Schweitzer Fachinformationen
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So kam es, dass die neuen Kollegen mit einem kleinen Bus ins nahe gelegene Krankenhaus gefahren wurden und, dort ihre praktische, hellblaue Arbeitskleidung erhielten, um dann, in unterschiedlichen Stationen den Reinigungskräften zur Unterstützung an die Seite gestellt zu werden. Susanna und Elena wurden im zweiten Stock eingeteilt, auf einer Station der Orthopädie, und verschwanden ohne weitere Worte im Aufzug.
Margarethe und David wurden im dritten Stock der Abteilung für innere Medizin zugewiesen, und Leni und Niklas fuhren mit dem Aufzug in den ersten Stock in eine ebenfalls orthopädische Abteilung. Diese Abteilung war so groß, dass sie sich über den kompletten ersten Stock erstreckte und nur vom Treppenhaus in zwei Bereiche unterteilt wurde.
Hier wurden Leni und Niklas von den zwei Stationsreinigungskräften und einer Krankenschwester in Empfang genommen. Leni durfte sich in der Damenumkleide die hellblaue Hose und das hemdähnliche Oberteil anziehen und bekam einen eigenen Schrank zugeteilt, in dem sie ihre Kleidung und ihre persönlichen Habseligkeiten während der Arbeit wegschließen konnte.
Niklas wurde dafür mit in die Männerumkleide geführt.
Als beide, fertig eingekleidet, wieder in dem langen Krankenhausflur erschienen, gab es eine allgemeine, sehr herzliche Vorstellungsrunde aller künftigen Kollegen.
Manda und Anna, so hießen die beiden Putzfrauen, kamen aus Kroatien und waren sehr fröhlich. Sie plauderten gleich munter drauf los und schienen keinerlei Berührungsängste gegenüber den beiden neuen, beeinträchtigten Kollegen zu haben.
Sie freuten sich eher über die künftige Unterstützung.
Die Stationsschwester hieß Barbara und machte auf den ersten Blick einen strengen Eindruck. Leni dachte sich, dass das wohl so sein müsse bei der
ganzen Verantwortung, die die Schwester trug.
Leni ging spontan auf Barbara zu und umarmte sie ganz fest, worüber diese sehr lachen musste. Damit schien das Eis vorerst einmal gebrochen.
Barbara schüttelte nun auch Niklas die Hand und meinte mit einem Augenzwinkern, er solle seine freche Kappe lieber im Spind lassen. Er würde stattdessen ein ganz schickes weißes Käppi vom Krankenhaus erhalten. Niklas zog von dannen und kam dann mit einer schneeweißen Schirmmütze aus der Umkleide zurück. Seinem Gesichtsausdruck nach entsprach sie absolut nicht seinen modischen Vorstellungen.
Jetzt begann der Stationsrundgang. Anna und Manda zeigten Leni und Niklas die Reinigungsräume, erklärten ihnen den riesigen Putzwagen, in dem alle Utensilien, die sie für die Reinigung benötigten, verstaut waren und erklärten ihnen die verschiedenen Reinigungsmittel.
Dann machte sich Niklas mit Anna auf den Weg links den Gang entlang, und sie begannen mit der Reinigung der Handläufe und des Fußbodens.
Leni und Manda öffneten das erste Zimmer auf der rechten Seite des Flures.
Jetzt ging es also los, das viel erhoffte und lang ersehnte Praktikum im Krankenhaus. Leni hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere und bekam Schluckauf..
Im Zimmer befand sich nur ein Bett, obwohl sicher noch zwei Platz gehabt hätten, und in diesem lag eine ältere Dame und schlief.
Leni, die mittlerweile aufgehört hatte zu hicksen, beäugte die Dame vorsichtig. Sie sah so zart und zerbrechlich aus.
Lenis erste Aufgabe war es, das Nachtkästchen abzuwischen, deshalb ging sie auf Zehenspitzen um das Bett herum, um die blasse, schlafende Frau nicht zu wecken, dabei ließ sie sie keine Sekunde aus den Augen.
Prompt stieß sie mit der Hüfte an den Rand des Bettes, das sich daraufhin ruckartig verschob.
Die alte Dame schrie erschrocken auf und gab einen Schmerzenslaut von sich. Leni hielt sich vor Schreck die Hände vor den Mund und stand stocksteif neben dem Bett.
Als die Dame gerade zu schimpfen beginnen wollte, sah sie Leni genauer an, sofort wurden ihre Gesichtszüge milder, und sie sagte: "Ist nicht so schlimm, ich bin nur erschrocken, wie heißt du denn?"
Leni stand da und bekam erneut Schluckauf: Den bekam sie immer, wenn sie etwas ausgefressen oder ein schlechtes Gewissen hatte.
"Hicks, ich bin Leni, hicks, und es tut mir, hicks, ganz sehr leid!!"
Manda war nun ebenfalls ans Bett der alten Dame getreten und versuchte zu erklären, dass Leni heute ihren ersten Arbeitstag als Reinigungskraft-Assistentin habe und sie beim nächsten Mal bestimmt besser aufpassen würde.
Die vorhin noch so fröhliche Manda warf Leni einen vorwurfsvollen Blick zu.
