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Eine Frau auf der Suche nach Wahrheit, Liebe und ihren Wurzeln
1866 erblickt Emilia del Valle in San Francisco das Licht der Welt – sie ist die Tochter einer irischen Nonne und eines chilenischen Aristokraten, großgezogen wird sie von ihrem liebevollen Stiefvater, in einem ärmlichen Viertel in San Francisco. Von klein auf eigensinnig, beeindruckt sie wenig, was andere für richtig halten, ihre große Leidenschaft ist das Schreiben. Siebzehnjährig veröffentlicht sie, unter männlichem Pseudonym, erfolgreich Groschenromane, doch das echte Leben findet sie abenteuerlicher und wird Reporterin bei einer Zeitung. Ihr Kollege ist Eric, ein junger Mann mit großer Strahlkraft, und gemeinsam gehen sie nach Chile, in das Land ihrer Vorfahren, über den sich anbahnenden Bürgerkrieg zu berichten. Emilia und Eric kommen sich näher – ist das Liebe? –, und während Emilia immer tiefer in die Geschichte ihres Vaters eintaucht, gerät sie selbst zwischen die Fronten: Sie muss sich nicht nur der Gefahr, sondern auch den drängenden Fragen nach ihrer eigenen Herkunft stellen.
Mein Name ist Emilia del Valle ist die Geschichte einer Frau, die über alle Konventionen hinweg ihren eigenen Weg zu gehen versucht, ein fesselnder historischer Roman über schmerzhafte Liebe und unverbrüchlichen Mut – erzählt von einer der "Meistererzählerinnen unserer Zeit". (Vogue).
"Diesen Roman werden Sie lieben!"
Die Sprache meiner frühen Kindheit war Spanisch, aber wer in den Vereinigten Staaten aufwächst, lernt früher oder später auch Englisch. Wie die meisten Kinder in unserem Viertel erhielt ich die Grundlagen meiner Bildung im »Stolz der Azteken«, doch meine Umgangsformen und meine Unverfrorenheit wurden in jedem Moment unseres Zusammenlebens von Don Pancho geprägt. Außerdem gab er der unstillbaren Neugier, die mich von klein auf angetrieben hat, stetig neue Nahrung. Für meine Mutter ist Neugier bei einer Frau eine gefährliche Eigenschaft und führt nur ins Unglück. Sie sagt oft, Neugier sei der Katze Tod, und wenn ich irgendwann in ernste Schwierigkeiten geraten sollte, dann wäre mein Papo daran schuld. Meine Neugier hat über die Jahre unterschiedliche Formen angenommen, führt im Kern jedoch immer dazu, dass ich herausfinden will, was hinter der nächsten Ecke oder hinterm Horizont geschieht.
Während andere Kinder gegen Bälle traten oder über Seile sprangen, vertrieb ich mir die Zeit damit, alles zu lernen, was mein Papo mir beibringen wollte, angefangen bei dem, was in Enzyklopädien und Schulbüchern stand, bis hin zu Kartenspielen und zum Tanzen, weil er meinte, dabei würde man Freundschaften schließen. Noch heute, als erwachsene Frau, die ihr eigenes Leben führt, stehe ich ihm sehr nah. Ich erzähle ihm meine Geheimnisse, wir leihen einander Bücher und Zeitschriften, tauschen uns über die stets betrübliche Tagespolitik aus, unternehmen Spaziergänge in der Natur, bei denen wir Pflanzen und Vögel bestimmen, gehen ins Museum, ins Theater und manchmal, wenn es Gastspiele aus New York oder aus Europa gibt, auch in die Oper. Meine Mutter, die mit meinen jüngeren Geschwistern, mit der Hausarbeit und ihren guten Taten beschäftigt ist, leistet uns selten Gesellschaft, es sei denn, bei der Planung von Verbrechen.
Auch wenn mein Papo tatsächlich frei von herkömmlichen Lastern ist, besitzt er eine Schwäche, die er auf mich übertragen hat: Er liest gerne Heftchenromane. Alle kennen diese Büchlein, seit dem Bürgerkrieg sind sie hierzulande überall verbreitet, sie haben meist neunzig bis hundert Seiten, sind in Hosentaschenformat auf billiges Papier gedruckt und erzählen flott geschriebene, leicht zu lesende Geschichten von Indianern, Cowboys, Abenteurern und Soldaten. Nach Ansicht der Literaturkritik sind sie Müll für halbe Analphabeten, dabei bereichern sie den Alltag der einfachen Leute, vor allem der männlichen, denn Frauen sind selten davon angetan, die meisten haben keine Zeit zum Lesen, und die müßigen Oberschichtsdamen bevorzugen Lyrik und Herzschmerzgeschichten. Mein Papo sammelt die Heftchen, und ich habe sie alle verschlungen. Mit siebzehn kam ich dann auf die Idee, selbst zu seiner Sammlung beizutragen.
