Schweitzer Fachinformationen
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Johannes Bähr ist apl. Professor an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und hat zahlreiche Werke zur Unternehmensgeschichte veröffentlicht.
Einleitung Kapitel 1 Herkunft, Kindheit und Jugend Eine Familie mit bürgerlicher Tradition - Idyllische Kindheit und überschattete Jugend - Schuljahre Kapitel 2 Frühe Weichenstellungen Der junge Leutnant - Die Tragödie von Menzendorf - Getrennte Wege der Waisen Kapitel 3 "Das verdammte Geld" Erste Experimente "Erfindungsspekulation" - Vormund für drei Brüder Kapitel 4 "Halskes Werkstatt" Alles auf eine Karte - Der erste Siemens-Zeigertelegraf - Unternehmensgründung Kapitel 5 Telegrafenlinien für Preußen In Revolution und Krieg Die ersten Fernlinien - Erfolglos im Ausland - Die "Nottebohm-Krise" Kapitel 6 "Familiengenius" Der Brüder-Bund - Mit Vernunft zur Liebe - Heirat und Umzug - Russland oder Frankreich? - Aufschwung im Krimkrieg Kapitel 7 Im Schatten Mathildes Erkrankung - Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern - Schwierige Anfänge in London - Mathildes Tod Kapitel 8 "Einer großen Zeit entgegen" "Für ein einiges und mächtiges Deutschland" - Neue Liebe - Die Dynamomaschine - Untergang oder Weltfirma Kapitel 9 Megaprojekte Die Indo-Europäische Telegrafenlinie - Privatgeschäfte und Familie - Transatlantikkabel - Siemens Brothers & Co. Ltd. Kapitel 10 Im Zenit Der Unternehmer und seine Prinzipien - Lobbyist für den Patentschutz - Familienleben mit Antonie - Neue Zeiten: Telefone und elektrische Beleuchtungen - Die ersten elektrischen Bahnen Kapitel 11 "Die errungene Position behaupten" Die Herausforderung durch das Edison-System - Berlin versus London - Übergang zum Großunternehmen Kapitel 12 Das Vermächtnis Die neue Generation - Förderer der Forschung - Geadelt wider Willen - Die letzten Jahre Zielstrebig in einer Zeit des Wandels - ein Fazit Anhang Anmerkungen - Quellen- und Literaturverzeichnis - Abbildungsnachweis - Personenregister - Ortsregister
Werner von Siemens hat als Unternehmer, Erfinder und Techniker dazu beigetragen, dass sich die Welt in seiner Zeit so tief greifend veränderte wie kaum jemals zuvor. Der 1816 geborene Gründer der heutigen Siemens AG wuchs heran, als die Industrie aufkam. Mit der Ausbreitung von Dampfmaschinen und Eisenbahnen begann eine bis dahin beispiellose Epoche technischer Innovationen. Werner von Siemens hat als Pionier der Elektrotechnik eine Branche mitbegründet, ohne die unsere heutige Welt nicht vorstellbar ist. Auch andere Erfinder haben damals die neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Prinzipien der Elektrizität genutzt, doch nur wenige haben das wirtschaftliche Potenzial dieser neuen Technik so erfolgreich erkannt, und nur wenige Industrielle waren so frühzeitig auch international tätig.