Doch noch ehe sie wirklich mit Leni schimpfen konnte, hatte Frau, Baier, so hieß die Dame, ihre Nachtkästchenschublade geöffnet und Leni einen Apfel in die Hand gedrückt mit den Worten: "Vielleicht magst du ihn essen, ich kann ihn mit den Dritten so schlecht beißen!"
Schnell entspannte sich die Lage, und Leni nahm dankbar den Apfel, steckte ihn in ihre Tasche und begann, das Nachtkästchen zu reinigen.
Frau Baier lehnte sich mit einem Seufzer wieder in ihr Kissen zurück, nun war es an ihr, Leni zu beobachten, wie sie bemüht und mit der Zunge zwischen den Zähnen das Nachtkästchen abwischte und die darauf liegenden Gläser und Zeitungen auf die Seite rutschte, stets darauf bedacht, alles wieder genau an dieselbe Stelle zurückzulegen. Hauke wäre stolz auf sie.
Plötzlich blickte sie auf und sah Frau Baier interessiert an: "Was fehlt dir denn?"
Frau Baier antwortete lächelnd: "Mir fehlt nichts, ich habe sogar etwas bekommen, eine neue Hüfte! Ich habe noch Schmerzen von der Operation, aber morgen darf ich auf Reha und dann lerne ich wieder vernünftig laufen, so dass ich in mein kleines Häuschen zurückkann!"
Jetzt staunte Leni nicht schlecht, man bekam sogar etwas im Krankenhaus!?
Das hatte sie nicht gewusst, sie hatte gedacht, es würden nur Dinge herausgeschnitten, wie damals bei ihrer Mutter der Blinddarm.
Sie fragte aber gleich weiter: "Warum bist du denn ganz alleine in dem großen Zimmer?"
Frau Baier erzählte ihr, dass eine weitere Frau mit ihr das Zimmer teile, aber diese heute ebenfalls eine Hüft-Operation habe und wahrscheinlich erst morgen wieder von der Intensivstation in das Zimmer zurückkehren würde.
Leni war mittlerweile fertig mit dem Nachtkästchen und wurde von Manda gebeten, auch das Fensterbrett zu reinigen. Dies ging ganz schnell, da nichts darauf stand. Am Fenster auf der anderen Seite des Zimmers hingegen standen einige Blumensträuße. Leni fragte, ob Frau Baier gerne einen davon hätte, weil es bei ihr so leer sei, aber diese verneinte und sagte, dass die Blumen alle ihrer Bettnachbarin gehörten.
"Warum hast du denn keine Blumen?" fragte Leni irritiert.
"Ich habe niemand, der mit Blumen bringen könnte!" sagte Frau Baier ganz leise.
Da war sie bei Leni gerade an die Richtige gekommen.
Die fand es ganz traurig, dass die arme Frau Baier so alleine hier war.
Tröstend strich sie ihr mit der Hand über die Wange und sagte, dass sie morgen wiederkommen und ihr ebenfalls Blumen bringen würde, ganz bestimmt!!
Manda, die in der Zwischenzeit das Bad geputzt hatte, musste Leni an ihre Arbeit erinnern.
Sie ermahnte sie, sich zu beeilen, weil ja noch viele Zimmer zu reinigen waren.
Mit einem Seitenblick sah Manda, dass in Frau Baiers Augen Tränen glitzerten und sie bestimmt gerne etwas mehr von sich erzählt hätte.
Auch Leni schien die Tränen bemerkt zu haben, denn sie begann zu singen.
Eines ihrer Lieblings-Kinderlieder, welches ihr ihre Mutter immer vorgesungen hatte, wenn sie traurig war, oder sich weh getan hatte.
Erst leise und dann voller Inbrunst schmetterte sie: "Heile, heile Gänschen, hab doch etwas Mut, wackelt mit dem Schwänzchen, alles wird schon gut...!" Frau Baier sah sie erst erstaunt an und musste dann lächeln.
Lenis Lied hatte, wie schon so oft, seine Wirkung nicht verfehlt.
Als Manda, mit dem Wischmopp große Bögen auf dem Boden wischend, auf Leni zu-kam und ihr bedeutete, dass dieses Zimmer nun fertig sei, beugte diese sich noch schnell über Frau Baier, streichelte erneut über ihre Wange, zwinkerte ihr verschwörerisch zu, sprang dann behände über den Schrubber und eilte zur Tür.
Das war erst das erste Zimmer gewesen, was würde sie nur in all den anderen Zimmern erwarten, sie war schon ganz aufgeregt.
Leni kam an diesem ersten Arbeitstag vormittags noch in zwei weitere Zimmer, in denen sie, nun schon etwas vorsichtiger, ans Werk ging.
Sie stürmte mittlerweile nicht mehr in die Zimmer, sondern öffnete leise die Türe und begrüßte die Herrschaften, die dort lagen oder saßen, mit einem freundlichen "Guten Morgen!" wie Manda es ihr empfohlen hatte.
Sie hatte schnell verinnerlicht, was ihre Aufgaben waren: Nachtkästchen und Fensterbretter reinigen und, Abfalleimer oder Tüten, die an den Nachtkästchen hingen, entleeren.
Währenddessen unterhielt sie sich mit den Patienten und erfuhr viele Krankengeschichten. Sie war verwundert, was man sich alles brechen konnte oder, was man alles...
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