Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Heimatkunde ist unser vielseitigstes Forschungsgebiet, sie erstreckt sich auf fast alle Wissenszweige: Das große Feld der Geschichte - sei es Vorgeschichte, Frühgeschichte, politische Geschichte -, ferner Geologie, Erdkunde, Pflanzen- und Tierkunde, Kunstgeschichte, Volkstumskunde, Gesellschaftswissenschaft, alles muß einbezogen werden, wenn man sich der Heimatkunde zuwendet. Und wie könnte ein Mensch sich dieses umfassende Wissen zu eigen machen?
Unsere Forschungen sind im Laufe der letzten Jahrzehnte so mannigfaltig geworden und so weit vorgeschritten, dass sich selbst ein Spezialgebiet oft nicht mehr übersehen läßt, viel weniger sämtliche Wissenszweige. Heimatforschung muß also eine Kollektivarbeit im höchsten Sinne sein. Sie ist durchaus kein "Reservat" des Wissenschaftlers. Jeder kann daran teilnehmen, und es muß unser Ziel sein, daß sich das ganze Volk zum Dienst an der Heimatkunde berufen fühlt, ob es sich um das Sammeln unserer Flurnamen handelt, um Familiengeschichte, die Erkundung der Heimischen Vogelwelt, den Schutz seltener Pflanzen und Tiere, um Bodenfunde oder um Beobachtung des Wandels der Mundart.
Bei der Vorbereitung dieses kleinen Heimatbuches war ich also auf so viele Mitarbeiter von allen Seiten angewiesen, daß ich nur wenige nennen kann, allen aber von Herzen zu danken habe.
Die ersten stummen Helfer waren für mich die Bodenfunde und die Versteinerungen. Sie erzählten mir von den früheren, nun längst verblichenen Pflanzen und Tieren unserer Heimat und lehrten mich die Entstehung unseres Darß' erkennen. Vorgeschichtliche Funde zeigten mir, wie unsere Vorfahren hier gelebt und gewirkt haben. Alte Bauten, Chroniken und Urkunden berichten über die Geschichte unserer Gegend. Lebende Pflanzen und Tiere sind unsere heimatkundlichen Wegbegleiter und Erzieher.
Bücher aller Art halfen mir, daß sich das Bild der Heimat rundete.
Besonders dankbar bin ich den Urhebern der Schwedischen Matrikel, die in ihren sorgfältigen Karten und Aufzeichnungen die Grundlage für die Erkenntnis der Vergangenheit, was Menschen, Landschaft und Lebensäußerungen betrifft, geben. Die Entstehung dieser Dokumente, die uns für den ganzen Bereich des einst schwedischen Vorpommerns eine geradezu minutiöse Auskunft über die wirtschaftliche Lage am Ausgange des 17. Jahrhunderts schenken, ist so wissenswert, daß sie hier kurz skizziert werden soll:
Um die Mißstände abzustellen, die durch Aufrechterhaltung der sogenannten "Hufensteuer" entstanden waren und zu einer übermäßigen Belastung der Bauern geführt hatten, entschloß sich die schwedische Regierung in Vorpommern, eine Überprüfung der Verhältnisse vorzunehmen. Die Stände hatten schon lange auf Reform gedrängt. Ende des 17. Jahrhunderts kam es endlich dazu. Da sich in Deutschland damals zu wenige Vermessungsfachleute fanden, wurden schwedische Landmesser und schwedische Studenten aus Upsala mit dieser Aufgabe betraut, obwohl in Schwedisch-Vorpommern Verwaltungssprache und Recht deutsch waren. Diese Schweden schufen von 1692 bis 1698 in sechsjähriger Arbeit ein einzigartiges, vorbildliches Werk, für das wir noch heute nicht dankbar genug sein können, weil es uns über die mannigfaltigen Lebensäußerungen der damals in unserer Heimat lebenden Menschen genau unterrichtet. Sogar die Namen der Einwohner der einzelnen Orte werden genannt. Die Beschaffenheit des Bodens, die Erträge jeglicher Art, auch Schiffahrt, Fischerei, Viehzucht, nichts entgeht ihrer Beschreibung. Weil Ausländer diese Arbeit geleistet haben, ist Sachlichkeit und Parteilosigkeit gegeben, denn ihre Aufzeichnungen konnten ohne Rücksichtnahme auf Verwandtschaft und Nachbarschaft gemacht werden. Wo man sich auf Mitteilungen der Eigentümer, etwa über die Ertragsmöglichkeiten ihres Bodens, verlassen mußte, wird deutlich hervorgehoben, daß den Angaben nicht ganz zu trauen wäre. Den kartographischen Aufnahmen der Dörfer liegt eine sorgsame Dreiecksmessung zu Grunde. Der Maßstab ist umgerechnet 1:8000, genauer 1:8333,3.
