Schweitzer Fachinformationen
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Wenn die Liebe zum Schlachtfeld wird ...
Jonathan und Barbara Rose sind das perfekte Paar. Sie leben in einem wunderschönen Haus voller wertvoller Antiquitäten, haben zwei wohlgeratene Kinder und in der Garage einen teuren Ferrari. Was wünscht man sich mehr? Doch als Jonathan plötzlich einen Herzinfarkt erleidet (oder zumindest glaubt, er habe einen), wird Barbara klar, dass sie mehr vom Leben möchte - ohne ihn. Es gibt nur ein Problem: Beide wollen das Haus. Und nun beginnt ein Krieg, in dessen Verlauf alles zerstört wird, was ihnen kurz zuvor noch ach so wichtig gewesen ist ...
Die Buchvorlage zum Film mit Olivia Colman und Benedict Cumberbatch komplett überarbeitet und in neuer Übersetzung
»Herrlich böse, schwarzhumorig und haarsträubend« GILLIAN FLYNN
Jonathan Rose saß auf einem Gangplatz, ein paar Reihen vom Podium entfernt, die langen Beine auf dem abgenutzten Holzboden ausgestreckt. Das Wohnzimmer war nicht einmal zur Hälfte gefüllt, kaum mehr als dreißig Personen. Wie die Überreste eines Bombenangriffs lagen hinter dem Auktionator diverse Besitztümer der Familie Barker; der letzte Barker war so alt geworden, dass der Schrott zum Teil einigen Wert erlangt hatte.
»Das ist ein echter Bostoner Schaukelstuhl«, sagte der Auktionator in geradezu flehendem Ton und zeigte auf einen arg mitgenommenen Schaukelstuhl im Windsor-Stil. »Hergestellt von Hitchcock, Alford and Co., einer der besten Adressen für Stühle.« Mit düsterer Miene und ohne jegliche Hoffnung sah er sich in dem stillen Raum um. »Verdammt«, blaffte er. »Das ist eine echte Antiquität.«
»Zehn Dollar«, meldete sich eine Frau mit schriller Stimme, die eingemummelt in einen schmuddeligen irischen Pullover in der ersten Reihe saß.
»Zehn Dollar?«, protestierte der Auktionator. »Sehen Sie sich die konischen Stäbe der Lehne an, den geschwungenen Abschluss, die geformte Sitz.«
»Also gut, zwölf fünfzig«, sagte die Frau genervt. Sie hatte die meisten der angebotenen Möbel gekauft, und auf Jonathan wirkte es, als würde die Auktion nur für sie allein veranstaltet.
»Die ganze Sache stinkt«, zischte ein Amerikaner mit rot geäderter Gesichtshaut neben ihm. »Der Regen hat alles vermasselt. Ihr gehört ein Antiquitätenladen in Provincetown. Sie bekommt das Zeug hier fast umsonst und verkauft es dann für das Zehnfache an die Touristen.«
Jonathan nickte und schnalzte zustimmend mit der Zunge, der Regen war auch sein Verbündeter. Die meisten Touristen, die am Donnerstag und Freitag nach Chatham geströmt waren und auf ein angenehmes Memorial-Day-Wochenende am Strand gehofft hatten, waren bereits am Vormittag wieder abgereist. Im Breaking Wave, wo Jonathan den Sommer über als Kellner arbeitete, sah der Speisesaal für das sonntägliche Mittagessen aus wie am Ende der Saison, und sein Trinkgeld fiel entsprechend aus.
Doch das Wetter auf Cape Cod war bestenfalls unbeständig. Daran war er gewöhnt. Während seines Studiums in Harvard hatte er im Sommer immer im Breaking Wave gearbeitet und sich an den Tagen, wenn er nicht an den Strand konnte, mit Antiquitätenauktionen die Zeit vertrieben. Besonders gern ging er zu Haushaltsauflösungen in alten Cottages, deren Besitzer verstorben waren. Er konnte sich zwar nur selten etwas leisten, doch manchmal ergatterte er eine Staffordshire-Keramikfigur zu einem Spottpreis.
