Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Die Pflanzen in unserem Garten: Sie wachsen und verändern sich im Jahreslauf, aber sie sind unbeweglich wie ein lebloses Material, auch Reaktionen auf Reize können wir an ihnen nicht wahrnehmen. Aber ist das, was wir wahrnehmen, auch die Wirklichkeit?
Pflanzen wurden bei einer Versandgärtnerei bestellt. Es werden Töpfe geliefert, in denen nur Erde zu sehen ist, keine Blätter. Also wird davon ausgegangen, dass auch keine Pflanzen geliefert wurden. - Irrtum, auch Töpfe ohne Blätter und Blüten können gesunde Pflanzen enthalten. Wenn wir die Ballen aus den »leeren Töpfen« einpflanzen, erscheinen nach einiger Zeit die »bestellten« Blätter und Blüten (siehe dazu Seite 20).
Bäume auf einer Baustelle sollen geschützt werden. Also wird der Stamm mit einer Manschette versehen und einzelne Äste, die über die Baustraße hängen, werden hochgebunden. Da alle sichtbaren Teile des Baumes geschützt wurden, wird davon ausgegangen, dass der Baum nun sicher ist. - Irrtum, ein so geschützter Baum wird auf einer größeren Baustelle wahrscheinlich schwer geschädigt. Viele nur oberirisch geschützte Bäume beginnen nach den Bauarbeiten »rückwärts zu wachsen«, verlieren immer mehr Äste, werden krank und gehen schließlich ein (siehe dazu Seite 22).
Ein Baum wird stark zurückgeschnitten, auch Äste mit einem Durchmesser von mehr als 5 oder gar 10 Zentimeter werden entfernt. Er treibt daraufhin stark aus und bildet besonders große Blätter. Es sieht so aus, als hätten wir den Baum zu besonders gesundem Wachstum angeregt. - Irrtum, hier versucht ein Lebewesen in einer Notreaktion sein Leben zu retten. An den Schnittstellen bilden sich große Faulstellen, die mächtigen Austriebe brechen nach einigen Jahren herunter, der Baum wird krank und auch er fängt an, »rückwärts zu wachsen«(siehe dazu Seite 85).
Um Pflanzen achtsam pflegen zu können, ist es notwendig, mehr von den Pflanzen zu kennen und zu wissen, als das, was wir sehen.
Schauen Sie einmal, wie sich die Gestalten der verschiedenen Pflanzenarten unterscheiden. Selbst im Winter, wenn die Blätter fehlen, die ja die Bestimmung einer Pflanzenart schnell möglich machen, können wir Gehölzarten oft an ihrer Gestalt erkennen. Da sind die weit ausladenden, breitovalen Kronen der Apfelbäume, die hochovalen, aufstrebenden Kronen der Birnbäume, die lichten Birken, deren dünne Äste sich auch ohne Blätter leicht im Wind bewegen, und die in sich ruhenden, starken und knorrigen Kronen der Eichen.
Pflanzen können auch an ihrer arteigenen Gestalt erkannt werden, bei Gehölzen ist das im Winter anhand der Kronenarchitektur besonders gut möglich. Der Apfelbaum (oben) lässt sich mit seiner weit ausladenden, breitovalen Krone deutlich vom Birnbaum (unten), der eine aufstrebende, hochovale Krone ausbildet, unterscheiden.
Vor allem bei Stauden können wir eine wichtige und oft übersehene Eigenschaft der Pflanzen erkennen: Die Wurzeln sind für das Überleben der meisten Pflanzen wichtiger als die oberirdischen Teile. Wenn wir an die Stauden denken, die im Winter unter der Erde ruhen, sehen wir: Sie kommen ganz gut für einige Zeit ohne Blätter aus. Sehr viele Pflanzen können nach dem vollständigen Verlust der oberirdischen Teile wieder austreiben, abgeschnittene Triebe vertrocknen in der Regel. (Dass sich abgetrennte oberirdische Teile von Pflanzen bewurzeln, kommt - ohne Hilfe des Gärtners, der Stecklinge pflegt oder ein Edelreis auf eine Unterlage pfropft - in der Natur nur selten vor.)
Die Wurzeln ragen weit über die Baumkrone hinaus. Bei der Gartenarbeit, beim Verlegen von Leitungen und bei dem Pflastern von Wegen sollten Verletzungen der Wurzeln vermieden werden, um den Baum nicht dauerhaft zu schädigen.
