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Chaos unterm Mistelzweig!
England 1886. Lady Camille Lydingham will für ihren ausländischen Verehrer ein perfektes englisches Weihnachtsfest wie aus einem Charles-Dickens-Roman inszenieren. Dazu engagiert sie Schauspieler, die ihre unkonventionelle Familie standesgemäß ersetzen sollen. Doch natürlich läuft ihre Täuschung nicht nach Plan, und dann steht auch noch ihre Jugendliebe Grayson Elliot vor der Tür. Camille versucht, ihn so schnell wie möglich wieder loszuwerden, doch der vermaledeite Kerl will sich dieses verrückte Schauspiel keinesfalls entgehen lassen und gibt sich prompt als ihr verschollener Cousin aus. Camille könnte ihn erwürgen. Wenn er nur nicht so verdammt verführerisch wäre ...
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18. Dezember 1886
Und du hältst das für eine gute Idee«, sagte Lady Beryl Dunwell zu ihrer Schwester. Ihr Gesichtsausdruck verriet nicht, ob ihre Worte als Frage oder Kommentar gemeint waren, was wie immer ziemlich irritierend war. Vor allem deshalb, weil das Gesicht ihrer Schwester wie ein Spiegelbild ihres eigenen war und man eigentlich immer wissen sollte, was die eigene Zwillingsschwester dachte.
»Nein, für eine gute Idee halte ich das nicht. Eine gute Idee ist, ein dem Wetter entsprechendes Cape zu tragen. Referenzen zu verlangen, bevor man einen neuen Bediensteten einstellt, oder die gleiche Anzahl von Damen und Herren zu einem Souper zu laden, ist eine gute Idee. Aber was ich dir gerade erklärt habe« - Lady Camille Lydingham beugte sich ein wenig vor und erwiderte den Blick ihrer Schwester mit einer Entschiedenheit, die alle Zweifel Lügen strafte, die sich vielleicht noch irgendwo in ihrem Hinterkopf befanden -, »ist keine gute Idee, sondern ein genialer Einfall.«
»Ich befürchte nur, dass die Genialität dieses Einfalls davon abhängt, ob die Sache schiefgeht oder nicht«, erwiderte Beryl, während sie ihre Schwester über den Rand ihrer Teetasse betrachtete.
In den letzten Monaten waren die Zwillinge dazu übergegangen, sich mindestens alle zwei Wochen im Ladies Tearoom der Buchhandlung Fenwick and Sons zu treffen. Der Tearoom war der Treffpunkt der Damen der Gesellschaft geworden. Auch jetzt war fast kein freier Tisch mehr zu bekommen. Camille war sich nicht ganz sicher, warum der Tearoom so beliebt geworden war; er war kaum anders als die restlichen Räume der Buchhandlung, gesäumt von Regalen voller scheinbar wahllos eingeräumter Bücher. Der Tee und das Gebäck waren vorzüglich, doch in der gehobenen Gesellschaft ging vorzüglich nicht unbedingt auch mit en vogue einher. Da die beiden Schwestern jedoch absolut en vogue waren und dies der beliebteste Treffpunkt für Damen war, war er selbstverständlich auch der Ort, an dem sie anzutreffen waren.
»Und mir scheint, dass es alles Mögliche gibt, was danebengehen könnte«, fuhr Beryl fort. »Ganz fürchterlich danebengehen.«
»Unsinn.« Camille tat die Warnung ihrer Schwester mit einer gleichgültigen Handbewegung ab. »Ich habe viel darüber nachgedacht, und es ist ein geradezu perfekter Plan.«
»Es ist das >geradezu<, was dir zu denken geben sollte«, entgegnete Beryl ironisch.
