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Zwei wie Feuer und Wasser
Iliana Henriksdotter ist entsetzt, als sie gezwungen wird, den berüchtigten Ritter Markus Järv zu ehelichen. Markus ist ein Mann des Krieges, vom Leben gezeichnet, weithin gefürchtet und das genaue Gegenteil des freundlichen Bauernsohnes, den die junge Heilerin heiraten wollte. Doch sosehr sie ihn auch verabscheut - das Schicksal hat seine eigenen Pläne. An der Seite des düsteren Ritters beginnt für Illiana eine abenteuerliche Reise, während der sie sich nicht nur einem tödlichen Feind stellen müssen, sondern auch der Tatsache, dass Hass und Liebe manchmal sehr nah beieinander liegen ... "Simona Ahrnstedts Schreibstil ist perfekt!" Gone with the Books
Östergötland
Christi Himmelfahrt, Mai 1349
Die Wahrheit - und darüber machte sich Illiana Henriksdotter keine Illusionen - sah folgendermaßen aus: Sie hatte keine große Auswahl an möglichen Verlobten.
Illiana blickte hinunter auf ihre Hände, die ausnahmsweise einmal ruhig in ihrem Schoß lagen. Sie hatte sie zwar draußen im Eimer gewaschen, aber unter ihren Nägeln war immer noch Erde. Diskret versuchte sie, das Gröbste zu entfernen. Den ganzen Vormittag hatte sie kniend im Garten verbracht. Überall keimte und spross es: Kräuter und duftende Gewürze, die hellen Triebe der Rauke und kleine Büschel aus Thymian. Es war die Jahreszeit, die sie am meisten liebte. Sie versuchte, sich mit Gedanken an ihren erblühenden Garten abzulenken, doch:
Ob sie es nun wahrhaben wollte oder nicht .
»Es wird sie sowieso kein anderer heiraten wollen«, sagte ihre Mutter laut und verärgert.
Genau.
Auch wenn Illiana zum gleichen Ergebnis gekommen war, tat es dennoch weh, es zu hören. Kurz gesagt: Sie war unmöglich zu verheiraten.
Ihre Mutter Rikissa wandte sich vom Fenster ab und fuhr fort: »Wir können Axel ebenso gut eine Zusage geben. Bevor sie zu alt ist. Besser Axel als niemand.« Trotz dieser Worte wirkte ihre Mutter nicht gerade zufrieden. Ja, vielleicht war Axel immer noch besser als gar keiner, aber der Unterschied schien für sie gering zu sein.
Illiana kratzte an einem grünen Fleck auf ihrem Rock und versuchte, nicht zu zeigen, wie sie sich für ihre Unzulänglichkeiten schämte - besonders jene auf dem Heiratsmarkt. Während sie weiter an dem Fleck herumschabte, breitete sich ein Duft nach Minze aus. Minze hatte sie schon immer gemocht, das war eine beständige und winterfeste Pflanze. Viele Kräuter überstanden den Winter nicht, aber die Minze überlebte alles. Illiana hob den Kopf (früher oder später musste sie das ja) und blickte ihre Mutter an. Rikissa war eine herbe Schönheit mit ihren graublauen Augen und den hohen Wangenknochen. Folgsam erwiderte Illiana: »Ich habe nichts gegen Axel.«
Ihre Mutter trommelte mit den Fingern gegen die Holzwand. »Ich hatte wirklich geglaubt, dass es mit Sture etwas werden könnte«, sagte sie. »Ich hatte darauf gehofft.«
»Er war eine bessere Partie«, stimmte Illianas Vater, Henrik Svensson, ihr zu. Breitbeinig stand er da, mit beiden Händen am Ledergürtel, und blickte sein jüngstes Kind finster an. »Was für ein teuflisches Unglück, dass er sterben musste. Sein Hof lag auf fruchtbarem Boden.«
Illiana versuchte, nicht zu zeigen, wie unendlich erleichtert sie darüber war, dass der alte, zahnlose Sture im letzten Jahr das Zeitliche gesegnet hatte. Denn trotz seines Alters hatte er ständig ihren Körper angestarrt, und seine Blicke hatten sich wie Ungeziefer angefühlt, das an ihr hochkroch. Im Gegensatz zum uralten Sture war Axel jung, gutmütig und ruhig. Überdies besaß er noch alle seine Zähne und starrte Illiana nicht ständig an. Sie war zutiefst dankbar, dass er sich getraut hatte, um ihre Hand anzuhalten. Auch wenn sich ihre Eltern einen reicheren Schwiegersohn wünschten, war sie selbst mehr als zufrieden. Axel war der Richtige für sie: rücksichtsvoll, freundlich und fürsorglich.
