Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Dieses Buch betrachtet das Stretching ganzheitlich und gesundheitsorientiert. Die Autoren verknüpfen dabei den aktuellen Forschungsstand zu Beweglichkeit und Beweglichkeitstraining mit ihren eigenen Erfahrungen. Sie erhalten Antworten auf häufig gestellte Fragen und gewinnen Sicherheit in Bezug auf Stretching.
Im Fokus stehen über 120 Dehnungen mit Empfehlungen zu Dauer und Intensität einschließlich Übungsvarianten. Ausgangsstellung, Ausführung und Endposition sind anschaulich und nachvollziehbar mit Fotos dargestellt. Außerdem bekommen Sie
· Hinweise zur Übungsausführung,· methodische Anleitungen (Effizienzsteigerung, Schonung vor Überlastung, usw.),· Übungen zu jedem Pflichtdehnbereich (mit und ohne Hilfsmittel, im Stehen, Sitzen, Liegen).· Vorschläge, wie Sie die Übungen an verschiedene Trainingssituationen anpassen (drinnen, draußen, Einzel- bzw. Gruppentraining).
Neu in der 4. Auflage:
· aktualisiert unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse· überarbeitete Übungsauswahl
Ideal für alle (Fitness-)Trainer*innen, Übungsleiter*innen, Therapeutinnen und Therapeuten im Sport- und Gesundheitsbereich sowie interessierte Sporttreibende.
Über die Autorin und über den Autor: Karin Albrecht ist Ausbilderin, internationale Referentin, Autorin verschiedener Publikationen, Mitbegründerin der "star - school for training and recreation". Stephan Meyer, PT, arbeitet als Leiter der Abteilung Physiotherapie und Rehabilitation am Swiss Olympic Medical Center des sportwissenschaftlichen Instituts am Bundesamt für Sport in Magglingen/Schweiz.
Im Fachbereich "Dehnen" herrscht in den Bezeichnungen keine Einheitlichkeit, weder in der Forschung noch bei den Anwendern. Das führt zu vielen Missverständnissen. Allein in der Forschung werden Synonyme wie "Gelenkbeweglichkeit", "Gelenkigkeit", "Dehnfähigkeit", "Flexibilität", "Beweglichkeit" verwendet. Das hat uns dazu bewogen, unsere Bezeichnungen zu definieren und die unterschiedlichen Begriffsverständnisse aufzuzeigen.
Beweglichkeit ist eine der motorischen Hauptbeanspruchungsformen, die die Grundeigenschaften der körperlichen Leistungsfähigkeit des Menschen bilden. Auch für die Grundeigenschaften der körperlichen Leistungsfähigkeit gibt es unterschiedliche Modelle. Wir geben der Steuerung bzw. der Koordination bewusst einen übergeordneten Platz, da unserer Meinung nach in erster Linie die Steuerung beweglichkeitsbestimmend ist ( ? Abb. 1.1).
Abb. 1.1 Kreismodell von Karin Albrecht: Grundeigenschaften der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Die Beweglichkeit wird meistens anhand des maximal möglichen Bewegungsausmaßes eines Gelenksystems beurteilt. Aus anatomisch-physiologischer Sicht sind 2 Komponenten dafür verantwortlich ( ? Abb. 1.2):
die Gelenkigkeit und
die Dehnfähigkeit.
Abb. 1.2 Beweglichkeitsmodell.
Die Gelenkigkeit ergibt sich aus der Form der am Gelenkaufbau beteiligten Knochen. Sie kann im Gegensatz zur Dehnfähigkeit nur minimal beeinflusst werden. Trainingsbedingte Formänderungen der Gelenke sind v.a. im Kindes- und Jugendalter möglich, sollten aber nicht als normale biologische Anpassung gewertet werden, sondern als negative Begleiterscheinung der unphysiologischen Beanspruchung in der entsprechenden Sportart.
Die Dehnfähigkeit bezieht sich in der Hauptsache auf die gelenkumgebenden bindegewebigen Strukturen wie Sehnen, Bänder, Gelenkkapseln und auf die Muskulatur mit ihren bindegewebigen Anteilen. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Steuerung (das Nervensystem) immer als erste Instanz die Beweglichkeit bestimmt, ganz gleich wie "elastisch" die bindegewebigen Strukturen sind. Jeder Mensch hat, über die individuelle Steuerung, sein eigenes erworbenes Beweglichkeitsmuster (neurales Muster).
Die Hauptfaktoren, die die Beweglichkeit bestimmen, die 3 G, sind:
Genetik,
Geschlecht,
Gewohnheit.
Die Beweglichkeit wird zusätzlich von vielen äußeren Faktoren, z.B. Tageszeit und Temperatur, und von ebenso vielen inneren Faktoren, z.B. Trainingszustand, Psyche, Schmerz, beeinflusst. Wollen wir Beweglichkeitsmessungen vergleichen, müssten alle Einflüsse mit in die Beurteilung einbezogen werden.
