Schweitzer Fachinformationen
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Nachdem Cara die ganze Nacht lang die zweite Version des Hochzeitsschmucks für Torie Fanning fertiggestellt hatte, hielten sie am Samstagmorgen nur noch Red Bull und ihr Durchhaltevermögen auf den Beinen. Für eine Stunde Schlaf hätte sie alles gegeben. Aber es war nun mal Mai, und sie nahm sich vor, ausgiebig zu schlafen, wenn die Hochzeitssaison vorbei war.
Um zehn Uhr hatte sie einen Termin. Heimlich nahm sie noch einen Schluck Red Bull, dann schenkte sie Orangensaft in zwei Champagnerflöten und füllte sie mit Sekt auf. Vorsichtig stellte sie das Silbertablett mit den Gläsern auf die große Werkbank im Laden und strahlte das Paar vor ihr an, Michelle und Hank.
»So, ihr Lieben!«, sagte sie in der Hoffnung, fröhlich zu klingen. »Dann unterhalten wir uns mal über euren großen Tag!«
Michelle schob ihr iPad über die Zinkoberfläche der Werkbank. Ihr rosa lackierter Finger schwebte über dem Display, das eine virtuelle Pinnwand bei Pinterest zeigte. »Das sind meine Vorstellungen für das Altargesteck. Wie Sie sehen, möchte ich etwas Locker-Lässiges in Blau- und Violetttönen, die Blätter eher silbrig grau. Als Vasen hätte ich gerne große Krüge aus Eisenstein, wie diese hier.« Sie tippte auf den Bildschirm, glitt mit dem Finger über ein Bild. »Hier. So ähnlich stelle ich mir meinen Strauß und den der Brautjungfern vor. Weiße Teerosen, weiße Stargazer-Lilien, blassgelbe Kranzschlinge. Handgefärbte Bänder in der Farbe der Kleider.« Sie rief das nächste Bild auf. »Das sind die Kleider der Brautjungfern. Ich habe zehn Begleiterinnen. Mir hätten ja acht gereicht, aber seine Mutter« - sie warf ihrem Verlobten Hank, der ein Controller war, einen Seitenblick zu - »hat herumgezickt und will unbedingt, dass ich seine Schwestern dazunehme. Und es tut mir leid, Spatzi, aber Geneva ist krankhaft fett, und Leanne hat dieses unpraktische rote Haar, so dass ich nichts in Rosa nehmen kann .« Sie seufzte schwer, dann griff sie zur Hand ihres Verlobten und kräuselte die Stupsnase. »Findest du doch auch, Hank, oder?«
Hanks Haar hatte ebenfalls diese »unpraktische« rote Farbe, fand Cara, aber er nickte dennoch zustimmend.
»Geneva überlegt, ob sie sich den Magen verkleinern lassen soll. Wenn sie das diesen Sommer machen lässt, können wir damit rechnen, dass sie bis Oktober Kleidergröße 46 hat. Wie auch immer, Rosa passt nicht in Michelles Farbschema. Deshalb wollten wir eher Blau und Violett und ein bisschen Silbergrau in der Kirche.«
»Genau«, bestätigte die Braut. »Zum Empfang anschließend im Saal des Westin wollen wir zu dunkleren, dramatischeren Farben übergehen.«
»Zeig ihr mal die Bilder von den Tischdecken«, drängte Hank. »Goldombré! Michelle hat im Netz ein Superangebot für den Stoff entdeckt.«
Die Braut schob den Finger über den Bildschirm, und eine neue Fotokollektion von Pinterest erschien. Sie hieß »Ideen für den Hochzeitsempfang«.
Cara Kryzik nickte und machte sich Notizen. »Okay. Blau, Silber, Violett. Kein Rosa. Locker gesteckt. Für die Brautjungfern hauptsächlich Weiß. Machen wir noch irgendwas in der Kirche? Bankschmuck oder dergleichen? Sie sagten doch, die Trauung ist in St. John, oder?«
»Kein Bankschmuck«, sagte Hank mit Nachdruck. »Das ist so . neunzigermäßig.«
Michelle klappte ihr iPad zu. »Ich denke, das ist es für heute. Stellen Sie einen Entwurf für mich zusammen? Und einen Kostenvoranschlag? Bis, sagen wir, . Mittwoch?«
»Mittwoch ist in Ordnung«, erwiderte Cara. Sie warf einen kurzen Blick zu Bert hinüber, der während der zweistündigen Besprechung ebenfalls Notizen gemacht hatte. »Ich maile Ihnen alles zu, dann können wir es besprechen.«
Braut und Bräutigam erhoben sich und machten sich händchenhaltend auf den Weg. Die Glocken an der Ladentür klingelten fröhlich, als das Pärchen verschwand.
Cara verdrehte die Augen. »Hübsches Paar. Sie ist ein Kontrollfreak, er passiv-aggressiv. Denen geb ich maximal drei Jahre.«
»Hm«, machte Bert, der noch immer schrieb. »Oder weniger, wenn sie erst mal herausfindet, dass sie einen ausgemachten Schwulen geheiratet hat.«
Cara Kryzik hob die Augenbraue. »Meinst du wirklich?«
»Ich muss es ja wohl wissen.«
Im Mai und Juni war im Bloom immer viel zu tun, aber dieses Jahr, dachte Cara, schien außergewöhnlich. Wenn die Wirtschaftsexperten ein deutliches Zeichen für das Ende der Rezession brauchten, mussten sie nur einen Blick in Caras Terminkalender werfen. Der Mai war jetzt schon überbucht, dabei war es bloß der erste Samstag des Monats. Im Juni würde noch mehr zu tun sein. Das Auftragsbuch war voll mit Brautpartys, Probeessen und Hochzeiten.
