Schweitzer Fachinformationen
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Man sieht sie in Magazinen und in der Werbung. Oft haben sie lange graue oder weiße Haare, ein paar Lachfältchen um die Augen und einen leicht gebräunten Teint, der Vitalität und Gesundheit impliziert. Es überrascht auch nicht, dass die meisten dieser groß gewachsenen Models noch nicht von der Altersschrumpfung betroffen sind, so wie die meisten normalsterblichen Frauen ab sechzig, die jährlich mindestens einen Zentimeter kleiner werden. Denn wenn man wie diese Gazellen Gardemaß hat, spielen ein paar Zentimeter keine Rolle. Hauptsache, die anderen Maße stimmen noch. Die meisten reifen Models, die immer noch oder wieder in ihrem Beruf arbeiten, tragen jedenfalls die gleiche Kleidergröße wie in jüngeren Jahren.
Was während Jahrzehnten unmöglich schien, hat sich in den letzten Jahren geändert. Plötzlich sind reife Models gefragt. Und eben nicht nur wie bis anhin in der Werbung für Inkontinenzhöschen, Zug- und Carreisen oder Versicherungen, sondern für die ganze Luxusgüterbranche. Denn das kaufkräftige Publikum findet sich eben nicht in erster Linie bei den Youngstern, die meist für diese Werbekampagnen engagiert werden, sondern bei der Käuferschaft jenseits der vierzig. Immer mehr Kosmetikunternehmen konnten den Unmut ihrer reifen Kundinnen nicht mehr überhören. Diese beklagten zu Recht, dass Firmen nicht glaubwürdig seien, die ihre teuren Anti-Aging-Cremen von neunzehnjährigen Models mit einer »Babyfüdlihaut« präsentieren lassen. Da aber die Verantwortlichen noch nicht mutig genug waren, mit unbekannten, reifen Modellen zu werben, setzten sie zuerst auf berühmte Stars jenseits der fünfzig.
Den Anfang machte die Hollywood-Legende Jane Fonda, 85, die schon immer ein ausgezeichnetes Gespür dafür hatte, was die Menschen bewegt, und die sich mit ihrem politischen und gesellschaftlichen Engagement einen Namen gemacht hat, egal, ob sie in den 1970er-Jahren an vorderster Front als eine der prominentesten Aktivistinnen der Antikriegsbewegung in den USA agierte oder ob sie 1982 ihr erstes Fitnessvideo veröffentlichte und damit einen unglaublichen Aerobic-Boom auslöste. Jane Fonda wäre nicht Jane Fonda, wenn sie nicht noch einmal von sich reden gemacht hätte. Dies geschah, als sie mit über siebzig Jahren ein hoch dotiertes Engagement annahm, um für einen Beautykonzern für Haarfarben und später auch für andere Schönheitsprodukte zu werben. Es ist sicher kein Zufall, dass es sich beim Auftraggeber um L'Oréal handelte - ein französisches Unternehmen. Denn im Gegensatz zu den amerikanischen kennen europäische Firmen keine Altersguillotine, wenn es darum geht, mit reifen Frauen zu werben. So wie neben Fonda beispielsweise auch mit der wundervollen Schauspielerin Julianne Moore, 61. Diese zwei prominenten Frauen waren quasi die Türöffnerinnen dafür, dass langsam, aber stetig mehr reife weibliche - und männliche - Models gefragter wurden. Und in der Folge dieser Öffnung wurde mehr gesellschaftliche Diversität möglich.
Doch ab wann gehört man eigentlich zu den Silver Agern? Jetzt müssen Sie stark sein: Bereits ab 49 ist der Zutritt zum Klub möglich, für den Wikipedia eine Reihe anderer Bezeichnungen hat - »Best Ager, Generation Gold, Generation 50 plus, Golden Ager, Third Ager, Master Consumer, Mature Consumer, Senior Citizens«. Nicht klar ist indes, wann diese »besten Jahre« denn wieder enden. Mit der Pensionierung, mit dem Tod oder einfach dann, wenn das Geld knapp wird und man als Konsument uninteressant wird?
Ich war selber eine Zeit lang als »Classic Model« bei einer großen Agentur unter Vertrag. Und nein, nicht weil ich eine dieser grau- oder weißhaarigen Amazonen gewesen wäre, sondern weil mein Typ angeblich gefragt war. Ich war Mitte vierzig - also noch im frühen Stadium, wenn es um den Reifegrad eines älteren Models geht -, als ich eines Tages von der Besitzerin einer bekannten Agentur angesprochen wurde. Ich schleckte gerade - gar nicht modelmäßig - an einer Vanille-Magnum-Glace, als ich von einer cool gekleideten Frau angesprochen wurde, die wissen wollte, ob ich schon einmal professionell vor einer Kamera gestanden sei. Zuerst dachte ich an einen Scherz, aber sie meinte es ernst. Wenig später besaß ich meine eigene Sedcard. Natürlich war ich stolz wie Antonia, als meine Fotos online auf der Agentur-Website neben internationalen Topmodels zu sehen waren. Ein kräftiger Schub auch für mein Selbstbewusstsein, das zu diesem Zeitpunkt gerade im »downfall« war, spürte ich doch die ersten Vorboten der Wechseljahre.
