Schweitzer Fachinformationen
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Kate Daniels und ihr Geliebter, der Gestaltwandler Curran, sehen sich einer ernsten Gefahr gegenüber. Viele der Nachkommen der Gestaltwandler sterben an einer geheimnisvollen Krankheit, ehe sie ganz erwachsen sind. Kate und Curran versuchen, in Europa ein Heilmittel aufzutreiben, doch sie laufen geradewegs in eine Falle ...
KAPITEL 2
Ich stieg die verhängnisvollen Treppen bis zur obersten Etage hinauf. Eigentlich wollte ich mit Curran reden, aber Julie stand immer noch unter Schock, und Meredith war vollauf damit beschäftigt, die eine Tochter zu umarmen und um die andere zu weinen. Sie war dagegen, dass wir sie ins Koma versetzten. Sie wollte mehr von dem Wundermittel und konnte nicht verstehen, dass es nicht erhältlich war. Wir drei – Doolittle, Julie und ich – brauchten über zwei Stunden, um sie zu überzeugen, dass Maddie ruhiggestellt werden musste. Als ich die Krankenstation endlich verlassen hatte, war Curran längst weg. Die Wachen am Eingang hatten ihn weggehen sehen, aber niemand wusste, wohin er gegangen war.
Ich erreichte den Wachposten am Zugang zu unserer Etage. In der Festung zu leben ähnelte dem Versuch, sich in einem Glashaus eine Privatsphäre zu schaffen, und dem trugen die beiden obersten Stockwerke im Hauptturm Rechnung. Hier kam niemand herein, den der private Wachschutz des Herrn der Bestien nicht zuvor auf Herz und Nieren geprüft hatte, und die Wachen waren äußerst streng, wenn es darum ging, Besucher zuzulassen.
Es überforderte mich, in einem dunklen Raum zu sitzen und einem leidenden Kind zuzusehen, während die Seele der Mutter Stück für Stück starb. Ich musste irgendetwas tun. Ich musste Dampf ablassen, sonst würde ich explodieren.
Ich nickte den Wachleuten zu und ging durch den Korridor zu einer langen Glaswand, die unseren privaten Fitnessraum abtrennte. Ich zog die Schuhe aus und trat ein. Drinnen erwarteten mich einige frei stehende und einige an Maschinen befestigte Gewichte. Mehrere schwere Sandsäcke hingen an Ketten in der Ecke neben einer Boxbirne. Schwerter, Äxte und Speere an Haken warteten an der Wand.
Mein Adoptivvater Voron starb, als ich fünfzehn war. Danach kümmerte sich mein Vormund Greg Feldman um mich. Greg hatte viele Jahre damit verbracht, eine Sammlung von Waffen und Artefakten zusammenzustellen, die er mir vererbt hatte. Das war nun alles fort. Meine Tante stattete uns einen Besuch ab und verwandelte einen Teil von Atlanta in eine rauchende Ruine, einschließlich der Wohnung, die ich von Greg geerbt hatte. Aber ich baute es allmählich wieder auf. Abgesehen von Slayer, meinem Schwert, hatte ich keine wertvollen Stücke in meiner Sammlung, aber meine sämtlichen Waffen waren funktionstüchtig und von guter Qualität.
Ich nahm die Rückenscheide mit Slayer ab, legte ihn auf den Boden und machte zum Aufwärmen ein paar Minuten lang Liegestütze. Aber mein Gewicht reichte mir nicht, darum wechselte ich zum Sandsack, den ich mit Boxhieben und Fußtritten bearbeitete. Der Druck, der sich während der letzten paar Stunden in mir aufgebaut hatte, trieb mich an. Der Sandsack erzitterte unter meinen Schlägen.