Das bedeutete aber nicht automatisch, dass Cara auch viel verdiente. Wenn es ihr gelingen sollte, weitere Pannen mit ihrer Ausrüstung zu vermeiden, konnte sie bestenfalls genug Geld zusammenkratzen, um dem Colonel zum Ende des Monats einen dicken Scheck zu senden.
An diesem Vormittag hatte sie um neun Uhr bereits die Tischgestecke für einen Brautjungfern-Brunch ausgeliefert und sich mit Michelle und Hank getroffen. Um ein Uhr hinkte sie ihrem Zeitplan bereits hinterher und musste sich gewaltig sputen, um noch den Strauß für die anspruchsvollste Braut zu binden, für die sie je gearbeitet hatte.
Cara wickelte grünen Blumendraht um eine weiße Rose und schob sie in ein bereits überbordendes Arrangement aus weißen Ranunkeln, orangen Papageientulpen und grün-blauen Hortensien, das aus einer für das Büfett bestimmten silbernen gregorianischen Suppenterrine quoll, ein Familienerbstück.
»Und, was meinst du?«, fragte sie ihren Angestellten.
Bert legte die Schere beiseite und betrachtete das imposante Gesteck über den Rand seiner Opabrille. »Ganz reizend und entzückend«, urteilte er. »Aber du kennst ja unsere kleine Torie. Bei der muss es immer ein bisschen mehr sein.«
»Ich weiß«, sagte Cara mit einem Seufzer und zog noch eine Blume aus dem Eimer neben sich. »Die Hälfte der Blumen würde reichen, aber das kann ich Torie einfach nicht klarmachen. Sie will unbedingt die prunkvollste Hochzeit in der Geschichte von ganz Savannah. Es ist schade, dass wir so viel Mühe und Aufwand für ein Mädchen betreiben müssen, das keine Petunie von einem Stiefmütterchen unterscheiden kann.«
»Als ob Torie Fanning sich jemals dazu herablassen würde, an so was unerhört Profanem zu riechen wie an einer Petunie oder einem Stiefmütterchen«, bemerkte Bert.
Das Telefon klingelte, Cara schielte auf die Nummer im Display. »Wenn man vom Teufel spricht: Das ist die Mutter der Braut.« Ihre Hand schwebte über dem Hörer. »Ich schwöre dir, wenn Lillian jetzt noch irgendwas will, drehe ich komplett durch.«
»Denk einfach an die Rechnung, die wir ihr vorlegen, wenn der ganze Zirkus vorbei ist«, riet Bert.
»Nein. Ich denke lieber an das Gesicht des Colonels, wenn er den Umschlag mit dem Scheck öffnet«, gab Cara zurück.
»Genau!« Bert nickte. »Augen zu und durch.«
Das Telefon klingelte erneut.
»Bräute!«, murmelte Cara verächtlich. »Bert, falls ich jemals in Erwägung ziehen sollte, noch einmal zu heiraten, hast du schon jetzt die Erlaubnis, mir eins auf die Rübe zu geben und mich einweisen zu lassen.«
»Sag das nicht!«, warnte ihr Kollege.
»Das ist mein Ernst«, bekräftigte Cara und schaute auf. »Poppy, komm her!«
Der wuschelige Goldendoodle kam zu ihr gelaufen und setzte die Vorderpfoten auf Caras Knie. Sie beugte sich vor, und die Kleine leckte ihr durchs Gesicht. »Hundeliebe, mehr brauche ich nicht. Keine Männer und ganz bestimmt keine Hochzeiten.«
Bert wies auf das Telefon, das immer noch klingelte. »Meinst du nicht, du gehst besser mal dran?«
»Ich geh da nicht ran«, sagte Cara trotzig, erhob sich von ihrem Hocker und streckte sich. »Und ich stopfe nicht noch mehr Blumen in dieses Gesteck. Basta! Die Hochzeit beginnt in weniger als fünf Stunden, und wir müssen mit dem beladenen Lieferwagen vor drei Uhr auf der Isle of Hope sein. Was auch immer Lillian noch von uns will, es wird einfach war.«
Doch bevor sie ihren Satz beenden konnte, klingelten die Glocken an der Ladentür. Poppy stellte die Ohren auf und flitzte hinüber.
»Tür zumachen!«, brüllte Cara. »Achtung, der Hund!«
Aber es war zu spät. Die sieben Monate alte Poppy witterte ihre Chance und rannte der Freiheit entgegen.
»Halten Sie den Hund fest!«, rief Cara dem überraschten Mann zu, der den Laden betrat.
Den Bruchteil einer Sekunde blieb er verdattert stehen, dann warf er sich auf Poppy und hielt sie am Halsband fest. Doch die Hundeschulenabbrecherin Poppy, ebenso willensstark wie undiszipliniert, wand sich einfach aus dem Halsband heraus, schoss wie der Blitz durch die Tür und raste fröhlich die West Jones Street hinunter.
»Scheiße!«, rief Cara.
»Nicht schon wieder«, stöhnte Bert. »Nicht heute.«
»Tut mir leid«, sagte der Kunde und blickte von Cara zu Bert, das Halsband in der Hand. »Ich wollte meiner Schwester im Krankenhaus gerne einen Strauß schicken .«
»Kannst du ihn bedienen?« Cara sah Bert flehend an. »Ich gehe Poppy suchen. Wenn ich in einer Viertelstunde nicht zurück bin, lade einfach alles ohne mich ein.« Ohne seine Antwort abzuwarten, sprintete Cara aus dem Laden. »Poppy!«, rief sie, die Hände zu einem Trichter um den Mund geformt. »Poppy, komm her!«
Cara lief an den restaurierten Stadthäusern aus dem neunzehnten Jahrhundert...
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