Er war unter den Augen von vier weiblichen Staffordshire-Pearlware-Figuren mit tief dekolletierten weißen Gewändern aufgewachsen, die die vier Jahreszeiten darstellten. Sie spähten aus dem Porzellanschrank seiner Mutter im Esszimmer hervor, Erinnerungen an den Kriegsdienst seines Vaters in England. Einmal hatte er den Frühling zerbrochen, als er das objet in dem heimlichen vorpubertären Drang herausnahm, die Titten der kleinen Dame zu berühren; die Figur war ihm entglitten und enthauptet auf dem Boden gelandet. Jonathan, der schon immer geschickte Hände hatte, hatte sie meisterhaft wieder zusammengeklebt, und seine Mutter bemerkte nichts.
Im Laufe der Zeit erwarb er, wie aus einem schlechten Gewissen heraus, eine bescheidene eigene Staffordshire-Sammlung, einige Figuren schlafender Kinder und den häufiger vorkommenden Seemann mit Frau und Kind. Seine Recherchen über die Porzellanfiguren legten nahe, dass sie eines Tages im Wert steigen würden, obwohl seine vergleichsweise billig gewesen waren.
Der Auktionator griff nach einer Figur, die einen Boxer darstellte, hielt sie sich hoch über den Kopf und las aus dem Datenblatt vor.
»Staffordshire Pearlware. Der Boxer Cribb. Englischer Meister im Jahr 1809.«
Jonathan erstarrte. Die Gestalt von Cribb war weiß. Es gab auch eine schwarze Figur, die des Boxers Molineaux, eines ehemaligen Sklaven, der zweimal gegen Cribb gekämpft und beide Male verloren hatte. Beide Boxer waren als Karikaturzeichnungen, als Keramikmalerei und durch Figuren wie diese verewigt. Sie wurden immer zusammen abgebildet, wie sie einander mit erhobenen Fäusten gegenüberstanden. Dieser Idiot reißt das Paar auseinander, dachte er, entsetzt über die Ignoranz des Auktionators.
»Fünfzehn Dollar«, rief die Dame in der ersten Reihe.
Achselzuckend betrachtete der Auktionator die Figur. Jonathan wusste, dass es kein Kunstwerk war, sondern eher die Qualität eines Souvenirs hatte. Wahrscheinlich stammte es von irgendeinem unbekannten Töpfer und war ursprünglich für zwei Cent angeboten worden. Der Auktionator warf einen verächtlichen Blick ins Publikum und wollte den Verkauf offenbar rasch zu Ende bringen.
»Fünfzehn«, krächzte er. »Fünfzehn sind geboten. Höre ich sechzehn?«
Jonathan hob die Hand.
»Sechzehn«, sagte der Mann mit einem Hauch von Optimismus.
Die Dame im irischen Schmuddelpullover drehte sich auf dem Stuhl um. Ihr Gesicht sah aus wie feuchter Teig, ihre rote Nase lief.
»Siebzehn«, gackerte sie.
»Siebzehn«, wiederholte der Auktionator und blickte wieder zu Jonathan.
Jonathan hob acht Finger und räusperte sich. Die dicke Frau schnaufte und bewegte sich auf ihrem Stuhl. Nervös griff er in die Tasche und holte sein Geld heraus. Er hatte siebenunddreißig Dollar, die gesamten Trinkgeldeinnahmen vom Wochenende. Falls er Cribb bekam, wollte er noch etwas für Molineaux übrig haben.
»Neunzehn«, posaunte die Dame. Regen prasselte gegen die Fenster. Der Auktionator ignorierte es und widmete sich seiner Aufgabe. Jonathans Herz pochte.
»Blöde Kuh«, murmelte er, dann rief er: »Zwanzig.«
»Idiot«, schimpfte die Frau und drehte sich mit verächtlichem Blick zu ihm um.
»Zwanzig. Zwanzig zum Ersten.« Mit einem sparsamen, zufriedenen Lächeln blickte der Auktionator zu der Frau. Er hob den Hammer. »Zwanzig zum Zweiten.« Jonathan hielt den Atem an. Der Hammer fiel. »Verkauft.«
»Verdammt«, murmelte Jonathan, beflügelt von der Erfahrung, und genoss seinen Sieg.