»Das ist alles deine Schuld.« Ihr Vater verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Illiana an, wie er seine einzige Tochter für gewöhnlich anzusehen pflegte - wie ein lahmes Pferd oder einen untauglichen Jagdhund. »Immer bist du allein unterwegs. Wühlst in der Erde und dergleichen. Kein Wunder, dass die Leute dich merkwürdig finden. Ich finde dich auch merkwürdig.«
Illianas Mutter sagte nichts. Sie blickte aus dem Fenster, aber Illiana spürte, dass Rikissa der gleichen Meinung war wie ihr Mann: Es war Illianas Schuld, dass sie noch keinen Ehemann gefunden hatte.
Von draußen hörte man geschäftiges Treiben. Die Bediensteten des Hofs bereiteten das Festmahl für den Abend vor. Sie feierten Christi Himmelfahrt und den Viehtrieb. Die meisten ihrer Freunde von den umliegenden Höfen würden an dieser Feier teilnehmen. Bei so vielen Menschen war eines klar: Was heute Abend hier passierte, würden innerhalb weniger Wochen alle in der Umgebung wissen.
Illiana wartete. Offiziell hatte ihr Vater das Sagen, doch in Wahrheit war Henrik Svensson vollkommen auf die Ansichten und Ratschläge seiner schönen Ehefrau angewiesen, das wusste Illiana. Die Mutter war intelligent. Der Vater war nur rücksichtslos.
»Wir werden die Verlobung heute Abend während des Festessens bekannt geben«, entschied Rikissa. Illianas Vater nickte zustimmend.
»Machen wir das Beste daraus«, fuhr Rikissa fort. »Es ist wie verhext mit ihren Verlobungen.«
Da konnte Illiana ihr leider nur zustimmen. Ihr erster Verlobter war am Abend vor der Trauung gestorben. Nicht weiter merkwürdig, es war ein Unfall gewesen. Er war gefallen, hatte sich gestoßen und war gestorben. Der zweite Kandidat war ebenfalls krank geworden und wenige Wochen vor der Trauung gestorben. Beide Männer waren Söhne von Freunden ihres Vaters gewesen, Illiana hatte sie nie kennengelernt und somit auch nicht betrauert. Dann aber waren keine weiteren gefolgt. Sie war fünfzehn geworden, sechzehn und siebzehn, ohne dass eine Familie davon hatte überzeugt werden können, sie zur Schwiegertochter zu nehmen. Niemand hatte es laut ausgesprochen, aber Illiana war sich recht sicher: Die Leute dachten, dass sie Unglück brachte. Außerdem vermutete Illiana, dass ihr Geschick im Umgang mit Pflanzen auch nicht gerade zur Verbesserung ihres Rufs beitrug. Sie kratzte an dem unschuldigen Minzefleck und dachte an ihre Petersilien- und Basilikumpflanzen. Natürlich wusste sie, welche Pflanzen giftig waren und welche nicht. Die Natur war voller Gift und Tod. Aber diese Gewächse mied sie, sie brachten ihr keinen Nutzen. Sie wusste, dass sie niemals einem Lebewesen etwas antun würde. Doch genau darin lag das Problem: Sie wusste das, aber die Leute wussten es nicht. Und als Illiana Henriksdotters Verlobte einfach einer nach dem anderen starben, hatten die Leute natürlich zu reden begonnen. Nicht, dass jemand sie direkt anklagte, sie war niemand, der die Gemüter wirklich erregte. Illiana schielte zum Fenster hin. Außer vielleicht das Gemüt ihrer Mutter. Wenn sie alle Enttäuschungen zusammennahm, die sie ihrer Mutter schon bereitet hatte, so war diese die größte. Und niemand konnte so enttäuscht sein wie Rikissa.
