Schweitzer Fachinformationen
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Eine zauberhafte Geschichte über die Liebe, das Leben und den Wert wahrer Freundschaft
May Rosevere, eine rüstige Dame in gesegnetem Alter, genießt ihren Lebensabend in dem kleinen Dorf Pengelly in Cornwall. Als Emily, die Enkelin ihrer Nachbarin, anreist, um ihr Leben neu zu ordnen, beobachtet May Emilys Bemühungen mit Interesse und Wohlwollen. Denn seit einem tragischen Vorfall vor ein paar Jahrzehnten, in den die Familien beider Frauen verwickelt waren, fühlt sich die alte Dame Emilys Familie gegenüber schuldig. May würde die Zeit wahnsinnig gerne zurückdrehen. Aber da es für sie selber schwierig ist, ihr Leben umzukrempeln und von vorne anzufangen, beschließt sie, stattdessen Emily zu helfen - wenn auch mit etwas unkonventionellen Methoden ...
"Warmherzig, romantisch und auf die allerbeste Art ein bisschen anders" Katie Fforde
"Ein Juwel von einem Buch" USA Today
May Rosevere sitzt auf ihrer Terrasse in der Sonne und beobachtet, wie die Flut heranschleicht. Dieses Schauspiel sieht sie sich an den meisten Tagen an, sofern sie nichts anderes zu tun hat. Das Problem bei den Gezeiten ist allerdings, dass sie sich ständig verschieben. Wenn es kalt ist, legt sie sich ein uraltes Babytuch um die Schultern, bevor sie sich in ihren Schaukelstuhl setzt. Die Erinnerungen in der Wolle sind bereits verblasst, und das Baby, das es getragen hat, muss inzwischen dreißig Jahre alt sein, aber May fühlt sich trotzdem darin geborgen. Heute braucht sie das Tuch nicht. Sommer liegt in der Luft, und der Garten um ihr Granit-Cottage ist üppig grün.
Ein Mann mit einem gepflegten grauen Bart spaziert über den Strand. Tristram, denkt May und wedelt mit ihrem Taschentuch. Er bemerkt sie nicht - sein Hut ist bis über die Ohren gezogen, und er ist zu sehr damit beschäftigt, einen leuchtend roten Ball ins Meer zu werfen, um zu Mays Cottage heraufzuschauen. Der schwarze Labrador des Mannes blickt verächtlich zu dem Mann hoch und ignoriert den Ball. Tristrams kleinerer, biskuitfarbener Hund zeigt auch nicht mehr Begeisterung, da er konzentriert im Sand buddelt. Tristrams dröhnendes Gelächter wird in der unbewegten Luft bis zu ihr herangetragen. Er stapft auf die steinerne Anlegestelle zu, die die Bucht Pengelly Cove im Westen begrenzt. May nimmt das Tagebuch, das sie bei sich hat, schlägt die Seite für den ersten Juni auf und notiert sich etwas. Dieser Ball wird später wahrscheinlich angeschwemmt. Darin sind bestimmt eine Menge guter Erinnerungen verborgen. Dann holt die Wirklichkeit sie ein. Die Zeiten, in denen sie den Strand absuchen konnte, sind vorbei. Selbst wenn sie zufällig mitbekommen sollte, wie der Ball herantreibt, könnte sie nicht hinuntergehen und ihn holen.
Von Mays hinterer Terrasse bis zur Flutlinie sind es nur ein paar Hundert Meter, aber der Strand könnte genauso gut auf dem Mond sein. Mit einhundertzehn Jahren hat man für gewöhnlich eine eher eingeschränkte Umlaufbahn. Mays Schultern sacken herab. Sie steckt in einer Krise. Seit Wochen verliert sie immer mehr Lebenskraft, und sie weiß auch, warum. Ihr Vorrat an Erinnerungen ist vollkommen aufgebraucht.
May sieht auf den betagten Kater hinab, der zusammengerollt zu ihren Füßen liegt. »Na schön, Fossil, ich muss mir eben einfach was einfallen lassen«, erklärt sie ihm.
Der Kater kneift die gelben Augen zusammen und sagt nichts. May erwartet nicht wirklich eine Antwort. Auch wenn sie über gewisse Fähigkeiten verfügt, das Sprechen mit Tieren zählt nicht dazu.
