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Geboren im Kalifornien des späten achtzehnten Jahrhunderts, ist Diego de la Vega ein Kind zweier Welten: Sohn eines spanischen Edelmanns und einer indigenen Kriegerin.
Der Vater, Herr über eine große Hacienda, lehrt ihn schon früh das Fechten und will in ihm den Erben sehen, die Mutter vermittelt ihm die Traditionen ihres Volkes und den Drang nach Freiheit. Stolz und Wagemut lernt Diego von beiden, und so empört er sich früh über die Greueltaten der spanischen Kolonialherren gegen die indigene Bevölkerung und spürt den inneren Konflikt seiner Abstammung.
Mit sechzehn verläßt Diego die Heimat, um in Barcelona »europäischen Schliff« zu erhalten. Spanien krümmt sich unter der Herrschaft Napoleons, und schon bald tritt Diego als »Zorro« einem Geheimbund bei, der sich verschworen hat, Gerechtigkeit zu suchen. Doch ist es nicht allein die Gerechtigkeit, die Diego zu tollkühnen Taten treibt, sondern auch seine unbändige Liebe zu Juliana ...Bald aber sieht er sich gezwungen, vor politischer Verfolgung und tödlichen Intrigen zu fliehen. Zu Fuß geht es durch Spanien, mit Juliana, deren Schwester und ihrer Gouvernante.
Mehr und mehr schlüpft Diego in die Rolle des »Zorro«. Und als solcher kehrt er nach Kalifornien zurück, um mit seinem Degen Gerechtigkeit für all jene einzufordern, deren Kampfesmut schon gebrochen scheint. Ein großer Held ist geboren, die Legende beginnt.
Barcelona, 1810-1812
Beschwingt fahre ich fort, da Ihr bis hierher gelesen habt. Was nun kommt, ist von größerer Bedeutung als das zuvor Beschriebene. Die Kinderjahre eines Helden erzählen sich nicht leicht, aber damit Ihr eine umfassende Vorstellung von Zorro bekommt, mußte ich es versuchen. Die Kindheit ist eine unglückselige Zeit voller unbegründeter Ängste wie der vor eingebildeten Ungeheuern oder vor der Blamage. Für den Chronisten bietet sie wenig Aufregendes, da Kinder, von Ausnahmen abgesehen, doch etwas fade sind. Überdies haben sie nichts zu sagen, die Erwachsenen entscheiden für sie, und sie entscheiden schlecht, geben ihren Sprößlingen die eigene irrige Weltsicht ein, und die haben dann ein Lebtag damit zu tun, sich wieder von ihr zu befreien. Nicht so jedoch Diego de la Vega, unser Fuchs, denn der tat schon sehr früh mehr oder minder, wonach ihm der Sinn stand. Er hatte das große Glück, daß die Menschen in seiner Umgebung mit ihrem Alltag und ihren Leidenschaften zu beschäftigt waren, um sich seiner Aufsicht zu widmen. Ohne besondere Laster oder Tugenden wurde er fünfzehn, zu erwähnen wäre allenfalls sein unmäßiger Sinn für Gerechtigkeit, wobei ich nicht weiß, ob das ein Laster oder eine Tugend ist; sagen wir schlicht, es sei ein Wesenszug von ihm. Als einen solchen könnte ich auch die Eitelkeit bezeichnen, aber das hieße, der Geschichte allzusehr vorzugreifen, denn eitel wurde er erst später, als er merkte, daß die Zahl seiner Widersacher wuchs, was stets ein gutes Zeichen ist, und die Zahl seiner Bewunderer ebenfalls, vor allem die der weiblichen. Heute ist er ein gutaussehender Mann -jedenfalls in meinen Augen -, aber als er mit fünfzehn nach Barcelona kam, war er ein Milchgesicht mit Segelohren und noch nicht aus dem Stimmbruch. Wegen der Ohren verfiel er auch auf die Idee, eine Maske zu tragen, die nicht nur sein Gesicht, sondern auch diese faunenhaften Henkel verbarg. Hätte Moncada die an Zorro gesehen, er hätte sofort gewußt, daß sein verhaßtes Gegenüber Diego de la Vega ist.
