Schweitzer Fachinformationen
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oder
Werde ich sie vermissen?
Wenn der Senator-Status nicht mehr erflogen wird, kann man ihn sich erkaufen.
2.000 Euro verlangt die Kranichlinie dafür.
Zu meinen Hoch-Zeiten hatte ich 35 Flüge pro Jahr.
Das ergibt 35 mögliche Frühstücke, und 35 mögliche Abendessen in den Lounges.
Aus dem Frühstück mache ich mir nicht viel.
Bleiben die Abendsnacks. Macht für mich dann pro Snack etwa 57 Euro. Und einen etwas bequemeren Sessel. Und eine etwas größere Zeitungsauswahl. Fast hätte ich die etwas besseren Weine vergessen.
Stolze Preise, Herr Kranich! Guten Flug, Herr Senator!
Anfang Juni 2013
Auf dem Flur unseres Büros höre ich zufällig im Vorbeigehen aus einem Gespräch zweier Kollegen heraus, dass man dringend einen Berater für einen kurzfristigen Einsatz in China sucht. Unsere Landesgesellschaft dort hat ein Projekt für die Einführung von SAP in einem Stahlwerk gewonnen. Das Werk befindet sich noch im Bau, wir werden gemeinsam mit einem Partner die erforderliche Softwareumgebung implementieren. Offenbar fordert der Kunde nun unmittelbar nach der Vertragsunterzeichnung ein Coaching unseres chinesischen Projektteams durch einen in der Stahlbranche erfahrenen europäischen Berater. Erst unterschreiben, dann nachfordern - ein interessantes Geschäftsgebaren. Spontan mische ich mich in die Unterhaltung ein - und bin eine Stunde später der gesuchte Mann.
Wie viele Projekte braucht der Berater?
Neben meinem Großprojekt mit der Verantwortung als Projektleiter habe ich bereits ein (kleines) weiteres Projekt als Qualitätssicherer. Jetzt ziehe ich mir zusätzlich noch diese dritte, internationale Aufgabe an. Wie passt das zusammen - wie soll das gehen? Sofort erschallt die ein oder andere Stimme aus der Organisation, die diese weitere Belastung nicht gutheißt. Konkret befürchten die Kritiker, dass während einer der drei geplanten - jeweils einwöchigen - China-Abwesenheiten die Lage im Hauptprojekt eskalieren und kippen könnte, ich dann nicht umgehend zur Lösung und Bereinigung vor Ort zur Verfügung stünde. Ich verstehe vom Grundsatz her eine solche Sorge. Aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass genau in einer meiner Abwesenheits-Wochen die Situation urplötzlich und ohne Vorankündigung umschlägt? Dass es dann auch mein (exzellenter) Stellvertreter nicht schafft, die Wogen zu glätten? Ich frage zurück: Nur mal gesetzt den Fall, dass es sich tatsächlich genauso entwickeln würde - hätten wir dann nicht ein viel grundsätzlicheres Problem in diesem Projekt? Meine Argumente überzeugen die Kritiker nicht wirklich, zu meinem großen Glück haben wir allerdings bereits den Kollegen in China meine Person zugesagt. No way back!
Was bedeutet das China-Engagement für mich? Man (ich!) muss einfach mal raus aus dem klein-klein des laufenden Projektes: Mit jedem Betreten des hessischen Großraumbüros verspüre ich Enge. Zu viele Menschen. Zu enge Tische. Zu enge Gedanken. Diskussionen, die in viel zu engen Bahnen verlaufen. Ich benötige Abstand. Distanz. Freiraum. Um daraus neue Sichten zu gewinnen. Das beginnt mit dem Einstieg ins Flugzeug. Eigentlich sogar bereits mit dem Besuch der Lounge nach der Abgabe des Koffers beim Check-In. Daher freue ich mich auf China. Kräfteschonend wird das nicht werden. Aber Bewusstseinserweiternd. Ich bin der Überzeugung, dass das permanente Aufreiben im klein-klein des Großprojektes mindestens genauso viel Kraft kostet wie diese zusätzliche anregende Aufgabe. Und mir die erfüllende zusätzliche Herausforderung neue Energie bringen wird. Im Prinzip also eine Work-Work- und gleichzeitig auch Work-Life-Balance. Eingesetzte Reiseenergie wird durch neue Inspirationen und gewonnene Lebensfreude kompensiert. Vielleicht sogar überkompensiert.
14. Juli 2013
Heute (Sonntag) steht um 09:45 Uhr das Taxi vor der Tür. Über München geht es nach Beijing, wo der Airbus am Montagmorgen pünktlich um kurz nach sechs Ortszeit landet. Knapp zwei Stunden Aufenthalt liegen im riesigen internationalen Terminal bis zum Anschlussflug vor mir. Nach einigen Querelen (siehe folgender Kasten) konnte die Langstrecke doch in der Business Class gebucht werden, sodass ich jetzt die Übergangszeit zumindest in den bequemen Sesseln der Beijinger Star Alliance Lounge verbringen kann. Ein kleiner Dämpfer: Die Bewirtung startet erst in einer Stunde, es gibt noch nicht einmal eine heiße Tasse Kaffee. Und: Die Lounge liegt frei im Terminal - der Raum ist nach oben offen. Somit herrscht an meinem Sessel die gleiche Temperatur wie im gesamten Abflugbereich. Nach meinem Empfinden wird das Terminal aktuell kaum bis gar nicht beheizt. Warum auch - es ist ja Sommer. Aber noch sehr früh am Morgen. Und das Wetter ist trüb, bewölkt. Kein Sonnenstrahl am Himmel zu sehen. Zum Glück habe ich meinen Lieblings-Flugzeug-Kuschelpullover dabei. Trotzdem ist mir kalt. Und ich bin müde.