Nährstoffen und Halt. Sie messen und verarbeiten dabei gleichzeitig bis zu 15 verschiedene Bodeneigenschaften wie Bodenfeuchte, die Konzentrationen verschiedener Nährsalze und die Schwerkraft. Die Wurzeln verbinden sich mit Pilzen, denn so können sie effektiver Nährsalze und Wasser aufnehmen. Im Gegenzug versorgen sie die Pilze mit Nährstoffen. Ohne dieses Zusammenleben mit der sogenannten »Mykorrhiza« können manche Pflanzenarten nur schlecht oder gar nicht leben - das ist zum Beispiel bei den Erdorchideen der Fall.
gepflastert. Bei Bauarbeiten werden die oberirdischen Teile der Pflanzen oft mit viel Sorgfalt geschützt, die Wurzeln aber vielfältig geschädigt: Gräben werden ausgehoben und Wurzeln dafür durchschnitten. Erde wird abgetragen, Wurzeln werden freigelegt und dem Sonnenlicht (Wurzeln haben keinen UV-Schutz) und austrocknenden Winden ausgesetzt. Der Wurzelbereich wird befahren oder Baumaterialien werden unter Bäumen - im Wurzelbereich - gelagert. Dadurch wird die Erde verdichtet, wodurch der Sauerstoffgehalt des Bodens sinkt. Da auch Wurzeln Sauerstoff zum Leben brauchen, werden sie durch Bodenverdichtung geschädigt und können sogar absterben. Auch wenn im Wurzelbereich Erde aufgetragen wird, sinkt der Bodenluftgehalt, was sogar zum Absterben empfindlicher Arten führen kann. Bei Rotbuchen kann schon ein Bodenauftrag von fünf Zentimeter Höhe zum Absterben des Baumes führen, andere Bäume sind zum Glück widerstandsfähiger, aber für jede Pflanze ist ein Bodenauftrag problematisch.
Baumschutz auf der Baustelle
Weil das Wurzelsystem der Bäume weit über die Kronentraufe hinausreicht und sich außerhalb der Kronentraufe auch die meisten Feinwurzeln befinden, ist auf Baustellen um jeden zu erhaltenden Baum ein fester Zaun im Abstand von 1,5 Meter von der Kronentraufe zu errichten (DIN-Norm 18920). Wenn dies nicht möglich ist, dann muss im Bereich des Wurzeltellers eine Schutzlage aus druckverteilendem und luftdurchlässigem Material von mindestens 20 Zentimeter Dicke aufgebracht werden.
Vielfältige Wuchsformen
Gärtner unterscheiden einjährige Pflanzenarten, mehrjährige Stauden und Gehölze. Was ist aber der Unterschied zwischen einer Staude und einem Gehölz?
Dass die Pflege der Pflanzen in erster Linie den Wurzeln gilt, wissen Biogärtner schon lange. Sie ernähren mit einer gut geführten Kompostwirtschaft den Boden und fördern so die vielen Lebewesen im Boden, die durch ihre Lebenstätigkeit für ein ausgedehntes und gesundes Wurzelwerk der Pflanzen ideale Bedingungen schaffen. Auf lebendigen Böden wachsen gesunde Pflanzen.
Gehölze können dadurch, dass sie stabiles, verholztes Gewebe bilden, viel höher werden als Stauden. Mit Ausnahme von Palmen und Bambus wachsen Gehölze, indem um den schon vorhandenen Holzkörper außen immer wieder eine neue Schicht gebildet wird. Dieses »sekundäre Dickenwachstum« kann man sich ähnlich vorstellen wie das Zusammensetzen der russischen »Babuschka« oder »Matrjoschka«-Puppen. Jedes Jahr bildet die Pflanze um den gesamten Holzkörper einen neuen Mantel aus holzigem Gewebe. Jahresringe im Holz sind ein Zeichen dieses Wachstums direkt unter der Rinde.
Nur im Kambium wird neues Gewebe gebildet. Es ist für das Dickenwachstum der Gehölze zuständig.
Wie bei den russischen »Matrjoschka«-Puppen bilden die Gehölze jedes Jahr um den gesamten Holzkörper einen neuen Mantel aus holzigem Gewebe.
Ein Gehölz ist ein Lebewesen und kein toter Werkstoff. Oft werden Gehölze aber so behandelt, als seien ihre Eigenschaften dem des Werkstoffes Holz ähnlich. Wenn sich beispielsweise in Astgabeln Wassertaschen bilden, so werden diese angebohrt, damit das Wasser ablaufen kann, weil wir vom Werkstoff Holz wissen, dass feuchtes Holz von Pilzen befallen wird und fault. Dabei kann eine Pflanze nur leben, wenn sie genügend Wasser für die Lebensvorgänge enthält. Lebendes Holz ist feucht und solange die Rinde unverletzt ist, sind Wassertaschen für Bäume auch kein Problem. Das Anbohren allerdings, vor allem, wenn dann auch noch Röhrchen für den Wasserabfluss eingesetzt werden, schafft eine Wunde und damit eine Eintrittspforte für Pilze.
Wie die individuelle Gestalt der Pflanzen entsteht, können wir besonders einfach im Winter beobachten, nämlich dort, wo man gut sehen kann, dass ein Ast in der Vergangenheit geschnitten wurde.
Ungeordnete Austriebe unterhalb des Aststumpfes zeigen: Hier wurde die Spitze gekappt.
Pflanzenschädigende Schnitte erkennen wir oft an einem Stumpf, der zumeist abgestorben ist. Die Rinde hat sich abgelöst, vielleicht ist eine Faulstelle entstanden. Unterhalb des Stumpfes aber stehen viele Äste. Hier haben sogenannte »schlafende Augen« ausgetrieben. Wenn die Spitze eines Triebes plötzlich fehlt, dann treiben viele...
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