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Koblenz-Güls, 09:25 Uhr
Es stellte nicht das geringste Problem dar, die richtige Adresse zu finden, denn schon als Duben den Dienstwagen die sich von Nord nach Süd durch Güls ziehende Straße Im Palmenstück Richtung Süden entlangsteuerte, sah er von Weitem die beiden mit Blaulicht am Straßenrand stehenden Streifenwagen.
"Na also", bemerkte Ulf vom Beifahrersitz aus, "war doch gar nicht so schwer. Wer braucht da noch ein Navi?"
Duben parkte den Wagen am Straßenrand, wo ein uniformierter Beamter ein Auge darauf halten konnte. Dann begaben Ulf, Duben und Coco sich einen kleinen Kiesweg hinunter in Richtung Mosel. Das fragliche Anwesen befand sich von der Straße aus gesehen in der dritten Reihe, dafür allerdings direkt oberhalb der Mosel.
Bei dem Haus handelte es sich um einen Flachdachbungalow, der in den leicht abschüssigen Hang gebaut war.
Das Erste, was Ulf auffiel, als er an dem die Eingangstür bewachenden Uniformierten vorbeigegangen war, war die Ansammlung von Kunst bereits im großen Eingangsbereich des Hauses. Skulpturen, Bilder, Vasen und andere Kunstgegenstände standen überall herum, und sie machten keinen billigen Eindruck.
Von dem Vorraum ging es durch große Glastüren geradeaus in ein riesiges Wohnzimmer, an das sich in Richtung Mosel ein Wintergarten anschloss, in dem bereits drei Beamte der Spurensicherung an der Arbeit waren. Als Ulf zusammen mit Gerd Duben und Coco den Raum betrat, kam ihnen sofort der Leiter der Spurensicherung, KHK Kalle Krings, entgegen.
Ulf wusste, dass Kalle es nicht mochte, wenn Beamte der MK den Tatort betraten, solange seine Leute noch mit ihrer Arbeit beschäftigt waren. Also blieben sie an der Eingangstür zum Wintergarten stehen und warteten darauf, dass Kalle sie zu sich in den Raum rufen und ihnen mitteilen würde, was es bereits zu berichten gab.
"Ihr seid noch ein wenig zu früh, wir haben noch nicht alle Fotos gemacht, weshalb ich euch bitten würde, noch einen Moment zu warten. Aber ich kann euch, wenn ihr zu neugierig seid, schon ein wenig berichten, was hier vorgefallen ist", meinte er mit einem breiten Grinsen.
"Das wäre nett. Vielleicht hast du ja schon das meiste von unserer Arbeit erledigt", antwortete Ulf.
"Nee, nee, ihr habt da noch genug zu tun. Aber ich kann euch schon mal etwas über den Toten und wie er ums Leben gekommen ist erzählen. Also, es handelt sich .", er machte eine merkliche Sprechpause, als wollte er die Spannung steigern, ". um Augusto de Vincenco."
Ulf erkannte, dass Kalle auf eine Reaktion seinerseits wartete, aber da ihm der Name nichts sagte, fragte er nach: "Und? Was bedeutet das? Müsste mir der Name etwas sagen?"
Kalle wiegte den Kopf ein wenig enttäuscht hin und her. "Na ja, wenn ich ehrlich bin, hat mir der Name auch nichts gesagt, aber einer meiner Leute wusste, dass es sich bei ihm um eine Unterweltgröße in Koblenz handelt. Er hat nicht nur ein paar Wettbüros, sondern ist wohl auch im Bereich illegales Glücksspiel ziemlich aktiv. Wenn meine Mitarbeiter recht haben, dann fand hier vor nicht allzu langer Zeit eine Durchsuchung statt, allerdings mit mangelndem Erfolg. Die Steuerfahndung soll auch schon da gewesen sein, aber der Herr verfügte wohl über so viele Strohmänner, dass man ihm bisher nichts nachweisen konnte."
"Okay, und wie ist er ums Leben gekommen?", mischte Duben sich in die Unterhaltung ein.
"Das wiederum", Kalles Miene hatte sich verdunkelt, "ist eine Sache, die dir nicht gefallen wird. Kopfschuss mit dem vermutlich gleichen Kaliber wie bei eurem Opfer von gestern. Wir haben nicht nur ein Loch in der Scheibe des Wintergartens und eines in seinem Kopf, sondern auch eines in der Lehne seines Sessels. Was sich für euch als Glücksfall herausstellen könnte, ist der Umstand, dass das Projektil danach in eine hölzerne Statue an der Rückseite des Raumes eingeschlagen ist, was vermutlich dazu führen könnte, dass wir es sichern und dann die Waffe genauer bestimmen können."
Eine Frage beschäftigte Ulf am meisten. "Könnt ihr schon sagen, von wo aus geschossen wurde?"
Kalle hob einen Zeigefinger. "Das, mein lieber Ulf, ist eine gute Frage, und wenn du dich noch einen Moment gedulden würdest, können wir es euch sogar ziemlich genau sagen. Wir haben ja zum Glück zwei Löcher, eines im Sessel und eines im Fenster, und mit einem Laser werden wir gleich feststellen, woher der Schuss kam." Er schmunzelte ein wenig, bevor er lakonisch ergänzte: "Na ja, wir haben zwar noch weitere Löcher, aber die liegen halt eher auf dem Tisch herum und bringen uns bei der Suche nach dem Ursprungsort des Schusses nicht weiter."
Ulf ersparte sich die Anmerkung, dass Löcher nicht einfach herumlagen, und folgte dem Leiter der Spurensicherung zu der Panoramascheibe, wo Kalle Krings ein kleines iPad in die Hand nahm und eifrig darauf herumtippte.
