Schweitzer Fachinformationen
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Braden Mack lenkte seinen Porsche SUV am hinteren Rand des dunklen Parkplatzes in eine Parklücke und wartete auf das Zeichen. Zwei Reihen weiter stand ein Chevrolet mit eingeschalteten Scheinwerfern.
Ein Augenblick verging. Dann noch einer.
Endlich flammte das Fernlicht zweimal kurz auf.
Es war so weit.
Mack stellte den Motor ab, schaltete sein Handy stumm und steckte es in die Lederjacke. Als er ausstieg, taten das auch die Männer in dem Chevrolet. Ein muskulöser Körper nach dem anderen schob sich aus dem Wagen. Ihr Atem bildete weiße Wölkchen. Mack ging ihnen entgegen, sie trafen sich auf halber Strecke zwischen den Autos.
«Du bist zu spät», sagte Del Hicks, einer seiner engsten Freunde.
«Ich musste eine Ehe retten.»
«Wieder eine einsame Ehefrau?» Das kam von Derek Wilson, einem örtlichen Bauunternehmer.
«Manche Männer lernen es nie.»
«Und genau deshalb sind wir hier, oder nicht?», sagte Malcolm James mit seiner tiefen Zen-Meister-mäßigen Stimme. Sein dichter Bart reichte ihm inzwischen bis zum Schlüsselbein.
«Richtig.» Mack sah sie der Reihe nach an und versuchte abzuschätzen, ob alle bereit waren, das hier durchzuziehen. «Wer noch aus der Nummer rauswill, muss es jetzt sagen, denn sobald wir reingehen, gibt es kein Zurück.»
«Ich bin dabei», sagte Derek.
«Ja, Mann.» Del rieb sich die behandschuhten Hände. «Tun wir's.»
«Was machen wir hier noch mal?», fragte Gavin Scott, eins der neuesten Mitglieder des Clubs. Sein Tonfall war jammernd, und er zog gegen den kalten Wind die Schultern hoch. «Außer uns die Eier abfrieren?»
Mack drehte sich um und sah zu dem Gebäude. Ein hellrotes Neonschild prangte über dem geschäftigen Bürgersteig vor dem Einkaufszentrum. Music City Books. Drei Jahre lang hatten sie ihren Buchclub geheim gehalten. Heimlich gelesen. Sich hinter verschlossenen Türen getroffen. Sie waren insgesamt zehn Männer - Profisportler, Lokalpolitiker, Technikgenies, Unternehmer. Mack gehörten mehrere Bars und Nachtclubs in Nashville. Sie alle teilten eine Vorliebe für ein Genre, das sie zu besseren Männern, besseren Liebhabern und besseren Ehemännern gemacht hatte.
Na ja, Letzteres galt nicht für Mack, er war einer der letzten Singles in der Gruppe. «Was wir hier machen?», wiederholte er und sah die anderen Männer an. «Wir werden in aller Öffentlichkeit Liebesromane kaufen, verdammt noch mal.»
Er stemmte die Hände in die Hüften und wartete auf eine Reaktion. Die ersten Takte einer dramatischen Filmmelodie oder lautes Jubeln wären nicht schlecht. Stattdessen bekam er lediglich einen lauten Furz zu hören, und zwar vom sechsten Mitglied ihrer Truppe, einem russischen Eishockeyspieler namens Vlad, der keine Milchprodukte vertrug. Wirklich überhaupt keine.
Vlad verzog das Gesicht und griff sich an den Bauch. «Ich muss zur Toilette.»
Mack schüttelte nur den Kopf. «Gehen wir.»
Leicht gebeugt setzte sich Vlad als Erster in Bewegung, die anderen folgten ihm mit Mack an der Spitze. Sie warteten am Rand des Parkplatzes ein paar vorbeifahrende Autos ab, bevor sie zum Bürgersteig hinüberliefen. Vlad verschwand nach drinnen, ohne sich noch einmal umzusehen, mit jedem Schritt wurde er schneller. Die Situation war offensichtlich kritisch. Die arme Toilette ahnte nicht, was bevorstand. Ruhe in Frieden, Frischluft im Buchladen.
Mack holte tief Luft, die Hand am Türgriff. Noch einmal sah er die anderen an. «Okay. Das sind die Regeln: Jeder von uns kauft mindestens ein Buch für den Club, das als unsere nächste Lektüre in Frage kommt. Niemand versteckt das Cover. Und wenn euch irgendwer darauf anspricht, ihr kauft es nicht als Geschenk. Ihr kauft es für euch selbst. Noch Fragen?»
«Was, wenn uns jemand erkennt?», brummte Gavin mürrisch. Tatsächlich war er momentan wohl der Berühmteste von ihnen, er wurde häufiger erkannt. Als Spieler der Nashville Legends, der Major-League-Baseball-Mannschaft der Stadt, war er vergangenes Jahr zur nationalen Berühmtheit geworden, weil er in einem Playoffspiel einen grandiosen Homerun hingelegt hatte.
«Und wenn schon», antwortete Malcolm. Er war der Runningback der Football-Mannschaft von Nashville und daher selbst ziemlich berühmt. «Wir reden regelmäßig darüber, wie unfair es ist, dass die Atmosphäre toxischer Maskulinität in unserer Gesellschaft uns dazu bringt, uns zu schämen, weil wir auf Liebesromane stehen. Aber wir kaufen uns die Bücher trotzdem heimlich. Es ist Zeit, dass wir uns an das halten, was wir predigen.»
«Hätte es nicht besser sagen können», bemerkte Mack und stellte sich sehr gerade hin.
«Natürlich nicht.» Gavin lachte trocken. «Malcolm hat den IQ eines Genies, Dumpfbacke.»
