Schweitzer Fachinformationen
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Kate Daniels erhält den Auftrag, in einer blutigen Auseinandersetzung zu ermitteln, die in einer Bar zwischen den Gebieten der Gestaltwandler und der Nekromanten stattgefunden hat. Schon bald stößt sie auf einen neuen gefährlichen Gegner, der Atlanta unsicher macht -- ein uraltes Geschöpf, das einst an der Seite von Kates Vater gekämpft hat. Kann es Kate und Curran, dem Anführer der Gestaltwandler, gelingen, gegen diese finstere Bedrohung zu bestehen?
Prolog
Ganz gleich, wie sorgfältig ich die Apfelscheiben zurechtdrückte, die obere Kruste des Kuchens sah jedes Mal so aus, als hätte ich versucht, darunter eine zerstückelte Leiche zu begraben. Meine Apfelkuchen waren hässlich, aber sie schmeckten gut. Meine jüngste Kreation kühlte soeben ab.
Ich sah mir das Festessen in der Küche an. Hirschsteaks, in Bier mariniert und leicht gewürzt, lagen in einer Pfanne bereit. Ich hatte sie mir bis zuletzt aufgespart, weil es höchstens zehn Minuten dauern würde, sie im Ofen zu grillen. Selbstgemachte Brötchen, die inzwischen kalt waren. Maiskolben, ebenfalls kalt. Backkartoffeln, auch schon ziemlich kalt. Ich hatte das Ganze, falls es noch nicht genug war, um ein paar gedünstete Champignons und einen Salat ergänzt. Die Butter auf den Pilzen war dabei, wieder in ihren festen Zustand überzugehen. Wenigstens war der Salat auch dazu gedacht, kalt serviert zu werden.
Ich nahm einen zerknüllten Zettel vom Tisch. Vor acht Wochen hatte Curran, der Herr der Bestien von Atlanta, der Herrscher über fünfzehnhundert Gestaltwandler und mein persönlicher Psychopath, in der Küche meines Apartments in Atlanta gesessen und auf diesem Zettel einen Speiseplan notiert. Ich hatte eine Wette gegen ihn verloren, und laut den Vereinbarungen schuldete ich ihm ein nackt serviertes Abendessen. Am Ende hatte er hinzugefügt, dass er sich damit begnügen würde, wenn ich nur BH und Höschen trug, da er schließlich keine totale Bestie war - eine Behauptung, über die sich streiten ließ.
Er hatte ein Datum vorgegeben, den 15. November, und das war heute. Ich wusste es ganz genau, weil ich mich bereits dreimal anhand des Kalenders vergewissert hatte. Ich hatte ihn vor drei Wochen in der Festung angerufen und den Ort und die Uhrzeit vereinbart - in meinem Haus in der Nähe von Savannah um 17 Uhr. Inzwischen war es halb neun.
Er hatte gesagt, dass er es gar nicht abwarten konnte.
Ich checkte noch einmal die Mahlzeit. Alles okay. Meine schmeichelhafteste Garnitur aus BH und Höschen. Auch okay. Curran. Fehlanzeige. Ich fuhr mit dem Finger über die blasse Klinge meines Schwerts und spürte das kalte Metall auf der Haut. Wo blieb Ihre Majestät?
Hatte er kalte Füße bekommen? Mr Du-wirst-mit-mir-schlafen-und-vorher-bitte-und-nachher-danke-sagen.
Er war einem fliegenden Palast durch einen verzauberten Dschungel hinterhergejagt und hatte sich durch Dutzende von Rakshasa-Dämonen gekämpft, um mich zu retten. Für Gestaltwandler war eine Mahlzeit etwas ganz Besonderes. Nahrung war für sie nichts Selbstverständliches, und wenn man ein Abendessen für jemanden zubereitete, dem man romantische Gefühle entgegenbrachte, wurde aus einer simplen Mahlzeit schnell etwas ganz anderes. Wenn ein Gestaltwandler jemanden bekochte, wollte er der betreffenden Person entweder das Versprechen geben, sich um sie zu kümmern, oder ihr an die Wäsche gehen. Meistens beides. Curran hatte mich mit Suppe gefüttert, als ich halbtot gewesen war, und die Tatsache, dass ich sie gegessen hatte, auch wenn ich gar nicht gewusst hatte, was es bedeutete, hatte ihm maßloses Vergnügen bereitet. Also würde er sich dieses Abendessen auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Irgendetwas musste ihn aufgehalten haben.
