Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Die Crew zerstreute sich. Gina beobachtete ihren Rückzug und bemerkte zum ersten Mal, dass der Kameramann nicht das einzige neue Gesicht am Set war. Jackson Thomas, ihr Tontechniker, war durch ein schwarzes Mädchen mit runden Wangen und dem Kopf voller Dreadlocks ersetzt worden, und auch Andrew Payne, der Beleuchter - der goldige, ernsthafte Andrew, der die Beleuchtung betrachtete wie ein Künstler die Leinwand -, war durch zwei pickelgesichtige Jugendliche ersetzt worden, die sie an Dumm und Dümmer erinnerten.
»Jess«, sagte Gina und schob sich auf den freien Platz neben der Produktionsassistentin, »wo ist Scott? Und Jackson?«
Jess hob das dicke Regiebuch auf, das für sie in etwa die Wichtigkeit der Bibel besaß, und blätterte in den Seiten herum, die die nächste Folge beschrieben.
»Jess?« Gina nahm ihr sanft das Notizbuch ab.
»O Gott, Gina«, sagte Jess mit einem Seufzer. »Du solltest wirklich mit Scott reden.«
»Dann mache ich das. Wo steckt er?«
»Keine Ahnung«, gab die Jüngere zu. »Er hat mir heute Morgen eine Mailboxnachricht hinterlassen, er hätte ein Meeting und würde später dazustoßen. Das ist alles, was ich weiß. Ehrlich.«
»Was ist mit der Crew? Warum diese ganzen Veränderungen? Und warum wurde mir nichts von den Budgetproblemen gesagt?«
»Scott hat gesagt .«, Jess biss sich auf die Lippe. »Beim Produktionstreffen am Freitag sagte er nur, es gebe da ein paar Probleme mit den Sponsoren. Wir müssten den Gürtel enger schnallen, um den Rest der Staffel zu überstehen. Er hat Eddie und Jackson und Andrew gebeten, nach dem Meeting noch dazubleiben und mit ihm zu reden. Und als ich heute Morgen hier ankam, waren da diese neuen Leute, die meinten, Scott habe gesagt, sie sollten sich bei mir melden.« Jess hatte Tränen in den Augen. »Es tut mir leid. Mehr weiß ich auch nicht.«
»Schon okay«, sagte Gina. »Aber keine Überraschungen mehr, bitte. Was passiert im nächsten Segment? Der Lachs im Kräutermantel. Sag mir jetzt bitte nicht, ich soll Dosenzeug nehmen und es wie Lachsfilet aussehen lassen, klar?«
Jess schaute zum Set, wo die Küchenhelfer die Zutaten für die nächste Szene vorbereiteten. »Ähm, um ehrlich zu sein, du nimmst jetzt Makrele.«
»Makrele?!« Gina sprang von ihrem Stuhl auf. »Wenn ich Scott finde, bringe ich ihn um!«
Obwohl Fresh Start with Regina Foxton von Georgia Public Television ausgestrahlt wurde, wurde die Show nicht im hübschen GPTV-Hauptgebäude am schattigen Stadtrand von Atlanta gedreht, sondern in einem gemieteten Studio- und Bürokomplex der Morningstar Studios, die aus einer schalen Ansammlung von einstöckigen Betongebäuden in einem fünf Meilen entfernten Industriegebiet in Midtown bestanden.
Vor zwei Jahren, als sie ihre eigene Show bekommen hatte, hatte Gina das Set von Fresh Start für einen der schönsten Orte gehalten, den sie je gesehen hatte. Das war damals, als noch alles, was mit dem Fernsehen zu tun hatte, neu und wundervoll gewesen war. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie eine rosarote Brille aufgehabt. Und zwar eine ziemlich große.
Aber was wollte man auch anderes von einem Mädchen erwarten, das in einer Kleinstadt in Süd-Georgia aufgewachsen war? Ihre Heimatstadt Odum war nicht gerade Hollywood. Nicht mal Hollywood, Georgia, und schon gar nicht Hollywood, Kalifornien.
Sie hatte an der University of Georgia ihren Abschluss in Hauswirtschaftslehre gemacht, hatte dort entdeckt, dass sie gerne schrieb. Nach ein paar Aufträgen für Kleinstadt-Wochenblätter hatte sie endlich den Job bekommen, den sie damals für ihren Traumjob hielt: Herausgeberin des kulinarischen Teils der Atlanta Journal-Constitution. Mit damals gerade sechsundzwanzig Jahren war sie die jüngste Frau, die diese Position jemals innegehabt hatte. Zu Hause in Odum wurden Mama und Daddy fast verrückt vor Stolz auf ihre älteste Tochter.
»Ist dir überhaupt klar, wer auch schon alles diesen Job hatte?«, hatte Birdelle, ihre Mama, sie gefragt. »Niemand Geringeres als Mrs Henrietta Dull. Mrs N.H. Dull. Meine Mama hatte Mrs Dulls Kochbuch in der Nachttischschublade, gleich neben der Bibel und den Eugenia-Price-Romanen.«
Vor zwei Jahren hatte Gina eine Kochsendung moderiert, bei der es um einfache Desserts ging, die man im Urlaub machen konnte. Sie wurde auf Atlanta Alive! ausgestrahlt, dem Mittagsprogramm des örtlichen öffentlich-rechtlichen Senders. Der Produzent war Scott Zaleski.
Daraufhin hatte er sie gebeten, noch drei weitere Folgen zu drehen, und nach der vierten Folge und zahllosen, immer drängenderen Flirt-E-Mails, hatte er sie gefragt, ob sie mit ihm essen gehen würde.
