Schweitzer Fachinformationen
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Seit die ehemalige Söldnerin Kate Daniels und ihr Gefährte, der Gestaltwandler Curran Lennart, ihr Rudel verlassen haben, verläuft ihr Leben in ruhigeren Bahnen. Doch dann erfahren sie, dass ihr Freund Eduardo verschwunden ist. Eduardo war ein Mitglied der Söldnergilde, und als Kate und Curran seiner Spur folgen, decken sie eine geheime Verschwörung innerhalb der Gilde auf. Ein alter Feind will die Stadt Atlanta ins Chaos stürzen - und Kate und Curran sind die Einzigen, die ihm noch Einhalt gebieten können.
Ich ritt auf einer Mammut-Eselin durch die in Nacht getränkten Straßen von Atlanta. Der Name der Eselin war Knuddel. Sie war einschließlich der Ohren drei Meter hoch, und ihr schwarz-weißes Fell ließ vermuten, sie könnte in einer dunklen Gasse eine Holstein-Kuh überfallen haben und nun ihre Kleider tragen. Mein eigenes blutbespritztes Outfit ließ darauf schließen, dass ich eine interessante Nacht hinter mir hatte. Die meisten Reittiere hätte es nervös gemacht, eine so blutige Frau aufsitzen zu lassen, aber Knuddel schien es nichts auszumachen. Entweder machte es ihr nichts aus, oder sie war eine Pragmatikerin, die wusste, woher ihre Karotten kamen.
Die Stadt lag vor mir, ausgestorben, ruhig und in Magie getaucht, und breitete ihre Straßen bis zum Sternenlicht wie eine vom Mond beschienene Blume aus. Heute Nacht war die Magie in Atlanta tief wie die Strömung eines Phantom-Flusses, der in die schattigen Orte schlüpfte und hungrige Wesen mit nadelspitzen Zähnen und glühenden Augen aufweckte. Jeder mit auch nur einem Fünkchen Vernunft versteckte sich hinter bewehrten Türen und verbarrikadierte die Fenster, wenn es dunkel wurde. Zu meinem Pech war Vernunft noch nie eine meiner Tugenden gewesen. Während Knuddel gelassen mit unnatürlich lautem Hufschlag die Straßen entlangklapperte, beobachteten uns die Schatten der Nacht, und ich beobachtete sie meinerseits. Lasst uns »Wer ist der bessere Killer?« spielen. Mein Schwert und ich lieben dieses Spiel.
Keins der Monster ließ sich ködern. Es mochte an mir liegen, aber höchstwahrscheinlich lag es daran, dass sich eins davon parallel zu meiner Route bewegte. Sie rochen es und versteckten sich in der Hoffnung, es würde an ihnen vorbeigehen.
Es war schon fast Mitternacht. Es war ein langer Tag gewesen. Mir schmerzte der Rücken, meine Kleidung stank übel nach Blut, und eine heiße Dusche klang verheißungsvoll. Ich hatte letzte Nacht zwei Apfelkuchen gebacken und war mir ziemlich sicher, dass sie mir mindestens ein Stück übrig gelassen hatten. Ich würde es heute Abend zum Tee essen, bevor ich zu Bett ging .
Ein unangenehmer magischer Funke entzündete sich in meinen Gedanken. Ein Vampir. Na toll!
Der Funke »sirrte« in meinem Gehirn wie ein verärgerter Moskito und kam näher. Der für Vampirismus verantwortliche Immortuus-Erreger löschte den Geist seiner Opfer aus und ließ eine leere Hülle zurück, die von einer alles aufzehrenden Mordlust gesteuert wurde. Sich selbst überlassen, würde ein Vampir so lange jagen und schlachten, bis nichts mehr zu töten übrig war, um dann zu verhungern. Dieser besondere Blutsauger konnte nicht frei herumtoben, denn sein leerer Verstand wurde von einem Nekromanten telepathisch gesteuert. Der Nekromant oder Navigator, wie sie genannt wurden, saß irgendwo weit entfernt in einem Raum und lenkte den Vampir mit seiner Willenskraft wie ein ferngesteuertes Auto. Der Navigator hörte, was der Vampir hörte, sah, was der Vampir sah, und wenn der Vampir den Mund öffnete, kamen die Worte des Navigators heraus.