Interne Politik
Die Reise wurde erst in letzter Minute genehmigt. Flüge und Hotel waren zwar gebucht, hätten aber im Zweifel auch wieder storniert werden können. Warum die späte Freigabe? Wie zuvor beschrieben, hat der Kunde unserer chinesischen Landesgesellschaft erst nach der Vertragsunterzeichnung die Forderung nach einem europäischen Projekt- Coach gestellt. Das bedeutet, dass die Kosten für diese Aufgabe nicht in der Projektkalkulation unserer chinesischen Niederlassung enthalten sind. Somit haben die Kollegen natürlich keinerlei Interesse daran, dass mein Einsatz umfangreiche Kosten verursacht. Daher versuchen sie, mit uns zu verhandeln. Punkt eins: Der Flug muss aus ihrer Sicht in Economy erfolgen. Das lehne ich ab - wenn ich nach vierundzwanzig Stunden Anreise und mit einigen Stunden Zeitverschiebung vier Tage intensive Workshops in Englisch durchführen und begleiten soll, benötige ich zumindest etwas Schlaf während der Reise. Daran ist in Economy nicht zu denken. Im Übrigen würde das auch gegen unsere deutschen Reiserichtlinien verstoßen. Der zweite Streichposten aus chinesischer Sicht: Reisezeiten sollen nicht zwischen den Gesellschaften verrechnet werden. Das lehnt (zunächst) mein Chef ab. Und drittens: Beratungsstunden sollen ebenfalls nicht verrechnet werden. Das lehnen wir beide ab. Am Ende - sozusagen kurz vor Abflug - werden wir uns geeinigt haben: Ich darf im Flugzeug vorne sitzen, die Reisestunden verrechnen wir nicht, aber die Beratungsstunden vor Ort werden intern weiterbelastet. Eine Art Kompromiss. Der dem chinesischen Management überhaupt nicht gefällt. Aber sie haben keine Alternative.
Beim Einchecken zum Weiterflug treffe ich erstmals auf unseren chinesischen Projektleiter - er ist ein sehr netter, überaus engagierter junger Mann. Wir nutzen die folgenden zwei Stunden, um uns etwas kennenzulernen, und uns über die anstehenden Aufgaben auszutauschen. Um 10:30 Uhr landen wir am Zielflughafen. Überraschung: Mein Koffer hat es nicht hierhergeschafft. Nur mit Hilfe meines Kollegen (Englisch bringt mich keinen Millimeter weiter - eine für mich neue, beunruhigende Erfahrung) erhalten wir am Lost&Found-Schalter die Information, dass mein Gepäckstück noch in Beijing steht. Wir füllen die erforderlichen Formulare aus, erhalten eine Service-Telefonnummer, bei der wir uns im Verlauf des Tages nach der erwarteten Ankunftszeit des Koffers erkundigen können. Mit dem Taxi geht es nun zwei weitere Stunden in den Projektstandort. Auf der Fahrt überlege ich fieberhaft, wie ich den heutigen Tag kleidungstechnisch überstehen soll. Denn wie das so ist bei einer über zwanzigstündigen Reise: Der Müffelfaktor steigt. Exponentiell. Ins Handgepäck habe ich in den letzten Jahren immer nur den Laptop, einen Pullover, Deo und etwas Lesestoff gepackt. Das beginnt sich heute zu rächen.
Ankunft am Zielort. Das Taxi setzt mich vor dem Hotel ab, mein Kollege fährt weiter zu seinem Apartment, wird sich dort umziehen und mich in einer Stunde hier wieder abholen. Der Check-In im Hotel verläuft mühsam. Langwierig. Das gleiche Bild wie vorhin am Flughafen: Englisch ist nicht die erste Wahl der Angestellten. Auch nicht die zweite oder dritte. Aber sie finden eine pragmatische Lösung: Die abwesende englischsprechende Managerin wird angerufen, per Telefon übersetzt sie mein Englisch an ihre Kollegen, und deren Chinesisch an mich. Geht doch! Eine halbe Stunde später stehe ich in meinem Zimmer. Das ist groß und sauber. Die Möblierung wirkt eher überladen. Schwülstig. Bei der kurzen Orientierung fallen mir im Bad verpackte Unterhosen aus Bambus (!) und Massageöl in die Hände. Zwei für mich eher ungewöhnliche Sanitärartikel in meinen bisherigen Hotels. Ich werde sie nicht benötigen.
Aber...
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