Leider wurde es dann doch nichts mit meinem Durchbruch, obwohl ich nichts dagegen gehabt hätte, einmal in meinem Leben den berühmten Satz des Supermodels Linda Evangelista wiederholen zu können: »Für weniger als zehntausend Dollar stehen wir am Morgen nicht auf.« Mit »wir« meinte sie natürlich nicht mich, sondern ihre Kolleginnen wie Claudia Schiffer, Cindy Crawford oder Naomi Campbell. Da ich nicht geldgierig erscheinen will: Mir hätte auch ein Tausender pro Tag genügt. Dass es nicht so weit gekommen ist - jedenfalls bis jetzt nicht -, hatte weniger mit meinen Qualitäten als Model zu tun, sagte jedenfalls meine Agentin, sondern damit, dass sich mein Beruf als Journalistin nicht wirklich mit jenem eines Models verbinden ließ.
Mit Anfang fünfzig bekam ich überraschenderweise die Anfrage eines großen internationalen Beautykonzerns für eine TV-Kampagne. Die Aufnahmen für den Werbespot sollten in Amsterdam stattfinden - werben würde ich zusammen mit drei anderen Models für ein neues Pflegeprodukt der Firma. Der Flug war bereits gebucht, in wenigen Stunden würde das Abenteuer beginnen. Doch im letzten Moment untersagte mir mein Arbeitgeber, den Auftrag anzunehmen. Dies mit der Begründung, dass ich danach als Journalistin möglicherweise befangen sein könnte. Ich schluckte die Kröte, weil ich ja auf meinen Job angewiesen war, auch wenn ich nur in einem Teilzeitpensum arbeitete. Als ich später die Werbespots mit meiner »Zweitbesetzung« im Fernsehen sah, tat das schon etwas weh.
Glücklicherweise habe ich nie zu den makellos schönen Frauen gehört, die es bekanntlich besonders schwer haben, älter zu werden. Nicht nur, weil bei ihnen die Zeichen der Alterung stärker ins Auge fallen, sondern auch, weil dies, wenn sie prominent sind, von der Boulevardpresse mit besonders unvorteilhaften Fotos gnadenlos ausgeschlachtet wird. Ich habe Verständnis dafür, dass sich viele von ihnen künstlich verschönern lassen, auch wenn die Ergebnisse manchmal alles andere als optimal sind.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal an das vielleicht schönste Model der Welt erinnern: Linda Evangelista. Sie war ja unlängst in den Schlagzeilen, weil bei ihr eine Schönheitsbehandlung fehlgeschlagen war. Mit der sogenannten »Cool Sculpting«-Methode wollte sie Fettpölsterchen verlieren. Leider hatte sie das Pech, eine äußerst seltene Nebenwirkung dieser Behandlung zu erleiden: Die Fettpölsterchen wurden nicht weniger, sondern vermehrten sich. Und ihr ehemals kantig geschnittenes Gesicht wirkte seltsam aufgeplustert. Es brauchte mehrere Jahre des Rückzugs, bis Evangelista auf ihrem Instagram-Kanal an die Öffentlichkeit ging und sich selber als »arbeitsunfähig« und »verunstaltet« bezeichnete. Offenbar wurden ihr, im Gegensatz zu ihren ehemaligen Topmodel-Kolleginnen, keine lukrativen Aufträge mehr angeboten. Natürlich ist es nicht erfreulich, wenn einem so etwas passiert, aber Lindas erfolgreichste Jahre waren wohl zum Zeitpunkt des missglückten Eingriffs schon vorbei. Und wenn sie in ihrer Blütezeit morgens nicht zu oft im Bett geblieben ist - Sie erinnern sich an den Satz mit den zehntausend Dollar -, sollte sie eigentlich nicht mehr auf Arbeit angewiesen sein. Sie scheint aber ihre ehemals hohen Gagen nicht besonders gewinnbringend angelegt zu haben, oder sie hat ihre ganze Kohle verjubelt.
Gesund zu sein, auch mit den gewissen Zipperlein, die das Älterwerden mit sich bringt, ist mir heute wichtiger als eine faltenlose Haut. Darum versuche ich auch, so wenig wie möglich in den gnadenlosen Vergrößerungsspiegel zu schauen, der jedes Fältchen und jede Pore in zwanzigfacher Vergrößerung reflektiert. Aber wie bitte soll ich ohne ihn meine Brauen in Form bringen oder, noch wichtiger, meine blonden Kinnhaare auszupfen, die für mich zu den fiesesten Altersboten gehören? Meine ältere Schwester und ich haben uns jedenfalls das feierliche Ehrenwort gegeben, einander - sollten unsere Augen immer schwächer und die Härchen immer borstiger werden - diesen Dienst aus Nächstenliebe gegenseitig zu leisten.
Wenn ich gerade beim Thema Schönheit bin, möchte ich meinen jüngeren Leserinnen einige nicht wirklich weltbewegende, aber durchaus nützliche Erfahrungen weitergeben. Mir wären nicht nur einige Enttäuschungen erspart geblieben, hätte ich einst ähnliche Tipps bekommen, sondern auch eine Menge Geld.
Auch wenn uns die Werbung jeden Frühsommer verspricht, dass jetzt eine »revolutionäre Formel« erfunden und wissenschaftlich getestet wurde, die die Matratzenstruktur unserer Oberschenkel glättet: Vergessen Sie es! Wenn es wirklich ein wirksames Mittel gegen Orangenhaut oder Cellulite geben würde, wäre damit jemand sehr, sehr reich geworden. Ein schwaches Bindegewebe - von dem leider hauptsächlich Frauen betroffen sein können - ist in erster Linie Veranlagung. Meine acht Jahre ältere Schwester hat diesbezüglich das große Los...
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