Schweitzer Fachinformationen
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Ich saß im Schneidersitz auf der bequemen Ledercouch des Hotelzimmers. War es erst ein paar Wochen her, dass ich mich auf Tims Idee eingelassen hatte? Auf so einen aberwitzigen Einfall konnten wirklich nur Autoren kommen. Was wir beide waren. Tim hatte bereits mehrere Krimis veröffentlicht, ich schrieb Erotik. Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich an unser erstes Kennenlernen bei der Lesung einer Kollegin zurückdachte. Tim war mir damals versehentlich auf den Fuß getreten. Das musste jetzt an die drei Jahre her sein. Seither trafen wir uns in unregelmäßigen Abständen, und ich freute mich immer unbändig auf das nächste Treffen und das nächste Wortgefecht mit ihm.
Unauffällig sah ich von meinem Laptop auf und blickte hinüber zu Tims Schreibtisch. Ein Schönling war mein Kollege nicht, aber ein verdammt hübscher Mann. Sein Gesicht war faszinierend, auf eine raue Art. Seine vollen blonden Haare fielen ihm ungebändigt über die schokobraunen Augen. Die linke Seite seines Kinnansatzes zierte eine winzige Narbe. Die hatte mich von jeher magisch angezogen. Tims Kinn zeugte von Durchsetzungskraft, das Grübchen darin milderte allerdings den Eindruck. Seine Erol-Sander-Lippen bewegten sich lautlos beim Schreiben. Er hob eine Hand, strich sich die Haare hinters Ohr, schrieb weiter, alles in einer einzigen fließenden Bewegung. Ich beobachtete ihn gerne.
Gleich würde ich Tim vernaschen. So vertieft, wie er gerade in seine Arbeit war, würde ich ihn damit ganz schön aus dem Konzept bringen.
Im Wandspiegel konnte ich mich selbst sehen. Tim hatte zu meinem neuen Kurzhaarschnitt gemeint: «Er passt wunderbar zu deinem herzförmigen Gesicht.» Regelrecht begeistert war er gewesen. Und der neue Lidschatten brachte meine eisblauen Augen zum Strahlen. Meine Lippen hoben sich zu einem amüsierten Lächeln, und ein verschmitzter Ausdruck trat auf mein Gesicht. Ja, ich war bereit.
Auf meinem iPod lief leise Musik, die Ohrstöpsel schotteten mich komplett von allen Außengeräuschen ab. Tim schrieb lieber ohne Musik, ich dagegen brauchte sie unbedingt. Mich warf jede noch so kleine Störung durch meine Umwelt aus der Bahn. Davor schützten mich die Kopfhörer, wenn draußen nicht gerade das anhaltende Krakeelen irgendwelcher Besoffener ertönte oder der nervtötende Krach eines Presslufthammers. Ich drehte die Musik gerade so laut, dass ich sie wahrnahm, sie mich aber nicht ablenkte, wenn ich schrieb.
Unter gesenkten Lidern betrachtete ich Tim erneut. Er war nur mit Jeans und T-Shirt bekleidet. Ich ließ meinen Blick über seinen muskulösen Oberkörper gleiten, auf der Höhe seiner Brustwarzen hielt ich kurz inne. Wie würde Tims Haut dort schmecken? Zwischen meinen Beinen breitete sich ein angenehmes Prickeln aus. Meine Augen wanderten an seinem Körper nach unten zu seiner schlanken Taille. Die langen, wohlgeformten Beine hatte er unter dem Tisch ausgestreckt, die Füße lässig überkreuzt. Seine ganze Haltung drückte aus, wie wohl er sich fühlte. Mein Blick tastete sich wieder nach oben. Ob seine Finger so flink über meinen Körper gleiten würden, wie sie über die Tastatur flogen? Oder war er vielleicht eher ein langsamer Genießer? Ich stellte mir seine Künstlerfinger auf meiner Haut vor, wie er damit ungeduldig über meine Brüste strich und meinen Körper zum Glühen brachte.
Noch ahnte Tim nichts von meinen Gedanken. Und das war gewiss besser so, denn bei der kleinsten Reaktion von ihm wäre ich auf der Stelle abgelenkt gewesen und hätte mich keinen Deut mehr auf meine erotische Geschichte konzentrieren können. Unwillkürlich dachte ich zurück an unsere Witzelei vor einigen Wochen bei einem Italiener um die Ecke.
Ich hatte zu Tim gesagt, der mir gegenübersaß: «Weißt du, ich würde gerne einmal ein paar Tage in ein Hotel einziehen. Dort könnte ich ohne Ablenkung an meiner erotischen Geschichte arbeiten.»
«Dann lass uns zusammen wegfahren und schreiben, Mira», hatte er geantwortet und mich auffordernd angesehen.
Sein hungriger Blick erregte mich. Auf Teufel komm raus begann ich, mit Tim zu flirten. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Er schob seine Hände auf dem Tisch näher zu mir. An dem erwartungsvollen Funkeln in seinen Augen erkannte ich, dass er sich nicht nur gemeinsame Schreiberlebnisse vorstellte. Er wollte mit der Verfasserin die erotischen Geschichten live erleben.
«Du meinst wohl so eine Art Sexworkshop?», fragte ich amüsiert. Es war herrlich, mit einem Mann so offen sprechen zu können.
«Ja!», erwiderte er strahlend. Er streichelte einen Augenblick über meine Hand, hielt aber sofort wieder inne. «Du darfst natürlich die Spielregeln bestimmen. Und auch, wann wir Sex haben und wann wir schreiben.»
In Gedanken zog Tim mich bereits aus, da war ich mir sicher, so wie er mich mit seinen Blicken verschlang.