So weit im Süden einen Blutsauger anzutreffen bedeutete, dass er zum Volk gehörte, einer merkwürdigen Mischform aus Konzern und Forschungsinstitut, deren Personal sich der Erforschung der Untoten widmete und nebenbei Geld verdiente. Das Volk mied mich wie die Pest. Vor zwei Monaten hatten sie herausgefunden, dass der Mann hinter ihrer Organisation, der nahezu unsterbliche Hexenmeister mit gottähnlicher Macht und sagenumwobener Magie, zufällig mein Vater war. Diese Entwicklung hatte einige Probleme mit sich gebracht. Also hatte es der Vampir nicht auf mich abgesehen.
Aber ich kannte die meisten Patrouillenrouten des Volkes, und dieser Untote war ganz eindeutig vom Kurs abgekommen. Wo wollte er nur hin?
Nein. Das war nicht mein Zirkus, das waren nicht meine untoten Affen.
Ich spürte, dass der Vampir eine Neunzig-Grad-Drehung machte und nun direkt auf mich zukam.
Nach Hause, Dusche, Apfelkuchen. Wenn ich es wie ein Mantra aufsagte, würde es vielleicht wirken.
Die Entfernung zwischen uns wurde geringer. Nach Hause, Dusche .
Ein Untoter sprang vom Dach des nächstgelegenen zweistöckigen Hauses und landete neben mir auf der Straße. Er war ausgemergelt, jeder einzelne dürftige Muskel war unter der dicken Haut zu sehen, als hätte jemand ein menschliches Anatomiemodell aus Stahldraht gefertigt und eine papierdünne Schicht Gummi darüber gegossen.
Verdammt.
Der Untote klappte den Mund auf, und Ghasteks Stimme kam heraus. »Du bist nicht leicht zu finden, Kate.«
Sieh an, sieh an. Der neue Chef der Ortsgruppe von Atlanta suchte mich persönlich auf. Ich hätte einen Knicks gemacht, wäre ich nicht zu müde gewesen, von meiner Eselin abzusteigen, und wäre mir das Schwert auf dem Rücken nicht in die Quere gekommen. »Ich wohne am Stadtrand und komme fast jeden Abend nach Hause. Meine Geschäftsnummer steht im Telefonbuch.«
Der Vampir neigte den Kopf und imitierte Ghasteks Bewegungen. »Reitest du immer noch dieses Ungeheuer?«
»Darfst ihn gern zertrampeln«, sagte ich zu Knuddel. »Meine Rückendeckung hast du.«
Knuddel ignorierte mich und den Vampir und trappelte trotzig an ihm vorbei. Der Blutsauger drehte sich elegant um und lief im Gleichschritt neben mir her. »Wo ist deine . bessere Hälfte?«
»In der Nähe.« Er war nie zu weit weg. »Warum? Machst du dir Sorgen wegen unseres romantischen Rendezvous?«
Der Vampir erstarrte. »Was?«
»Du triffst dich mit mir heimlich auf einer einsamen Straße mitten in der Nacht .«
Ghasteks Stimme war scharf. Wäre sie ein Messer gewesen, hätte sie mich zerfetzt. »Ich finde deine Versuche, humorvoll zu sein, höchst peinlich.«
Hä-hä.
»Ich versichere dir, es ist rein dienstlich.«
»Na klar, du süßer Po.«
Der Vampir machte große Augen. In einem gepanzerten Raum irgendwo in den Tiefen des Casinos bekam Ghastek vor Entrüstung vermutlich einen Herzanfall.
»Was treibst du hier draußen in meiner Gegend?«
»Eigentlich gehört die ganze Stadt zu deiner Gegend«, sagte Ghastek.