»Ich brauche eine neue Erinnerungsquelle«, fährt sie fort. Fossil gähnt und streckt dabei die Zungenspitze heraus. »Kein Grund, unhöflich zu werden. Das hier ist ernst. Wenn ich keine Möglichkeit finde, mehr von meinen Schätzen zu . beschaffen, bin ich geliefert, wie Andy sagen würde.«
Andy ist Mays Nachbar. Sein Haus und seine Terrasse grenzen an ihr neues Zuhause. Mays solides einstöckiges Cottage aus Granit in der Memory Lane 59 wurde für die Ewigkeit gebaut. Bis vor einem Jahr war es ein Teeladen, im Lauf der Zeit wurde es ausgebaut, sodass es jetzt über fünf Räume, ein Badezimmer und einen langen Wintergarten mit einer beeindruckenden Aussicht auf die Bucht verfügt. Eigentlich ist es zu groß für May, aber da sie ihre Privatsphäre schätzt, gefällt es ihr hier gut. Es gibt endlos viele Plätze für ein Sonnenbad an Tagen, an denen es warm genug dafür ist, einen Rasen um das Haus herum, auf dem vorher die Holzbänke und -tische standen, und sogar einen kleinen Parkplatz, der bis zur Ufermauer verläuft.
May vermietet die Parkplätze an einige ausgewählte Dorfbewohner. Das Geld braucht sie nicht - durch den Verkauf ihres Hauses oben auf The Level ist sie ganz gut versorgt -, aber sie mag die freundlichen Plaudereien, wenn die Leute ihre Autos am Ende des Tages abstellen. Die Einsamkeit nach dem Umzug hat sie überrascht, da ist das Kommen und Gehen auf dem Parkplatz eine willkommene Ablenkung. Allein zu leben hat seine Vorteile, aber manchmal ist sie es leid, mit dem Kater zu sprechen. Als sie noch im Herzen des Dorfs wohnte, wusste May über alle Geschehnisse Bescheid und hielt sich über die Angelegenheiten ihrer Nachbarn immer auf dem Laufenden, indem sie unter einer Reihe von Vorwänden in ihren Häusern vorbeischaute und sich in der örtlichen Methodistenkirche engagierte. Man muss ja nicht an Gott glauben, um Lachssandwiches zu belegen und dünnen Tee auszuschenken.
Mays neues Zuhause hat dem Wetter gut standgehalten und sieht aus, als wäre es schon immer da gewesen. Die neueren Anbauten fügen sich nahtlos an das alte Gebäude, Efeu und Blauregen bedecken die Verbindungsstellen, und dichte Sträucher schmiegen sich an die Wände. Auf den Dachziegeln wächst Gelbflechte, und die Tür ist in beinahe demselben Gelbton gestrichen. An beiden Seiten der Stufe vor dem Eingang hat May riesige Tontöpfe mit Sukkulenten hingestellt, die nicht viel Pflege brauchen, sowie ein schrulliges blau-gelbes Keramikschild, auf dem in geschwungenen Buchstaben der Name des Cottage geschrieben steht: Shangri-La.
Andy kümmert sich um Mays Garten, wann immer er Zeit dazu findet. Er führt eine Landschaftsgärtnerei und arbeitet nebenbei einige Stunden im Büro eines örtlichen Gartencenters, wenn es sein eigener Betrieb zulässt oder das Wetter schlecht ist. Seine sechsjährige Tochter Tamsin lebt mit ihm nebenan. May regt sich und stöhnt leise, als sie das Stampfen kleiner Füße hört, die sich ihr über den Holzboden der Terrasse nähern.
»Hallo, May«, sagt Tamsin in einem lauten Flüsterton. »Bist du fertig mit deinem Nickerchen?«
»Ich habe nicht geschlafen.« May lässt die Brille auf die Nasenspitze rutschen, damit sie das Mädchen betrachten kann. Ihre dunklen Locken kringeln sich um das runde Gesicht mit den roten Wangen, und dichte Wimpern umrahmen ihre riesigen braunen Augen. Bei diesem Anblick meinen viele, dass sie kein Wässerchen trüben kann, wie Mays Mutter gern gesagt hat. Sie irren sich.