Dieses kostbare Dokument ruhte 1½ Jahrhunderte lang unbeachtet bei irgendeiner Behörde und wurde erst 1905 auf dem Boden des Stralsunder Regierungsgebäudes wiederentdeckt. Ein Teil des gewaltigen Werks, glücklicherweise gerade "mein Revier", die Dorfbeschreibungen der Ämter Franzburg und Barth, sowie der Barther und Stralsunder Distrikte, sind inzwischen, bearbeitet von Fritz Curschmann, ins Deutsche übersetzt, der Forschung durch Drucklegung leicht zugänglich gemacht worden.
Außer der Matrikel halfen mir in erster Linie die drei Altväter der Darßliteratur: August v. Wehrs, Carl Scriba und Friedrich v. Suckow, auf die man immer wieder zurückgreifen muß, wenn man unsere Vergangenheit aufhellen will. Aber vorerst muß ich des Johannes Micrealius gedenken, dessen "Sechs Bücher vom alten Pommernland", 1723, eine Quelle nicht allein für dynastische Geschichte, sondern auch für das Leben des Volkes bedeuten, auf das er genauestens eingeht. Nicht einmal vergißt er, die Apfelsorten zu nennen, die bevorzugt angebaut wurden, noch die grausigen Zeichen am Himmel zu beschreiben, in denen die Menschen damals kommendes Unheil wie die gewaltige Sturmflut von 1625 angekündigt wähnten.
Die drei ältesten Darßschriftsteller sind Ende des 18. Jahrhunderts geboren.
Der Darß vor dem Ende der Litorina-Transgression
Kurz nach dem Ende der Transgression: an die 3 Landkerne legen sich Dünenhaken an.
Die Inselkerne sind seewärts gradlinig abgeschnitten, die Haken wachsen in der Länge und Breite.
Der Dünenhaken der Wustrower Insel legt sich vor das alte Kliff des Altdarß.
Der Darß um 1650
Der Darß in seinen heutigen Umrissen (Nach Th. Otto)
August von Wehrs war Hannoveraner. Er studierte in Göttingen, wurde schwedischer Offizier, um nicht für Napoleon kämpfen zu müssen. Sein Regiment bestand aus vielen Deutschen. Wehrs gehörte zur schwedischen Besatzung des Darß'. Er geriet in französische Gefangenschaft. Später besuchte er den Darß wieder und heiratete die Tochter des Oberförsters in Born, der ein geborener Darßer war. Wehrs liebte den Darß und hat ihn mit Hilfe seines Schwiegervaters eingehend erforscht. Sein Werk, das man bei aller Einschränkung als Quelle bezeichnen muß, heißt: "Der Darß und der Zingst", Hannover 1819.
Carl Scriba stammte aus Mölln in Schleswig-Holstein. Er war ebenfalls Offizier. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Kopenhagen. Seine Tochter veröffentlichte später in der "Deutschen Rundschau" Erinnerungen ihres Vaters an die Kämpfe, die er 1809 mitgemacht hatte. Dabei war er auch nach dem Darß gekommen, wo er gefangen genommen wurde.
Auch Friedrich von Suckow war Offizier, er war in Goldberg bei Neu-Buckow geboren und besuchte eine Barther Pension, kam also in die Nähe des Darß. Er lebte später lange Jahre in Stralsund, wo er die Wochenschrift "Sundine" herausgab, die damals große Bedeutung besaß. Für uns ist wichtig, was er in den Artikeln: "Winterliche Reisebilder oder acht Novembertage am Nordstrande: auf dem Darß, dem Zingst und Hiddensee" (Sundine 1831 bis 1832), erzählt.
Diese drei Offiziere, die zufällig und nur vorübergehend auf den Darß gekommen waren, hatten die einsame Gegend an der See so lieb gewonnen, daß sie ihre Eindrücke aufschrieben. Zu ihnen gesellt sich der Seminarlehrer H. Genz aus Franzburg. Er hat zwar nur ein bescheidenes Büchlein "Die Halbinsel Darß-Zingst" im Jahre 1882 herausgegeben, bringt aber eine Fülle von Beobachtungen, die gerade durch ihre jene Jahre bezeichnende romantische und verschnörkelte Ausdrucksweise ein gutes Zeitbild bedeuten. Übrigens hat er einen klaren Sinn für die Realitäten des Lebens bewiesen, sonst würde er niemals geschrieben haben:
". Denn die Kuh, dieses nützliche und darum in einigen Fällen fast zum Abgott gewordene Tier, ernährt auch mittelbar (indirekt), indem ihre Milch zur Auffütterung zweier Schweinchen verwendet wird, von denen man eins verkauft, das andere aber im eigenen Haushalte so weislich verwendet, daß es neben allerlei Fischen den Fleischbedarf eines ganzen Jahres deckt."
Außer diesen Ortsfremden schrieb damals nur ein einziger Einheimischer über den Darß: Johann Segebarth. Er wurde 1833 in Wieck geboren, ging auf die Dorfschule und fuhr nach der Einsegnung zur See. Im Winter besuchte er die Navigationsvorbereitungsschule in Prerow auf der Mühlenstraße und später die Navigationsschule in Stralsund. Er machte früh die Prüfung für Schiffer auf großer Fahrt. Auch sein Vater war...
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