»Kein Plan kann ganz und gar perfekt sein, obwohl .« Camille überlegte einen Moment. »Obwohl ich zu behaupten wage, dass dieser Plan so perfekt wie möglich ist. Mutter und Delilah verbringen Weihnachten in Paris bei ihrer Freundin, Gräfin Soundso, und werden bis weit nach Neujahr nicht nach England zurückkehren. Onkel Basil ist auf Safari in Afrika, und wie du weißt, pflegt er bei solch weiten Reisen monatelang wegzubleiben. Was mir sehr recht ist, da ich eine vorbildliche englische Familie, ein ebenso vorbildliches englisches Weihnachtsfest und einen stilvollen englischen Landsitz brauche.« Camille stieß einen leidgeprüften Seufzer aus. »Und obwohl wir aus sicherer Entfernung durchaus vorbildlich erscheinen mögen, ist aus der Nähe betrachtet sehr wenig Vorbildliches an unserer Familie.«
»Millworth Manor ist stilvoll genug«, murmelte Beryl.
»Ja, das ist es, Gott sei Dank.« Camille nickte. »Und dieses Jahr wird sich auf diesem stilvollen Landsitz eine ebenso stilvolle englische Familie zu Weihnachten einfinden.« Sie kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Es wird keinen Flirt zwischen Mutter und irgendeinem potenziellen Liebhaber geben, der glaubt, die weihnachtliche Stimmung würde ihm den Weg in ihr Bett erleichtern. Es wird kein lüsterner Onkel da sein, der allen ahnungslosen weiblichen Wesen nachstellt, die sein Interesse wecken. Es werden keine von Mutters ausländischen Exilanten da sein, die den guten alten Zeiten in dem Land, wo immer sie auch herkommen mögen, nachtrauern. Und natürlich wird es auch keine aufstrebenden Poeten, exzentrischen Künstler oder überhaupt jemanden geben, der in irgendeiner Weise schöpferisch tätig ist und durch Schmeicheleien Mutters oder unsere Gunst und Unterstützung zu erlangen hofft.«
»Du stellst uns ja schon fast wie eine Zirkusfamilie dar.«
»Es besteht ja wohl auch kaum ein Unterschied zwischen Mutters Haus und einem Zirkus, insbesondere zu Weihnachten - obwohl es in einem Zirkus wahrscheinlich weniger chaotisch zugeht.« Camille stieß einen weiteren tiefen Seufzer aus. »Wenn Vater noch da wäre .«
»Das ist er aber nicht«, fiel Beryl ihr scharf ins Wort. »Er ist schon seit zwanzig Jahren nicht mehr da, und nicht einmal zu Weihnachten nützt es etwas, sich Dinge zu wünschen, die man nicht haben kann.« Sie holte tief Luft. »Aber da du dir so viel Mühe machst und dich zweifellos auch in große Kosten stürzt .«
»Oh Gott, ja.« Camille schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung, dass es so kostspielig sein würde, eine Schauspielertruppe zu engagieren!«
»Nun, immerhin tauschst du einen ganzen Haushalt aus. Lass sehen.« Beryl überlegte kurz. »Zunächst einmal brauchst du jemanden für die Rolle der wohlmeinenden, ehrgeizigen, etwas kapriziösen Mutter und einen weiteren Schauspieler für die des alternden Wüstlings, der nicht begreift, dass er heute längst nicht mehr so charmant oder attraktiv ist, wie er es einmal war. Dann noch jemanden für die Rolle der stets ungehaltenen, sich immer irgendwie überlegen vorkommenden jüngeren Schwester .« Beryl maß Camille mit einem entschiedenen Blick. »Delilah würde da niemals mitspielen, das weißt du.«
»Dann ist es ja gut, dass sie mit Mutter in Paris ist.« Es erstaunte Camille und Beryl immer wieder, wie wenig Fantasie ihre jüngere Schwester besaß und welch übertriebenes Schicklichkeitsgefühl sie hatte. Woher kam das nur? »Und vergiss nicht, dass ich neben den Hauptdarstellern auch noch die Nebenrollen besetzen muss.« Camille zählte sie an den Fingern ab. »Ich brauchte auf jeden Fall einen Butler und eine Haushälterin, eine Köchin und eine Reihe von männlichen und weiblichen Bediensteten. Meine eigene Zofe ist die einzige, die dabei sein wird.«
»Und was hast du mit Mutters Dienstboten gemacht?« Beryl starrte sie betroffen an. »Und mit Clement?«
»Du brauchst mich nicht so anzusehen, als hätte ich ihn umgebracht und im Garten verscharrt.« Camille verdrehte ihre Augen. »Da sogar Mutter in den letzten Jahren nur selten zu Weihnachten auf dem Landsitz war, hat Clement das Fest dann immer bei seiner Nichte in Wales verbracht, glaube ich. Es wäre ja auch absurd, einen Butler im Haus zu haben, wenn niemand da ist. Die anderen habe ich alle in Urlaub geschickt - bezahlten selbstverständlich.«
»Selbstverständlich«, murmelte Beryl.