Tamsin steht neben dem Gartenstuhl und schiebt ihre Hand unter Mays Arm hindurch, dabei lässt sie den Kopf auf deren Schulter sinken. »Mir reicht's, ich hab genug von der Schule«, sagt sie.
»Für heute.« May versucht, streng dreinzuschauen.
»Für immer und ewig. Es ist kacke da.«
»So etwas sollte ein kleines Mädchen aber nicht sagen.«
»Was? Dass Schule kacke ist, meinst du? Summer sagt das immer.«
Sie setzt sich auf die Holzdielen und lehnt sich an Mays Bein. Zuerst ist der Druck tröstlich, aber bald wird er schmerzhaft. May beißt die Zahnprothese zusammen. »Mir scheint, Summer sagt eine Menge Dinge, die du nicht nachplappern solltest. Wie dem auch sei, du kannst nicht einfach aufhören, zur Schule zu gehen, Tam. Du bist doch gerade erst seit einem Jahr dort. Im Normalfall dauert das viel länger.«
»Dad kann mich nicht dazu zwingen.« Das kleine Mädchen schiebt die Unterlippe vor. Tamsins Augen sind sogar noch dunkler als Andys, und auch die wilden Locken hat sie von ihm geerbt. May weiß von dem allmorgendlichen Kampf zwischen den beiden, wenn er ihr einen Pferdeschwanz machen will. Sie hat die Schreie schon oft gehört. Für heute hat Tamsin das Haargummi bereits wieder rausgenommen, und die blaue Strickjacke mit dem Schulwappen ist auch verschwunden, wahrscheinlich liegt sie irgendwo unter einem Busch.
»Warum magst du denn die Schule nicht? Ist heute etwas passiert? Als du gestern gekommen bist, war doch noch alles in Ordnung.« May passt oft auf Tamsin auf, bis Andy von der Arbeit nach Hause kommt, zumindest wenn er es schafft, pünktlich Feierabend zu machen. Sie hatte noch nie viel für Kinder übrig, aber bei diesem Mädchen ist es etwas anderes. Sie hat einen eigenen Kopf.
»Es ist wegen den Jungs«, sagt Tamsin. »Warum muss es überhaupt Jungs geben?«
»Wegen der Jungs, meinst du.« Kein Grund, die Grammatik schleifen zu lassen. »Und, na ja .«
»Sie stinken, und sie drängeln sich vor, wenn wir uns anstellen.«
»Hmm. Aber manche Mädchen drängeln sich auch vor, und aus Jungs werden oft große Männer wie dein Dad und Tristram, weißt du?«
»Kann sein.«
Der Kater steht auf, streckt sich und macht sich auf den Weg zu Tamsin. Sein schwarzes Fell ist leicht staubig, da er die Angewohnheit hat, sich in den Blumenbeeten zusammenzurollen.
Tamsin sieht ihn skeptisch an. »Dad sagt, ich darf Fossil nicht mehr anfassen.«
»Wann hat er das denn gesagt?«
»Gestern. Ich hab immer wieder geniest, und er hat gesagt, entweder hab ich Heuschnupfen oder eine Allergie gegen Katzen. Mama hatte das auch, meinte er. Aber ich liebe Fossil. Er stinkt auch nicht. Nicht so wie Jungs.«
May hat den Eindruck, dass Tamsin gleich anfängt zu weinen. Tränen kann May gar nicht leiden. Ihr kommt eine Idee, als sie plötzlich einen roten Punkt an der Wasserlinie entdeckt. »Kannst du mir einen kleinen Gefallen tun, mein Mäuschen?«, fragt sie in einem, wie sie hofft, einnehmenden Ton.
Tamsin runzelt die Stirn noch stärker. »Was krieg ich dafür?«
»Bitte? Du kriegst gar nichts. Junge Leute sind dazu da, älteren Menschen zu helfen. Bringen sie euch denn in der Schule gar nichts bei?«
Tamsin zuckt mit den Schultern.
»Könntest du eben zum Strand runterlaufen und den Ball da drüben holen?«
»Aber der ist bestimmt ganz nass und schleimig. Was willst du mit einem Ball, May? Du hast keinen Hund, und Fossil spielt nicht mehr mit Spielzeug.«
»Na ja . ich .« May...
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