Schweitzer Fachinformationen
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Montagmorgens um halb acht waren die Straßen stadteinwärts von Westen kommend verstopft, und ölige schwarze Dieselfahnen wurden in die frische Morgenluft ausgespuckt. Das überladene Taxi vor ihnen, dessen Hinterteil gerade so über dem Asphalt schwebte, spie eine dichte Wolke aus, als es anfuhr. Horsemans Atemwege vertrugen das beißende Gift nicht, und er hustete genau wie das Auto. Sein Fahrer schloss die Fenster und sperrte die Abgase im Innenraum des Polizeiwagens ein.
»Ist die Luft drüben in den Staaten sauberer, Detective Inspector?«
Horseman brachte nur ein Krächzen hervor. »In den USA würden sie mehr als die Hälfte der Fahrzeuge hier aus dem Verkehr ziehen, Kollege.« Der nächste Hustenanfall schüttelte ihn.
»Sie werden sich schon dran gewöhnen, Sir, jetzt, wo Sie wieder zu Hause sind.« Der Mann klang, als wäre er stolz auf die Fähigkeit seiner Lungen, spielend mit dem unverbrannten Kohlenwasserstoff aus den Abgasen fertigzuwerden, wie ein Raucher, der einen Neuling bei seiner ersten Zigarette belächelt. Horseman wusste nicht mehr, was sein Zuhause war, aber diese Luft konnte er nicht atmen.
Sie krochen am Busbahnhof vorbei, wo mehr als ein Dutzend klappriger, bunt lackierter Busse Unmengen von Menschen auf dem Weg zur Arbeit und zur Uni in den Staub und Qualm ausspuckten. Melissa würde diese Luftverschmutzung hassen.
Melissa. Zum ersten Mal, seit er vor vierundzwanzig Stunden auf Fidschi gelandet war, tauchte sie in seinen Gedanken auf. Dabei hatte er sich in die schöne Ergotherapeutin verliebt, die er ein halbes Jahr zuvor in Portland kennengelernt hatte, und zwar Hals über Kopf. Der Abschied war schmerzhaft gewesen. Sie hatten sich damit aufgemuntert, Pläne für einen Besuch von Melissa im Mai zu schmieden. Seit er gelandet war, war er vor Arbeit kaum zum Luftholen gekommen. Bedeutete das etwa, dass er sich nur verliebt hatte, weil er in Portland mehr Zeit gehabt hatte? Das konnte doch nicht sein. Er würde ihr eine E-Mail schreiben, sobald er die Möglichkeit dazu hatte, und ein Mobiltelefon kaufen, damit sie sich Nachrichten schicken konnten.
Die Ampel sprang auf Grün, und im Schneckentempo fuhren sie am Markt von Suva entlang. Vor der Markthalle richteten die Verkäuferinnen und Verkäufer auf sauberen Zeitungen, Matten, mit Blumen bedruckten Tischdecken aus Plastik oder platt gefalteten Pappkartons gerade ihre Knollen, Nüsse, Gemüsesorten, Früchte, Kräuter und auf frische Bananenblätter gelegte Blumen her.
An der nächsten Kreuzung bog der Fahrer links ab, weg vom ebenso schönen wie schmutzigen Hafen, der in der Sonne glitzerte, und hinein ins Herz der Stadt zum Hauptrevier von Suva. Dort angekommen, hieß ein jeder in der Abteilung der Kriminalpolizei Horseman willkommen, machte ein paar nett gemeinte Witze und schüttelte ihm herzlich die Hand.
Bereits um neun Uhr hatte Polizeichef Navala ihm einen Tisch zugewiesen, seine bisherige Vorgehensweise abgesegnet, zugestimmt, dass das weitere Verfahren vom Befund der Obduktion abhing, und ihm mitgeteilt, dass es kein freies Zimmer in der Kaserne gab, nicht einmal für eine Woche. Horsemans Taschen wurden zwar noch dort verwahrt, aber später dann zu seiner wie auch immer gearteten Unterkunft gebracht. Er tätigte ein paar Anrufe und fand ein Zimmer bei einem Cousin, der Lehrer war und vier Kinder und somit eigentlich keinen Platz für Horseman hatte. Aber die zusätzliche Miete würde die Familie unterstützen. Sobald dieser Fall abgeschlossen war, würde Horseman sich eine eigene Wohnung suchen müssen.
Nicht überrascht darüber, dass Dr. Chakra sich noch immer nicht gemeldet hatte, entschied Horseman, den kurzen Weg zur Praxis zu Fuß zurückzulegen, ohne sich telefonisch anzukündigen. Er marschierte flott drauflos und bemühte sich, große und gleichmäßige Schritte zu machen, wie Melissa es ihm beigebracht hatte. Er sah ihr Gesicht vor sich, das von tiefliegenden blauen Augen erhellt und von kurzem feinem braunen Haar umrahmt wurde. Sie lachte vor Freude über seine Fortschritte, während sie ihn den Hügel hinauftrieb. »Weiter so, Joe! Nur noch ein paar Schritte - vier, drei, zwei und jetzt nur noch einer - du bist mein Held!« Der Anstieg war steil, und als er an der Biegung ankam, blieb er stehen, natürlich nur, um den Ausblick zu bewundern und um seine protestierenden Oberschenkel und Waden zu dehnen.