»Soll ich nicht auch mal so einen Roman schreiben, Papo, was meinen Sie?«
»Wie willst du das anstellen, Prinzessin?«
»Ganz einfach: Morde, Habgier, Grausamkeit, Ehrgeiz, Hass . Sie wissen schon, Papo, genau wie in der Bibel und in der Oper.«
»Dafür bist du noch ein bisschen jung.«
»Einen Versuch ist es wert. Würden Sie mir helfen?«
Ich arbeitete schon seit einigen Jahren mit ihm in der Schule, weil meiner Mutter mit drei kleinen Kindern die Zeit dafür fehlte und ich meinem Papo etwas von der Last mit seinen Schülern abnehmen wollte, aber das Unterrichten liegt mir nicht, mir fehlt die Geduld. Er war dankbar für meine Unterstützung, beharrte aber darauf, dass ich einen Beruf lernen sollte, ehe ein Anwärter, der entschlossener wäre als die bisherigen, mich womöglich dazu brächte zu heiraten. Mit einem Beruf könnte ich für mich selbst sorgen, sagte er, und tun, was ich wollte, ohne von einem Ehemann oder jemand anders abhängig zu sein. Meine Mutter war der Meinung, jede Frau, die arbeitet, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, würde darüber verarmen, weil man sie schlecht bezahlte, und außerdem hätte mein Papo mich sowieso am liebsten unverheiratet, damit ich bei ihm bliebe. Vermutlich stimmte das. Wenn ich eine Ausbildung machen wolle, dann als Krankenschwester, sagte sie, wohingegen er mich zum Medizinstudium drängte. Es gab bereits einige Frauen, die ihren Abschluss an der University of California gemacht hatten, aber Schmerzen, Blut, Verletzungen und Tod, die ich in meinen Romanheften so wirkungsvoll einzusetzen verstand, sind im echten Leben nichts für mich. Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, dass das Schicksal eine beachtliche Portion davon für mich bereithielt.
So begann meine schriftstellerische Laufbahn, wenn ich das so nennen darf. Die Romane ermöglichten es mir, über meine begrenzte Wirklichkeit hinauszugehen. Schreibend konnte ich mich an beliebige Orte versetzen und tun, was mir in den Sinn kam. Mein Papo wollte mir zu Beginn helfen, doch erstaunlicherweise war es meine Mutter, die sich die Handlung meines ersten Buchs ausdachte: Eine junge Frau wird von einer Bande von Schurken vergewaltigt, und die bezahlen dafür mit dem Leben. Nicht sehr originell, nur dass die Rache bei mir nicht von einem Helden mit kantigem Unterkiefer und treffsicherem Colt vollzogen wird, sondern von der Frau selbst, die sich als Mann verkleidet und die vier Übeltäter einen nach dem anderen auf überaus brutale Weise zur Strecke bringt.
Wir hatten meine Mutter nie derart begeistert erlebt, je grausiger die Einzelheiten der Blutorgie, desto zufriedener wurde sie. Melodramatik liegt ihr. Den vier Mistkerlen den Garaus zu machen war vermutlich ihre Bestrafung von Gonzalo Andrés del Valle. Sie drängte sogar darauf, dass die junge Frau ihre Vergewaltiger vor der Ermordung kastrierte, aber ich fürchtete, das würde meinen potentiellen männlichen Lesern zu weit gehen. Männer sind an dieser Stelle etwas empfindlich.
Mein Papo gab dem Manuskript den letzten Schliff, ich übersetzte es ins Englische, und dann trug er es zu einem Verleger, denn mir hätte niemand Beachtung geschenkt. Die Rache der Jungfrau, von einem gewissen Brandon J. Price, erschien gleichzeitig auf Englisch und Spanisch, um sich gegen die Hefte zu behaupten, die aus Mexiko kamen.
Unbeschreiblich die Aufregung, mein erstes gedrucktes Buch in Händen zu halten, mit keinem danach ist es mir so ergangen. Als ich die zehn Exemplare, die der Verlag mir geschickt hatte, aus dem Packpapier befreite, fing ich zu weinen an wie ein kleines Kind. Mein Papo hätte am liebsten die Nachbarschaft zusammengetrommelt, um zu feiern, aber ich erinnerte ihn daran, dass wir nicht verraten durften, wer Brandon J. Price war. Wir hatten stundenlang nach dem männlichsten aller Pseudonyme gesucht. Dass ich dahintersteckte, würden sogar meine Brüder, die alle noch keine neun Jahre alt waren, für sich behalten müssen. Da es also kein Fest geben würde, beschloss er, den Anlass mit zwei haltbaren Geschenken zu würdigen: Für meine Mutter fand er Ohrringe aus ziseliertem Silber mit Granatsteinen und für mich ein goldenes Medaillon mit der Jungfrau von Guadalupe, beides unverkennbar mexikanische Schmuckstücke.
Den Sommer über verkauften sich von meinem Roman neuntausend Exemplare der englischen Ausgabe im ganzen Land und zweitausendneunhundert der spanischen in Texas und Kalifornien. Als der Verlag um Nachschub bat, musste er nicht warten, dank der morbiden Fantasie meiner Mutter und meiner Begeisterung für das Schreiben war die Fortsetzung bereits fertig. Sie hieß Eine unanständige Frau, die Hauptfigur war dieselbe wie im ersten Roman und rächte weitere Opfer. Diesem Heft folgten eine ganze Serie und außerdem wöchentliche Fortsetzungsromane in Zeitungen, mit denen Brandon J. Price sich einen Namen machte. Ich versuchte auch, mein Repertoire um Liebesromane für eine weibliche Leserschaft zu erweitern, aber die gelangen mir nicht. Die Handlung dreht sich dort immer um eine Liebe mit Hindernissen zwischen einem braven, armen Mädchen und einem edlen reichen, von der Liebe enttäuschten Mann, aber die Verlage erwarten, dass Tugend und Moral am Ende siegen, und dazu fiel mir nichts ein. Auch meine Mutter hatte keine überzeugenden Ideen, mit Romantik konnte sie noch nie etwas anfangen, nur mit Tragödie.
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