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»So ist es super, Catherine, das Bein immer schön durchstrecken«, sagte Liv und deutete auf die Haltung ihrer jungen Schülerin. »Und Josh, denk dran, den Daumen außerhalb der Faust zu halten, nicht reingesteckt. Sonst könntest du ihn dir brechen, wenn du zuschlägst.«
»Ja, Sensei«, antworteten Catherine und Josh im Chor und korrigierten ihre Fehler sofort.
»Gut so.« Liv rückte sich den schwarzen Gürtel zurecht, bevor sie zum nächsten Schülerpaar weiterging. Die Kinder hatten sich schon deutlich verbessert, seit sie den Unterricht übernommen hatte. Sie war froh, dass ihr eigener Sensei sie dazu überredet hatte. »Wer könnte besser geeignet sein, diese Kinder zu unterrichten, als eine Schwarzgurtträgerin, die sogar noch ausgebildete Erzieherin ist?«, hatte er gesagt.
Sie ging weiter von Schüler zu Schüler und gab jedem ein paar hilfreiche Tipps.
Wieder vorne angekommen, verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken. »Yame!«
Die Schüler hielten in den Bewegungen inne.
»Stellt euch auf«, wies sie die Gruppe an und beobachtete, wie die Kinder zügig vor ihr in Position gingen. »Ausgezeichnete Arbeit heute. Macht weiter so, und wir sind auf dem besten Weg zur nächsten Gürtelprüfung.« Sie verbeugte sich, und die Kinder taten es ihr gleich, dann verließen sie nach und nach das Dojo, um draußen von ihren Eltern in Empfang genommen zu werden.
Sobald Liv sichergestellt hatte, dass alle jemanden gefunden hatten, der sie nach Hause brachte, ging sie selbst in die Umkleide, um ihre Schuhe anzuziehen. In dem Moment vibrierte etwas in ihrem Rucksack, und sie zog ihr Handy hervor. Es war Arran, der sie per FaceTime anrief.
Wie üblich spürte sie beim Anblick seines Namens ein Kribbeln im Bauch. Wie lange müssen wir noch Freunde sein, bis ich aufhöre, mich wie ein verliebtes Schulmädchen zu fühlen, sobald ich ihn sehe?
Arrans Gesicht erschien auf dem Display, und ihr verräterisches Herz zog sich zusammen wie ein Akkordeon, das eine schnulzige Melodie spielte. Seine honigfarbenen Augen waren ungewöhnlich schmal und seine Stirn gerunzelt, während er mit den Fingern durch seine dunklen Locken fuhr.
»Was ist los?«, fragte sie, von seiner Anspannung alarmiert, die ihr durch den Bildschirm regelrecht entgegenschlug.
Er seufzte auf eine für Arran untypische Weise. »Das ist ein Notruf: Hilf mir, Obi-Wan Kenobi. Du bist meine letzte Hoffnung.«
Sie musste lachen. »Ich werde mein Bestes tun. Aber ich muss dich warnen, meine Kontrolle über die Kraft ist futsch.«
Er lächelte, aber es wirkte verhalten. »Hier gibt es ein kleines Problem. Ich bin gerade nicht in der Stadt, weil ich Malutensilien kaufen wollte. Und jetzt hat Jess mich angerufen, um mir zu sagen, dass sie Jayce nicht von seinem Streetdance-Unterricht abholen kann, wie es eigentlich geplant war, und ich schaffe es nicht mehr rechtzeitig. Ihre Eltern sind im Urlaub und meine habe ich gerade angerufen, aber die haben anscheinend mal wieder vergessen, ihre Handys anzuschalten.« Er verdrehte die Augen. »Wozu hat man denn ein verdammtes Mobiltelefon, wenn es ständig aus ist?«
»Genauso machen es meine Mum und Angus auch«, sagte sie. »Angeblich, um den Akku zu schonen.«
Er schnaubte. »Eltern.«
Liv grinste ihn an. »Du bist auch Vater, schon vergessen?« Er rieb sich mit der Hand über die dunklen Stoppeln an der Wange, und plötzlich überrollte sie ein unglaubliches Verlangen zu spüren, wie sie sich anfühlten. An ihren Lippen. Benimm dich.
»Ach, ja«, sagte er, schon fast geistesabwesend. Dann schnellte sein Blick nach oben. »Aber ich bin viel cooler.«
»Das bist du, natürlich«, erwiderte sie augenzwinkernd. »Und ja, ich kann Jayce für dich abholen. Soll ich ihn mit zu mir nehmen oder gleich zu euch nach Hause fahren?«
Arran zögerte einen Moment und wandte den Blick ab. »Danke dir. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich um Hilfe bitten muss.« Er schluckte und sah sie wieder an. »Mal wieder.«
»Dafür sind Freunde doch da«, winkte sie ab. »Mach dir keine Gedanken.«
Sein geknickter Gesichtsausdruck verriet ihr allerdings, dass er sich sehr wohl Gedanken machte. Sie kannte niemanden, der so stolz war und so widerwillig Hilfe von anderen annahm wie er. Und sie wusste, dass er es hasste, darum bitten zu müssen. Deshalb hatte sie einfach ja gesagt, bevor er überhaupt Gelegenheit hatte, sie zu fragen.
»Es erschien mir am sinnvollsten, dich anzurufen. Immerhin weiß ich, dass du gerade in der Nähe bist«, erklärte er, als müsste er irgendwie rechtfertigen, eine gute Freundin um einen kleinen Gefallen zu bitten.