Es war nicht fair, dass Kinder zu Loups mutierten. Es war nicht fair, dass es keine Warnsignale gab. Es war nicht fair, dass ich nichts dagegen tun konnte. Es war nicht fair, dass ich mir, sollten Curran und ich jemals Kinder haben, wie Jennifer den Bauch streicheln und schreckliche Zukunftsängste haben würde. Und falls meine Kinder zu Loups wurden, musste ich sie töten. Der Gedanke trieb mich weiter an, bis ich total in Rage geriet. Dazu wäre ich nicht fähig. Wenn Curran und ich ein Kind hätten, würde ich es niemals töten können. Dazu war ich einfach nicht fähig. Allein der Gedanke war mit dem Sprung in einen zugefrorenen Teich vergleichbar.
Ich bearbeitete den Sandsack über eine Stunde lang, wechselte dann zu den Gewichten, kehrte wieder zum Sandsack zurück, versuchte mich möglichst nah an den Rand der Erschöpfung zu bringen. Erst wenn ich müde genug war, konnte ich aufhören zu denken.
Aber es wollte sich keine Erschöpfung einstellen. Ich hatte die letzten paar Wochen mit Erholung, Training, gutem Essen und Liebe machen zugebracht, wann immer ich darauf Lust hatte. Ich hatte mehr Ausdauer als das batteriebetriebene Häschen aus den alten Werbefilmen. Doch allmählich verlor ich mich in der rein körperlichen Kraftanstrengung. Als ich endlich wieder Luft holte, war mein Körper in Schweiß gebadet, und meine Muskeln taten weh.
Ich nahm einen Tscherkassy-Säbel von der Wand und hob Slayer auf. Der Säbel hatte mich, als ich noch für die Söldnergilde arbeitete, eine Menge Geld gekostet. Ich hatte ihn in meinem alten Haus aufbewahrt, wo er die Terrorherrschaft meiner Tante überlebte.
Ich hob die beiden Schwerter – der Tscherkassy-Säbel war schwerer und geschwungener, Slayer war leichter und gerader – und begann zur Muskellockerung damit zu hacken. Das eine Schwert war ein großer glänzender Kreis vor mir, das andere drehte sich hinter mir und wurde immer schneller, bis mich ein Wirbelwind aus scharfem Stahl umgab. Slayer sang und pfiff beim Durchschneiden der Luft mit der matten bleichen Klinge wie der Strahl einer stählernen Sonne. Ich änderte die Richtung, ging in die Defensive und arbeitete so weitere fünf Minuten im Gehen. Als ich mich umdrehte, sah ich Barabas an der Glaswand stehen.
Der Wermungo Barabas war im Bouda-Clan aufgewachsen. Er war beliebt, aber es wurde bald offensichtlich, dass er sich der Hierarchie der Werhyänen nicht unterordnen konnte. Darum hatte mir Tante B, die Alpha des Clans, seine Dienste angeboten. Er und Jezebel, der andere Außenseiter in Tante Bs Schar, waren so etwas wie meine Kindermädchen. Jezebel hielt mir den Rücken frei, während Barabas die wenig beneidenswerte Aufgabe hatte, mich durch die Politik und Gesetze des Rudels zu dirigieren.
Barabas war blass und mager und hatte von Geburt an Komplexe. Deshalb machte er alles zu einem Statement, auch sein Haar. Es stand ihm senkrecht vom Kopf ab, war feuerrot und sah aus, als würde es in Flammen stehen. Heute wirkte das Haar besonders aggressiv. Er sah aus, als hätte er einen Stromschlag erlitten.
»Ja?«
Barabas öffnete die Glastür und kam in den Fitnessraum. Seine Augen folgten der Bewegung meiner Schwerter. »Versteh mich nicht falsch, aber manchmal machst du mir Angst, Kate.«
»Barabas, du hast zwei Zentimeter lange Krallen und kannst beim Bankdrücken ein Shetlandpony stemmen. Und ich mache dir Angst?«
Er nickte. »Dabei arbeite ich mit ein paar sehr Furcht einflößenden Leuten zusammen. Das will was heißen. Wie schaffst du es, dich nicht zu schneiden?«
»Übung.« Ich hatte ständig geübt, seit ich groß genug gewesen war, um die Schwerter so zu halten, dass sie nicht den Boden zerkratzten.