Und nun fahre ich, mit Verlaub, in meiner Erzählung fort, die jetzt für mich erst recht spannend zu werden beginnt, denn zu jener Zeit lernte ich unseren Helden kennen.
Das Handelsschiff Santa Lucía - das die Matrosen zärtlich Adelita nannten, weil sie der Schiffe mit Namen heiliger Damen überdrüssig waren - brauchte für die Fahrt von Los Angeles nach Panama eine Woche. Kapitän José Díaz befuhr die amerikanische Pazifikküste seit nunmehr acht Jahren und hatte in dieser Zeit ein kleines Vermögen angehäuft, mit dem er eine dreißig Jahre jüngere Ehefrau zu gewinnen gedachte, um sich bald schon in seinem Heimatdorf bei Murcia zur Ruhe zu setzen. Nicht ohne Sorge hatte Alejandro de la Vega ihm seinen Sohn Diego anvertraut, denn der Kapitän schien ihm ein Mann von dehnbarer Moral, da er sein Vermögen, wie es hieß, dem Schmuggel und dem Handel mit Frauen von fragwürdigem Ruf verdankte. Die atemberaubende Mulattin aus Panama, deren schrankenlose Lebenslust die Nächte der Herren von Los Angeles verschönerte, war an Bord der Santa Lucía nach Kalifornien gekommen; aber Alejandro wollte nicht kleinlich sein, es war allemal besser, Diego in der Obhut eines Bekannten zu wissen, wie liederlich der auch sein mochte, als daß er allein durch die Welt segelte. Diego und Bernardo waren die einzigen Passagiere an Bord, und so würde der Kapitän sicher ein scharfes Auge auf sie haben. Die Mannschaft des Schoners bestand aus zwölf sturmerprobten Seebären, eingeteilt in eine Steuerbord- und eine Backbordwache, was jedoch nicht wörtlich zu nehmen war. Eine Wache bedeutete vier Stunden Arbeit, währenddessen ruhten die anderen sich aus und spielten Karten. Rasch hatten sich Diego und Bernardo an das Schaukeln des Schiffs gewöhnt und nahmen am Alltag an Bord teil. Die Matrosen waren nett und väterlich zu ihnen, und Diego und Bernardo verbrachten ihre Zeit wie der Rest der Mannschaft mit Arbeit und Kartenspiel. Der Kapitän verließ kaum je seine Kajüte, in der er sich mit einer Mestizin vergnügte, und merkte noch nicht einmal, daß die ihm anvertrauten Jungen wie Affen in den Masten herumsprangen und sich leicht hätten den Hals brechen können.
Beim Kartenspiel zeigte Diego genausoviel Geschick wie bei den akrobatischen Kunststückchen, für die er mit einer Hand oder einem Bein in den Tauen hing. Er hatte ein glückliches Händchen für ein gutes Blatt und eine erschreckende Begabung fürs Schummeln. Mit Unschuldsmiene nahm er diese erfahrenen Spieler aus, die ihr letztes Hemd an ihn verloren hätten, wäre es um Geld und nicht um Kichererbsen und Muscheln gegangen. Geld war an Bord jedoch verboten, damit sich die Matrosen nicht wegen Spielschulden gegenseitig massakrierten. Bernardo lernte eine völlig neue Seite an seinem Milchbruder kennen.
»Hungern müssen wir in Europa jedenfalls nicht, Bernardo, es wird sich immer jemand finden, gegen den ich gewinnen kann, und dann geht es nicht um Kichererbsen, sondern um goldene Dublonen. Was hältst du davon? Gütiger Himmel, sieh mich nicht so an! Man könnte ja meinen, ich sei ein Verbrecher. Was mußt du so schrecklich frömmeln? Wir sind frei! Pater Mendoza ist weg, der schickt uns nicht mehr in die Hölle«, lachte Diego, der wie üblich ungezwungen auf Bernardo einredete und sich dabei selbst die Antworten gab.
