Schweitzer Fachinformationen
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A. Kürzestmöglicher Abriss der Handlung
Ohne Vorwarnung explodiert eine Superatombombe, die selbst die kühnsten Erwartungen derer, die sie abwarfen, übertrifft. Augenscheinlich wird auf der Erde mit einem Schlag alles Leben, werden alle Menschen und Tiere vernichtet – und damit auch die Mächte, die bislang die Zivilisation lenkten.
Einen Überlebenden gibt es jedoch: den Tramp. In einem langen Solo-Auftritt wandert er durch ein menschenleeres New York (oder eine andere »internationalisierte« Großstadt) und betrachtet die Zivilisation, wie sie einen Sekundenbruchteil vor ihrer Vernichtung aussah.
Als dieses (soweit man weiß) letzte Lebewesen auf Erden kurz davor ist, aus schierer Einsamkeit, abgrundtiefer Verzweiflung und einem Gefühl der Sinnlosigkeit zu sterben, findet er kurz nacheinander zwei gute, alles andere aufwiegende Gründe weiterzuleben: erst ein fast neugeborenes Kind, dessen er sich annimmt, und dann eine junge Frau (nicht die Mutter des Kindes).
Von neuem Lebensmut und Hoffnung wie verwandelt, errichten der Tramp und die junge Frau aus irgendwelchen Relikten der ausgelöschten Zivilisation die erste menschliche Behausung und entzünden das erste Feuer in der neugeborenen Welt, deren menschliches Symbol das Baby ist. Sie sind wie Adam und Eva, eine Heilige Familie Robinson, und dies ist auch der Moment größter Hoffnung, Friede, Schönheit und Freude im Film: die größte und kleinste Einheit, die auf so etwas wie das durch und durch Gute und wahres Glück hoffen lässt: die Familie.
Doch danach erfahren wir, dass es weitere Überlebende gibt.
Der erste Mensch, ein braver, anständiger Mann, der zu der kleinen Familie des Tramps stößt, bootet den Tramp sogleich bei der jungen Frau aus. Danach ist der Tramp nur noch eine Mischung aus Kindermädchen und Freund der Familie. Doch abgesehen von diesem schweren Verlust und der Trauer, die für das im menschlichen Leben unvermeidliche Leid und den Schmerz stehen, gelangen sie zu einem bemerkenswert guten freundschaftlichen Miteinander.
Zu den anderen für den Film wichtigen Überlebenden zählt eine Gruppe von Kernphysikern und anderen Wissenschaftlern, die den Bombenabwurf in großen unterirdischen Laboratorien praktisch unbeschadet überstanden haben.
Der restliche Film widmet sich abwechselnd diesen beiden sehr unterschiedlichen Gemeinschaften und zeigt, wie in jeder wieder ein Alltag hergestellt wird und sich erneut eine Art Zivilisation herausbildet.
Die Überlebenden, die sich um die Wissenschaftler sammeln, und jene, die zufällig in das Umfeld des Tramps kommen, sind jeweils ganz normale Leute. Aber sie entwickeln sich völlig unterschiedlich, und sie entwickeln völlig unterschiedliche Formen von Gemeinschaft und Zivilisation. Diese Entwicklung verläuft umso schneller und entschiedener, als die Leute schon in der alten Zivilisation die Fähigkeit zum selbstständigen Denken und Fühlen fast vollständig verloren hatten und nun noch formbarer sind als zuvor, abhängig davon, unter welchen Einfluss sie zufällig geraten. Das ist die Hauptauswirkung des Bombenabwurfs auf die Psyche.
Die Wissenschaftler hatten bereits auf die alte Zivilisation maßgeblichen Einfluss, und alles in allem waren sie da auch die klügsten Köpfe; die Bombe haben sie in ihren nach wissenschaftlichen Erkenntnissen eingerichteten Bunkern überlebt und blieben von den psychischen Folgen verschont. Überlebende, die unter Einfluss der Wissenschaftler geraten, richten ihr Leben immer mehr an der »reinen« Vernunft und wissenschaftlichen Autorität aus und folgen immer weniger Instinkt, Gefühlen, persönlichen Bedürfnissen, moralischen, ästhetischen oder persönlichen »Werten«, individuellem Urteil oder ihrer Selbsteinschätzung. Die reiche Belohnung, die sie dafür erhalten, ist materieller Art und technisch erzeugt. Der Preis, den sie bezahlen, ist der Verlust ihrer Eigenart, ihres Wesens und ihrer Persönlichkeit. Ihre Gemeinschaft ist die logische Weiterführung all dessen, was in der alten Zivilisation der Selbstverwirklichung am meisten entgegenstand. Es ist die höchste, vollkommene und unüberwindbare Form der Tyrannei, in der sich die Tyrannen tatsächlich für Diener, Retter und Wohltäter halten und es auch in der Wahrnehmung der Bürger sind, die alle Vorzüge der Demokratie genießen und nutzen und die sich für frei und glücklich halten. (Damit keine Sekunde der Eindruck entsteht, wir würden das herkömmliche Verständnis von »Totalitarismus« karikieren, sollte meiner Meinung nach die wissenschaftliche Gemeinschaft die amerikanische Verfassung und die Bill of Rights übernehmen, ja verfeinern und zeigen, zu welcher Hölle auf Erden eine perfekte Demokratie werden kann, wenn ihre Mitglieder zwar die richtigen Worte im Mund führen, aber deren Sinn nicht verstehen.) Zur potentiellen »Verteidigung« entwickeln die Wissenschaftler und ihre Mitbürger noch viel großartigere Waffen mit noch größerer Zerstörungskraft als die Bombe, die um Haaresbreite die gesamte Menschheit ausgelöscht hat.