Er war blond und sportlich und unglaublich ehrgeizig, nicht nur, was ihn selbst betraf, sondern sie beide.
Sechs Monate nach ihrem ersten Date hatte er GPTV von ihrem neuartigen Kochkonzept überzeugt: wohlschmeckend aber gesund, mit dem Hauptaugenmerk auf frischen, regional produzierten Zutaten und mit Rezepten, die auf alten, regionalen Rezepten basierten. Es hieß Fresh Start with Regina Foxton.
Das Set war dasselbe, das sie für die Shows bei Atlanta Alive! benutzt hatten, aber es fing an, ihr auf die Nerven zu gehen. Die Schranktüren, deren dunkles, glänzendes Holz im Fernsehen so teuer aussah, bestanden in Wirklichkeit aus gefärbtem Sperrholz. Sie waren so schlecht verarbeitet, dass sie mit Panzertape zusammengehalten werden mussten. Die Arbeitsflächen bestanden aus billigem Granitimitat, und der Herd war, wenn man Wert auf Ginas Meinung legte, reif für die Müllhalde.
Ihre Büros waren nicht viel besser. Ihres war sogar eine ehemalige Putzkammer! So viel zum Thema Glamour im Fernsehgeschäft. Wenigstens war das Waschbecken, in dem früher die Putzeimer aufgefüllt worden waren, erhalten geblieben, so dass sie eine Möglichkeit hatte, sich das Gesicht zu waschen.
Wütend stapfte sie in Richtung von Scotts Büro. Wie hatte er sie über die vielen Änderungen in ihrer Sendung im Unklaren lassen können? Wenn es wirklich Probleme mit den Sponsoren und dem Budget gab, hätte sie nicht die Erste sein müssen, der er das erzählte?
Die Tür war zu. Sie klopfte an und wartete. »Scott?«
Sie öffnete die Tür und steckte ihren Kopf ins Zimmer. Es war leer.
Sein Büro war so ordentlich wie immer, der Schreibtisch aufgeräumt, Bücher und Videokassetten ordentlich in den Regalen aufgereiht. Sie ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen, fest entschlossen, ihm die Wahrheit zu entlocken, sobald er den Raum betrat.
Ihr Ärger verebbte ein wenig, als sie den Bildschirmschoner auf seinem Computer bemerkte. Es war ein Foto von ihnen, wie sie im Sommer am Strand den Sonnenuntergang anschauten, sie in seinen Armen. Scotts blondes Haar glitzerte in der Sonne, und ihr Gesicht strahlte vor Glück.
Wie süß von ihm! Und überraschend. Von allen Männern, die sie je gekannt hatte, war Scott der am wenigsten Sentimentale. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie viel ihm dieses Foto bedeutete. Sie streckte die Hand aus, um den Bildschirm zu berühren, und stieß mit ihrem Arm versehentlich die Maus an. Das Foto verschwand, und ein Dokument erschien.
Als ihr Blick auf das Dokument fiel, fühlte sie sich einen Moment lang schuldig. Die kleine Schrift verschwamm vor ihren Augen zu einem unlesbaren Gewirr. Sie kramte in ihren Hosentaschen herum und fand schließlich ihre Lesebrille, was ihr Gewissen noch schlechter machte.
Scott hatte sie immer dazu bringen wollen, sich Kontaktlinsen anzuschaffen, aber sie hatte es einmal ausprobiert, und das Gefühl, etwas im Auge zu haben, das dort nicht hingehörte, hatte ihr nicht gefallen. Ihre Lesebrille war okay, hatte sie zu ihm gesagt, aber er hatte ihr verboten, sie vor der Kamera zu tragen. Keine Brillen, keine Schürzen, rein gar nichts, hatte er erklärt, das auch nur im Geringsten an Betty Crocker erinnern könnte. Regina Foxton war jung, sexy und hübsch. Keine Oma-Brille.
Mit der Brille auf der Nasenspitze begann sie nun zu lesen. Bei dem Dokument handelte es sich offensichtlich um Scotts Lebenslauf. Mit den ordentlichen Reihen in Schwarz und Weiß machte es Scott zu einem Fernsehphänomen. Bachelor in Vergleichender Literaturwissenschaft, cum laude, an der University of Virginia. Master in Medienwissenschaft, Florida State University. Praktika beim großen Privatsender CBS und dem Sportsender ESPN. Vor dem Job bei Atlanta Alive! hatte er eine politische Sonntagstalkshow für einen öffentlich-rechtlichen Sender in Jackson, Mississippi, produziert, und davor war er Produktionsassistent bei CNN gewesen.
Sie las weiter. E. Scott Zaleski war zweiunddreißig Jahre alt, ledig, mit Mitgliedschaften in der Vereinigung der Rundfunksprecher in Georgia und den Jungen Genossen des High Museum of Art sowie dem Naturschutzbund.
Momentan war er als Produzent und Erfinder der mit dem Georgia-Emmy ausgezeichneten Sendung Fresh Start with Regina Foxton angestellt.
Erfinder? Gina sagte das Wort laut. Erfinder ihrer Show? Fresh Start?
Die Bürotür flog auf, und Scott kam herein. Er trug einen dunklen Nadelstreifenanzug und die seidene Armani-Krawatte, die Gina ihm bei Barney's in New York gekauft hatte. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er Gina an seinem Schreibtisch entdeckte.
»Hey!«, sagte er mit einem schnellen Blick auf seine Armbanduhr. »Solltest du nicht beim Dreh sein?«
»Keine Ahnung«, sagte Gina und...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.