Schweitzer Fachinformationen
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Ein falscher König im Urwald und eine Freundschaft für immer
Das unvergleichliche Abenteurertrio Kate Cold, ihr Enkel Alex und die junge Brasilianerin Nadia sind zurück! Was als Reportagereise und fröhliche Safari durch Zentralafrika beginnt, führt die drei mitten in die afrikanischen Urwälder, wo die Menschen unter der Herrschaft eines grausamen Königs, eines skrupellosen Militärs und eines teuflischen Zauberers stehen. Sie schmuggeln Elfenbein, verkaufen Kinder an Schmugglerbanden und haben die rechtmäßige Herrscherin Nana-Asante ins Exil vertrieben. Alex und Nadia zögern keine Sekunde, sie müssen den Unterdrückten helfen, aber diesmal scheint es, als hätten sich die beiden zu viel vorgenommen .
Anknüpfend an ihre Erfolgsromane Die Stadt der wilden Götter und Im Reich des Goldenen Drachen gibt Isabel Allende im letzten Band der Abenteuertrilogie um Aguila und Jaguar gibt ihren Leser:innen eine Weisheit mit: Das Herz der Menschen ist groß genug, um die unterschiedlichen Götter und Geister darin zu beherbergen.
Ein halbes Dutzend Mandrills hatte das Camp gründlich auseinander genommen. Die Zelte waren niedergerissen, Mehl, Maniok, Reis, Bohnen und Konservendosen lagen verstreut, in den Bäumen hingen gerupfte Schlafsäcke, im Hof zwischen den Holzhütten türmten sich die Reste von Stühlen und Tischen. Es sah aus, als wäre ein Taifun durch das Camp gefegt. Unter der Führung eines besonders grimmigen Affen zogen die Mandrills einander die in der Küche erbeuteten Töpfe und Pfannen über den Schädel und schwangen sie wie Keulen gegen jeden, der sich ihnen zu nähern versuchte.
»Was ist denn mit denen los!«, rief Michael Mushaha von seinem Elefanten herab einem seiner Angestellten zu.
»Ich fürchte, sie sind etwas angetrunken …«, kam die betretene Antwort.
In der Hoffnung, etwas Essbares zu ergattern, trieben sich die Affen immer in der Nähe des Camps herum. Nachts durchwühlten sie die Abfälle, und wenn man die Vorräte nicht sorgsam verstaute, hatten sie am anderen Morgen Beine bekommen. Eine nette Gesellschaft war das nicht, die Affen bleckten die Zähne und knurrten einen an, hatten aber gemeinhin genug Respekt vor Menschen, um in sicherer Entfernung zu bleiben. Ein solcher Überfall war ungewöhnlich.
Da man der Affen anders nicht Herr werden konnte, gab Michael Mushaha Anweisung, mit Betäubungsmitteln auf sie zu schießen, was leichter gesagt als getan war, denn sie rasten und tobten herum wie vom Teufel besessen. Endlich war auch der letzte Mandrill getroffen, taumelte und kippte dumpf auf die Seite. Alexander und Timothy und einige der Campangestellten packten die Affen an den Knöcheln und unter den Achseln und schleppten sie ein paar hundert Meter vom Camp weg. Dort würden sie in Ruhe schlafen können, bis die Betäubung nachließ. Die bepelzten, übel riechenden Körper waren viel schwerer, als ihre Größe hätte vermuten lassen, und jeder, der sie angefasst hatte, musste sich hinterher duschen, seine Kleider waschen und sich mit Flohpulver einpudern, um das Ungeziefer loszuwerden.
Während das gröbste Tohuwabohu beseitigt wurde, brachte Michael Mushaha in Erfahrung, was sich während ihres Ausflugs im Camp abgespielt hatte. Offenbar hatte sich einer der Affen an den Angestellten vorbei in das Zelt von Kate und Nadia gestohlen, wo Kates Wodkavorrat lagerte. Selbst durch die geschlossenen Deckel rochen die Affen schon aus der Entfernung den Alkohol. Der Oberaffe klaute eine Flasche, brach den Hals ab und teilte den Inhalt mit seinen Kumpanen. Nach dem zweiten Schluck waren alle angeheitert, und mit dem dritten enterten sie das Camp wie eine Horde Piraten.