Der Tramp dagegen hat nur durch eine verrückte Fügung des Schicksals, die sonderbare Gnade Gottes oder beides überlebt; wie alle anderen Überlebenden hat er die volle Wirkung der Bombe zu spüren bekommen. Doch obwohl der Tramp in vieler Hinsicht so leicht zu beeinflussen und so unbedacht ist wie ein Kind, ist er im Grunde die allerstärkste Kraft im menschlichen Leben: Er ist der menschliche Geist in einer so ursprünglichen und intakten Form, dass nicht einmal die Bombe sein reines Wesen schädigen oder schwächen konnte. Und alle, die unter seinen Einfluss gelangen, entdecken in sich die besondere Form von kindlichem Anarchismus des Tramps und finden zum ersten Mal im Leben den Mut, diesen Anarchismus zu bejahen und auszuleben. Damit beginnen selbst Menschen, von denen man es nicht für möglich halten würde, zu begreifen, wer und was sie sind; beginnen, Freude über sich und andere zu empfinden; und sich selbst und alle anderen als einzigartige, unverwechselbare Individuen wertzuschätzen; und all das zu tun und zu sein, was sie kaum zu hoffen wagten und höchstens insgeheim zu werden wünschten – was bei manchen grausam, böse oder zerstörerisch ist, aber bei den meisten eigentlich sehr gut und erfreulich. Sie verzichten nicht völlig auf den Gebrauch der Vernunft, aber sie gebrauchen sie fast nie ohne die Klugheit des Herzens, des Körpers und der Instinkte. Die reiche Belohnung, die sie dafür erhalten, ist rein persönlicher Art und zwischenmenschlich; doch müssen sie dafür mit Trauer und Leid bezahlen, die bei einer nicht betäubten, wirklich lebendigen Persönlichkeit unvermeidlich sind, sowie mit harter geistiger und körperlicher Arbeit. Was sie verlieren, ist die Technik. Ihr Leben ist das logische Gegenteil all dessen, was in der alten Zivilisation – außer für besonders weise, mutige oder glückliche Einzelne – möglich war. Ihre Gemeinschaft ist ein fließendes, stets veränderliches Gleichgewicht von freiheitlicher Demokratie, demokratischem Sozialismus und Anarchismus; ihre Stabilität beruht darauf, dass sie klein ist; dass sie willentlich vorindustriell ist; und vor allem darauf, dass in ihr die Menschen geachtet und geschützt werden und dass diese, weil sie zum ersten Mal Selbstachtung lernen, auch lernen, sich gegenseitig zu achten. In mehreren wichtigen Aspekten unterscheidet sich diese von den üblichen »Utopien«: Sie nimmt sich selbst nicht allzu ernst, sondern betrachtet sich wie jede andere Regierungsform bestenfalls als Notlösung; es gibt keinen Führer und nicht einmal eine herrschende Schicht, obwohl man Weise und Skeptiker in einer Weise hochschätzt, wie man es beispielsweise in unser heutigen Demokratie nicht tut; trotz gewisser größerer, gezielter Selbstbeschränkungen ist sie eher sinnenfreudig als asketisch. Gewalt kommt in dieser Gemeinschaft nur unter Einzelnen oder bei kleinen Gruppen vor: Krieg und größere Zerstörungen sind unvorstellbar.
Gegen Ende des Films fällt der umherwandernde Tramp zufällig den Wissenschaftlern in die Hände. Neugierig, ernsthaft und rücksichtslos unterziehen sie ihn ihren Experimenten. Doch obwohl sie die menschliche Persönlichkeit nahezu vollständig aus der Welt vertrieben haben, können sie ihn nicht auf Form reduzieren; und zuletzt entkommt er ihnen gerade rechtzeitig, um seine eigene Gemeinschaft zu retten zu versuchen.
Als es zur Konfrontation zwischen den beiden Gemeinschaften kommt, sieht die Sache jedoch anders aus. Die wissenschaftliche kann sich die gesamte humanistische einverleiben, sogar ohne Gewalt anwenden zu müssen. Die Fülle an arbeitssparenden und seelentötenden Annehmlichkeiten, die die Wissenschaftler bieten können, lässt die meisten Mitglieder aus der Gemeinschaft des Tramps das Lager wechseln. Der Tramp, der nun zum ersten Mal im Film überhaupt spricht, versucht verzweifelt, für seine Gemeinschaft einzutreten, und warnt vor den Gefahren, die mit der anderen verbunden sind. Die Rede zeitigt jedoch nur die bedauerliche Wirkung, dass selbst der verbliebene Rest seiner Anhänger, darunter auch die junge Frau, der brave, anständige Mann und das Kind, die Seiten wechseln.
Am Ende ist der Tramp, wie üblich, allein: Er wendet sich von der Neuen Welt ab und verschwindet in der Dämmerung, der letzten kurzen Zeitspanne, die ihm, der Menschheit und dem ganzen Planeten noch bleibt.
ABRISS DER GRUNDGEDANKEN
In einem solchem Handlungsabriss ließen sich die Grundgedanken nicht in...
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