Auf der Höhe von Acapulco wurde den Seeleuten Diegos Glückssträhne verdächtig, und sie drohten damit, ihn hinter dem Rücken des Kapitäns über Bord zu werfen, aber dann kamen ihnen die Wale dazwischen. Zu Dutzenden tauchten sie auf, hoben sich wie Inseln aus den Wellen und peitschten das Meer mit den Schlägen ihrer Fluken. Plötzlich waren sie überall und so nah, daß man die steinharten gelblichen Krustentiere auf ihren Rücken zählen konnte. Dunkel glänzte ihre dicke Haut, gezeichnet von Schrammen und Schrunden, die von der Geschichte jedes einzelnen dieser Riesen sprachen. Immer wieder schraubte sich einer jäh aus dem Wasser, drehte sich in der Luft und fiel geschmeidig zurück ins Meer. Ihre Spauts nieselten als feiner kühler Regen auf Deck. Die Matrosen hatten alle Hände voll damit zu tun, die Wale vom Schiff fernzuhalten, und in der Aufregung vor dem Hafen von Acapulco verziehen sie Diego noch einmal, warnten ihn jedoch, daß man als Falschspieler leichter sein Leben verlor als im Krieg. Obendrein suchte ihn Bernardo mit seinem vorwurfsvollen Blick heim, bis er ihm versprach, sich mit seinen neu erworbenen Kniffen nicht auf Kosten anderer zu bereichern, wie er sich das so schön ausgemalt hatte.
Abgesehen davon, daß sie ankamen, wo sie hinwollten, war das Nützlichste an dieser Schiffsreise für Diego und Bernardo, daß sie alle Freiheit hatten, sich in tollkühner Akrobatik zu üben, wie sie sonst nur gestandene Seeleute oder Zirkusartisten zuwege bringen. Als Kinder hatten sie sich schon manchmal kopfüber mit den Füßen von der Dachtraufe baumeln lassen, was Regina und Ana vergeblich mit dem Besen zu unterbinden versucht hatten. Auf dem Schiff verbot ihnen keiner ihre riskanten Spielchen, und so entwickelten sie aus ihrer frühen Begabung Fähigkeiten, die ihnen noch vorzügliche Dienste leisten sollten. Sie lernten Sprünge wie Trapezkünstler, kletterten wie Spinnen die Wanten hinauf, balancierten in achtzig Fuß Höhe über die Rahen, hangelten sich an den Pardunen von den Masttoppen herab oder hantierten an schwingenden Tauen in den Segeln. Niemand achtete auf sie, und niemanden an Bord hätte es allzusehr bekümmert, hätten sie sich das Genick gebrochen. Nur einige sehr grundlegende Dinge hatten die Matrosen ihnen erklärt: wie man verschiedene Knoten knüpft, daß das Singen bei der Arbeit ungeahnte Kräfte freisetzt, wie der Zwieback aufgeschlagen wird, damit die Maden der Kornwürmer rauskommen, daß man auf hoher See niemals pfeifen darf, weil dann der Wind dreht, wie man stundenweise schläft wie ein Neugeborenes und seine Männlichkeit beweist, indem man Rum mit Schwarzpulver trinkt. Diese letzte Probe bestand keiner von beiden; Diego wäre vor Übelkeit fast gestorben, und Bernardo weinte die ganze Nacht, weil ihm seine Mutter im Schlaf erschien. Der Schotte McFerrin, erster Steuermann und in Navigation weit beschlagener als der Kapitän, gab ihnen den wichtigsten Rat: Eine Hand für den Mann - eine Hand für das Boot. In jedem Moment, selbst wenn die See ruhig sei, sollten sie sich gut festhalten. Nur für einen Augenblick vergaß Bernardo diesen Ratschlag,...
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