»Eine weitere größere Ausgabe. Aber mir wurde versichert, dass die meisten der Schauspieler in der Haushaltsführung besser sind als auf der Bühne, was ein Glück ist, da ich diese Arbeit schließlich auch von ihnen erwarte.« Camille senkte vertraulich die Stimme. »Wie mir gesagt wurde, waren die meisten der Schauspieler bis vor kurzem noch als Dienstboten beschäftigt. Also müsste zumindest dieser Teil unserer kleinen Komödie ganz gut klappen.«
»Na ja, solange sie sich um den Haushalt kümmern können .«
»Sie sind jedenfalls kein bisschen berühmt als Schauspieler, was einerseits praktisch, andererseits jedoch auch ein Grund zur Sorge ist.« Camille trommelte gedankenverloren mit den Fingern auf den Tisch. »Sie müssen glaubwürdig sein. Aber da es mir furchtbar peinlich wäre, wenn einer von ihnen erkannt würde, ist ihr mangelnder Erfolg als Schauspieler also auch durchaus von Vorteil für mich.«
Beryl starrte sie an, als könnte sie nicht recht glauben, was sie da hörte. »Es ist sehr schwer, gutes Personal zu bekommen.«
»Ja, das ist es. Aber nachdem sie nicht besonders gefragt sind, sind sie mehr als bereit, dieses . sagen wir, Engagement zu übernehmen. Und so teuer sie auch sind, hätten sie mir doch sehr viel mehr berechnet, wenn sie bekannter wären«, schloss Camille mit einem zufriedenen Lächeln.
»Ein Glück, dass du sie dir leisten kannst.«
»Ja, gottlob hat Harold mir ein ansehnliches Vermögen hinterlassen.«
Viscount Lydingham war erheblich älter gewesen als Camille, als sie seine Frau geworden war. Aber ältere Männer mit Vermögen und gesellschaftlicher Stellung waren ja auch genau die Art von Herren, die zu heiraten die drei Schwestern von ihrer Mutter angehalten worden waren. Beryl, Camille und Delilah hatten das auch brav getan. Ihr Lohn dafür war, verwitwet und finanziell unabhängig zu sein. Und das in einem Alter, in dem sie noch jung genug waren, um das Leben zu genießen und Liebe anzustreben, falls dies ihr Wunsch sein sollte.
Trotzdem war Harold ein sehr netter Mann gewesen. Camille war froh, ihn gefunden zu haben, und die meiste Zeit waren sie glücklich oder doch zumindest zufrieden gewesen. Seine Anforderungen an sie waren in den acht Jahren ihrer Ehe minimal gewesen. Sie hatte sich als exzellente Ehefrau erwiesen und ihn wirklich gern gehabt. Aus Achtung vor ihm hatte sie sogar zwei volle Jahre nach seinem Ableben nicht einmal daran gedacht, mit einem anderen Mann zu flirten. Selbst heute, vier Jahre nach seinem Tod, vermisste sie ihn noch.
»Und du tust das alles, um einen Mann zu beeindrucken .«
»Nicht bloß einen Mann. Einen Prinzen«, sagte Camille ein bisschen von oben herab. Auch ihre beiden Schwestern hatten eine gute Partie gemacht, und es könnte sogar sein, dass Beryls zweiter Mann eines Tages...
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