Schweitzer Fachinformationen
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In New York City kann man jedes Wochenende einen Filmmoment erleben. Zum Beispiel bei Drinks in einer Rooftop-Bar, im Hintergrund die Skyline, die nur dafür da zu sein scheint, um auf dem viel zu stark bearbeiteten Foto zu glitzern, das du gleich posten wirst. Beim Abendessen kann es einem passieren, dass am Nachbartisch ein Promi sitzt, der sein Essen nicht anrührt und stattdessen schamlos über einen berühmten Schauspieler herzieht, so dass du dich fast an deinem Gin Tonic verschluckst. Und bei den Partys in den Penthäusern liegen die Drogen wie Süßigkeiten auf Marmortischen bereit, während es ein Hinterzimmer nur fürs Personal gibt und außerdem einen Yogaraum so groß wie dein Ein-Zimmer-Apartment.
Außer natürlich, du bist wie ich, und ein perfekter Freitagabend besteht weniger daraus, dich im berüchtigten Nachtclub Marquee in die Nähe eines Tisches zu mogeln, sondern eher darin, Netflix zu schauen, und zwar in einem alten T-Shirt, das einmal dem Exfreund deiner Mitbewohnerin auf dem College gehört hat. Einem Shirt, das du in einem schwachen Moment eingesteckt hast, weil du dich insgeheim nach ihm verzehrst wie nach deinem wöchentlichen Becher Ben & Jerry's, bei dem du dir jedes Mal schwörst, nur ein paar Löffel zu essen und auch wirklich fest an deine Willenskraft glaubst, bis du schließlich unverhofft auf den Pappboden des Bechers triffst.
»Sorry!«
Ich schnappe nach Luft, als hätte ich einen Fausthieb in die Magengrube bekommen, weil eine junge Frau in Stilettos mit Absätzen dünn wie Stricknadeln mir auf den Fuß getreten ist.
Mir wurden die Weisheitszähne damals ohne Betäubung von einem Medizinstudenten entfernt.
Aber das hier tut mehr weh.
Gerade als ich kurz davor bin, mein komplettes Repertoire an Schimpfwörtern abzufeuern, während ich ernsthaft darüber nachdenke, ob man einen Pfennigabsatz verklagen kann, spüre ich eine beruhigende Hand auf meiner Schulter.
Penelope, meine beste Freundin und ehemalige Collegemitbewohnerin, die zwar einen sehr guten Geschmack hat, was Männer betrifft, aber einen weniger guten, wenn es um gelungene Abendgestaltung geht, seufzt und bedenkt mich mit dem mitleidigen Blick eines schon fast professionellen Partygängers, der auf einen Anfänger herabschaut. »Das ist der Grund, warum man niemals Peep-Toes anziehen sollte, wenn man in einen Club geht, Elle.«
Während mein Zeh pocht wie ein Herz, das kurz vor dem Kollaps ist, bringe ich gepresst hervor: »Ich besitze aber keine anderen High Heels. Und ich war noch nie in einem Club.«
Penelope starrt mich geschlagene zehn Sekunden entsetzt an, ehe sie die Stirn runzelt. »Weißt du, ich kann mich nicht entscheiden, welche dieser Aussagen ich tragischer finde.«
Ich werfe ihr einen genervten Blick zu. »Wir sind schon fast zwei Stunden hier. Gleich verwandele ich mich in einen Kürbis. Du hast noch eine Viertelstunde.«
Penelope hat es nur geschafft, mich von meiner flauschigen Kuscheldecke wegzulocken, weil sie mir versprochen hat, dass wir nur eine Stunde bleiben und uns dann bei dem Imbiss an der Ecke die legendären Pommes kaufen, die es dort erst nach Mitternacht gibt. Außerdem sollte es heute nichts Wildes werden. Irgendein Wirtschaftsmagazin hat den Club gemietet, um die Firmen zu feiern, die es auf die Liste der erfolgreichsten Start-ups geschafft haben. Penelope hat schon versucht, mit einem von den Typen ins Gespräch zu kommen. Er hat in die Firma ganz oben auf der Liste investiert: Atomic.
Genau genommen handelt es sich also um einen Geschäftstermin.
»Schon gut.« Sie nimmt meine Hand und legt sie auf die Ecke der Theke, wie ein Schiffskapitän, der sein Boot an einem Anlegeplatz vertäut. Die Marmoroberfläche ist genauso klebrig, wie ich es mir vorgestellt habe. »Bleib hier«, befiehlt sie. Dann fädelt sie sich nahtlos in die Menge ein, mit der Leichtigkeit von jemandem, der das dunkle, schwitzige Labyrinth der New Yorker Clubszene in- und auswendig kennt.
Ich höre nicht auf sie. Neben mir reibt sich ein Pärchen so heftig aneinander, dass ich mich frage, wann sich die Kleidung einfach auflöst und die beiden direkt zur Sache kommen. Und ob das an einem Ort wie diesem überhaupt auffallen würde. Ich versuche, mich so klein zu machen wie möglich, schütze meinen Körper, indem ich die Ellenbogen anlege, und stürze mich kopfüber in die Menge. Irgendwo muss es schließlich eine Toilette geben, wo ich meinen lädierten Fuß inspizieren kann.
Kaum hat die Menge mich eingesaugt, werde ich auch schon wieder ausgespuckt, allerdings in einer weitaus ruhigeren Ecke des Clubs.
Ruhiger - aber nicht wirklich leerer.
Vor der Toilette hat sich eine lange Schlange gebildet.
Nur eine Toilette? Ich runzele die Stirn. Ein Club dieser Größe hat doch bestimmt mehr als eine Toilette.