»Arran, es ist wirklich in Ordnung«, versicherte sie ihm mit fester Stimme. »Es würde mir auch nichts ausmachen, wenn ich gerade nicht in der Nähe wäre. Ich helfe dir immer gern. Dann hüpfe ich jetzt mal über die Straße zum Tanzstudio und hole ihn ab.«
Arrans Schultern entspannten sich merklich. »Danke dir. Fahrt einfach zu uns nach Hause, ich komme, so schnell ich kann, zurück.«
Sie salutierte mit zwei Fingern. »Kein Problem. Ach, warum kann Jess ihn eigentlich nicht abholen? Ich dachte, es wäre ihr Wochenende?«
»Ja, das dachte ich auch«, murmelte er, ehe er sich räusperte. »Erzähl ich dir später.«
Liv schnappte sich ihre Tasche und ging zur Tür. »Ich gehe mit ihm noch einen Milkshake trinken, dann hast du Zeit, in Ruhe deine Malsachen zu besorgen, bevor du nach Hause fährst.«
Dieses Mal wirkte sein Lächeln deutlich entspannter. »Du bist eine wahre Lebensretterin. Ich schulde dir was.«
»Du kannst mich gern in Scones bezahlen«, sagte sie, was seinen hübschen, weich aussehenden Lippen ein Lachen entlockte. »Gib der Tanzlehrerin nur schnell Bescheid, dass ich ihn abhole, damit sie nicht denkt, ich habe vor, deinen süßen Sohn zu entführen.«
»Mache ich.« Er zog die Augenbrauen auf eine Weise hoch, dass ihr Herz unwillkürlich einen Sprung machte. »Und übrigens, du musst dringend deine Scones-Sucht unter Kontrolle bekommen. Du, Maya und Elise, ihr habt echt ein Problem.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ach was, das ist kein Problem. Ich kann jederzeit damit aufhören, wenn ich will.«
Er lachte. »Ja, genau.«
Sie beendeten das Gespräch, und Liv zog ihre Brille mit dem violetten Rahmen aus der Tasche und setzte sie auf, ehe sie das Haargummi abzog, so dass ihr die dunklen Locken um die Schultern fielen. Dann machte sie sich auf den Weg zum Tanzstudio. Sie wusste, dass Jayce' Kurs in etwa zehn Minuten zu Ende sein würde, weil sie ihn ab und zu schon mit Arran oder Jess danach gesehen hatte.
Sobald sie im Studio war, ging sie zu der Gruppe aus Eltern, die auf ihre Kinder warteten und durch das kleine Fenster in der Tür spähten, um zuschauen zu können. Die Kleinen hatten einen Riesenspaß, auch wenn die Bewegungen teilweise nicht mal annähernd denen glichen, die die Lehrerin vorführte. So niedlich.
Ein paar Minuten später war der Kurs zu Ende. Liv hielt nach Jayce Ausschau und hoffte, er würde nicht enttäuscht sein, sie anstelle seiner Mum zu sehen. Kurz darauf tauchte sein kleines Gesicht mit den großen braunen Augen in der Menge der Kinder auf, die sandfarbenen Locken wippten. »Lib!«
»Hey, Kumpel!«, sagte sie und ging in die Hocke, während er auf sie zulief und sich in ihre Arme warf.
»Die Lehrerin hat gesagt, dass du kommst«, berichtete er aufgeregt. »Spielen wir bei dir zu Hause?«
Sie wuschelte ihm durch die weichen Haare. »Heute nicht, Kumpel. Ich hole dich nur ab, weil Mummy und Daddy es nicht schaffen.«
Er nahm ihre Hand, als sie sich aufrichtete. »Bringst du mich zu Mummy?«
Sie drückte seine Hand. »Wir fahren zu Daddy nach Hause. Ich glaube, es gab eine Planänderung, weil Mummy beschäftigt ist.«
Sie traten auf die Straße, und Jayce zeigte sofort in Richtung des im Fünfziger-Jahre-Stil gehaltenen Diners. »Holen wir uns Milkshakes?«
»Wow. Du kannst wohl Gedanken lesen«, sagte sie lächelnd. »Das hatte ich gerade vor.«
Er warf die kleine Faust triumphierend in die Luft. »Yippie!«
»Und was ist dann passiert?«, fragte Liv Jayce mit ernster Miene, während Jayce seine Phantasiegeschichte weiterspann.
»Dann habe ich alle vor dem Drachen gerettet und war der Held«, krähte er vom Rücksitz, einen stolzen Ausdruck auf dem kleinen Gesicht, wie sie beim Blick in den Rückspiegel amüsiert feststellte.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit schnell wieder der Straße zu und fuhr um die letzte Kurve auf Arrans Einfahrt zu. »Wow. Und das ist wirklich passiert? Bist du sicher, dass es kein Traum war?«
»Kein Traum«, schnaubte er empört. »Das ist echt passiert.«
»Okay«, sagte sie. »Ich glaube dir.« Sie parkte vor dem Haus und stieg aus dem Auto. Dann holte sie Jayce aus seinem Kindersitz. Sie konnte sich nicht mal mehr daran erinnern, seit wann sie Arrans Ersatzkindersitz im Kofferraum hatte; es musste irgendwann um Neujahr herum gewesen sein.
Jayce kletterte aus dem Auto, bevor sie ihm helfen konnte, und rannte an der von gelben Osterglocken und lila Krokussen gesäumten Grasfläche vorbei bis zur Haustür, wo er mit der kleinen Faust anklopfte. Als sie bei ihm ankam, drehte Liv sich noch einmal um und warf einen Blick zurück auf die grünen Hügel der Highlands, der sie optimistisch stimmte, dass der Frühling kurz bevorstand.
Die Tür ging auf, und Arrans lächelndes Gesicht erschien. Er ging vor Jayce in die Hocke, der ihm gewohnt stürmisch um den Hals fiel. »Daddy! Wir haben Milkshakes getrunken.«
»Was? Ohne...
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