»Wenn ich keinen Wodka habe, tun mir alle Knochen weh«, beschwerte sich Kate, die ihre übrigen Flaschen nun würde hüten müssen wie Goldbarren.
»Täte es nicht auch ein Aspirin dann und wann?«, schlug Mushaha vor.
»Pillen sind Gift! Ich benutze ausschließlich Naturprodukte«, gab Kate entrüstet zurück.
~
Erst als die Mandrills außer Gefecht gesetzt waren und im Camp wieder Ordnung herrschte, fiel jemandem das Blut an Timothys Hemdsärmel auf. Gleichmütig wie immer erklärte er, er sei gebissen worden:
»Einer von den Jungs war offensichtlich noch nicht ganz eingeschlafen …«
»Zeigen Sie mal«, sagte Michael Mushaha bestimmt.
Timothy hob die linke Augenbraue. Das war die einzig bekannte Regung in seinem unerschütterlichen Pferdegesicht und verdeutlichte je nachdem eine der drei Gefühlsaufwallungen, die bei ihm vorkamen: Überraschung, Bedenken oder Ärger. Diesmal war es letzteres, er konnte es nicht leiden, wenn Aufhebens um seine Person gemacht wurde, aber Mushaha ließ sich nicht abwimmeln, und so musste er schließlich seinen Ärmel hochschieben. Der Biss blutete nicht mehr, wo die Zähne sich ins Fleisch gebohrt hatten, sah man trockene Krusten, aber der Unterarm war geschwollen.
»Diese Affen übertragen Krankheiten. Ich spritze Ihnen vorsorglich ein Antibiotikum, aber das sollte sich ein Arzt ansehen«, sagte Mushaha.
Timothys linke Augenbraue hob sich bis in die Mitte der Stirn: Zweifellos wurde zu viel Aufhebens gemacht.
Über Funk nahm Michael Mushaha Kontakt zu Angie Ninderera auf und erklärte ihr, was vorgefallen war. Die Pilotin sagte, sie könne nicht über Nacht fliegen, versprach aber, früh am nächsten Morgen da zu sein, um Timothy Bruce nach Nairobi zu bringen. Der Leiter des Safari-Camps schmunzelte bei sich, denn er hegte eine heimliche Schwäche für Angie und durch den Biss des Mandrills bot sich ihm unverhofft die Gelegenheit, sie schon am nächsten Tag wiederzusehen.
Die ganze Nacht hindurch sollte Timothy vom Fieber geschüttelt werden, und Michael Mushaha rätselte, ob nun die Bisswunde an seinem Arm oder ein plötzlicher Malaria-Anfall daran schuld war, in jedem Fall aber war er besorgt, denn er fühlte sich für das Wohlergehen der Touristen in seinem Camp verantwortlich.
Gegen Abend erreichte eine kleine Gruppe Massai das Camp. Es waren Nomaden, die mit ihren mächtig behörnten Rindern häufig den Nationalpark durchquerten. Sie waren sehr hoch gewachsen, schlank und schön und wirkten unnahbar. Kompliziert verschlungene Ketten aus Glasperlen zierten ihre Hälse und Köpfe, sie waren in weite Stoffbahnen gekleidet, die um die Taille geschnürt waren, und trugen Lanzen. Die Massai glaubten, Gott habe ihrem Volk die Rinder geschenkt, während andere Stämme dazu ausersehen seien, die Erde zu bearbeiten oder zu jagen. Daraus leiteten sie für sich das Recht ab, anderer Leute Vieh zu stehlen, womit sie sich bei den übrigen Bewohnern der Gegend wenig Freunde machten. Da Michael Mushaha kein Vieh besaß, hatte er nichts zu befürchten. Zwischen ihm und den Massai gab es klare Absprachen: Wenn der Stamm auf seinem Weg durch den Nationalpark beim Camp vorbeikam, konnte er auf Mushahas Gastfreundschaft zählen, musste die Tiere im Reservat aber in Ruhe lassen.
