Schweitzer Fachinformationen
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Diana Verity betrachtete ihr Spiegelbild und lächelte.
Der Rahmen des Spiegels im Schlafzimmer ihrer Mutter wies schon einige Altersflecken auf, doch nichts konnte von der blendenden Erscheinung ablenken, die sich darin abzeichnete. Diana war ein ausgesprochen hübsches Mädchen, die niemals besser ausgesehen hatte. Eine Braut zu sein, war ein wundervolles Gefühl, aber noch besser war es, eine junge, schöne Braut zu sein, deren Kleid mehr gekostet hatte, als manche Menschen im Jahr verdienten. Es war mit winzigen Seidenröschen und handgeschliffenen Kristallpailletten bestickt. In der Hand hielt Diana ein Bouquet, das von den besten Floristen Londons zusammengestellt worden war. Ihr Haar glänzte wie gesponnenes Gold; John Frieda hatte seinen Salon zu einer unchristlichen Stunde extra für sie geöffnet. Und Joel höchstpersönlich hatte ihre Ponyfransen so in Form gebracht, dass sie nun bezaubernd unter der funkelnden Tiara aus Swarovski-Steinen und Zuchtperlen hervorblitzten, mit der ein schmaler Schleier an ihrem Kopf befestigt war. Diana hatte mit dem Gedanken gespielt, in der Kirche einen bodenlangen Schleier zu tragen, aber sie wollte nicht, dass ihren Gästen der Blick auf ihr Kleid verwehrt wurde, ganz zu schweigen von den Horden von Fotografen vor der Kirche, die von Magazinen wie Tatler oder Hello! kamen.
Sie könnte ebenso gut auf eine Hochzeit verzichten, wenn kein Mensch bemerkte, wie großartig sie heute aussah. Vielleicht würden die Fotos sogar dafür sorgen, dass Daddy die riesige Summe vergaß, die Dianas Hochzeit verschlungen hatte. Aber Roben von Basia Zarzycka waren eben nicht billig zu bekommen.
»Du siehst umwerfend aus, Liebling.«
Victoria Verity spitzte ihre dünnen, makellos geschminkten Lippen und betrachtete kritisch die Erscheinung ihrer ältesten Tochter. Diana war eine sehr gut aussehende, selbstsüchtige und verwöhnte Prinzessin, aber heute sah man nur das Königliche an ihr. Ernie, Dianas Verlobter, würde sehr viel Geld springen lassen müssen, um ihr den luxuriösen Lebenswandel zu ermöglichen, an den Diana gewöhnt war, doch Victoria war sich sicher, dass Ernie bei Dianas Anblick zu der Überzeugung gelangte, dass sie jeden Cent wert war. Der Hochzeitstag gilt gemeinhin als der schönste Tag im Leben einer Frau, dachte Vicky, und vielleicht stimmte das sogar. Doch für einen bestimmten Typ von Bräutigam war er mindestens ebenso wichtig. Vicky dachte an ihren zukünftigen Schwiegersohn mit der Abneigung einer Frau aus den höchsten Kreisen der Gesellschaft.
Ernest Foxton war der »bad boy« der britischen Verlagsbranche. Nachdem er erbarmungslos eines der ältesten Verlagshäuser Englands zurechtgestutzt, die Angestellten massenweise entlassen und viele Autoren aus dem Programm gestrichen hatte, war er nun im Begriff, den großen Teich zu überqueren und die USA zu erobern. Dank seiner Mutter besaß er die doppelte Staatsangehörigkeit, was ihm jetzt sehr gelegen kam. Ernie sollte auf Wunsch der Aktionäre von Blakely's eben jenen traditionellen New Yorker Verlag auf Vordermann bringen.
Ernest ist ein scharf kalkulierender Geschäftsmann, überlegte Victoria. Er wusste den Wert einer schönen, englischen Ehefrau an seiner Seite zu schätzen, die ihm den Weg durch das Netzwerk von Wohltätigkeitsbällen und Eröffnungsveranstaltungen der Szene von Manhattan ebnete. Es hatte sie daher nicht überrascht, als Ernie Diana einen Heiratsantrag machte, und das Paar rasch die Hochzeit arrangierte.
Diana stellte sich ganz dieser Herausforderung. Sie hatte ihre beträchtliche Intelligenz - und Victoria war überzeugt, dass Diana eine solche besaß - noch nie für etwas anderes genutzt, als sich in die angesagteste Modenschau von Alexander McQueen zu schmuggeln oder über Umwege ein Exemplar der limitierten Auflage von gelben Kalbsleder-Handtaschen aus dem Hause Prada zu ergattern. Das College hatte sie geschmissen und stattdessen einen Job als Modeassistentin bei der Vogue angenommen, wohl wissend, dass das Gehalt winzig war und sie von der großzügigen Summe leben musste, die ihr Ernie zur Verfügung stellte. Victoria wusste, dass Diana für ihre legendären Dinnerpartys berühmt war und etwas von einem »It-Girl« der Londoner Szene hatte.
In knapp vier Monaten hatte Diana eine hochkarätige Liste von Hochzeitsgästen zusammengestellt, die ihr wenig bedeuteten, einen wunderbaren Empfang bei Brown's gegeben, spektakuläre Blumenarrangements und ein Streichquartett aufgetrieben und außerdem ein maßgeschneidertes Brautkleid anfertigen lassen, das genau ihren Wünschen entsprach. Ernie musste sehr stolz auf sie sein.
»Nicht schlecht, oder?«
Diana drehte sich vor dem Spiegel und bewunderte die winzigen angeschnittenen Ärmel und das tiefe Dekolletee ihres Kleides. Der reinseidene Faltenwurf ihres Rückenausschnitts ließ sie, zusammen mit den goldbestickten weißen Satinpumps, wie eine griechische Göttin aussehen.