Illianas Vater schüttelte sein grauhaariges Haupt und warf ihr einen letzten irritierten Blick zu. »Ich werde wohl mit Axel über eine Mitgift reden müssen.« Und damit war es beschlossene Sache. Illiana Henriksdotter würde sich mit dem Bauern Axel verloben.
Erleichtert trat Illiana hinaus auf die Treppe in den Sonnenschein. Es war vorbei. Hineingerufen zu werden zu einem Gespräch mit den Eltern war selten erfreulich, dieses Mal war es jedoch gut gegangen. Es war, als wäre eine zentnerschwere Last von ihren Schultern genommen worden. Sie blickte sich um. Braune Hennen pickten in den Blumenbeeten nach Körnern, die Jagdhunde ihres Vaters dösten im Schatten und beobachteten die Hühner mit halb geschlossenen Augen. Überall waren die Festvorbereitungen in vollem Gange. Düfte verbreiteten sich aus den Brathütten, und aus der Braustube drang das Rumpeln von Fässern und das Geschepper von Krügen, die mit Bier und Met gefüllt wurden. Ihr wurde warm ums Herz. Sie liebte ihr Zuhause, und ein Großteil der Erleichterung über Axels Heiratsantrag beruhte auf der Tatsache, dass er auf dem Nachbarhof wohnte. Sie würde es nie weit bis nach Hause haben.
Illiana beschattete ihre Augen mit der Hand.
»Haben sie es dir gesagt?«, hörte sie Axel fragen.
Er stand gegen die sonnenwarme Hauswand gelehnt und blickte Illiana unsicher an. Wie immer sah er aus, als käme er direkt vom Feld. Er hatte etwas Robustes, Ländliches an sich, so als wäre er Teil der Erde, die er bebaute.
Illiana nickte. »Ja«, antwortete sie und lächelte.
»Wie fühlt es sich an?«
Sie strich mit den Händen über ihren Rock. »Ungewohnt.«
»Dein Vater hat mich mehrmals darauf hingewiesen, dass ich nicht reich bin.«
Illiana verzog das Gesicht. »Ich bin nicht schön, also gleicht es sich wieder aus.«
Axel lachte auf, es war ein warmes und sonniges Lachen. So war er - warm und sonnig. »Du bist innerlich schön, das ist für mich wichtig. Und du bist vernünftig und praktisch. Was kann sich ein Mann Besseres wünschen?«
Illiana musste lächeln. Es war für sie in Ordnung, dass er so ehrlich war. Gott hatte in seiner unendlichen Weisheit ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder so viel Schönheit gegeben, dass für sie nicht mehr viel übrig geblieben war.
»Du musst mir versprechen, nicht zu sterben!«, sagte sie halb im Scherz. Nicht, dass sie abergläubisch war, aber . »Denn ich würde dich wirklich vermissen«, fügte sie sanft hinzu.
Und mein Ruf wäre dahin, wenn auch mein dritter Verlobter sterben würde.
Axel strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich verspreche es. Also hast du nichts gegen die Verlobung einzuwenden?« Seine Stimme klang ernst. Sie wusste, dass Axel sie niemals gegen ihren Willen heiraten würde, unabhängig davon, was ihr Vater sagte. Axel war ihr gegenüber noch nie laut geworden. Er würde nicht gewalttätig sein und sich ihr nicht aufdrängen. Er war einfach der liebenswerteste Mensch, den sie kannte.
»Ich freue mich«, ergänzte sie, und das stimmte. »Und ich fühle mich...
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