»Sieht beeindruckend aus.«
»Darum geht es hauptsächlich. Diesen Schwertstil setzt man vor allem dann ein, wenn man vom Pferd geholt wurde und von Feinden umzingelt ist. Damit kann man sich so schnell wie möglich aus dem Handgemenge herauskämpfen. Die meisten Leute, die das sehen, verdrücken sich lieber.«
»Ohne Zweifel. Aber was ist, wenn plötzlich ein Superschwertkämpfer vor dir steht?«, fragte Barabas.
Ich hob Slayer und zeichnete mit dem Schwert eine liegende Acht, indem ich das Handgelenk drehte.
»Das Symbol der Unendlichkeit.«
»Der Schmetterling.« Ich beschleunigte und setzte darunter das zweite Schwert ein. »Ein Schmetterling oben, ein Schmetterling unten, die Arme wechseln und so oft wie nötig wiederholen. Hals, Bauch, Hals, Bauch. Dann weiß der Gegner nicht, was er schützen soll. Entweder tötest du ihn, oder er geht dir aus dem Weg, und du rückst immer weiter vor, bis du die Menge hinter dir gelassen hast. Wolltest du etwas?«
»Curran ist da.«
Ich hielt inne.
»Er kam vor etwa einer Stunde, stand eine Weile hier, schaute dir zu und ging dann hinauf. Ich glaube, ich habe die Tür zum Dach gehört. Ich dachte, er würde vielleicht runterkommen, aber es ist nun schon einige Zeit her, da dachte ich, du möchtest es vielleicht wissen.«
Ich legte den Säbel weg, nahm Slayer und die Scheide und ging den Gang hinunter zu einer kleinen Treppe. Der erste Absatz führte zu unseren Privaträumen, der zweite zum Dach. Das Dach war unser Heiligtum, ein Plätzchen, zu dem wir gingen, wenn wir uns einbilden wollten, ganz unter uns zu sein.
Ich schob die schwere Metalltür auf und trat hinaus. Das Dach breitete sich vor mir aus, ein breites Rechteck aus Stein, das von einer einen Meter hohen Mauer begrenzt wurde. In der Ferne war am Horizont das Gerippe von Atlanta vor dem mondbeschienenen Firmament zu erkennen. Dunst umhüllte die zerstörten Gebäude und ließ sie blassblau, fast durchsichtig aussehen; die einst so lebendige Stadt schien kaum mehr als eine Fata Morgana zu sein. Die Nacht war fast vorbei. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie viel Zeit vergangen war.
Curran hockte mitten auf dem Dach auf irgendwelchen Kartons. Er hatte immer noch dasselbe graue T-Shirt und die Jeans an. Vor ihm lag ein schwarzes Gerät aus Metall. Es sah aus wie ein halbes Fass mit langen, seitlich herausragenden Metallstücken. Die langen Teile waren wahrscheinlich die Beine. Die andere Hälfte der Tonne lag umgedreht links daneben. Überall lagen verschiedene Schrauben in kleinen Plastiktüten verstreut, dazu eine Gebrauchsanweisung, deren Seiten vom Wind aufgeblättert wurden.
Curran sah mich an. Seine Augen hatten die feierliche und düstere Farbe des Regens. Er sah wie ein Mann aus, der sich widerwillig in sein Schicksal gefügt hatte. Was auch immer ihm gerade durch den Kopf ging, es war nichts Gutes.
»Hallo, du knallharte Type!«
»So nenne ich dich doch immer«, sagte er.
Meine Stimme sollte ganz normal klingen. »Was baust du da zusammen?«
»Einen Räucherofen.«
Dass drei Meter hinter ihm bereits ein Grill...
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