»Stimmt.«
Vor zwei Monaten hatte mein Vater beschlossen, Atlanta auf dramatische Weise als sein eigenes Territorium zu beanspruchen. Ich versuchte ihn auf ebenso dramatische Art zu stoppen. Er wusste, was er tat, ich nicht, und schließlich erhob ich versehentlich an seiner Stelle Anspruch auf die Stadt. Mir war immer noch nicht ganz klar, was es mit dieser Inanspruchnahme auf sich hatte, aber es bedeutete wohl, dass ich die Schutzherrschaft über die Stadt übernommen hatte und nun für die Sicherheit von Atlanta zuständig war. Theoretisch hätte mich die Magie der Stadt ernähren und mir meine Arbeit erleichtern sollen, aber ich hatte keine Ahnung, wie genau das funktionierte. Bisher kam ich mir kein bisschen anders vor.
»Dennoch bist du befördert worden, wie ich gehört habe. Hast du keine Lakaien, die deinen Befehlen Folge leisten?«
Der Vampir verzerrte das Gesicht zu einem heimtückischen Grinsen. Ghastek hatte wohl eine Grimasse gezogen.
»Ich dachte, du würdest dich freuen«, sagte ich. »Du wolltest doch der Boss sein.«
»Ja, aber jetzt muss ich mit dir verhandeln. Er hat es mir persönlich aufgetragen.«
Er sagte »er« mit einer solchen Ehrfurcht, dass nur Roland, mein Vater, gemeint sein konnte.
»Er glaubt, du könntest aufgrund unserer gemeinsamen Erlebnisse zögern, mich umzubringen«, sagte Ghastek weiter. »Was mich eindeutig dazu qualifiziert, das Volk in deinem Territorium anzuführen.«
Wenn ich mir anmerken ließ, wie erschrocken ich war, ein Territorium zu haben, würde das meine Glaubwürdigkeit als Schutzherrin der Stadt trüben.
»Ich soll mit dir zusammenarbeiten. Deshalb informiere ich dich, dass unsere Patrouillen eine große Gruppe von Ghulen gesichtet haben, die sich auf die Stadt zubewegt.«
Ghule waren keine gute Nachricht. Sie folgten dem gleichen Grundmuster von Infektion, Inkubationszeit und Transformation wie Vampire und Gestaltwandler, doch bisher hatte noch niemand herausgefunden, was sie eigentlich zu Ghulen machte. Sie waren klug, übernatürlich schnell und brutal, und sie ernährten sich von menschlichem Aas. Im Gegensatz zu Vampiren, denen sie ein Stück weit ähnelten, behielten Ghule einen Teil ihrer früheren Persönlichkeit und ihres logischen Denkvermögens, und sie kamen schnell darauf, dass sie am ehesten an menschliches Aas gelangten, wenn sie ein paar Leute schlachteten und die Leichen so lange verwesen ließen, bis sie gefressen werden konnten. Sie reisten in Rudeln von drei bis fünf Mitgliedern umher und griffen abgelegene kleine Siedlungen an.
»Wie groß ist die Gruppe?«
»Mehr als dreißig«, sagte Ghastek.
Das war keine Gruppe. Das war eine verdammte Horde. Ich hatte noch nie von einem so großen Ghulrudel gehört.
»Auf welchem Weg kommen sie?«
»Über den alten Lawrenceville Highway. Du hast ungefähr eine halbe Stunde, bis sie in Northlake eintreffen. Viel Glück!«
Der Vampir zog sich in die Nacht zurück.
Vor ein paar Jahrzehnten wäre Northlake nur ein paar Minuten entfernt gewesen. Jetzt lag zwischen mir und jenem Stadtteil ein Labyrinth aus Ruinen. Unsere Welt hat durch die Magiephasen viel erlitten. Es begann vor ein paar Jahrzehnten ohne Vorwarnung mit einer durch Magie ausgelösten Apokalypse, der sogenannten Wende. Wenn die Magie unsere Welt überflutete, machte sie vor nichts Halt. Sie erstickte die...
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