Schweitzer Fachinformationen
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Hunderttausende von Jahren lebten die Menschen in friedlichen, egalitären, gesunden Gesellschaften, zumindest im Vergleich zu dem, was danach kam. Wir arbeiteten nicht besonders hart, und die Arbeit selbst (sofern man überhaupt von Arbeit sprechen kann; vorzivilisierte Gesellschaften unterscheiden nicht zwischen Arbeit und Spiel) war angenehm, sinnvoll und nicht entfremdend.
Entfremdend ist eine Tätigkeit dann, wenn sie dazu führt, dass man sich als Fremder oder Feind fühlt - ganz gegen die eigene bessere Natur; wenn man zum Beispiel gezwungen wird, für den Profit eines anderen zu arbeiten, oder wenn man ohne guten Grund arbeiten muss, oder wenn die Ergebnisse nicht befriedigend sind. Für den größten Teil der Menschheitsgeschichte (eigentlich der Vorgeschichte, denn die Geschichte beginnt mit der Zivilisation und der Schrift) war die Entfremdung von Arbeit und Leben unbekannt; Zwang und Zwecklosigkeit waren ebenso unvorstellbar wie Eigentum, Religion, Gesetzgebung, Krieg, großer Aberglaube und das, was wir »Geisteskrankheit« zu nennen pflegen.
Die Angst vor der Unmittelbarkeit, wenn sich die Sinne schärfen, um den Gefahren des Gegenwärtigen zu begegnen, gehörte zum Leben - denn Gefahr hat es immer gegeben -, aber die Angst vor dem Kommenden, diese tiefe und weit verbreitete Ungewissheit, Angst und Sorge, die moderne Frauen und Männer plagen, war unbekannt.
Objektiv gesehen ist es unmöglich, all dies unmittelbar zu wissen - aber es ist auch unmöglich, durch Lernen irgendetwas direkt zu wissen. Dennoch können wir einigermaßen verlässliche Aussagen über unsere prähistorische Vergangenheit machen, ebenso wie über die Oberfläche der Sonne oder die Folgen der Auslöschung von Leben auf der Erde. Anthropologen können anhand von Bodenproben, Knochen, Werkzeugen und anderen archäologischen Funden objektiv beurteilen, wie die Urvölker gelebt haben, wie gewalttätig sie waren, wie gesund, wie sozial strukturiert - und sogar, wie sie das Universum um sich herum wahrnahmen.1
Anthropologen können objektiv, zumindest annähernd, die früheste Entwicklungsstufe der Menschheit bestimmen, indem sie sich anschauen, wie Jäger und Sammler heute leben. Niemand denkt, dass die Sammler von heute die gleichen sind wie die vor 20.000 Jahren. Gruppen, die nie mit der modernen industriellen Welt oder der vormodernen Landwirtschaft in Berührung gekommen sind, existieren nicht mehr und können nicht mehr erforscht werden. Aber diejenigen, die - zumindest bis vor Kurzem - relativ autark überlebt haben, weisen alle mehr oder weniger die oben genannten Merkmale auf. Natürlich gibt es bei den Jäger- und Sammlergemeinschaften eine enorme Variationsbreite - weit mehr als in jeder anderen Gesellschaftsform. Aber im Allgemeinen gilt: je größer die zeitliche oder räumliche Distanz zur Zivilisation, desto größer Gleichheit, Freiheit und Wohlbefinden - sowohl psychologisch als auch sozial.2
Natürlich klafft im Herzen unseres objektiven Wissens über die ferne Vergangenheit eine riesige, unergründliche Lücke. Wir werden nie objektiv wissen, wie die Menschen in den unzähligen dunklen Jahrtausenden lebten, fühlten und wahrnahmen, bevor die Zivilisation blendend hell erschien. Selbst wenn objektives Wissen in Fragen, die die menschliche Natur betreffen, notorisch begrenzt und unzuverlässig ist, woher sonst sollten wir Erkenntnisse gewinnen? Subjektives Wissen ist noch unzuverlässiger - es ist schlichtweg trügerisch; oft läuft es auf bloßes Wunschdenken und emotionales Raten hinaus.