Dann drehte er sich zu seinen Leuten um und rief in den Raum: "Seid ihr so weit, den Laser durch die beiden Löcher zu jagen?"
"Jo, geht gleich los!", erklang ein Ruf aus dem Raum.
Da die Luft in dem Raum sauber und klar war, konnte Ulf nicht erkennen, ob überhaupt etwas geschah, bis Kalle ein kleines Gerät in der Form eines übergroßen Feuerzeuges aus der Tasche zog, das Ulf als sogenannte E-Zigarette oder -Verdampfer erkannte. Kalle drückte einen Knopf darauf und nahm nach wenigen Sekunden einen tiefen Zug. Dann drehte er sich wieder in den Raum hinein und stieß eine riesige Dampfwolke aus, die sich zwischen dem Tisch mit der Leiche und der Panoramascheibe ausbreitete.
Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf Kalles Gesicht, als die wabernden Dampfwolken sich zwischen dem Tisch und der Scheibe des Wintergartens ausbreiteten und plötzlich eine Lanze roten Lichts durch sie hindurchstach. Der Endpunkt traf einige Zentimeter links oberhalb des Einschussloches auf die Scheibe, und Kalle rief nach hinten: "Ein Stück weiter rechts und etwas tiefer. Ja, so ist es gut. Jetzt fixieren."
Ulf erkannte, dass auf einem kleinen Stativ etwas befestigt war, das wie ein etwas überdimensionierter Laserpointer aussah, wie man ihn für Präsentationen benutzte. Und er erkannte, dass der Laserstrahl nun genau durch das Loch fiel und dass Kalle näher an die Scheibe herantrat, einen Feldstecher zur Hand nahm und auf die gegenüberliegende Seite des Moselufers blickte.
"Na also. Da haben wir es doch schon", brummelte er zufrieden und nahm nun sein kleines Tablet zur Hand. Er tippte mehrfach auf dem Gerät herum und reichte es schließlich Ulf. "Hier hast du den genauen Standort der Person zu dem Zeitpunkt, als sie den Schuss ausgelöst hat."
Ulf betrachtete die Satellitenansicht, auf der ihre derzeitige Position durch einen blauen, blinkenden Punkt gekennzeichnet war. Das Wohnhaus, in dem sie sich gerade befanden. Von dem Haus ging eine schwarze Linie aus, an deren Seite die Angabe "416 Meter" stand und die bis zu einem Punkt im Stadtteil Koblenz-Karthause führte.
Während Ulf mit Daumen und Zeigefinger spreizend über die Darstellung strich, um die Ansicht zu vergrößern, trat Kalle Krings neben ihn und sah ihm über die Schulter. "Das muss ein guter Schütze sein, wenn es kein Zufallstreffer war, was ich nicht annehme. Vierhundertsechzehn Meter ist eine beachtliche Entfernung für einen solchen Schuss. Wenn ich das richtig gesehen habe, stehen dort einige Büsche, von wo aus die Person vermutlich geschossen hat. Ich schicke gleich zwei Leute rüber, und wenn du willst, können die einen von euch mitnehmen. Mal sehen, was wir dort an Spuren finden."
"Ich fahre mit", meldete sich Coco, und Ulf war sich relativ sicher, dass sie lieber dort nach Spuren suchte, als sich länger als unbedingt notwendig in der Nähe der Leiche aufzuhalten.
"Alles klar, tu das. Am besten fährst du anschließend auch mit denen zurück, denn bis ihr wieder hier wärt, sind wir wahrscheinlich schon wieder zurück im Präsidium."
Er wusste, dass die Truppe circa zwei Kilometer wieder nach Norden würde fahren müssen, bevor sie dort die Mosel überqueren konnten, und dann wieder circa zwei Kilometer nach Süden bis zu dem bezeichneten Punkt auf der Landkarte.
Ihm war auch klar, dass er sich um nichts kümmern musste, denn der Leiter der Spurensicherung hatte seinen Leuten bereits die Koordinaten übermittelt. Dann forderte Kalle ihn auf, ihm noch einmal zur Leiche zu folgen.
"Schau dir den Tisch an, Ulf, und sage mir, was dir auffällt."
Ulf trat näher an den Tisch heran, vor dem noch immer der hochlehnige Stuhl mit dem Loch stand. Die Leiche von Augusto de Vincenzo war inzwischen entfernt worden und wohl schon auf dem Weg nach Mainz in die Gerichtsmedizin. Sowohl die beige Tischdecke als auch das Geschirr, die Teller und die Lebensmittel waren mit einer Unzahl von winzigen Blutspritzern übersät. Natürlich fiel ihm sofort auf, was da nicht stimmte.
Es gab fünf freie Flächen in einer rechteckigen Form, die frei von Blutflecken waren.
"Hier hat etwas Rechteckiges gelegen, das nach dem Schuss entfernt wurde", bemerkte er mit gerunzelter Stirn.
"Gut beobachtet, mein Freund. Und wenn ich dir jetzt noch zeige, was wir rechts neben dem Stuhl gefunden haben, weil es offensichtlich dem Opfer aus der Hand gefallen ist, weißt du auch, was derjenige, der hier aufgeräumt hat, weggenommen hat."
Triumphierend hielt er eine Klarsichttüte hoch, in der ein Fünfzig-Euro-Schein enthalten war. Er drehte die Tüte, sodass Ulf erkennen konnte, dass sich auf einer Seite Blutspritzer befanden, auf der anderen Seite nicht....
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