Ich nahm das Telefon in die Hand. Andererseits machte es ihm großen Spaß, mich zu verarschen. Es würde ihm ähnlich sehen, sich draußen im Gebüsch zu verstecken und zu beobachten, wie ich mich wand. Curran behandelte Frauen wie wunderbares Spielzeug: Er bewirtete sie und kümmerte sich um ihre Probleme, und nachdem sie völlig von ihm abhängig geworden waren, langweilten sie ihn nur noch. Vielleicht fand das, was ich zwischen uns beiden wahrgenommen hatte, nur in meinem Kopf statt. Ihm war klar geworden, dass er gewonnen hatte, worauf er das Interesse an mir verloren hatte. Wenn ich ihn jetzt anrief, verschaffte ich ihm dadurch nur die Gelegenheit, sich an meinem Unglück zu weiden.
Ich legte das Telefon zurück und widmete mich wieder der Betrachtung meines Apfelkuchens.
Wenn man in einem Wörterbuch unter dem Begriff »Kontrollfreak« nachschlug, bekam man eine perfekte Beschreibung von Currans Charakter. Er herrschte mit stählernen Klauen, und wenn er »Spring!« sagte, würde man es bitter bereuen, wenn man nicht sofort loshüpfte. Er machte mich wütend, und ich trieb ihn zur Weißglut. Selbst wenn er eigentlich gar nicht an mir interessiert war, würde er sich die Chance nicht entgehen lassen, mich zu sehen, wie ich ihm in Unterwäsche das Abendessen servierte. Dazu war sein Ego viel zu groß. Etwas musste geschehen sein.
Viertel vor neun. Curran war die erste und letzte Verteidigungslinie des Rudels. Beim ersten Anzeichen einer größeren Bedrohung stürmte er los und zerriss die Gegner in der Luft. Vielleicht war er verletzt worden.
Dieser Gedanke ließ mich schaudern. Es wäre schon eine verdammte Armee nötig, um Curran zur Strecke zu bringen. Von den fünfzehnhundert mordgierigen Wahnsinnigen unter seinem Kommando war er der zäheste und gefährlichste Mistkerl. Wenn etwas passiert war, konnte es nur etwas ganz Schlimmes sein. Er hätte angerufen, wenn er durch eine Banalität aufgehalten worden wäre.
Zehn vor neun.
Ich hob wieder den Telefonhörer ab, räusperte mich und wählte die Nummer der Festung, in der das Rudel am Stadtrand von Atlanta seinen Stützpunkt eingerichtet hatte. Schön professionell bleiben! Nur nicht jämmerlich wirken!
»Sie sind mit dem Rudel verbunden. Was wünschen Sie?«, hörte ich eine weibliche Stimme.
Immer freundlich, diese Gestaltwandler. »Hier spricht Ermittlerin Daniels. Könnte ich bitte mit Curran sprechen?«
»Im Moment nimmt er keine Anrufe entgegen. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
»Ist er in der Festung?«
»Ja.«
Ein schwerer Felsbrocken materialisierte sich in meinem Brustkorb und erschwerte mir das Atmen.
»Ihre Nachricht?«, hakte die Gestaltwandlerin nach.
»Sagen Sie ihm nur, dass ich angerufen habe. Möglichst bald.«
»Ist es dringend?«
Scheiß drauf. »Ja. Ja, es ist dringend.«
»Einen Augenblick.«
Stille. Die Sekunden verrannen, immer langsamer, die Zeit dehnte sich .