Dass es noch eine andere, eine radikal andere Art von Erfahrungsmodus gibt, ein Bewusstsein des Lebens, das weder objektiv - basierend auf Dingen »da draußen« - noch subjektiv - basierend auf Ideen und Emotionen »hier drinnen« - sein kann, wird von der Wissenschaft, der Psychologie, der Geschichte, der Religion und der Kunst des Systems ausgeblendet und lässt sich mit der Ausdrucksweise, die unweigerlich seine und unsere Anliegen widerspiegelt, kaum in gewöhnlichen Worten ausdrücken. Der panjektive Erfahrungsmodus (panjektiv: weder objektiv noch subjektiv; Anmerkung des Übersetzers) ist Gegenstand des Komplementärbands zu diesem Buch, »Self and Unself«.3
An dieser Stelle sei nur angemerkt, dass es eine Möglichkeit gibt, die menschliche Natur zu durchdringen, ohne auf rationale Analysen oder Vermutungen zurückzugreifen. Aber diese Art von Bewusstsein ist weder Wunschdenkern noch den Hyperrationalisten zugänglich.
Die fundamentale Vernunft der frühzeitlichen Gesellschaft darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch Probleme gab: Schmerz, Frustration, Not, Gefahr und (zunehmend) Gewalt. Wir sollten auch nicht unsere Ansprüche aufgeben und auf Bäume zurückkehren. Aber das, was wir »Fortschritt« nennen, war ein tausendjähriger Niedergang in Bezug auf Lebensqualität, Seelenfrieden, kollektive Freude und so weiter war.
Einige wenige Dinge haben sich sicherlich verbessert - vor allem im technischen Bereich -, aber das sind fast ausschließlich Lösungen für Probleme, die durch den »Fortschritt« überhaupt erst geschaffen wurden.
Dieser »Fortschritt« begann vor etwa 12.000 Jahren, als es zu einer Entfremdung im menschlichen Bewusstsein und damit auch in der menschlichen Gesellschaft kam.
Nochmals: Die Art dieser Katastrophe oder des Niedergangs wird ebenfalls in »Self and Unself« beschrieben. Hier beschränken wir uns auf die nachweisbaren sozialen Auswirkungen: Strukturierung, Gewalt gegen Frauen und Kinder, extreme Naturfeindlichkeit, Kriegstreiberei, Angst vor dem Tod, Aberglaube, Scham, sexuelle Unterdrückung und eine äußerst mittelmäßige Kultur. All dies begann zur gleichen Zeit (circa 10.000 v. u. Z.) und am gleichen Ort (Vorderer Orient/Westasien) mit dem Prozess, den wir Geschichte, Zivilisation oder das System nennen.
Das zivilisierte System begann mit einem intensiven Aberglauben, dem Glauben, dass Ideen - insbesondere Götter und Ahnen - realer seien als die Wirklichkeit. Vor der abergläubischen Weltsicht wurde das Universum als gütig, lebendig und geheimnisvoll angesehen. Diese Lebendigkeit war bestimmten Dingen - Bäumen, Wolken, Flüssen, Tieren und so weiter - in Form von Eigenschaften und Charakteren inhärent, die dann in die Mythen einflossen. In diesen Geschichten spiegelte sich das seelische Erleben eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen ähnlich wie in Träumen wider: indirekt, bildhaft und verfremdet.
Mit dem Beginn des »proto-zivilisierten« abergläubischen Zeitalters wurden diese Lebensqualitäten und die über sie verbreiteten Mythen objektiviert, d. h. von der fließenden, kontextuellen Erfahrung abgeschnitten und in ein abstraktes mystisches System oder eine (Proto-)Religion integriert. Sie wurden mit äußerst vulgären Emotionen gesättigt, die sich um Sex, Gewalt und - die Grundlage des Aberglaubens - Existenzangst drehten. Männer und Frauen hatten schon immer Angst vor den gefährlichen Dingen, die existierten. Aber jetzt fürchteten sie sich vor der Existenz selbst, die in zwei Sphären aufgeteilt wurde: das beruhigende und kontrollierbare Bekannte (die Vorstellungen und Gefühle des Selbst, »ich und mein«) und sein Gegenteil: ein beunruhigendes und furchterregendes Spektrum, das vom Unbekannten (Fremde, neue Situationen usw.) bis zum Unerkannten (Tod, Bewusstlosigkeit, Natur usw.) reichte.
Die tiefgreifende Existenzangst des Aberglaubens führte über die erzwungenen Absurditäten des abergläubischen Schamanismus zur intensiven Abstraktion der Priester und frühen (Proto-)Wissenschaftler. 12.000 Jahre v. u. Z. hatte der Mensch gedacht und argumentiert; nun aber begannen seine Gedanken ein Eigenleben zu führen, erschienen realer und wichtiger als die Wirklichkeit, die nunmehr von der Struktur des Denkens geformt wurde.
Etwa zu jener Zeit begannen mehrere miteinander verbundene Entwicklungen, die die Zukunft der Welt bestimmen sollten:
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