Als er nach Westen über die Müllhalde sah, konnte er die dichten Hügel ausmachen, die sich auf dem Küstenstreifen erhoben und in der Ferne von Smaragdgrün in Violett übergingen. Sie schützten das Hinterland und die Menschen dort vor dem Meer und den fremden Gepflogenheiten, die über den Hafen ins Land schwappten. Die Rundung der Bucht wurde unterbrochen von vereinzelt am Ufer errichteten Gebäuden, doch dahinter funkelte das Wasser so hell, dass Horseman die Augen zusammenkneifen musste. Die Hügelkuppen auf Beqa und Nukulau im Süden waren grün und gestochen scharf in der Morgensonne zu erkennen. Delanaruas sanfte Hügel konnte er ebenfalls ausmachen, aber das winzige, flache Paradise entdeckte er nicht.
Es ging keine Brise, und ihm rann der Schweiß in den Kragen und durchnässte das Armband seiner Uhr, seinen Hosenbund und die Socken. Mit einem großen Taschentuch wischte er sich über Gesicht und Nacken, dann bog er links ein in die Kadavu Street, die um den Hügel herumführte und beinahe eben verlief. Er bemühte sich wieder um große Schritte, dankbar, dass ausladende Regenbäume hier Schatten spendeten.
Das bescheidene Gebäude, in dem sich Dr. Chakras Praxis befand, kam ihm trotz des großspurigen Schriftzugs, Harley Consulting Chambers, der in schicken schwarzen Buchstaben quer über dem Obergeschoss prangte, völlig unangemessen vor. Obwohl es wahrscheinlich nicht älter als dreißig Jahre war, sah das Gebäude, ebenso wie die meisten Menschen in den Tropen auch, älter und verwahrloster aus, als es hätte sein müssen: Sonne, Regen und unzählige zersetzende Kräfte hatten deutlich ihre Spuren hinterlassen. Vor allem Letztere hatten in diesen Breitengraden einen prächtigen Nährboden und verschlangen alles, was der menschliche Einfallsreichtum an Farben, Versiegelungen und schützenden Beschichtungen auch hervorbringen mochte.
Im Erdgeschoss befanden sich ein Schneider, eine Apotheke, ein Optiker und ein Schuhgeschäft. Eine steile schmale Treppe in der Mitte führte ins Obergeschoss und verwehrte effektiv allen, die nicht einigermaßen in Form waren oder getragen werden konnten, den Zugang. Womöglich gab es zu viele Patienten, und die Treppe sollte aussortieren und sicherstellen, dass keine wirklich ernsthaften Fälle die Fähigkeiten der Ärzte auf die Probe stellten. Er schüttelte den Kopf. Was für ein lächerlicher Gedanke.
Das Treppenhaus und der Flur oben waren schäbig, aber einigermaßen sauber. Eine lackierte Holztafel an der zweiten Tür links wies Dr. Chakras Praxis aus. Eine Glocke klimperte, als Horseman die Tür öffnete. Neugierige Gesichter wandten sich ihm zu und erstrahlten mit einem glücklichen Lächeln, als sie ihn erkannten. Niemals könnte er auf den Fidschi-Inseln verdeckt ermitteln, ein eindeutiger Nachteil als Detective. Das Wartezimmer war eine angenehme Überraschung: helle, weiß gestrichene Wände, gelb-weiß karierte Baumwollvorhänge, saubere Fenster, glänzender braun gefliester Fußboden. Ein älteres Paar, eine Mutter mit drei kleinen Kindern und eine schwangere Frau warteten auf gelben Plastikstühlen. Nichts Ausgefallenes, aber hygienisch, fröhlich und komfortabler als das Zuhause vieler Patienten. Von den Wartenden abgeschirmt hinter einem hohen Empfangstresen neben der Tür saß die Sprechstundenhilfe.
Sie war eine Inderin in den mittleren Jahren und so klein, dass sie kaum über den Tresen hinwegschauen konnte. Horseman blickte hinab in ein kleines rundes Gesicht, das vor langer Zeit von Windpocken oder Akne vernarbt worden war. Ihr schwaches Lächeln reichte nicht bis zu ihren hervortretenden dunklen Augen, die ihn durch eine rosa umrandete Brille eindringlich musterten.
»Kann ich Ihnen helfen, Sir?« Ihr Tonfall legte nahe, dass sie das unwahrscheinlich fand.
Horseman lächelte und zeigte ihr seinen Dienstausweis. »Ja, Ma'am, ich müsste bitte mit Dr. Chakra sprechen, sobald er mit seinem derzeitigen Patienten fertig ist.«
»Brauchen Sie medizinische Versorgung, Sir?«
»Nein, Ma'am, ich bin wegen einer polizeilichen Angelegenheit hier.«
»Es ist heute überhaupt nicht möglich, Dr. Chakra zu sprechen, Sir. Er ist nicht da.«
Horseman warf einen bedeutungsvollen Blick ins Wartezimmer und zog die Augenbrauen hoch. Die Sprechstundenhilfe gab Unverständnis vor.
»Ja, Sir? Haben Sie eine Frage?«
Horseman lächelte erneut. »Warten die Patienten hier nicht auf Dr. Chakra?«
Die Sprechstundenhilfe zwang sich zu einem grimmigen Lächeln. »Wenn ja, dann werden sie enttäuscht sein. Heute hat Dr. Chakras Assistent, Dr. Pillai, Bereitschaft.«
Wie auf Stichwort öffnete sich eine Tür, und eine junge Fidschianerin mit einem Säugling im Arm kam heraus, gefolgt von einem sehr kleinen, sehr dünnen Mann in einem weißen Kittel, dessen schmales Gesicht durch einen üppigen schwarzen Haarschopf noch kleiner wirkte. Er lächelte erfreut, als er Horseman erkannte, zuckte dann entschuldigend die Achseln, nahm eine Kartei vom Empfangstresen und wandte sich an das ältere Paar.
»Mr...
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