«Du bist ausgesprochen großzügig. Aber soll ich dir etwas sagen? Das ist eine verdammt gute Idee. Für eine Geschichte.»
«Genau!»
Tim grinste übermütig, doch gleich darauf zeigte sich Enttäuschung auf seinem Gesicht. Kleinlaut fügte er hinzu: «Ja, tolle Idee für eine Geschichte .» Sein Blick glitt unübersehbar zum Ausschnitt meines Sommerkleides. Er wusste genau, dass ich das bemerken würde.
Wieder lachten wir beide. Mir schmeichelte es, dass er mich so verlangend ansah und seine Gelüste nicht unterdrückte.
«Im Ernst. Lass uns zusammen in ein Hotel deiner Wahl fahren.» Er strahlte wieder. «Wir schreiben beide. Und Sex haben wir nur, wenn du es willst.» Er warf mir einen abwartenden Blick zu. «Was sagst du dazu?»
Ich schwieg einen Moment und erwiderte dann zögernd: «Nur Sex, ganz unverbindlich?» Ich war mir noch nicht sicher, ob ich darauf eingehen sollte. Einerseits wollte ich unsere Freundschaft nicht gefährden, andererseits war da diese Hitze in meinem Schoß.
«Ja!», sagte er rau und strich mit dem Daumen sanft über meinen Handrücken. Plötzlich hielt er inne und verbesserte sich. «Nein. Natürlich Schreiben. Schreiben und Sex. Das meine ich.» Er machte eine kurze Pause. «Ich kann mir das wirklich gut vorstellen bei uns beiden.»
Ich versank in Tims warmem Blick. «Das denke ich mir», antwortete ich leise. Mittlerweile konnte ich die Hitze zwischen meinen Beinen nicht mehr ignorieren. Sein Blick war herausfordernd. In den Tiefen seiner Augen entdeckte ich einen schelmischen Ausdruck. «Ach, komm», sagte ich amüsiert. «Das klappt doch niemals. Das mit dem Schreiben.»
Insgeheim erwärmte ich mich allerdings schon für den Gedanken, Tim so nahe zu sein. Nur Schreiben und Sex. Was sprach dagegen? Tim gefiel mir. Die sexuelle Spannung stimmte, und ich würde entscheiden, was er wann mit mir machen durfte. Der aktive Part lag bei mir, ohne Vorbehalte, und das reizte mich besonders. Ein Arrangement dieser Art hatte ich noch nie gehabt. Das machte mich höllisch neugierig. Ich überlegte einen Moment.
«Du würdest auch verschiedene Sachen mit mir ausprobieren?»
Tim sah mich misstrauisch an, lehnte sich nach hinten und zog gleichzeitig seine Hand zurück. Er rieb sich den Nacken.
«Was meinst du?», fragte er vorsichtig.
Ich verunsicherte ihn, aber das schadete nichts. «Es gibt ein paar Erfahrungen, die ich für meine Geschichten brauche, aber noch nicht ausprobiert habe.» Ich schenkte ihm meinen besten Augenaufschlag. «Aber es wird dir schon gefallen.»
Tim beugte sich zu mir vor. «Nur wir zwei?», hakte er nach, wobei er eine Augenbraue hochzog. Offenbar wusste er ganz genau, wie sehr ich diesen leicht verwegenen Gesichtsausdruck an ihm mochte.
«Nur wir zwei», versicherte ich ihm.
Tims Mundwinkel kräuselten sich. «Ich bin also dein Sexsklave.» Seine Stimme wurde rauer. «Ganz zu deinen Diensten.»
Es war weniger, was Tim sagte, sondern eher sein Tonfall, der mich zum Lachen brachte. Er stimmte mit ein.
«Kein Sexsklave im BDSM-Sinn.»
Ich sah Tim an, dass er nicht wusste, was BDSM war. Sehr sympathisch - in einer Zeit, in der sich alle in Sex-Foren tummelten und Vanillasex mit nur einem Partner als Domäne der Spießer und sexuell Verklemmten galt.
«Was ist BDSM?»
«Das, mein Lieber, erfährst du in Berlin», wechselte ich das Thema. «Dort war ich nämlich schon einmal.»
Er sah mich verständnislos an. «Du willst Urlaub an einem Ort machen, den du bereits kennst?»
«Stimmt, das klingt seltsam.» Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. «Aber an einem völlig neuen Ort käme ich nicht zum Schreiben. Ich würde alles entdecken, riechen, schmecken wollen. Zum Arbeiten komme ich nur in einer Stadt, die ich schon kenne.»
«Berlin.» Er breitete voll Freude die Arme aus. «Wunderbar», sagte er. Im nächsten Moment griff er nach meiner Hand und hauchte einen Kuss darauf. «Nicht ablenken. Was ist BDSM?», hakte er nach.
«Ablenken? Ich doch nicht.» Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.
«Also?»
«Das Hotel sollte Liegestühle im Freien haben, und das Zimmer braucht auf jeden Fall einen Balkon.»
«Du lenkst schon wieder ab.»
«Ich würde gerne in einem der obersten Stockwerke wohnen. Und such bitte etwas Nobles aus. Meine nächste Geschichte spielt in einem Fünf-Sterne-Hotel.»
Er nickte zu all meinen Wünschen.
«Im obersten Stockwerk. Gut. Wegen der Aussicht?», fragte er.
«Ja. Auch. Aber vor allem, damit möglichst wenige Menschen über mir herumtrampeln. Meine Ohren sind sehr lärmempfindlich.»
Er sah mir tief in die Augen. «Ich lese dir jeden Wunsch von den Lippen ab, liebe Mira. Apropos...
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