Schweitzer Fachinformationen
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Am nächsten Morgen weckte ihn Julia fröhlich. »Guat Murgn, Martin. Zeit zum Aufsteh!«, rief sie und gab ihm einen Kuss. Ihre Fröhlichkeit war nur gespielt. Das merkte Martin sofort. Sie machte sich Sorgen. Ernsthafte Sorgen. Er bemerkte, wie Julia immer wieder zum Fenster hinaussah, während sie gemeinsam frühstückten.
Die Buben saßen mit am Tisch und beobachteten beide.
»Ist was, Mama?«, fragte Moritz.
»Nein, was soll denn sein?«
»Ich mein nur, weil du immer aus dem Fenster schaust. Das tust du doch sonst nicht.«
»Ich schau bloß, wie das Wetter heut wird. Es schaut nach Regen aus. Zieht eure warmen Jacken an, wenn ihr zur Schule geht.«
Draußen hupte ein Auto. Wieder sah Julia erschrocken hinaus. Beruhigt meinte sie dann: »Das ist Andrea. Josef und Vanessa sitzen auch drin. Wieso holt sie dich ab?«
»Weil mein Wagen in der Werkstatt ist. Irgendwie muss ich doch ins Büro kommen.«
»Ach so, ja.«
Martin trank noch schnell den Rest des Kaffees aus. Er zog seine Jacke an und verabschiedete sich von seiner Familie.
»Pass gut auf dich auf. Du wirst noch gebraucht«, sagte Julia ganz entgegen ihrer Gewohnheit leise zu ihm, als sie ihm noch einen Kuss gab.
»Hast du heut nicht gut geschlafen?«, fragte ihn Andrea, als er im Wagen saß.
»Nein, ganz und gar nicht. Ich hab Albträume gehabt.«
»So siehst du auch aus.«
»Müssen wir uns Sorgen machen?«, erkundigte sich Vanessa mitfühlend.
»Nein, warum auch? Mir geht's gut und alles ist in bester Ordnung«, sagte er mit einem Hauch von Bitterkeit in der Stimme.
»Das hört sich aber gar nicht danach an. Was ist los? Ärger mit Julia?«, fragte Josef.
»Ist was mit Max oder Moritz?«, fiel Vanessa ihm ins Wort.
»Oder mit Lenchen? Ist sie krank?«, bohrte Andrea weiter.
»Jetzt lasst mich in Ruhe. Es ist alles in bester Ordnung. Ich habe keinen Streit mit Julia. Max und Moritz geht es gut und auch Lenchen fehlt nichts«, fuhr er seine Kollegen an.
»Aber irgendetwas scheint mit dir nicht zu stimmen«, stellte Andrea fest.
»Es ist alles in Ordnung«, wiederholte Martin. »Und du schau lieber auf den Verkehr«, fügte er an Andrea gewandt zu, die beinahe einen Radfahrer geschnitten hätte.
»Jaja. Ist schon gut. Man wird sich doch noch Sorgen machen dürfen«, erwiderte Andrea.
»Macht euch um mich keine Sorgen. Ich komm schon selbst klar«, sagte er gereizt.
»Ach so? Selbst klarkommen? Womit willst du selbst klarkommen?«, setzte Josef an, der hinter Martin saß.
»Das geht dich nichts an, und jetzt lasst mich gefälligst in Ruhe.«
Bis zur Dienststelle schwiegen alle. Selbst im Büro setzten sie sich schweigend an ihre Arbeitsplätze. Martin spürte regelrecht die Spannung, die im Raum lag. Schließlich hielt er es nicht mehr aus.
»Na gut. Setzen wir uns zusammen. Ich hab euch was zu sagen«, begann er und zeigte auf den Besprechungstisch. Es war nur ein kleiner, viereckiger Tisch, den sie sich aus der Kantine ins Büro geholt hatten. Aber er erfüllte seinen Zweck. Oft setzten sie sich gemeinsam an den Tisch und besprachen den Fall oder was es eben gerade zu besprechen gab.
Sie zogen ihre Bürostühle an den Tisch. Martin spürte die neugierigen Blicke auf sich.
»Die Sache ist die«, begann er. »Julia und ich haben gestern einen anonymen Brief bekommen, in dem Fotos waren. Ich .«
Es klopfte an der Türe.
»Jetzt nicht!«, rief Martin verärgert.
Die Türe öffnete sich. »Es wäre aber wichtig«, hörte Martin Maurer sagen.
»Hast du was herausgefunden?«, fragte Martin.
Maurer hatte das Kuvert bei sich und brachte es ihm. Es klang wie eine Entschuldigung, als er sagte: »Tut mir leid, Martin. Aber außer deinen und den Fingerabdrücken deiner Frau habe ich nichts gefunden. Außerdem müssen die Fotos nachbearbeitet worden sein. Die Bilder wurden schätzungsweise aus einer Entfernung von fünfhundert Metern gemacht. Ich hab das mit dem Mikroskop festgestellt. Ferner ist das am Bokeh zu sehen. Ich hab auch keine weitere DNA gefunden. Der Zettel oder Brief, wie immer du das nennst, wurde auf einem PC geschrieben. Ausgedruckt wurde er auf einem Nadeldrucker. Einem alten Star LC 24.«
Martin nahm das Kuvert an sich. »Dann kann man wohl nichts machen. Trotzdem danke.«
»Ich geh dann wieder. Ich hab jetzt Feierabend. Servus, ihr vier.«
»Servus, Maurer«, verabschiedete ihn Martin.