Wie immer bot Mushaha ihnen etwas zu essen an und lud sie zum Verweilen ein. Zwar behagte den Nomaden die Anwesenheit der Fremden nicht, aber sie nahmen die Einladung an, denn eins ihrer Kinder war krank. Sie erwarteten eine Heilerin, die bald eintreffen sollte. Die Frau war berühmt in der Gegend, im weiten Umkreis kümmerte sie sich um das Wohl ihrer Schützlinge, heilte mit Kräutern und der Kraft ihres Glaubens. Die Nomadenfamilie besaß keine modernen Kommunikationsmittel, um sich mit ihr in Verbindung zu setzen, hatte jedoch irgendwie erfahren, dass sie an diesem Abend hier sein würde, deshalb blieben die Massai in der Nähe des Camps. Und wie erwartet, hörte man bei Sonnenuntergang von ferne das Klingen der Glöckchen und Rasseln der Amulette der Heilerin.
Im staubigen Abendrot tauchte eine hagere, barfüßige Gestalt auf. Elend wirkte sie, trug nichts am Leib als einen kurzen, um die Hüfte geschlungenen Stofffetzen, und ihr Gepäck bildeten einige Kalebassen, verschiedene Beutel voller Amulette und Heilkräuter und zwei magische Stäbe mit Federbüschen an den Spitzen. Ihr Haar baumelte in langen, mit rotem Lehm verklebten Zotteln um ihren Kopf. Die Haut fiel ihr in schlaffen Falten über die Knochen, bestimmt war sie uralt, aber sie hielt sich aufrecht und hatte kräftige Beine und Arme. Die Heilung des kleinen Patienten sollte wenige Schritte vom Camp entfernt stattfinden.
»Sie sagt, das Kind sei vom Geist eines erbosten Vorfahren besessen«, erklärte Michael Mushaha. »Sie muss herausfinden, wer er ist, und ihn zurück in die andere Welt schicken, wo er hingehört.«
Joel González lachte herzhaft: Wie konnte jemand im einundzwanzigsten Jahrhundert solche Dinge glauben?
»Da gibt es nichts zu lachen«, wies Michael ihn zurecht. »In achtzig Prozent aller Fälle geht es dem Patienten nach der Behandlung besser.«
Er erzählte, er habe einmal zwei Leute gesehen, die sich mit Schaum vor dem Mund am Boden gekrümmt, gebissen, geknurrt und gebellt hätten. Ihre Angehörigen waren der Meinung, sie seien von Hyänen besessen. Die alte Frau habe die beiden geheilt.
»Hysterie heißt das«, sagte Joel.
»Nennen Sie es, wie Sie wollen, Tatsache ist, dass sie durch eine Zeremonie geheilt wurden. So erfolgreich ist die westliche Medizin mit ihren Drogen und Elektroschocks selten gewesen«, sagte Mushaha milde lächelnd.
»Also wirklich, Michael, Sie sind Wissenschaftler, Sie haben in London studiert, wollen Sie mir jetzt etwa weismachen, dass …«
»Vor allem bin ich Afrikaner«, unterbrach ihn der andere. »Die afrikanischen Mediziner haben eingesehen, dass sie sich nicht über die Heiler lustig machen, sondern mit ihnen zusammenarbeiten sollten. Die Magie zeitigt zuweilen bessere Ergebnisse als die Medikamente aus dem Ausland. Die Menschen glauben an die traditionellen Heilmethoden, und das hilft. Glaube versetzt Berge. Sie sollten unsere Heiler nicht unterschätzen.«
Kate nahm Notizblock und Bleistift zur Hand, und Joel bereitete, kleinlaut geworden, seine Kamera vor, um die Zeremonie zu fotografieren.
Das Kind wurde nackt auf eine Decke gelegt, und seine Familie stellte sich ringsum auf. Die alte Heilerin begann, ihre magischen Stäbe auf den Boden zu stoßen, rasselte mit den Kalebassen, tanzte im Kreis und stimmte dazu einen Singsang an, dem sich die Nomaden wenig später anschlossen. Es dauerte nicht lange, da fiel die Heilerin in Trance, sie zuckte und verdrehte die Augen, dass man nur noch das Weiße darin sah. Zugleich wand sich das Kind am Boden wie in einem Krampf und bog den Rücken in die Höhe, bis es nur noch mit dem Hinterkopf und den Fersen...
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