Schweitzer Fachinformationen
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»Hier ist überall Blut.«
Kyle Treharne beugte sich über den Beifahrersitz des umgekippten Autos, dessen Fahrerseite so schwer beschädigt war, dass sich eigentlich niemand durch das zerbeulte Metall aus dem Wagen hätte befreien können. Auch nicht die Frau, deren Angst er roch. Angst und Panik . und noch etwas anderes. Etwas, das er nicht ganz benennen konnte.
»Siehst du irgendjemanden?«, fragte sein Boss. Kyle rückte das Headset zurecht, um den Mann besser hören zu können. Die Stimme des Sheriffs war so tief, dass es oft schwer war, genau zu verstehen, was er sagte.
»Nein. Ich sehe niemanden. Auch keine Leichen, aber .« Er schnupperte und senkte den Blick. »Eine Blutspur.«
»Geh ihr nach. Und gib mir Bescheid, wenn du etwas findest. Ich schicke die Sanitäter los.«
»In Ordnung.« Kyle legte auf und folgte der Blutspur, die direkt zum Strand führte. Er ging schnell, weil er befürchtete, die Frau könnte verbluten, doch gleichzeitig machte er sich auch Sorgen, dass diese menschliche Frau etwas sehen würde, das er niemals würde erklären können.
Kyle lief zwischen den Bäumen hindurch, bis er an den Strand kam. Wie erhofft, lungerten dort weder Leute aus der Stadt noch Besucher der Hotelanlage herum. Der Strand lag an diesem heißen Augusttag glücklicherweise völlig verlassen da. Kyle ging weiter der Blutspur nach, die in einem kleinen Bogen durch den Sand verlief. Sie führte in den Wald zurück, etwa sechs oder sieben Meter von der Stelle entfernt, wo er selbst hineingegangen war.
Er war kaum ein paar Schritte weit gekommen, als ein greller Lichtblitz und der Geruch der verschwundenen Frau ihn trafen, Sekunden bevor sie ihn traf. Er hätte eigentlich schneller sein müssen. Normalerweise wäre er es auch gewesen. Aber ihre Fährte hatte ihn total aus dem Konzept gebracht, und er konnte sich nicht schnell genug berappeln, um der Frau auszuweichen, die jetzt direkt in ihn hineinkrachte.
Sie prallte so heftig gegen ihn, dass sie ihn, wäre er vollkommen menschlich gewesen, vielleicht sogar getötet hätte.
Kyle war aber kein Mensch. Er war anders auf die Welt gekommen, wie fast alle in seiner kleinen Stadt. Sie mochten nicht alle derselben Gattung entstammen, doch sie waren alle von derselben Art.
Trotzdem bedeutete seine nicht ganz menschliche Natur keineswegs, dass er keinen Schmerz spürte. Gerade jetzt, als er flach auf dem Rücken landete und die Frau sich auf ihn setzte, fühlte er jede Menge Schmerz.
Doch er ließ nach, als die Frau sich bewegte und ihr schmaler Körper über seinen streifte. Sie stöhnte und Kyle umfasste sanft ihre Schultern.
»Hey, Schätzchen. Geht es Ihnen gut?«
Sie antwortete nicht. Stattdessen klatschte sie ihm eine Hand aufs Gesicht und drückte seine Nase platt, weil sie sich mit ihrem ganzen Gewicht daraufstützte und hochstemmte.
Durch ihre Finger hindurch konnte er die Verwirrung in ihren Augen sehen, während sie sich umschaute. Blut, das aus einer tiefen Platzwunde auf ihrer Stirn sickerte, verklebte ihr dunkelbraunes Haar und bedeckte einen Teil ihres Gesichtes. Blutunterlaufene, leicht mandelförmige braune Augen schauten sich suchend um. Kyle hatte nicht die leiseste Ahnung, wonach sie suchte. Ihre Oberlippe war ebenfalls aufgeplatzt, und obwohl sie nicht länger blutete, hatte die Stelle angefangen, sich außenrum schwarz und blau zu verfärben.
Verdammt, die Kleine ist süß.
»Ähm .« Er klopfte ihr auf den Arm. »Könnten Sie die Hand wegnehmen, Schätzchen?« Er stieß die Frage hervor, als hätte er die schlimmste Erkältung im Universum. »Ich kann nicht richtig atmen.«
Sie sah ihn nicht einmal an, sondern starrte stattdessen in den Wald. »Verdammt. Es ist weg.« Die Frau übte noch mehr Druck auf seine arme Nase aus und stieß sich schließlich von ihm ab. »Verdammt. Verdammt. Verdammt.« Sie stolperte in Richtung Wald und Kyle rappelte sich schnell hoch.
»Das ist nicht meine Schuld. Wirklich nicht«, platzte die Frau heraus.
Armes Ding, vollkommen im Delirium wegen des starken Blutverlusts. Sie brabbelt vor sich hin wie eine Irre, dachte Kyle.
Dann blieb sie stehen. Abrupt. Beinahe so, als sei sie gegen eine Wand gelaufen. »Verdammt«, wiederholte sie.
Da er wusste, dass er sie ins Krankenhaus schaffen musste, bevor sie ihm wegstarb, legte Kyle ihr eine Hand auf die Schulter und drehte sie sanft zu sich um. »Es ist alles gut, Liebes. Ich bringe Sie von hier weg, okay?« Er legte ihr einen Arm auf den Rücken, schob ihr den anderen unter die Knie und hob sie hoch.
Hmm. Sie fühlt sich gut an.
Kyle schaute lächelnd auf sie herunter und für einen Moment sah sie ihn vollkommen verwirrt an.