Im Sport wird die Beweglichkeit zumeist durch das Bestimmen des maximalen Bewegungsumfangs in einem Gelenk beurteilt. Differenzierter wird im medizinisch-physiotherapeutischen Bereich vorgegangen, wobei mittels spezieller Techniken zuerst das sogenannte "Gelenkspiel" geprüft und auch das "Endgefühl" am Bewegungsende einbezogen wird.
Merke
Die Beweglichkeit ist die Summe des individuellen Beweglichkeitsmusters, der Dehnfähigkeit, der Form der Gelenke und der momentanen zusätzlichen Einflüsse wie Temperatur, Tageszeit, Emotion und Psyche.
Das Heranziehen von "Normwerten" in Bezug auf die Beweglichkeit ist problematisch und beantwortet die Frage nach einem eingeschränkten oder übermäßigen Bewegungsausmaß nicht. Den Faktoren, die die Beweglichkeit, wie oben beschrieben, beeinflussen, wird in den meisten Fällen zu wenig Rechnung getragen. Es ist bekannt, dass Frauen beweglicher sind als Männer, auch dass sich beim älteren Menschen zunehmend Bindegewebe in die Muskulatur einlagert und es dadurch zu einer Verminderung der Beweglichkeit kommen kann. Den größten Einfluss auf die Beweglichkeit haben jedoch die individuellen Bewegungs- und Haltungsgewohnheiten des Menschen im täglichen Leben oder im Sport. Im Weiteren können auch Erkrankungen, Verletzungen, aber auch verschiedene psychische und emotionale Zustände die Beweglichkeit beeinflussen.
Sollen nun Vergleiche in Form von Beweglichkeitstests angestellt werden, müssen die Testpersonen in verschiedene Kategorien unterteilt werden. Dies sind die in ? Tab. 1.1 dargestellten Punkte.
Kategorien
Mann
Frau
Maximalnorm (Spitzensport)
außergewöhnliche Norm (Leistung)
optimale Norm (Subjektive)
Gesundheitsnorm (?)
Durchschnittsnorm (Statistik)
Minimalnorm (Alltagsanforderung)
Im Bereich des Sports kommen zusätzlich sportartspezifische Anforderungen der Beweglichkeit hinzu. Somit wird klar, dass die Beurteilung der Beweglichkeit von vielen Faktoren abhängig ist, die bei jedem Beweglichkeitstest mit einbezogen werden sollten.
Bei Sportlerinnen und Sportlern ergibt sich ein zusätzliches Beurteilungskriterium durch die jeweilige Sportart, die ausgeübt wird. Die unterschiedliche Beanspruchung der Muskulatur mit ihren sportartspezifischen Bewegungsmustern lässt nur einen Vergleich von Athleten aus derselben Disziplin zu. In der praktischen Arbeit mit Sportlern zeigt sich oft die Tatsache, dass nach den üblichen Kriterien der Beweglichkeitsmessung (z.B. Test nach Janda) viele der Athleten Muskelverkürzungen aufweisen. Zum Beispiel zeigt sich beim Eishockeyspieler häufig eine Beugehaltung im Bereich der Hüftmuskulatur. Bedingt durch die dauernde sportspezifische Körperhaltung in Beugung passt sich der Muskel, mangels Gegenbewegung in die Streckung, mit einer "Verkürzung" an. Diese scheinbaren Abweichungen von der Norm können auch als funktionelle Anpassung der Muskulatur, im positiven Sinne, zur Verbesserung der Stabilität und der Leistungsfähigkeit gewertet werden. Im negativen Sinne kann es eine Schutzansteuerung für die Hüftgelenke sein, sei es wegen eines Labrumrisses, wegen Abnutzung, wegen Überlastung oder Ähnlichem.
Bei Sportarten wie dem Kunstturnen, die ein hohes Maß an Beweglichkeit erfordern, treten solche "Einschränkungen" nicht auf. Im Gegensatz zum Eishockeyspieler, der in seiner Sportart praktisch nie das volle Beweglichkeitsausmaß seiner Gelenke ausschöpfen muss, ist im Kunstturnen eine eingeschränkte Beweglichkeit in höchstem Maße leistungslimitierend. Anhand dieses Beispiels wird ersichtlich, dass im Sport mit der Beweglichkeit sehr differenziert umgegangen werden muss und die Anwendung von allgemeingültigen Kriterien nicht zulässig ist.
Je nach Sportart und individueller Beweglichkeit kann es sein, dass die Beweglichkeit gepflegt und erhalten werden muss oder verbessert werden sollte.
Im Alltag wird der maximale Bewegungsradius selten ausgeschöpft. Das häufige Sitzen und die kleinen monotonen Bewegungen des "Büromenschen" führen auf Dauer zu Beweglichkeitseinschränkungen, da sich alle Systeme des Körpers diesen Beuge- und Bewegungsanforderungen anpassen.
Hinzu kommt der Alterungsprozess. Der Mensch wird im Alter trockener und steifer, da das Bindegewebe zunehmend seine Elastizität verliert und mehr kollagenes Gewebe eingebaut wird. Wie wir diesen Prozess erleben, ist eine...
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