»Tja, Sie haben die alte Kuh geschlagen«, näselte der Amerikaner neben ihm.
Wenige Augenblicke später wurde Molineaux nach vorne gebracht. Jonathan spürte, wie sich sein Magen anspannte. Es ist ein Paar, bestärkte er sich in seinem Entschluss. Er nahm das Geld weg, das er für Cribb ausgegeben hatte, steckte es sicher in die Tasche und umklammerte mit verschwitzter Hand die restlichen Scheine. Es waren nur noch siebzehn Dollar übrig.
»Hier haben wir noch einen Staffordshire-Boxer, den Boxer Molineaux, einen ehemaligen Sklaven, der im frühen 19. Jahrhundert in England geboxt hat.«
»Zehn Dollar«, rief die Dame im schmuddeligen irischen Pullover. Sie drehte sich nicht um.
»Elf«, rief Jonathan. Bitte, flehte er stumm und merkte, wie seine Entschlossenheit über die Vernunft siegte. Eigentlich konnte er es sich nicht leisten, sein Geld so zu verschwenden.
»Zwölf«, zwitscherte es hinter ihm. Aufgeschreckt von dieser neuen Stimme, drehte er sich abrupt um. Zwei Reihen hinter ihm lächelte ihn eine junge Frau mit langem kastanienbraunem Haar schüchtern unter einer Matrosenmütze an, auf ihren Apfelbäckchen ein Hauch von Röte.
»Mist«, murmelte Jonathan, als der Auktionator das Gebot wiederholte.
»Zwölf.«
»Zwölf fünfzig«, antwortete die junge Frau, ohne zu zögern.
»Wissen die nicht, dass es ein Paar ist?«, flüsterte Jonathan in sich hinein, als wäre ihr Gebot eine Art Rache. Er hob die Faust, in der er die verschwitzten Scheine hielt.
»Dreizehn«, rief der Auktionator und starrte die Frau an. Sie zögert, dachte Jonathan.
»Bietet jemand dreizehn fünfzig? Dreizehn fünfzig sind geboten«, erklärte der Auktionator. Jonathan war sich sicher, dass der Auktionator ein Spiel trieb. Jonathan warf ihm einen finsteren Blick zu, dann wandte er sich mit vorwurfsvoller Miene zu der jungen Frau um.
»Vierzehn«, knurrte er. Seine Kehle schnürte sich zu. Er spürte die Anspannung in seinem Magen. Verdammtes Miststück, schrie er in sich hinein. Es ergab überhaupt keinen Sinn, das Paar zu trennen. Der Auktionator blickte zu der jungen Frau.
»Fünfzehn sind geboten«, verkündete der Auktionator. Das Publikum wurde unruhig.
»Sechzehn«, krächzte Jonathan.
»Siebzehn«, antwortete die Frau schnell über den Lärm hinweg.
»Das ist ein verdammtes Paar«, rief Jonathan kopfschüttelnd. Er öffnete die Handfläche und rollte die Scheine aus. Siebzehn. Das war's. Er hatte nicht mal mehr Kleingeld. Wieder drehte er sich um und sah die Frau an. Sie war ruhig, fast heiter, aber ihre Entschlossenheit war unübersehbar.
»Siebzehn sind geboten«, sagte der Auktionator und starrte Jonathan auf einschüchternde Weise an.
»Achtzehn«, rief Jonathan mit krächzender Stimme. Es schien still im Raum zu werden. Das Geräusch des prasselnden Regens verblasste. Jonathan kam sich schlecht vor, manipulativ. Er hatte das Geld nicht. Sein Atem ging stoßweise.
»Neunzehn«, antwortete die Frau.
»Zwanzig«, schoss er zurück.
Die junge Frau zögerte, ein Kloß bildete sich in Jonathans Hals. Wieder sah er sie an. Ihre Blicke trafen sich. Ihre Leidenschaft war nicht zu übersehen.
»Einundzwanzig«, sagte sie.
Alles klar, entschied er, dankbar für die Begnadigung, sie ist ein zähes...
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