Heute ist Werner von Siemens so bekannt wie kaum ein anderer deutscher Unternehmer aus der Zeit der frühen Industrialisierung. Dies liegt nicht allein daran, dass das von ihm gegründete Unternehmen zu den großen Marken der elektrotechnischen Industrie zählt, sondern auch an seinen Leistungen als Erfinder, Verbandsgründer und Förderer. Als «Vater der Elektrotechnik» wurde er schon bald nach seinem Tod zur Ikone einer nationalen Erinnerungskultur, die wissenschaftliche und technische Leistungen höher bewertete als unternehmerische. Dieses Bild begann in den vergangenen Jahrzehnten zu verblassen und mit ihm das Interesse der Öffentlichkeit an Werner von Siemens. Nennenswerte Biografien über ihn wurden in den letzten 70 Jahren nur noch von Leitern des Siemens-Archivs beziehungsweise des SiemensForums verfasst.[1]
Dabei ist die Beschäftigung mit Werner von Siemens heute ausgesprochen lohnenswert, wenn man sich seiner Lebensgeschichte in all ihren Facetten und ohne Verklärung nähert. Den Ansätzen der heutigen historischen Forschung entsprechend, bietet die vorliegende Biografie erstmals ein Gesamtbild der Persönlichkeit, unter Einbeziehung des familiären, geschäftlichen und gesellschaftlichen Umfelds.[2] Neben dem Unternehmer und Erfinder wird der Bürger Werner von Siemens zu beschreiben sein, der Ehemann, Bruder, Familienvater und Nachbar, aber auch der Abgeordnete, der Vereinsvorsitzende und das Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Um die zeitlichen Zusammenhänge zu verdeutlichen, ist die Darstellung in Kapitel für einzelne Lebensabschnitte gegliedert, die so weit wie möglich Unterkapitel zu unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen umfassen.
Einen Schwerpunkt bildet das für Werner von Siemens außerordentlich wichtige Verhältnis zu seinen Geschwistern, das geradezu als Schlüssel zu seiner Biografie gelten kann. Er selbst hat sich stets als Teil eines Geschwisterbunds verstanden. Besonders gilt dies für die enge Beziehung zu den Brüdern Wilhelm und Carl, in denen man seine wichtigsten Lebensbegleiter sehen kann. Beide prägten auch die Entwicklung der Unternehmen Siemens & Halske und Siemens Brothers, an denen sie beteiligt waren. Privates und Geschäftliches gingen im Verhältnis zwischen den Brüdern Werner, Wilhelm und Carl Hand in Hand. Die Loyalität untereinander war ein wichtiger Faktor für den geschäftlichen Erfolg und hat Werner von Siemens' Vorstellungen von einem Familienunternehmen entscheidend beeinflusst.
Die engen Verbindungen zwischen den Brüdern sind bisher in keiner Werner-von-Siemens-Biografie systematisch beleuchtet worden. Als der Nationalökonom Richard Ehrenberg 1906 die erste Darstellung zur Geschichte der Siemens-Firmen verfasste, war ihm noch bewusst, dass es sich um «Unternehmungen der Brüder Siemens» handelte.[3] Später rückte dieser Zusammenhang in den Hintergrund. Erst in den vergangenen Jahren wurde er durch die von Martin Lutz verfasste Carl-von-Siemens-Biografie wiederentdeckt. Diese Biografie zeichnet zugleich ein neues Bild der Brüder, indem sie deren Wirken in den Kontext der Globalisierung im 19. Jahrhundert stellt.[4] In den vergangenen Jahren hat auch die aus der historischen Anthropologie entstandene Verwandtschaftsgeschichte die Familie Siemens als Untersuchungsfeld entdeckt. David Warren Sabean sieht in der Form dieser familiären Beziehungen ein Beispiel für ein «kinship»-System, das der Entwicklung der deutschen Wirtschaft im 19. Jahrhundert förderlich war.[5] Gleichwohl ist immer noch wenig bekannt, wie sich denn der Zusammenhalt zwischen den Siemens-Brüdern und innerhalb der gesamten Familie gestaltete. Die vorliegende Biografie geht diesen Fragen sowohl in Bezug auf Werner von Siemens als auch in Bezug auf den familiären Kontext nach.