Dann fing die Verrückte an, um sich zu schlagen und zu treten, und versuchte, aus seinen Armen herauszukommen. Obwohl sie über keinerlei Technik verfügte - sie tat kaum mehr, als wild mit den Armen zu rudern -, konnte er nicht glauben, wie stark sie trotz des großen Blutverlustes war. Schnell merkte er jedoch, dass noch jemand ihre Fährte aufgenommen hatte und direkt auf sie zukam.
Kyle packte die kämpfende Frau um die Taille und drückte ihren Rücken mit einen Arm an sich. Ohne auf den Schmerz zu achten, den ihre kleinen Fäuste und Füße ihm zufügten, drehte er sich so, dass sie in die entgegengesetzte Richtung schaute. Mit seiner freien Hand holte er zu einem Haken aus und donnerte seine Faust gegen das Maul des schwarz-orangefarbenen Yankee-Bastards, der wild entschlossen schien, die Frau in seine Tigerpfoten zu bekommen. Tigermännchen brauchten nur einen Hauch von einem Weibchen zu erschnuppern, um sich - so sicher wie das Amen in der Kirche - darauf zu stürzen. Die Tatsache, dass diese Frau vollkommen menschlich und zudem von außerhalb war, schien für einige Idioten keine Rolle zu spielen.
Ein überraschtes Aufjaulen, und die Yankee-Katze flog zurück in den Wald. Kyle verdrehte die Augen. Er liebte seine Stadt, doch die Yankees, die häufig aufkreuzten, konnte er weiß Gott nicht leiden. Alle durch die Bank unhöflich, anmaßend und verdammt nervig.
Kyle ging mit der Frau, die er immer noch festhielt, weiter, bis sie anfing, ihn zu ohrfeigen.
»Hände weg! Hände weg! Lassen Sie mich los!« Bei all dem Blutverlust schien sie vollkommen klar, wenn auch ziemlich irre zu sein.
Schlimmer noch. Er hätte diesen Akzent überall erkannt. Ein Yankee. Ein verdammter Yankee.
Kyle ließ sie fallen, sodass sie unsanft auf ihren süßen Hintern in den Sand knallte.
Nach einem Moment benommenen Schweigens funkelte sie ihn plötzlich mit ihren großen braunen Augen an . und da wusste Kyle Treharne, dass er im schlimmsten Schlamassel seines Lebens steckte.
Nein, nein. Das war kein normal großes menschliches Wesen. Weit gefehlt. Ihr Zirkel hatte sie gewarnt: »Im Süden sind sie ziemlich groß, Süße«, aber sie hätte nicht gedacht, dass sie so groß waren.
Oder so attraktiv. Sie hatte noch nie so schwarzes Haar gesehen. Nicht braun. Schwarz. Aber wenn das Licht auf eine bestimmte Weise darauf fiel, konnte sie noch andere Farben unter dem Schwarz ausmachen. Helle Rot-, Gelb- und Brauntöne. Dann noch seine Augen. Der Blick heller, heller goldener Augen flackerte über ihr Gesicht und nahm jedes Detail auf. Seine Nase, an der Spitze abgerundet. Seine vollen Lippen, die zum Darüberlecken einluden.
»Werden Sie sich jetzt beruhigen, Schätzchen? Oder soll ich Sie noch mal auf ihren hübschen Hintern fallen lassen?«
Emma Lucchesi - Anhängerin der Dunklen Mütter, elementare Macht des Zirkels der Dunkelsten Nacht, Meisterin des neunten Levels des Traumreichs und Steuerberaterin auf Long Island für die Kanzleien Bruce, MacArthur und Markowitz - wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Was sie zu ihm sagen sollte. Vor allem, weil sie nicht aufhören konnte, den Mann anzustarren, der über ihr stand.
Routine. Das hier hätte reine Routine sein sollen. Die simple Suche nach einer Machtquelle, nötig, um sich keine Sorgen um Blutopfer machen zu müssen. Ihre beiden letzten Machtquellen waren schnell versiegt. Schneller als gewöhnlich, daher hatten sie sich außerhalb ihrer Heimatstadt auf die Suche gemacht. Aber sie hatten nicht vorgehabt, dermaßen außerhalb ihrer Heimatstadt danach zu suchen. Und irgendwie hatte der Zirkel eine Tür geöffnet, die sie jetzt in aller Eile wieder hatten schließen müssen. Es führte zu allen möglichen Problemen, wenn man die Tür zwischen den Dimensionen zu lange offen ließ.
Mithilfe einiger Auffindezauber und ein paar wirkungsvoller Runen, die sich im Besitz des Zirkels befanden, hatte Emma die Stelle irgendwo an der Küste der Carolinas entdeckt. Normalerweise machte Emmas Rolle es lediglich erforderlich, den betreffenden Ort zu finden, und irgendjemand anderes aus dem Zirkel löste das Problem.
Genau wie in ihrem Job, mit dem sie sich ihren Lebensunterhalt verdiente, kümmerte Emma sich um die Einzelheiten. Die Details. Die kleinen Dinge. Jemand anders regelte die dramatischeren oder interessanteren Sachen. Und diesmal wäre es nicht anders gewesen, hätte es da nicht ein kleines Problem gegeben .
»North Carolina? Im Süden? Oh. Ähm. Nun, weißt du, ich kann mir wirklich nicht so lange freinehmen.« Wenn sie London oder Paris oder sogar San Francisco oder Chicago gesagt hätte, hätte es ein Riesengeschrei gegeben, wer fahren dürfte. Selbst Jamie Meacham, ihre Hohepriesterin, hätte sich zumindest mit ihrer Cousine Mackenzie Mathews darum geprügelt.
Aber so blieb es schließlich an Emma hängen, diesen kleinen Ausflug zu machen, weil niemand sonst...
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