopeia' ins Spiel. So erklärt er mir, wie man diesen hellen ruhenden Stern etwa in der Mitte zwischen diesen beiden Sternbildern findet. Dazu beschreibt er die Form des 'Grossen Wagens' mit seiner langen Deichsel und die 'Kassiopeia', die wie ein grosses W ausschaut. Und dann erzählt er mir auch noch von einem 'Kleinen Wagen' an dessen Deichselspitze eben dieser ziemlich helle 'Polarstern' steht, um den sich alles dreht.
Ganz schön kompliziert, alles das....
Die Russin Walentina Tereschkowa fliegt mit Wostok 6 als erste Frau in den Weltraum.
1964
Mit der Zeit zeigt er mir auch noch einige andere Sternbilder, die auffällig und gut zu finden sind. So etwa den 'Orion', die 'Plejaden' oder 'Castor und Pollux'.
"Es sind nicht alle hellen Punkte da oben Sterne", erklärt Ernst eines nachts. "Was denn?", will ich sogleich wissen. "Planeten", sagt er. 'Was ist das denn nun wieder?', denke ich mir. Dann erklärt er einem staunenden elf jährigen Jungen, dass es grosse kugelförmige Welten wie unsere Erde gibt, die ebenfalls um die Sonne kreisen. 'Was heisst da um die Sonne kreisen? Die sieht man nachts ja gar nicht? Wie soll das bloss funktionieren?', rätsle ich dabei.
So lerne ich zum ersten Mal etwas über die Planeten Merkur, Mars, Venus, Jupiter und Saturn. Allerdings, sie auf Anhieb am Nachthimmel zu finden, sei nicht so einfach, meint Ernst, weil die sich ja immer auch um die Sonne drehen und das noch unterschiedlich schnell.
Zu der Zeit haben wir noch nicht die notwendigen Mittel, deren Positionen abhängig von Datum und Uhrzeit zu bestimmen.
Was für eine mühsame Sucherei....
Mein Freund Ernst zeigt mir ein Buch, in welchem Sternkarten abgebildet sind. Auf denen kann man sehen, um welche Jahreszeit welche Sternbilder und welche Planeten in welcher Himmelsrichtung zu sehen sind. Da drin sind auch noch die anderen Planeten beschrieben, nämlich Uranus, Neptun und Pluto *, die man allerdings ohne Teleskop nicht erkennen kann.
* Pluto war zu der Zeit noch als Planet anerkannt.
Die amerikanische Raumsonde Mariner fliegt am Mars vorbei.
1965
Ich muss viel lernen und mich auf die Aufnahmeprüfung für die Sekundarschule vorbereiten, die ich unbedingt absolvieren möchte. Dadurch bleibt wenig Zeit, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen und nach Sternen und Planeten zu gucken.
Zudem habe ich ein neues Hobby, das mich sehr beschäftigt. Ich interessiere mich schon seit längerem für die Elektronik. Nach ersten Übungen mit 'Kosmos Radiomann' und ''Philips EE20' Baukästen, habe mir inzwischen einen Radioempfänger für den Amateurfunk gebaut und horche stundenlang in den Äther, um den Amateurfunkern aus aller Welt zuzuhören. Mehrere riesige gespannte Dipol-Antennen zieren nun unser Haus und die umliegenden Bäume, was nicht alle Nachbarn erfreut.
So gerät die Astronomie mehr und mehr in Vergessenheit, zumal mein Freund nun in der Lehre ist und auch keine Zeit mehr für mich hat.
Erster bemannter Flug einer Gemini Raumkapsel.
1966
Das Thema Planeten taucht nur noch im Erdkundeunterricht in der Sekundarschule auf. Ich interessiere mich nun immer mehr für die Elektronik und bin fest entschlossen nach der Schule eine Lehre als Elektroniker zu beginnen.
Ich sitze stundenlang bei einem Bekannten in unserem Dorf, der selbst Amateurfunker ist und lerne bei ihm sehr viel über die Grundlagen der Elektrik und Elektronik. Er schenkt mir auch viele Ausgaben der damaligen Zeitschrift 'Hobby', die sich mit allem befasst, was mit Technik und Fortschritt zu tu hat.
Darin sind oft auch Berichte über die Vorstellungen von Leuten die sich Gedanken darüber machen, was in Zukunft wie gelöst werden könnte. Vieles dabei erinnert etwas an Sciencefiction. Zum Beispiel wie man zum Mond oder zu anderen Planeten fliegen könnte und wie diese fernen Welten besiedelt werden könnten.
Sepp, der Amateurfunker, erklärt mir auch, wie man was in der Elektronik berechnen kann und zeigt mir wie man Schaltpläne liest und auch wie man sie zeichnet mit all diesen speziellen Symbolen für Widerstände, Kondensatoren, Gleichrichter, Radioröhren und Transistoren.
1967
In mir festigt sich der Wunsch einen Beruf in der Elektronik zu erlernen, statt Fotograf zu werden und nach dem Wunsch meines Vaters später in sein Fotogeschäft einzusteigen.
Fünf amerikanische Surveyor Sonden landen auf dem Mond.
1969
Mein Berufswunsch ist tatsächlich in Erfüllung gegangen.
Ich beginne eine Lehre bei Philips AG in Zürich als FEAM (Fernmelde- und Elektronikapparatemonteur). Dazu fahre ich frühmorgens jeden...
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