»Fast ein bisschen zu viel von allem.«
Susie Amberson, Dianas Brautjungfer und jüngere Cousine, lächelte ihr neidisch zu. Es war einfach nicht fair, dass Diana in ihrem glänzenden Kleid aussah wie Cinderella. Was, zum Teufel, fand Ernie nur an ihr? Susie hatte letzte Woche das Gerücht gehört, dass Diana nach Manhattan geflogen war, nur um sich in John Barretts Salon bei Bloomingdale's die Augenbrauen zupfen zu lassen! Die Hochzeit war bereits seit Tagen das Stadtgespräch Londons.
»Sophie Rhys-Jones hat sich damals ja für eine schlichte Aufmachung entschieden, und ich fand das ungeheuer geschmackvoll von ihr.«
»Darling.« Diana richtete ihre großen blauen Augen, die trotz der blauen Wimperntusche dezent geschminkt wirkten, auf sie. »Du könntest dich nicht mehr täuschen. Minimalismus ist völlig out. Das waren die Neunziger. Heutzutage dreht sich alles um einen modernen, klassischen Stil.«
»Modern und klassisch, aha«, erwiderte Susie und legte so viel Sarkasmus in ihre Stimme, wie sie sich traute. Man durfte schließlich nicht grob zu der Braut sein, wenn man zur Ehrenbrautjungfer auserwählt worden war. Was die Kleider der Brautjungfern anging, hatte sich Diana für etwas Schlichtes entschieden: moosgrüne Roben mit hoher Taille. Die Sträuße waren aus winzigen, pinkfarbenen Rosenblüten und Schleierkraut gebunden, und jedes der Mädchen trug eine voll erblühte weiße Rose im Haar. Susie verzog das Gesicht. Sie durfte sich noch nicht einmal darüber beklagen, dass Diana sie wie geschmückte Pfingstochsen aussehen ließ.
»Ganz genau.« Diana besprühte sich mit einem Hauch Rosenwasser; an einem Tag wie heute würde sie niemals etwas so Aufdringliches wie Parfüm verwenden. »Eine Hochzeit, auf der die Gäste entsprechend förmlich gekleidet sind. Bodenlange Kleider, Smokings, ein Schleier und eine Tiara. Klassischer Walzer statt alberner Discohits aus den Achtzigern. Habe ich dir schon erzählt, dass am Eingang der Kirche jemand stehen wird, der Nelken an alle Männer verteilt, die keine Blume im Knopfloch tragen?«
»Wie umsichtig«, stichelte Susie.
Dianas strahlendes Lächeln erweckte in Susie den Eindruck, dass die Cousine ihre kleinen Boshaftigkeiten amüsant fand. Eigentlich hatte sie ihr nur ein wenig die Suppe versalzen wollen, doch stattdessen war es ihr gelungen, Dianas Enthusiasmus weiter anzufachen. Wie typisch für Diana Verity: Sie hatte noch nie einen Finger krümmen müssen und schien förmlich durchs Leben zu schweben. Einfach unerträglich.
»Ich helfe den Leuten gern ein wenig auf die Sprünge, wenn es ihnen nicht gelingt, sich angemessen zu verhalten«, meinte Diana.
Susie errötete und griff nach ihrem Blumenbouquet. Mieses Flittchen. Sie hasste Diana von den Spitzen ihrer Satinpumps bis zu den mittlerweile fast schon legendären, elegant gezupften Augenbrauen.
»Beeil dich, mein Schatz.« Victoria streckte den Kopf hinter einem Paravent hervor, während sie in ein pinkfarbenes Chanelkostüm schlüpfte. »Wir wollen doch die Kutsche nicht warten lassen.«
Ernie Foxton saß in seinem Arbeitszimmer und hämmerte auf die Tastatur seines Computers ein. Draußen schien die Sonne prächtig auf die Straßen von Chelsea, und Ernies Trauzeuge stand in seinem eleganten Anzug im Erdgeschoss und erzählte den Platzanweisern für die Kirche unanständige Witzchen. Doch Ernie achtete kaum auf sie. Er hatte die Jalousien heruntergelassen, und die makellose Bügelfalte seiner Anzughose war in dem Dämmerlicht des Computerbildschirms kaum zu erkennen. Ernie hatte eine Online-verbindung zu seiner Bank aufgebaut und überprüfte den Wert seiner Aktien. Dies war sein morgendliches Ritual, das er nicht aufzugeben beabsichtigte, nur weil er im Begriff war zu heiraten.
Die AOL-Aktien waren gestiegen. Fantastisch. Er hatte bereits über vierhundert Prozent Gewinn gemacht, und er dachte nicht daran, sie zu diesem Zeitpunkt zu verkaufen. Was noch? Seine US-Anleihen waren entsprechend dem Dow-Jones-Index etwas gesunken, doch das bereitete ihm keine Sorgen. Ernie kannte sich mit Geld aus, und er wusste, dass es für den Dow nur einen Weg gab, nämlich den nach oben. Man brauchte einfach nur ein paar Monate zu warten, bis die Kurse unweigerlich »angepasst« wurden, aber es gab genug Idioten, durch deren Venen Blut statt eiskaltes Wasser floss und die sofort verkauften, sobald die Dinge etwas ungemütlich wurden. Kaufe und behalte - und du kannst immer einen Gewinn einstreichen.
Ernie tippte die Buchstaben BLKY ein, die Abkürzung seines neuen Verlags. Gut, der Kurs war um einiges gestiegen, als bekannt wurde, dass Grant Valentine gefeuert worden war und man Ernie gebeten hatte, die Stelle zu übernehmen. Dies würde seine neuen Chefs bereits beeindrucken, bevor er überhaupt...
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