Ich entdecke einen Türsteher, der an der Wand lehnt und die Tanzfläche mit der Wachsamkeit eines Geheimdienstagenten abscannt.
»Ähm, Verzeihung, bitte?« Ich zupfe den Mann am Ärmel, der einen Bizeps umspannt, der breiter ist als mein Kopf. Ich muss das Zupfen zweimal wiederholen, ehe der Riese meine Anwesenheit überhaupt zur Kenntnis nimmt. Als er es tut, verengen sich seine Augen zu Schlitzen, und er mustert mich, als würde ich irgendeine Regel des Clubs verletzen.
Gibt es überhaupt Regeln in Clubs?
Habe ich eine gebrochen, indem ich ihn angesprochen habe?
Ich schlucke. »Gibt es - gibt es nur die eine?«, frage ich stockend und zeige auf die Toilette.
Er knurrt und nickt, und ich weiß, wann es ratsam ist, jemandem aus den Füßen zu gehen, also weiche ich vor ihm zurück und reihe mich in die Schlange ein.
Nach etwa fünf Minuten habe ich mich nicht einen Zentimeter vorwärts bewegt und beschließe, stattdessen die Taschenlampe meines Handys zu benutzen, um meinen Zeh zu untersuchen.
Ihm geht es gut. Was wirklich ein Wunder ist, denn ich hatte mit einem Loch darin gerechnet. Oder zumindest mit einem abgebrochenen Nagel.
Erleichtert seufze ich auf und werfe einen Blick auf die Uhr. Acht Minuten. Penelope hat acht Minuten.
»Amüsierst du dich?«
Die Stimme kommt von so weit über mir, dass ich gezwungen bin, den Blick zu heben - weit nach oben -, um zu sehen, wer die Frage gestellt hat. Noch ein Türsteher. Größer als der andere, in den gleichen schwarzen Klamotten.
Ich blinzele.
Ist es eine Regel, sich amüsieren zu müssen?
Ich verdrehe die Augen über mich selbst. Mach dich nicht lächerlich, Elle.
Obwohl . Vielleicht ist mein Gedanke gar nicht so falsch. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass exklusive Clubs wie dieser hier, wo die Leute einen ganzen Block weit Schlange stehen um reinzukommen, jemanden rausschmeißen würden, weil er aussieht, als hätte er keinen Spaß. Wer will schon, dass die Stimmung so verdorben wird, oder? Vielleicht hat das Magazin auch strenge Anordnungen gegeben, den Abend für die ganzen vierzig- oder fünfzigjährigen Unternehmer, die sich auf der Tanzfläche drängen, den Ehering in der Hosentasche versteckt, so angenehm wie möglich zu machen.
Ich zucke innerlich mit den Schultern. Wen interessiert es? Ich bin hier eh weg, in genau - ich schiele auf mein Handy - sieben Minuten.
Also sage ich die Wahrheit. »Nö.«
Er zieht eine Augenbraue hoch, lässt den Blick über den Club schweifen und sieht mich dann offenbar ernsthaft erstaunt an. »Nö?«
Sehe ich aus wie eine, die all das - die von Alkohol klebrige Tanzfläche, meine langen dunklen Haare feucht von irgendeinem Drink, in das sie versehentlich getaucht wurden, Schweiß, der mir von der stickigen Hitze zwischen den Brüsten hinabrinnt - amüsant findet?
Interessant. Die Vorstellung, dass ich es geschafft habe, unter diese Menschen nicht aufzufallen, ist irgendwie schon fast aufregend. Dieses komplett Fremde, Wilde .
Der Türsteher sieht stirnrunzelnd zu mir runter.
Ich seufze. »Hör zu, wenn du mich rauswerfen willst, tu es einfach. Spar dir den Kommentar.«
Sein Stirnrunzeln verstärkt sich. »Dich rauswerfen?«
»Ja.« Ich wedele vor ihm herum. »Du bist doch einer der Türsteher, oder?«
»Du denkst, ich arbeite hier?«
Jetzt bin ich es, die die Stirn runzelt. »Tust du nicht?«
In seinen Augen blitzt etwas auf. Freude vielleicht? Er beugt sich zu mir, so nah, dass ich das Minzige in seinem Atem riechen kann. »Was hat mich verraten?«
Wie, ist er etwa so eine Art geheimer Sicherheitsdienst? Der sich unter die Gäste mischen soll?
Wow, Clubs sind echt seltsam.
Ich zucke möglichst gleichgültig mit den Schultern, um der Rolle des New Yorker Partygirls möglichst gerecht zu werden. Als wäre ich eine Fünfundzwanzigjährige, die in dunklen Ecken von Clubs mit fremden Männern redet. »Also, zum einen bist du so groß.«
Er scheint sich über meine Wortwahl zu amüsieren. Ich verdrehe die Augen.
»Du bist bestimmt einen halben Meter größer als ich. In High Heels. Und .« Ich deute auf seine Arme, die ich die ganze Zeit unbewusst angestarrt habe. Seine Schultern sind so breit, sie sehen aus wie Klippen. Und seine Arme, seine Oberarme in seinem . Ich räuspere mich. »Und dein Outfit. Dass du ganz in Schwarz bist.«
Er nickt langsam, als würde er darüber nachdenken.
»Wenn du nicht auffallen willst, solltest du das irgendwie anders anstellen«, sage ich voller Selbstbewusstsein. Jetzt spiele ich wirklich eine Rolle. Die von jemandem, die Fremden sagt, wie sie ihren Job zu machen haben.
Sein...
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