»Was ist mit den Fotos? Sind das die, von denen du uns eben erzählen wolltest?«, fragte Andrea aufgeregt.
Josef schnappte sich das Kuvert.
»Finger weg«, fuhr ihn Martin aufgebracht an und nahm es wieder an sich. Er holte die Bilder heraus und legte sie vor sich auf den Tisch.
»Sind das Bilder vom letzten Wochenende? Das ist aber schön dort«, meinte Vanessa und fischte eines heraus.
»Ja, das sind Bilder vom letzten Wochenende. Sie zeigen meine Familie und mich und Julias Großeltern. Ich hab aber keine Ahnung, wer die gemacht haben könnte. Der Zettel lag auch dabei«, erklärte er und zeigte darauf.
Josef nahm ihn und sah ihn sich genau an. »Normales Schreibpapier, würde ich sagen«, stellte er fest und legte den Zettel zurück.
»Jetzt verstehe ich dich«, sagte Andrea und platzierte das Foto, das sie in der Hand hatte, ebenfalls auf dem Stapel.
»Tut mir leid, dass wir dir auf die Nerven gegangen sind«, entschuldigte sich Vanessa. »Aber du musst uns verstehen. Wir machen uns eben Sorgen um dich. Dass du heute nicht ganz bei der Sache bist, ist doch ganz klar. Aber wir sind doch Freunde. Eine Familie, sozusagen. Du kannst und sollst mit uns über solche Sachen reden. Wir bringen das schon in Ordnung. Du kennst uns ja.«
»Ja, Vanessa. Ich kenn euch, und eben darum muss ich sehen, wie ich das regle.«
»Du regelst erst mal gar nichts. Ab sofort stehst du unter Polizeischutz. Wir drei passen abwechselnd auf dich auf. Wir wollen doch unseren Chef nicht verlieren«, sagte Andrea und grinste Martin an.
»Ich brauch keinen Polizeischutz. Ich kann auf mich selbst aufpassen«, widersprach Martin.
»Aber wenn .«
»Kein Wenn und kein Aber. Ich pass auf mich selbst auf. Dann brauch ich mir wenigstens keine Sorgen um euch zu machen.«
»Sag ich doch! Wie in einer Familie!«, meinte Vanessa.
»Was ist jetzt mit dem Anschlag von gestern? War das eine Warnung an dich oder hat sich der Attentäter nur vertan?«
»Das weiß ich nicht. Verdammt noch mal, ich weiß es nicht!«, rief Martin, der Verzweiflung nahe.
»Ich denk, wir sollten den Staatsanwalt Diederich informieren«, beschloss Andrea und stand auf.
Auch Martin erhob sich. Er reckte drohend den Zeigefinger in die Luft. »Untersteht euch. Ihr sagt nichts, gar nichts, und schon gar nicht dem Staatsanwalt. Wenn euch meine Freundschaft etwas wert ist, dann redet ihr mit niemandem darüber. Habt ihr mich verstanden?«
»Jetzt reicht's aber, Martin! Wir machen uns Sorgen um dich und du tust, als wenn nichts wäre. Du bekommst anonyme Post mit ebenso anonymen Bildern, und du glaubst, du könntest das alleine lösen? Vergiss es! Denk daran, was Vanessa vorhin zu dir gesagt hat. Wir sind nicht nur Freunde, wir sind auch eine Familie, und ich bin bei Gott dankbar, weil ich eine solche Familie habe«, fauchte ihn Andrea an.
Martin setzte sich wieder. »Ihr habt ja recht. Aber ich will euch da nicht mit hineinziehen. Das Ganze ist meine Angelegenheit, und ich will das auch als meine behandelt wissen.«
»Jaja, schon gut. Ich möchte nur, dass du verstehst, dass wir dich in dieser Situation nicht alleine lassen wollen. Du tätest dasselbe für jeden von uns.«
Auch Andrea setzte sich wieder.
»Seid ihr jetzt fertig?«, fragte Vanessa gereizt.
»Ja«, antworteten beide unisono. »Dann will ich erst mal von Martin wissen, ob ihm gestern noch etwas aufgefallen ist, was mit der Sache zu tun haben könnte.«
»Ja, das ist es«, begann Martin. »Als ich gestern Abend hier war, hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich hab genau geschaut und aufgepasst, ob mich jemand verfolgt. Aber ich habe nur ein Pärchen gesehen, das bei der Straßenlaterne am Parkplatz herumgeknutscht hat.«
»Na also. Da haben wir ja schon etwas«, rief Vanessa freudig. »Ich geh gleich mal zur Hausverwaltung und lass mir die Überwachungsvideos von gestern Abend zeigen. Da muss doch was drauf zu sehen sein.«
»Bleib hier, Vanessa. Das bringt nichts. Ich war schon unten. Die Kameras sind kaputt«, meinte Martin.
»Wieso sind die kaputt?«, fragte Vanessa erregt.
»Weil der Hersteller Mist gebaut hat«, antwortete Martin angespannt.
»Und was machst du?«, fragte Andrea Josef.
»Ich für meinen Teil weiche nicht von Martins Seite. Egal, wohin er geht, ich bleib in seiner Nähe«, versprach Josef.
»Aber aufs Klo darf ich alleine?«,...
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