Mack zeigte ihm den Stinkefinger.
Gavin tat dasselbe.
Del seufzte und drückte die Ladentür auf. «Ich gehe rein.»
Sowie sie das Geschäft betraten, zogen sie Aufmerksamkeit auf sich. Aber Mack bezweifelte, dass es daran lag, dass einer von ihnen erkannt wurde. Wie oft ging schließlich eine Gruppe breitschultriger gutaussehender Typen zusammen in eine Buchhandlung? Sie wirkten wie eine Offensive Line der Literary League.
«Wo stehen die Liebesromane?», fragte Del leise.
Mack schüttelte den Kopf und überflog die Hinweisschilder, die von der Decke hingen. «Ich sehe nichts.»
«Dann müssen wir fragen», sagte Malcolm.
Fluchend zog Gavin sich den Schirm seiner Baseballcap tief in die Stirn.
Sie näherten sich dem Informationsschalter, wo eine Frau von ihrem Bildschirm aufblickte. Sie trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck I read banned books. «Was kann ich für Sie tun?»
«Können Sie mir sagen, wo die Romance-Abteilung ist?», fragte Malcolm.
Sie kniff die Augen zusammen. «Sie meinen die Abteilung für romanische Sprachen?»
«Nein.» Mack trat neben Malcolm. Er stützte eine Hand auf den Tresen und neigte sich lächelnd zu ihr. «Wir meinen Liebesromane.»
«Sie wollen zu den Liebesromanen», sagte sie langsam, und ihre Skepsis triefte aus jeder Silbe.
«Ganz genau.» Mack zwinkerte sie an.
Sein Flirten brachte die Frau zum Erröten. «Ich habe noch nie erlebt, dass Männer nach Liebesromanen fragen.»
Mack neigte sich noch näher zu ihr und senkte halb verführerisch, halb verschwörerisch die Stimme, worauf sie noch mehr errötete. «Es gibt viele wie uns», raunte er.
Sie deutete in den hinteren Teil des Ladens. «Die letzten beiden Regale rechts.»
Hinter Malcolm her gingen sie in die angegebene Richtung. Gavin schnaubte angewidert. «Gibt es eigentlich auch Frauen, mit denen du nicht flirtest?», fragte er.
Mack zuckte mit den Achseln. «Ich kann nichts dafür. Mein Charme ist angeboren.»
Vor einem der letzten Seitengänge, die eine magere Auswahl an Taschenbüchern boten, blieben sie stehen. Nur ein Regal war mit Liebesromanen bestückt. «Das ist erbärmlich», meinte Malcolm kopfschüttelnd.
Gavin blickte sich nervös um. «Ich hätte nichts dagegen, weiter online einzukaufen.»
«Stell dich nicht so an.» Mack neigte den Kopf auf die Seite, um die Buchrücken zu lesen.
Vlad stieß wieder zu ihnen. «Die Toiletten hier sind gut. Sehr sauber.»
Der Kerl konnte einem die besten öffentlichen Toiletten in jeder Großstadt der Vereinigten Staaten nennen. Wenn er das Hockeyspielen eines Tages aufgab, könnte er eine Klo-Ranking-App erstellen und damit mehr Geld verdienen als vorher im Profisport.
Mack fand seine Lieblingsautorin und zog The Protector aus dem Regal, ihr neustes Buch, das sich um einen Geheimdienstagenten und die Tochter des Präsidenten drehte. Er mochte Verfolgungsjagden und Action und so was in seinen Liebesromanen, deshalb las er mit Vorliebe das Subgenre Romantic Suspense. Und eine besondere Schwäche hatte er für Enemies-to-lovers-Geschichten. Es hatte einfach etwas Befriedigendes, wenn zwei Leute entdeckten, dass der Grund für ihre Streitigkeiten auch der Grund war, warum sie perfekt zusammenpassten.
«Treffen wir uns Freitagabend?», fragte Gavin, den Blick auf einen roten Buchrücken gerichtet. «Das Spiel geht wahrscheinlich erst nach sieben zu Ende, Del und ich können also erst spät.»
«Bei mir ginge es erst Samstag», sagte Mack, der sein Buch aufschlug, um die erste Seite zu lesen. «Ich bin Freitag mit Gretchen verabredet.»
In seinem Bauch machte sich Anspannung breit. Morgen Abend ginge er offiziell seit drei Monaten mit Gretchen aus, einer Anwältin, die er bei einer Party kennengelernt hatte, und er scheute keine Kosten, damit es ein ganz besonderer Abend für sie wurde. Er hatte seine Beziehungen spielen lassen, um einen Tisch im ständig ausgebuchten Savoy zu bekommen, einem der schicksten Restaurants in Nashville, das einem berühmten Fernsehkoch gehörte. Und wenn es gut lief, würde er etwas tun, das er noch nie getan hatte, und eine ganz spezielle Frage ansprechen - die Frage nach der Zukunft. Die Kannst-du-dir-etwas-Ernstes-zwischen-uns-vorstellen?-Frage.
Die Stille hinter ihm war viel zu offensichtlich, als dass es ein Zufall sein konnte. Er drehte sich um und sah die Jungs ein stummes Gespräch mit Hilfe von Augenbrauen und Händen führen. Del griff in sein Portemonnaie und gab Vlad einen Zwanziger.
«Was zum Teufel soll das? Was macht ihr da?»
Schuldbewusst zuckten die fünf zusammen. «Er hatte Geld geliehen», erklärte Vlad und steckte den Schein ein.
«Bullshit. Worum geht es wirklich?»
Vlad ließ den Kopf sinken wie ein Welpe, der gerade ausgeschimpft wird, weil er auf...
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