»Er sagt, dass er derzeit viel zu sehr beschäftigt ist, um mit Ihnen reden zu können. Halten Sie sich in Zukunft bitte an den korrekten Dienstweg und wenden Sie sich mit Ihren Sorgen an Jim, unseren Sicherheitschef. Seine Nummer ist .«
Ich hörte meine eigene Stimme, die seltsam matt klang. »Ich habe seine Nummer. Danke.«
»Keine Ursache.«
Ich legte den Hörer sehr vorsichtig auf die Gabel zurück. Ich hatte ein leises Geräusch in den Ohren, und es löste in mir die absurde Vorstellung aus, dass sich winzige Haarrisse in meinem Herzen bildeten.
Er hatte mich versetzt.
Er hatte mich versetzt. Ich hatte eine üppige Mahlzeit für ihn gekocht. Ich hatte mindestens vier Stunden neben dem Telefon gesessen. Ich hatte Make-up aufgelegt, erst zum zweiten Mal in diesem Jahr. Ich hatte Kondome gekauft. Nur für alle Fälle.
Ich liebe dich, Kate. Ich werde immer für dich da sein, Kate.
Du Mistkerl! Hast nicht mal den Mumm, mit mir zu sprechen!
Ich erhob mich vom Stuhl. Wenn er mich nach dem ganzen Ärger fallenlassen wollte, würde ich ihn zwingen, es mir ins Gesicht zu sagen.
Ich brauchte weniger als eine Minute, um mich anzuziehen und meine Handgelenkschoner mit Silbernadeln zu laden. Mein Schwert Slayer hatte einen ausreichend hohen Silberanteil, um selbst Curran verletzen zu können, und im Moment verspürte ich den starken Wunsch, ihm Schmerzen zuzufügen. In einem aus Zorn gewebten Dunstschleier durchsuchte ich das ganze Haus nach meinen Stiefeln und fand sie ausgerechnet im Bad. Im Wohnzimmer setzte ich mich auf den Boden, um sie anzuziehen. Ich stieg in den linken Stiefel, zwängte meine Ferse hinein und hielt dann inne.
Angenommen, ich würde tatsächlich zur Festung gehen. Was dann? Wenn er entschlossen war, mich nicht zu sehen, müsste ich mir einen Weg durch seine Leute säbeln, um zu ihm zu gelangen. Ganz gleich, wie sehr es mich schmerzte, das konnte ich unmöglich tun. Curran kannte mich gut genug, um das zu erkennen und gegen mich einzusetzen. Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie ich stundenlang in der Eingangshalle der Festung hockte. Auf gar keinen Fall!
Und falls sich das Arschloch dazu herabließ, mich zu empfangen, was würde ich dann sagen? Wie kannst du es wagen, mich sitzen zu lassen, bevor unsere Beziehung überhaupt richtig begonnen hat! Ich war sechs Stunden lang unterwegs, um dir zu sagen, wie sehr ich dich hasse, weil du mir so viel bedeutet hast! Er würde mir ins Gesicht lachen, worauf ich ihn in Streifen schneiden und er mir das Genick brechen würde.
Ich zwang mich dazu, im Nebel meines Zorns die letzten Reste von Vernunft zusammenzukratzen. Ich arbeitete für den Orden der Ritter der mildtätigen Hilfe, der zusammen mit der Paranormal Activity Division oder PAD und der Military Supernatural Defense Unit oder MDSU die polizeiliche Eingreiftruppe gegen magische Gefährdungen jeglicher Art bildete. Ich war kein Ritter, aber eine Repräsentantin des Ordens. Doch viel schlimmer war, dass ich die einzige Repräsentantin des Ordens mit dem Status einer Freundin des Rudels war. Und das bedeutete, wenn ich mich in Probleme einmischte, die mit dem Rudel in Zusammenhang standen, würden die Gestaltwandler mich nicht sofort in Stücke...
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