Einen zweiten Schwerpunkt bildet das Verhalten als Erfinder- und Eigentümerunternehmer in einer neuen, wissensgestützten Branche. Werner von Siemens gehörte noch zu den Unternehmern der frühen Industrialisierung in Preußen. Die Firmen waren damals - wie auch Siemens & Halske - durchweg Eigentümer- bzw. Familienunternehmen. Untypisch hingegen war der beschrittene Weg zur Unternehmensgründung. Werner von Siemens gründete als Offizier ohne Erfahrung in der Fabrikation zusammen mit dem Mechaniker Johann Georg Halske eine Werkstatt, um einen von ihm erfundenen Telegrafenapparat zu vermarkten. Sein Aufstieg als Unternehmer ging mit dem einer neuen Branche einher, die auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen beruhte. Dies erforderte ein anderes Vorgehen als in älteren Industriezweigen, vor allem größere Bereitschaft zur Internationalisierung des Geschäfts und eine Abwägung der Risiken, die mit dem Einsatz noch nicht ausgereifter Techniken verbunden waren. Mit dem Übergang zum Großbetrieb und der Etablierung der elektrotechnischen Industrie entstanden veränderte Rahmenbedingungen, die in vielem ein Umdenken erforderten. Das im Rückblick vorherrschende Bild von Werner von Siemens als Industriefürst stammt aus dieser späten Zeit, wird jedoch seiner gesamten Biografie nicht gerecht.
Wie sehr sich das Wirken des Werner von Siemens generellen Erklärungsmustern entzieht, zeigen die unterschiedlichen Bewertungen einzelner Aspekte seines Handelns in der historischen Forschung. Jürgen Kocka hat in seiner klassischen Studie über die Entwicklung der betrieblichen Organisation bei Siemens & Halske herausgearbeitet, dass Werner von Siemens auch dann noch an den Mustern einer eigentümergeführten Personengesellschaft festhielt, als das Unternehmen für einen derartigen Rahmen längst zu groß geworden war.[6] Ein ganz anderes Bild zeichnet die technik- und wissenschaftsgeschichtliche Forschung. Hier wird Werner von Siemens als weitsichtiger Unternehmer beschrieben, der als Erfinder der Dynamomaschine das Potenzial der Starkstromtechnik frühzeitig erkannt und in der Forschungsförderung zukunftsweisende Neuerungen durchgesetzt hat.[7]
Die vorliegende Biografie stützt sich hauptsächlich auf Briefe von und an Werner von Siemens. Die dichte Überlieferung und die Aussagekraft dieser Quellen sind für die unternehmerhistorische Forschung ein Glücksfall. Allein die Korrespondenz zwischen Werner von Siemens und seinen Geschwistern umfasst rund 6500 Briefe. Die große Zahl erklärt sich vor allem durch den ständigen Austausch mit den Brüdern Wilhelm und Carl, die das Geschäft der Siemens-Firmen in London und St. Petersburg leiteten. Die Brüder teilten sich in ihren Briefen geschäftliche Angelegenheiten und technische Fragen ebenso mit wie private Vorgänge und Einschätzungen. Dass ein derartiger Quellenfundus aus dem 19. Jahrhundert erhalten blieb, ist selten und wohl nur dadurch zu erklären, dass das heutige Siemens Historical Institute über eines der ältesten deutschen Unternehmensarchive verfügt. Schon die ersten umfassenden Darstellungen zur Siemens-Geschichte stützten sich auf die Briefe des Unternehmensgründers.[8] Viele von ihnen wurden in den von Conrad Matschoss (1916) und Friedrich Heintzenberg (1953) herausgegebenen Editionen veröffentlicht.[9] In beiden Sammlungen fehlen jedoch die korrespondierenden, nicht weniger aufschlussreichen Briefe an Werner von Siemens. Inzwischen ist die Basis der erfassten und transkribierten Briefwechsel breiter geworden. Dank der vom Siemens Historical Institute veranlassten Digitalisierung können die Briefe gezielter und umfassender ausgewertet werden. Diese Möglichkeiten wurden nun erstmals für eine Werner-von-Siemens-Biografie genutzt. Ergänzend zu...
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